»06. Kapitel
Nur mit größter Mühe konnte ich mir einen lauten Aufschrei unterdrücken. Das einzige, das aus meinen Mund heraus kam war ein erschrecktes Quietschen.
Es ging alles viel zu schnell, um zu begreifen was gerade überhaupt passierte.
»Katie!«
Der Schrei nach mir schallte durch den gesamten Schacht zu mir nach unten. Ich wollte gerade ebenso laut mit einem Ruf nach Hilfe antworten, doch der harte und unvorhergesehene Aufprall zog sämtliche Luft aus meinem Körper.
Plötzlicher, heftiger Schmerz raste von meinem Steißbein einmal durch meinen Rücken. Dort, wo er vorbei kam blieb er gleich. Das führte dazu, dass sich mein Oberkörper bereits nach ein paar Sekunden wie betäubt anfühlte.
Stöhnend hob ich meine Arme und wollte mir damit über die schmerzende Stelle reiben, um zu prüfen, ob ich überhaupt noch etwas fühlte, aber auch hierbei machte mir dieser verdammte Aufzug ein wiederholtes Mal einen gewaltigen Strich durch die Rechnung.
Mehrere harte Gegenstände knallten wie eiserner Hagel auf meinen Kopf und brachten mich dazu einmal gewaltig zusammen zu zucken. Reflexartig riss ich meine schmerzenden Arme schützend in die Höhe um die niederschmetternden Bruchstücke des kleinen Transportmittels so gut wie es ging abzuwehren.
Nach ein paar weiteren Sekunden war alles vorbei.
»Scheiße.«
Ich fühlte, wie das letzte Stück Holz genau mit dem harten Stück voran auf meinem Kopf landete. Na super, dachte ich mir und warf es von meinem Schoß weg, der krönende Schluss.
Ich brauchte ein paar Sekunden, um mich zu orientieren und heraus zu finden was hier los war, doch ich hatte den jungen Mann, den mein lieber Vater mir ohne Grund auf den Hals gehetzt hatte, mal wieder vollkommen vergessen.
»Ist alles in Ordnung bei dir?«
Als Liam etwas zu mir herunter rief, ließ der schmale Schacht die kräftige Stimme so bei mir ankommen, als würde er direkt neben mir stehen und mir ins Ohr schreien. Unwirklich zuckte ich zusammen, was sich als zweiten, verhängnisvollen Fehler an diesem Tag entpuppte.
Mein Kopf machte unsanft Bekanntschaft mit der harten Wand hinter mir.
»Was hat da so geknallt?«
Anscheinend war Liam wohl um einiges aufgeregter wie ich. Mit zusammen gekniffenen Augen reckte ich mein Kinn in die Höhe, um nach oben zu sehen. Etwa fünfzehn Meter über mir fiel ein stark leuchtender Lichtstrahl durch die Öffnung, durch die ich vor ein paar Minuten noch mit fiesen Hintergedanken geflüchtet war, in den Schacht. Ein mir nur zu bekannter Kopf hatte sich dort durch gequetscht und sah zu mir herunter.
Das Gesicht war zu weit entfernt, um es identifizieren zu können, doch das war nicht einmal nötig. Ich wusste sofort, dass er zu Liam gehörte.
Na der hat mir auch noch gefehlt. Ohne auf die andauernden Fragen und Rufe zu reagieren, stemmte ich, trotz der Schmerzen, die sich durch meinen Rücken bohrten, meine Hände auf den Boden, um mich aufzurappeln.
Aber da ich ja immer so unglaubliches Glück hatte, spürte ich in den ersten Sekunden nicht, wie sich meine Handflächen auf etwas Weiches pressten.
»Bewege dich nicht von der Stelle, ich hole dich sofort da raus!«
Meine Augen machten einmal eine kurze Runde im Kreis, als ich Liam hörte. Irgendwie kam ich mir gerade so vor, wie in einem Film. War es nicht irgendwie klar gewesen, das ausgerechnet so etwas passieren würde?
Liam würde nun einen anderen Weg finden, um mich hier heraus zu holen, da war ich mir sicher. Aber da es der Grund gewesen war, ihn von hier zu vertreiben, würde ich es ihm sicherlich nicht so einfach machen. Obwohl mir alles schmerzte fasste ich diesen einen Entschluss.
