⬩Die Mauer bricht⬩

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Wednesday stößt mich mit solcher Wucht zur Seite, dass ich auf den harten Boden falle. Etwas sticht in meiner Seite, doch ich schere mich nicht darum, was mit mir passiert. Ich kann das nicht zulassen. Ich kann meine Familie nicht Jack wie ein verängstigtes Rehkitz jagen lassen. Ich kann mich nicht dazu zwingen lassen, ihn zu töten. Meine Hände tasten den Boden ab, auf der Suche nach irgendetwas, womit ich Wednesday von Jack wegbekommen. Doch alles, was ich erwische, ist Staub und gammliges Heu. Nein. Da. Meine Hände bekommen etwas Hartes zu fassen. Bevor ich überhaupt realisiere, was es ist, reiße ich es an mich und quäle mich auf. Ein Stich durchfährt meinen ganzen Körper, doch er zwingt mich nicht in die Knie.

Wednesday vor meinem inneren Auge dabei zu zusehen, wie sie die Ketten von meinem Freund öffnet, um ihn dann davonzujagen, ihn in falscher Sicherheit zu wiegen ... es löst etwas in mir aus. Die Wut auf meine Familie lässt meine Mauer vollends in sich zusammenstürzen. Ich weiß, dass alles, was sie je gemacht haben, falsch gewesen ist. Ich habe es schon immer gewusst, doch habe den Gedanken nie Taten folgen lassen, weil ich um mein Leben gefürchtet habe. Doch es muss aufhören, so kann das nicht weitergehen.

Es findet ein Ende.
Heute.

Meine Cousine hat nicht mitbekommen, was ich vorhabe. Wahrscheinlich hat sie von der Person, die keiner Fliege etwas antun kann, keine Gegenwehr erwartet. Umso geschockter ist der Blick in ihrem Gesicht, als ich die Mistgabel in meinen Händen in ihre Brust ramme. Entsetzen spiegelt sich in ihren Augen wider, ihre Finger ertasten mit fahrigen Bewegungen das warme, dunkle Blut, das langsam aus der Wunde sickert.

„Du Miststück", zischt sie, rote Speichelfäden bleiben an ihren Lippen hängen. Mit einem Schmatzen ziehe ich die Mistgabel wieder heraus. Mehr und mehr Blut tritt aus den vier Löchern in ihrer Brust. Sie versucht, die Blutung zu stoppen, doch es hilft nichts mehr. Jegliche Farbe ist bereits aus ihrem Gesicht gewichen. Leblos fällt sie zu Boden.

Schwer atmend blicke ich auf die Leiche hinab.

„Oh mein Gott. Was habe ich getan?" Meine Stimme ist schrill, viel zu laut und dennoch höre ich sie kaum, denn das Rauschen meines Blutes in meinen Ohren übertönt alles andere. Ich habe einen Menschen getötet. Ich bin nicht besser als alle anderen in meiner Familie. Ich bin eine verdammte Mörderin!

„Belle?" Jack steht neben mir, von den Ketten befreit, ebenso fassungslos wie ich. Und ich erinnere mich. Ich darf jetzt nicht durchdrehen, nicht, wenn ich Jack hier lebend rausbekommen will. „Bist du verletzt?"

Das fragt er mich? Fast schon muss ich lachen. Ich bin nicht diejenige, die niedergeschlagen und angekettet worden ist. Doch Jacks besorgter Blick hält mich davon ab und ich folge seinen Augen. Tatsächlich sickert Blut aus meiner Seite und nun spüre ich auch wieder den Schmerz, der von der Wunde ausgehend durch meinen ganzen Körper strömt. Ein fetter rostiger Nagel steckt in meinem Fleisch. Ich ziehe ihn ohne Rücksicht auf Verluste raus und lasse ihn zu Boden fallen, neben Wednesday.

„Nicht schlimm", presse ich hervor. „Ich werde bloß ein starkes Antibiotikum brauchen." Ich versuche zu lächeln, doch es gelingt mir nicht. Jack sieht auch nicht so aus, als wäre ihm nach Lachen zumute. „Komm. Wir können nicht hierbleiben. Meine Familie wird dich jagen, wir müssen von hier weg. Schnell." Meine Worte sind drängend, dennoch bewegt sich Jack nicht von der Stelle.

