19- Sie lächelt!
"Hier, trink nen Schluck!", grinste Corbin und riss das Klebeband von meinem Mund. "Was hab ich-", er nahm mir wieder die Macht zu sprechen und entfernte sich von mir. Es war dunkel und kalt. So wie in meinem Kopf. Baron kam mit einer Spritze bewaffnet wieder. Wie wild zappelte ich herum und hoffte er würde mich nicht erwischen. Aber wie wahrscheinlich war es, dass ich als gefesseltes Mädchen auch nur die kleinste Chance gegen einen Typen hatte, dessen Hand so groß wie mein Gesicht war? Plötzlich verpasste er mir eine schallende Ohrfeige, woraufhin ich ruhig vor ihm liegen blieb. Mit einem ernsten Blick setzte er sich auf mein Becken und spritzte mir eine große Dosis von einer weißen Flüssigkeit. Ein Narkosemittel?
Zwei Tage später.
Ich wurde mit einer klatschenden Hand an meiner Wange geweckt. Bitte hör auf damit! Wieder saß er auf mir. Ich sah benommen an mir herunter und erkannte, dass er mein T-Shirt ein Stück aufgerissen hatte. Hatte er...? Nein... "Aufwachen! Es ist 10 Uhr. Wir haben noch Dinge zu tun", sagte Baron laut. "Süßer BH übrigens. Die schwarzen Rüschen sind niedlich", merkte er an. Meine Backe brannte so sehr und mein Rücken brachte mich um. Er nahm mein Handy aus seiner Hosentasche und ich sah ihn verdutzt an. "Was? Woher ich deinen Pin habe? 1408, dein Geburtsdatum, einfacher gings nicht." Mit großen Augen guckte ich ihn an, als ich das Klicken der Kamera-App hörte.
"Wir machen jetzt ein schönes Fotoshooting für deine nutzlosen, kleinen Freunde", erklärte er mir und ich sah ihn ohne jegliche Emotionen an. "Ach komm schon, ein bisschen mehr Elan!", lachte er. Lustlos verdrehte ich die Augen.
Er hatte jetzt bestimmt an die 30 Bilder gemacht und nun kam sein 'spezielles Geschenk', wie er es die letzten zehn Minuten nannte. "Wir machen ein Video."
"Die Regel: Ich mach das Tape ab, damit du dich auch schön ausheulen kannst. Aber nur wenn du dich anständig benimmst." Zur Hälfte streifte er es ab und hockte sich vor mich, die Kamera vor seinem Gesicht. "Das schicke ich in eure dumme Gruppe", grinste er stolz.
"3... 2... 1...", zählte er herunter. Hektisch quasselte ich: "Leute, helft mir, ich weiß nicht, wo ich bin, in einem alten Büro oder so, alles ist gammelig, da sind alte Tische und überall Graffitti! Baron hat mich-", plötzlich klebte er meinen Mund wieder zu und ich bekam eine Faust mitten in's Gesicht, die mich ausknockte. Wenigstens hab ich es versucht...
Seth's P.o.V.:
Wir saßen zusammen in der Lobby und aufeinmal klingelten alle unsere Handys. Ich sah die Fotos und das Video, das Bonny in den Gruppenchat geschickt hatte. Oh Gott, nein... "Leute, helft mir, ich weiß nicht, wo ich bin, in einem alten Büro oder so, alles ist gammelig und da sind alte Tische und überall Graffitti! Baron hat mich-" Dann prügelte er auf sie ein und sie schlug mit dem Kopf an der Wand hinter ihr auf. Oh nein, Bonny... "Irgendwoher kenn ich diesen Ort... Die Farbe von der Wand und diese Blümchen-Matratze...", murmelte Ro neben mir.
"Oh mein Gott, wie schrecklich", stutzte Becky und zeigte uns das dritte Bild. Bonny's Wange hatte einen dunkelroten Handabdruck und sie sah komplett fertig aus. Dieses toughe Feuer in ihren Augen war erloschen. Ihr T-Shirt war am Kragen aufgerissen, sodass man ihre Unterwäsche sehen konnte. Wehe er hat ihr etwas angetan! Ich bringe ihn eigenhändig um! Ich konnte diesen Anblick nicht ertragen, legte mein Handy auf den Tisch und atmete tief ein und aus. Hätte ich sie nicht gehen lassen, hätte ich sie jetzt noch bei mir. Dann könnte ich sie jetzt umarmen, und sie würde nicht so kaputt aussehen. Das ist alles meine Schuld. Diese Bilder bleiben für immer in meinem Kopf. Sie sieht aus wie ein Zombie. Eine lebende Leiche, so blass und trüb.