Liam musste hier weg und ich würde alles dafür tun. Auch wenn ich damit tierische Schmerzen auf mich nahm. Was getan werden muss, muss getan werden.
Und dann noch diese Ironie, fügte ich im Stillen und drückte mich nach oben, was sich als komplizierter herausstellte, als es sich anhörte, bewege dich nicht von der Stelle. Der Satz schien geradezu vor Sarkasmus zu triefen.
Mein Gewicht verlagerte sich auf meine Arme, als ich vergeblich meinen Körper mit ihrer Hilfe hoch stemmen wollte. Der stechende Schmerz ließ mich jedoch wieder zusammen brechen.
Und wieder landete ich auf dem verdreckten Boden.
Mein Blick fiel nach oben. Der Kopf war verschwunden, dafür fiel nun mehr Licht in den Tunnel. Obwohl es weit über mir erleuchtete, gab es mir die Gelegenheit mich in meinem kleinen Gefängnis etwas genauer umzusehen.
Der Schacht, in dem ich fest saß war gerade mal so breit, dass nur noch ein magersüchtiges Model neben mir hätte sitzen können. Die Wände schienen ursprünglich einmal einen kräftigen weißen Ton besessen zu haben, aber jetzt waren sie nur noch verschmutzt, die Farbe war ausgeblichen und der Schmutz rieselte im Sekundentakt wie Regentropfen herunter.
»Wow.«
flüsterte ich, und hob meine Hand, um mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen. Ich hatte zwar keine Ahnung wieso, aber auf eine unbestimmte Art und Weise faszinierte mich dieser herunter gekommene Tunnel total.
Hätte ich nicht verdammte Schmerzen und einen Weg gefunden auch ohne Liam hier heraus oder hinein zu gelangen, wäre ich hier gerne noch einmal alleine zurück gekommen. Schließlich bot es ein gutes Versteck an, aber solange ich keinen Weg fand einen anderen hier heraus zu finden beschloss ich, dass es doch besser war mich hier nicht ein zweites Mal aufzuhalten.
Ein plötzlicher Knall ließ mich regelrecht in die Höhe fahren. Mit weit aufgerissenen Augen fuhr mein Kopf herum, um den Verursacher des ohrenbetäubendes Krachens zu finden.
»Achtung, ich bin in zwei Sekunden bei dir.«
Ungefähr vier bis fünf Meter über mir erkannte ich Liam, der gerade dabei war sein Bein durch eine kleine Öffnung zu schwingen. Mit angehobenen Augenbrauen verfolgte ich, wie er sich daran machte durch den Eingang zu mir gelangen, durch den ich das letzte Mal heraus gekommen war.
»Was zur Hölle wird das da eigentlich?«
»Ich hole dich daraus, was denkst du denn?«
Als würde er mir gerade etwas vollkommen Normales erzählen wiederholte der Junge über mir seine Geste mit demselben Bein. Damit er nicht auf mich drauf fiel (was dank meiner aktuellen Lage wohl mehr als schmerzhaft sein für uns beide sein würde), hielt er sich an dem Rand des Brettes fest, dass er vorher nach unten gezogen hatte, um das Loch dahinter freizulegen.
»Würde der Herr mir auch bitte verraten wie er das anstellen möchte?«
Wieso wirft er mir nicht einfach ein Seil oder irgendetwas anderes herunter, fragte ich mich, während ich ihm zusah, wie sein gerade dabei war ein Loch oder ein hervor gehobenes Stück in der Wand zu finden, wo er ihn herein stecken konnte.
So wie es aussah wollte er wohl zu mir herunter klettern. Doch wie wir beide anschließend wieder hier heraus kommen würden blieb mir ein Rätsel.
Als mir auffiel, das Liam mir nicht geantwortet hatte schnaubte ich so laut auf, das er es nicht überhören konnte.
»Das wirst du sehen, wenn ich bei dir bin.«
Seufzend begann er die Wand herunter zu klettern. Ich dachte ihm nicht einmal eine Sekunde daran ihm irgendwie zu helfen. Ich wollte ihm keinesfalls dabei unterstützen mich aus dieser Lage zu befreien. Denn es verletzte sozusagen meinen Stolz von ihm ‚gerettet‘ zu werden.