„Verdammt, Annabella! Was ist hier los?"

„Das siehst du doch! Meine Familie besteht aus Psychopathen und Kannibalen und momentan bist du zu ihrem Opfer geworden, weil ich so blöd war und dich quasi auf dem Silbertablett serviert habe! Wir müssen hier weg!", wiederhole ich mit Nachdruck. Ich sehe in seine Augen, in denen das silberne Mondlicht bricht, und erkenne, dass sich etwas verändert hat. Ist es meine Wut auf meine Familie, meine Angst vor den Folgen, wenn sie uns erwischen, die auf ihn wie ein Tsunami eingebrochen ist? Schnell klammere ich mich an seinem Arm fest und ziehe ihn mit mir.

„Warte!" Ruckartig komme ich zum Stehen. Jack bückt sich nach der Leiche meiner Cousine.

„Was hast du vor?", frage ich nervös und sehe mich um. Meine Familie könnte jederzeit durch die Stalltür kommen.

„Deine Familie will mich jagen? Ich werde mich ihnen nicht mit leeren Händen entgegenstellen", sagt er und schnappt sich Wednesdays Waffe und die Mistgabel, die ich fallen gelassen habe. Jacks Gesichtszüge ähneln nicht mehr dem sanften Engel, den ich kennengelernt habe. Seine ganze Statur entspricht einem gnadenlosen Racheengel. Ich weiß, dass er in seinem Leben viel einstecken musste, doch diese Wut, diese Entschlossenheit, die in ihm schlummert, ist mir noch nie aufgefallen. Er reicht mir die Schusswaffe, aber ich schüttle den Kopf.

„Damit kann ich nicht umgehen." Lüge. Ted hat mir schon mit sechs Jahren das Schießen beigebracht. Mit acht habe ich das erste Reh geschossen. Ted ist stolz auf mich gewesen, doch alles, woran ich denken konnte, ist das kleine Rehkitz gewesen, das nun ohne Mutter aufwachsen musste. Ich greife nach der Mistgabel. Ob ich überlebe, ist nebensächlich. Jack soll die größeren Chancen auf eine Flucht haben.

Bewaffnet flüchten wir in den Wald. Schon nach kurzer Zeit dringt ein Schuss direkt neben mir in einen Baumstamm ein. Der Lärm betäubt meine Sinne, wenn auch nicht für lange. Ein Warnschuss. Denn als ich Onkel Lecters verbranntes Gesicht erblicke, weiß ich, dass er nie daneben geschossen hätte. Er setzt erneut an, dieses Mal wird er sein Ziel treffen, da bin ich mir sicher, doch Jack kommt ihm zuvor. Ein Schuss löst sich und ein blutiges Loch erscheint in Lecters Kopf. Sekunden später sackt er in sich zusammen.

„Scheiße", flüstere ich. Der Tod meines Onkels ist mir egal, er ist ein Monster gewesen, das kleine Kinder auf Spielplätzen beobachtet hat. Doch dass Jack tatsächlich den Mut gefunden hat, die Waffe zu benutzen, erwischt mich kalt.

„Ich werde nicht zulassen, dass dir irgendjemand etwas antut, Belle. Ich liebe dich, auch wenn das bedeutet, dass wir uns den Weg zu unserem Glück freikämpfen müssen." Er zieht mich kurz an sich, seine Lippen verweilen für viel zu kurze Sekunden auf meiner Stirn. Ich bin versucht, Danke zu sagen. Doch wofür? Dafür, dass er auf ewig mit der Schuld leben wird, einen Menschen getötet zu haben. Für mich? Unsere Leben müssen absolut verkorkst sein, um den Tod meiner Familie als geringeres Übel zu betrachten. Und so hauche ich ein „ich liebe dich auch", bevor wir weiter durch den Wald laufen.