"Roman! Weißt du noch damals, die alte Halle, in der wir immer gespielt haben?", rief plötzlich Jey. "Ja, aber was ist damit?", fragte Roman und guckte ihn verwirrt an. "Das ist es! Da sind sie! Jimmy, Ro, weiß einer von euch noch wo die war?", erkannte Jey.
"Ja stimmt! Die Matratze lag da schon immer. Und die Graffittis von denen sie redet, das sind unsere!", auch Jimmy bläute es langsam ein.
Ich hoffe die drei haben Recht, wir müssen sie so schnell wie möglich finden. Ich hab ihr noch gesagt, ich will sie nicht tot rumliegen sehen, und dann muss ich diese Bilder sehen...
Bonny's P.o.V.:
Wieder wurde ich mit einem Klatschen an meiner Wange geweckt. Bitte hör auf damit; flehte ich in Gedanken. Er dosierte schon wieder dieses komische, weiße Zeugs und spritzte es in meinen Blutkreislauf. Diesmal war es sehr wenig, sodass mir nur sehr schwindelig und komisch wurde, es mich aber nicht umhaute.
Baron holte eine weitere Spritze und erklärte: "Ich finde es zwar süß, dass du so schlimme Alpträume hast und im Schlaf schreist, aber dein Gefasel und deine Schreie nerven mich. Außerdem könntest du uns verraten, und das willst du doch nicht, oder Darling?" Ängstlich sah ich ihn an. Will er mich jetzt töten? "Und schon wieder siehst du niedlich aus, mein kleines Häschen." Er streichelte meine Wange und stupste auf meine Nase. "Schrei doch, Darling. Jetzt hört dich keiner mehr."
" " Es klappte wirklich nicht. Stolz auf seine grausamen Taten, verließ er die Halle. Was hat er mir da gegeben?
Einige Stunden später, lag ich verkümmert auf der Matratze. Gefesselt. Geknebelt. Mit Drogen vollgepumpt. Alleine. Angekettet. Keine Gedanken. Die Tür flog mit einem lauten Knall auf und ich hörte Schritte. Doch es waren zu viele auf einmal. Nur wenn der Lone Wolf tanzend herein kommen würde, könnte es sich so anhören. Ich hörte Stimmen. Langsam öffnete ich die Augen und sah verschwommene Gestalten auf mich zu rennen. Hatten sie es geschafft? Eine blonde Gestalt wischte über den nächsten Tisch und räumte ihn somit ab. Der Nächste kam zu mir und sah mich besorgt an. Er versuchte mit aller Macht die Verankerung aus der Wand zu reißen, was ihm auch gelang. Ich musste fantasieren, es konnte nicht wahr sein. Baron gab mir sein Versprechen, dass ich hier in dieser Halle sterben würde. Jemand kam ihm zu Hilfe, und die beiden hievten mich auf die Tischplatte. Der blonde Helfer fand außerdem mein Handy auf dem Boden liegen. Wäre ich nicht wie ein Hund angekettet gewesen, hätte ich versucht irgendwas zu unternehmen. "Oh mein Gott Franchy, endlich haben wir dich wieder!", sagte eine vertraute Person. Mir war so kalt und unwohl. Dann erkannte ich jemanden, mit orangen Haaren. Sie trat nah an mein Gesicht heran und zog mein linkes Augenlid hoch. Ich fühlte mich wie in der Authopsie. "Oh Leute, schaut euch ihre Augen an. Sie sind total milchig und glasig", Bex' Akzent drang in mein Ohr. Es ist wahr, sie haben mich gefunden. "Sie ist eiskalt." Jemand rüttelte an meinem Bein, er hatte ein Messer dabei, mit dem er das Panzertape und die Kabelbinder zerstörte. Neben dem Kerl mit dem kurzen Haar stand eine dunkelhäutige Dame mit grünen Haarspitzen. Naomi... "Scheiße Leute, wie kriegen wir dieses Teil da ab?", hörte ich eine dunkle Stimme und ich spürte einen festen Schlag an der Stelle. Meine Augen fielen kurz zu. "Hey, tu ihr nicht weh!" Das war der Big Dog. Roman ist noch da. Jemand mit zwei Haarfarben ging um mich herum und stützte mich. "Du hast es fast geschafft", flüsterte der jenige mit seiner quakenden Stimme. Seth... ich bin so froh. Er setzte sich wie auf ein Pferd hinter mich auf den Tisch und lehnte meinen Körper an seinen. Mit Schmerzen verzog ich das Gesicht. Leute, pass doch mal einer auf meinen Rücken auf.