Ich hatte ihm ja schließlich zeigen wollen, dass er absolut unnötig war, aber der Spieß hatte sich gedreht. Anstatt meinem Vater mit dieser Aktion zu zeigen, das Liam nicht zu gebrauchen war, hatte ich ihm nun die perfekte Gelegenheit dafür geboten ihm seine Fähigkeiten auch noch zu beweisen.
»Achtung, ich springe das letzte Stück.«
»Warte, nein, du kannst nic-«
Ich machte mir nicht die Mühe weiter zu reden, denn kaum hatte er seinen Satz beendet, löste er seine Hände von der Wand. Das nächste, das ich sah war ein großer Körper, der direkt auf mich zufiel.
Meine Augen schlossen sich wie von alleine. Mit zusammengezogenen Schultern vergrub ich mein Gesicht zwischen meinen Knien und wartete darauf, dass der zweite Körper mich erdrückte.
Doch es passierte nichts.
Selbst nachdem ich für einen Moment in dieser Position verharrt hatte spürte ich nichts. Das einzige, das mich umgab war Stille. Verwundert hob ich meinen Kopf wieder an und sah mich um.
Unmittelbar sah ich in zwei braune Augen, die mich belustigt musterten. Sofort löste sich meine versteifte Haltung wieder. Erleichtert ließ ich die Schultern hängen.
»Wie hast du das denn jetzt gemacht?«
Ich konnte nicht anders, als ihn wie eine Verrückte anzustarren. Das konnte doch jetzt nicht wahr sein. Es hatte ganz klar so ausgesehen, als würde er auf mich drauf fallen, überlegte ich und öffnete meinen Mund ein kleines bisschen, wie hat er es dann geschafft so geräuschlos hier zu landen?
»Was habe ich wie gemacht?«
Liam, der vor mir hockte, wobei er sich aufgrund des mangelnden Platzes wirklich klein machen musste, legte seinen Kopf etwas seitlich und sah mich abwartend an.
»Na-Na, das da ge-gerade.«
stotterte ich und presste meinen Rücken etwas fester gegen die Wand. Irgendwie fühlte ich mich unwohl dabei auf so einem engen Raum mit ihm zusammen zu sein. Doch mein Gegenüber schien das nicht so zu empfinden; als würde dort gleich ein Film anfangen, starrte er in meine Augen, anscheinend unfähig seinen Blick von ihnen zu lassen.
»Was meinst du?«
flüsterte er plötzlich. Seine amüsierte Mimik hatte sich von jetzt auf gleich in eine abwesende verändert. Ohne wirkliches Interesse an meiner Frage zu schenken, widmete er diese wohl meinen Augen.
»Wie bist du hier gelandet ohne auf mich drauf zu krachen? Das-Das ist doch unmöglich!«
»Falsch.«
Murmelnd näherte sich sein Gesicht meinem. Wow, meldete sich mein Gewissen, als er seinen Kopf noch ein Stück weiter zu mir herunter neigte, was wird das denn jetzt?
Es hatte dem Anschein, als würde er mich küssen wollen. Hätte er nicht unaufhörlich in meine Augen gesehen wäre der Verdacht auch nicht in mir aufgekommen. Mit angehaltenem Atem drehte ich mich von ihm weg. Damit hatte ich wohl genau das getan, was er vor hatte.
Die geschwungenen Lippen fanden wie von alleine ihren Weg zu meinem Ohr.
»Wie schon gesagt. Ich habe Superkräfte.«
Es war eindeutig nicht der Satz, der mich zum Lachen brachte. Sondern die vollkommende Ernsthaftigkeit. Schmunzelnd wartete ich ab, bis er sich wieder genug von mir entfernt hatte, erst dann drehte ich mich wieder zu ihm herum.
»Okay, lassen wir das jetzt mal.«
sagte ich aufrichtig, konnte mir das kleine Lächeln aber nicht verkneifen. Wenn ich meine kalte Schulter weiterhin zeigen wollte durfte ich nicht lachen oder irgendwelche andere fröhlichen Reaktionen zum Vorschein ans Licht lassen.
Liam legte seine Stirn in Falten. Erst jetzt fiel mir auf, dass sein Fokus wieder auf meinen Augen lag.
»Sag mal, habe ich irgendwas im Gesicht oder wieso guckst du mich so an?«
Eigentlich hatte ich genervt klingen wollen, aber ein plötzlicher Schmerz, der durch mein Rückenmark fuhr ließ es eher gepresst aus meinem Mund kommen.