Jemand schlägt mich von hinten zu Boden und ich jaule auf. Ich drehe mich um, bevor sich der Jäger auf mich stürzen kann, und richte die Mistgabel nach vorne. Tante Carrie landet direkt in den Zacken. Blut rinnt an ihnen herab, verfärbt meine Hände dunkelrot. Die davon ausgehende Wärme ist fast schon angenehm in der kalten Oktoberluft. Angewidert stoße ich sie von mir.

Zwei Schüsse zerteilen die trügerische Stille.

„Jack!", rufe ich panisch, entferne die Mistgabel aus Carries Körper und renne in die Richtung, aus welcher ich den Schuss vermute.

„Ich bin hier." Feste Arme umschließen meinen Körper und Erleichterung durchflutet mich. Jack ist nicht getroffen worden. Ich würde noch viel länger in der Umarmung verweilen, doch hier im Wald sind wir nicht sicher. Kaum habe ich mich von ihm losgelöst, sehe ich die Personen, die Jacks Gewehr zum Opfer gefallen sind.

Jason, mein Cousin. Und Onkel Chuck. Ich empfinde kein Mitleid.

„Wie viele sind das noch?", fragt Jack schwer atmend, während wir durch den Wald hechten.

„Drei. Meine Eltern und meine Schwester." Mir wird bewusst, dass das hier nicht nur eine Flucht wird, bei welcher wir notwendige Opfer vollbringen müssen. Mein Herz wartet darauf, jemanden von meiner Familie zu entdecken und ihnen das Leben auszulöschen. Der Hass, der sich all die Jahre in mir gesammelt hat, setzt meine Nerven in Brand. Ich fühle mich nicht wie ein Monster, vielmehr will ich all diese genommenen Leben rächen. Verhindern, dass meine Familie noch jemanden Schaden zufügen kann. Wann hat sich meine Meinung geändert? Was ist aus dem Angsthasen geworden? Aus der Person, die sich in Grönland absetzen und ihre Familie weitermorden lassen wollte? Ist es Jack? Will ich ihn nicht verlieren? Mir fällt sein entschlossener Blick im Stall wieder ein. Das ist der Moment gewesen. Ich bin egoistisch, dass ich wegen Jack den Mord an meiner Familie in Kauf nehme, doch ich würde es nicht anders wollen. Sie haben mir viel zu lange Leid zugefügt, mich viel zu lange gequält. Wir laufen nebeneinander her, ich höre seinen schnellen Atem, bilde mir ein, sein Herz im Rhythmus unserer Füße schlagen zu hören. Meine Familie muss aufgehalten werden.

Der Boden schreit unter unseren Tritten, viel zu laut in dieser Stille. Mein Herz schlägt zu schnell, das Adrenalin pulsiert im Überschuss in meinem Blutkreislauf. Plötzlich stürzt Jack zu Boden und ich realisiere erst, dass Ted Schuld daran trägt, als mich vier Hände an meinen Armen packen und nach hinten zerren.

„Hast du geglaubt, so einfach zu entkommen?", zischt mir Penny ins Ohr. Ich winde mich in ihren Griffen, allerdings wird die Klammer nur fester.

„Du hast mich enttäuscht", wispert nun auch Rosemary hinter mir, so leise, dass ich sie kaum verstehe. Mein Blick ist nur auf Jack gerichtet. Auf meinen Freund, welcher wehrlos am Boden liegt, Ted über ihm, die Waffe an seine Schläfe gesetzt.

Er wird ihn töten. Hier und jetzt. Ohne zu zögern. Alles ist verloren. Alles ist umsonst gewesen. Das Blut auf meinen Händen, die Spritzer auf meinem Gesicht, die Erinnerungen an die leblosen Augen meiner ehemaligen Familie. Ich werde ihnen bald ins Jenseits folgen.

Nein. Nein, verdammt! Es kann so nicht enden. Ich kann Ted nicht wieder gewinnen lassen. Nicht dieses Mal. Ich werfe mich mit voller Kraft nach hinten, weil damit Rosemary und Penny nie gerechnet hätten. Die Griffe um meine Arme lockern sich, als wir drei zusammen auf den Boden fallen. Meine Bauchwunde lässt mich aufheulen und ich frage mich, wie lange ich diese Hetzerei noch mitmachen kann. Instinktiv greife ich nach Rosemarys Waffe, welche mir am nächsten ist, und rapple mich auf. Ted, abgelenkt von meiner kleinen Störung, blickt wütend in meine Richtung, das Gewehr noch immer auf meinen Freund gerichtet.