"Ich hab's!", rief Naomi plötzlich. "Hat jemand ein Seil oder sowas dabei?", erkundigte sie sich, doch jeder schüttelte den Kopf. "Was ist mit einem Gürtel?", der Mann mit dem kurzen Haar entledigte sich seinem Lederfreund und Naomi nahm ihn dankbar entgegen. Sie fädelte ihn einmal durch die Fußfessel und band ihn um meinen Fuß. Ich wusste, was sie vor hatte, doch würde es klappen? Zum Schluss wickelte sie ihre Kreation vom oberen Ende wieder ab. Jeder im Raum wartete gespannt auf das Resultat. Sie hatte es tatächlich geschafft, alle klatschten. Diesen Trick hatte ich ihr kurz vor einem Match gezeigt, als sie ihren Ehering nicht mehr vom Finger bekam, nur dass wir Zahnseide und keinen Gürtel benutzt hatten. Es klappte also auch so, gut zu wissen. Lächelnd sah ich sie an, doch mein Kopf sank zurück auf Seth's Brust.
"Leute, habt ihr das gesehen? Habt ihr's gesehen? Sie hat gelächelt! Sie lächelt!", jubelte die Dunkelhäutige. "Komm schon Ran, mach weiter", hetzte Jason, als Randy seinen Gürtel wieder bekam. Randal ist auch da, ich wusste, er würde mich nicht im Stich lassen. Er schnitt auch die restlichen Fesseln von meinen Armen und Beinen. Seth legte seine Hand an mein Kinn und schob es leicht zur Seite. Sein anderer Arm hielt mich am Bauch fest und er befreite mich so sanft wie möglich vom Panzertape an meinen Lippen. Er blickte zu mir herunter und drehte meinen Kopf. Jason ergriff meine Hand und sah mich ernst an. Nun fiel wohl mehr auf, wie sehr ich zitterte, denn Randy, der Mann mit dem Messer, reichte Seth seine schwarze Lederjacke, die er mir sogleich anzog.
"Was hat er mit dir gemacht?" Keine Reaktion meinerseits. Doch wie hätte ich etwas erklären können? "Was ist passiert?" Ich sah Jason mit meinem 'Du kennst den Trick'- Blick an und er wusste sofort, was ich meinte. "Du drückst meine Hand, wenn ich richtig liege?", ich drückte. "Hat er dir Drogen gegeben?", ich drückte. "Ja." "Hat er dich vergewaltigt?", hörte ich jemanden von hinten rufen. Alles wurde still. Ich drückte nicht, da ich es nicht glaubte, mir jedoch nicht sicher war. "Das war ein Nein." "Du kannst nicht sprechen?", fragte Seth besorgt. Wieder drückte ich zu. "Sie sagt ja." Während alle um mich herum standen, blinzelte ich herum und drehte meinen Kopf immer wieder. "Was macht sie da? Sieht aus, als hätte sie einen Alptraum?", fragte Dean. Enzo schüttelte den Kopf und beugte sich zu mir: "Aber sie ist doch wach." Meine Augenlider wurden immer schwerer. "Was tut sie da mit ihren Augen?", wollte Becky wissen, "sie rollt sie immer wieder nachhinten und plötzlich schlägt sie sie auf, als würde sie aufwachen." Wieder verdrehten sich meine Pupillen nach oben und meine Lider fielen zu. Dann riss ich meine Augen auf und versuchte, sie nicht zu schließen. Jedes Mal, wenn das geschah, hatte ich aufs Neue Angst, sie nie wieder zu öffnen.
Rettung, woohoo! Die tapfere Crew hat es geschafft und Bonny ist in Sicherheit. Wie geht es weiter? Scheut euch nicht Kommentare zu hinterlassen. Bis bald,
Eure Bonny 💙
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