Etwas verlegen wanderten die großen, braunen Kugeln nach oben. Als wäre nichts gewesen, stand er auf und sah sich einmal um.
»Deine Augen…Sie erinnern mich nur an jemanden.«
kam es so leise von oben, das ich es beinahe überhörte. Verdutzt verfolgte ich jede seiner Bewegungen.
»Aber das ist egal jetzt.«
Seufzend schüttelte Liam seinen Kopf etwas, ehe er wieder meinen Blick suchte. Sie trafen sich haargenau in der Mitte.
»Hast du Schmerzen?«
»Ich habe mir wahrscheinlich den Hintern gebrochen, wie denkst du denn geht es mir gerade?«
»Man …kann sich nicht den Hintern brechen, aber wenn du das sagst.«
Und plötzlich erschienen kleine Lachfältchen auf den klaren Gesichtszügen. Lächelnd bückte er sich und legte seine Hände auf meine Hüfte. Protestierend wollte ich sie wegschlagen (was sich als perfekte Gelegenheit bot geschickt von meiner peinlichen Aussage abzulenken), aber er hielt sie sicher im Griff.
»Jetzt stelle dich bitte nicht so an, Katie, schließlich wollen wir beide doch heute noch hier heraus kommen, oder?«
•
Der Tag hatte inzwischen seinen Lauf genommen und ich musste zugeben, dass es mir miserabel ging. Mein Rücken schmerzte tierisch und mein gesamter Oberkörper fühlte sich so an, als wäre sämtliche Luft daraus entzogen worden.
Nur mit zusammengebissenen Zähnen konnte ich mir gerade noch ein Keuchen verkneifen. In der Geschwindigkeit einer Schnecke drehte ich mich auf die andere Seite und kuschelte mich noch mehr zwischen die Laken.
Nachdem Liam wieder erfolgreich aus dem Schacht geklettert war, mit dem einzigen Unterschied, dass ich mich panisch an seinen Rücken geklammert hatte, hatte ich mich sofort von ihm entfernt und war so schnell wie ich konnte nach oben in mein Zimmer gehumpelt und hatte mich selbst eingesperrt.
Es war alles schief gelaufen. Aber auch alles.
Kaum waren wir halbwegs unfallfrei in dem verstaubten Zimmer im Keller heraus gekommen, waren wir von meinem aufgebrachten Vater und einer schockierten Rosie empfangen worden, die sich, anstatt mich zu fragen wie es mir gerade erging, erst einmal ans Werk machten Liam zu loben und von ihm zu reden, als wäre er der neue Messias.
Meine Eifersucht hatte ich nicht nur mit auffälligen Räuspern zum Vorschein bringen können, sondern auch durch vernichtende Blicke, die ich an jeden der Beteiligten verteilt hatte, aber ich war wie Luft behandelt worden.
Als ich mich an das Erlebnis zurückdachte, schnaubte ich automatisch auf. Ich bin eindeutig in der falschen Familie geboren worden, stellte ich klar und wickelte eine Haarsträhne um meinen Finger, einen Vater, der mich ignoriert, und sogar mehr Interesse an einem Bodyguard zeigt, als an seiner einzigen Tochter und eine Haushälterin, die mich andauernd tyrannisiert.
Was ist falsch in meinem Leben gelaufen?
Zwar konnte ich nicht sofort eine Antwort darauf finden, aber das mein bester Freund einer der Gründe, wieso mein Leben manchmal doch nicht so doof vorkam, wie es wirklich war, stand sofort fest.
Der Gedanke an unseren Kuss verformte meine Lippen zu einem verliebten Lächeln. Doch es hielt sich nicht lange dort auf.
»Katie, jetzt lasse mich doch bitte endlich mal herein.«
Eine große Faust prallte auf der anderen Seite der Tür heftig gegen das blanke Holz. Genervt und erschreckt zugleich presste ich meine geöffneten Handflächen gegen die Ohren und hielt die Luft an.