„Waffe fallen lassen!", schreie ich ihn an. Wut strömt aus jeder Pore meines Körpers, ich zittere, als ich das Gewehr anlege und ziele. Ein vertrautes Gefühl. Ted lächelt mich nur wissend an. Er hält sich für den Sieger, das sehe ich. Und vielleicht ist er das auch, denn er hat genau das geschafft, was ich mein Leben lang vermeiden wollte. Auch wenn ich es mir nicht eingestehen will.

„Du bist genau wie wir, Tochter." Seine Stimme jagt mir einen Schauer über den Rücken.

„Ich werde niemals so sein wie ihr!", fauche ich zurück.

„Sieh dich doch nur an. Du genießt das Blut an deinen Händen, den Geruch. Du wartest schon sehnsüchtig darauf, deinem nächsten Opfer das Leben auszulöschen." Teds Blick wandert zu Jack. Seine blauen Augen suchen die meinen, doch ich kann ihn nicht lange ansehen. „Hier ist es. Dein nächstes Opfer. Stille deinen Blutrausch."

Ich schüttle den Kopf. Zuerst schwach, dann kräftiger. Niemals. Ich bin nicht wie mein Vater, ich bin kein Monster. Und dennoch habe ich heute bereits zwei Leben genommen. Gerade als ich etwas erwidern will, spüre ich den Lauf einer Waffe an meinem Hinterkopf. Penny.

„Töte ihn, oder du wirst sterben", stellt Ted dasselbe Ultimatum wie schon am Abend zuvor. Und wie schon gestern, würde ich lieber draufgehen, als Jack umzubringen. Ich lasse die Waffe sinken. Ted verzieht das Gesicht.

„Du enttäuschst mich."

„Ich habe Prinzipien. Selbst als Tochter eines Monsters", entgegne ich mit brüchiger Stimme. Soeben habe ich das Todesurteil meines Freundes unterschrieben. Heiße Tränen brennen auf meiner Haut. Doch Ted täuscht sich, wenn er denkt, dass ich bereits aufgebe. Kaum hat er den Blick von mir abgewandt, hole ich mit der Waffe aus und treffe in der Umdrehung meine Schwester auf der Schläfe. Mit einem überraschten Aufschrei fällt sie auf ihre Knie. Ein weiteres Mal stoße ich kräftig zu, wieder und wieder und wieder, bis das Blut ihr Gesicht verdeckt und sie zu Boden sackt.  Dieses Ungeheuer hätte ich nie meine Schwester nennen dürfen und doch sind wir uns gerade ähnlicher, als wir es mein ganzes Leben lang nicht gewesen sind. Rosemary hat sich die Mistgabel geschnappt, doch bevor sie mich damit erwischen kann, habe ich die Waffe bereits im Anschlag und löse den Schuss. Ich treffe nur die Schulter, es reicht, um sie kurzfristig zurückzuhalten.

„Ich habe dir immer beigestanden, und so dankst du mir das?", presst Rosemary hervor. Ein hohles Lachen dringt über meine Lippen. Mich gezwungen, dieses Leben zu führen und Menschen zu essen, ist in meinen Augen keine Hilfe gewesen. Das ist nicht die Liebe, die eine Mutter für ihr Kind fühlen sollte. Voller Verachtung drücke ich ein weiteres Mal ab. Dieses Mal trifft die Kugel in ihr beschissenes graues Auge, mit welchem sie mich immer voller Ablehnung angestarrt hat. Es zerplatzt, Blut spritzt daraus hervor und vielleicht bilde ich mir auch ein, Gehirnmasse austreten zu sehen. Ihr zerstörtes Gesicht zu sehen hat für mich etwas Ironisches, nachdem sie als Kind ihrem Bruder die Hälfte des seinen verbrannt hat. Liebevoll ist Lecter in seiner Familie dann Freddy genannt worden. Ich warte nicht, bis sie tot zu Boden fällt, sondern drehe mich zu Ted um.

Er hat die Szene amüsiert beobachtet. Hat dagestanden und zugesehen, wie ich seine Frau und sein Kind töte. Und er lächelt? Scheiße, wie krank kann ein Mensch eigentlich sein?

„Willst du es nun zu Ende bringen?", spottet er. Hat bis zu diesem Moment gewartet, damit ich ja mitbekomme, wie Jack durch seine Hände stirbt. „Sieh zu, wie ich sein Leben auslösche, bevor du auch nur abdrücken kannst."

Ich zögere keinen Augenblick. Ted ebenso wenig. Fast zeitgleich ertönen zwei Schüsse. Mein angeschlagenes Trommelfell schmerzt, mein Körper ist müde und ich möchte mich einfach nur auf den Boden legen und schlafen. Doch Panik durchfährt mich und ich lasse das Gewehr fallen, in dem Moment, in dem Ted mit einem Loch im Kopf schwerfällig zu Boden stürzt.

„Jack!", kreische ich und stürze zu ihm. Meine Knie schlagen auf dem kalten Boden auf. Alles, was ich sehe, ist Blut. So viel verdammtes Blut. Meine Hände suchen nach dem Ursprung. Ich muss die Blutung stoppen, ich muss –

Tränen in meinen Augen machen es mir unmöglich, irgendetwas zu erkennen, und ich wische mir mit der Handfläche übers Gesicht. Warmer Eisengeruch dringt in meine Nase und mir wird speiübel.

„Jack", flüstere ich. „Jack, rede mit mir."

Ich rufe nach Hilfe, obwohl ich genau weiß, dass meilenweit kein Mensch wohnt.

„B-Belle." Seine Stimme nicht mehr als ein Hauch, eine Halluzination, fortgetragen vom Wind.

Mein Schluchzen erfüllt die Nacht, froh und besorgt zugleich. Jack lebt. Doch wie lange noch?

„Jack", weine ich, drücke meine Hände auf die Schusswunde in der Nähe der Schulter. Vielleicht hat die Kugel keine wichtige Arterie erwischt, vielleicht wird alles wieder gut, vielleicht –

„Kannst du aufstehen?" Meine Stimme klingt flehentlich. Wir müssen zur Straße. Nur bis zur verdammten Straße. Wir sind schon so weit gelaufen, es dürfte nicht mehr weit sein. Wir sind doch nicht bis hier hingekommen, um so kurz vorm Ziel zu scheitern!

„J-ja, ich denke ... das geht." Ich helfe ihm hoch, sein Stöhnen lässt mein Herz zersplittern und ich schwanke unter seinem Gewicht. Doch wir schleppen uns einen Schritt nach den anderen durch den Wald. Halte ihn am reden, halte ihn am Leben.

„Belle? Ich hätte dich nie vergessen können", haucht er, am Ende seiner Kräfte. Mir fällt die Spritze in meiner Hosentasche wieder ein, die inzwischen schon zerschmettert worden ist. Auch jetzt wird mir erst die kühle Flüssigkeit bewusst, die durch den Jeansstoff gesickert ist und meine Haut darunter benetzt. Mein anfängliches Vorhaben kommt mir wie eine Ewigkeit entfernt vor.

„Es wird alles gut. Bleib bei mir." Seine Schritte werden langsamer, meine Beine schwächer. Dann sehe ich es, bevor ich es höre. Unsere Rettung.
Das Leuchten zweier Scheinwerfer durchbricht die Dunkelheit und neue Kraft beflügelt mich. Ich schleppe Jack mit, renne mit ihm zur Straße, nur noch wenige Schritte, nur noch –

Gemeinsam fallen wir hart auf den kalten Asphalt. An meine Ohren dringt das Quietschen von Autoreifen, Licht blendet meine Augen.

Es wird alles gut. Wir bauen uns ein Leben in Grönland auf. Es wird uns gut gehen. Und als das Auto vor uns zum Stehen kommt und ich zwei kräftige Beine aus dem Wagen treten sehe, kann ich meinen Worten auch endlich Glauben schenken.

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