»Ich möchte doch nur wissen, ob es dir gut geht.«
Liam hatte seine Stimme so gesenkt, das er sich (nicht so wie ich) genervt anhörte sondern einfach nur noch bittend. Den ganzen Tag über war er gefühlte jede zwei Minuten an meinem Zimmer vorbei gelaufen und sich durch die geschlossene Tür mit mir verständigen wollen, doch ich hatte nicht ein einziges Wort von mir gegeben. Stattdessen vergrub ich mich einfach unter die Decke und wartete darauf, dass er wieder weiterlief, wenn ich die schweren Schritte schon vom weiten vernahm.
Irgendwie musste ich zugeben, dass der Klang seiner Stimme einen kleinen Funken Mitleid in mir aufflammen ließ, aber trotzdem befahl ich mir eiskalt zu bleiben.
»Jetzt sei doch nicht so stur und lasse mich nur einmal kurz herein. Oder nein, gebe mir wenigstens eine Antwort.«
Meine Lippen blieben fest aufeinander gepresst. Luft war das einzige, das zwischen sie hindurch glitt. Mir war klar, dass er nicht sehen konnte, dass ich mich bewegte, doch trotzdem blieb ich in einer bewegungslosen Position.
Das nächste, das ich hörte war ein ziemlich verzweifeltes Seufzen.
»Okay, ich gehe jetzt wieder.«
rief Liam und in mir drin begann irgendetwas zu jubeln.
»Aber wenn etwas ist kannst du ja einfach bei mir vorbeikommen, du weißt ja, ich sitze direkt ein Zimmer weiter.«
Gespannt spitzte ich meine Ohren und wartete solange ab, bis sich die Person auf dem Flur sich wieder entfernte. Das Geräusch von Schuhsohlen, die sich über den kalten Steinboden bewegten, Verklangen nach und nach und nach, bis sie in dem Raum neben meinem zu hören waren.
Voller Erleichterung befreite ich mich aus meiner Bettdecke und schwang meine Beine aus dem Bett. Ein leichtes Stechen durchzog meine Beine, aber ich ignorierte es. Stattdessen stand ich auf (wofür ich zwar zwei Anläufe benötigte) und wankte zu dem großen Kleiderschrank auf der anderen Seite des Zimmers.
So geräuschlos wie möglich öffnete ich die Tür und zog meine Jacke heraus. Nur langsam streifte ich sie mir an und schlüpfte in meine Turnschuhe.
Da ich den gesamten Tag über größtenteils die Zeit zum nachdenken genutzt hatte, war ein neuer Plan in meinem Kopf entstanden.
Ich würde mich herausschleichen und zu Niall fliehen, wo ich die Nacht verbringen würde. Mein Vater machte gerade einen Besuch bei einem Klienten und Rosie war schon nach Hause gegangen, was bedeutete, das Liam und ich alleine waren.
Wenn ich ganz leise war, würde er meine Abwesenheit nicht bemerken. Ich konnte mir sein Gesicht schon richtig vorstellen, wenn er meinem Vater am folgenden Morgen beichten müsste, das ich verschwunden war. Spätestens dann würde er hier rausfliegen und ich endgültig meine Ruhe haben.
So leise wie ich konnte lief ich auf Zehenspitzen zu meiner Zimmertür und drehte den Schlüssel einmal im Schloss. Glücklicherweise stand das Glück zur Abwechslung mal auf meiner Seite, denn die Tür gab keinerlei Geräusche, die mich verraten könnten, von sich.
Mit klopfenden Herzen trat ich auf den abgedunkelten Flur, jedoch nicht ohne vorher die Tür wieder in die vorherige Position zu bringen.
»Na dann, wollen wir mal.«
flüsterte ich mir selbst zu und schlich den Flur zur Treppe entlang. Vor Liams Zimmer legte ich eine kurze Pause ein, um zu prüfen, ob er sich auch wirklich darin aufhielt.
»Ich weiß nicht, ob ich das alleine durchstehen kann.«
war das so ziemlich einzige, das zu mir durchdrang. Das nächste, das gesagt wurde verstand ich nicht mehr. Er telefoniert also, meldete sich mein Gewissen und beruhigte mich damit gleichzeitig, aber mit wem?
Meine Neugier trieb mich dazu näher an die Tür zu treten und das Gespräch zwischen Liam und der Person am anderen Ende der Leitung zu verfolgen, doch der Wille, ihn loszuwerden nahm eindeutig Überhand.
Mit einem leichten Grinsen im Gesicht tapste ich weiter. Hinaus in die Freiheit.
•
Mein Herz machte einen freudigen Sprung, als ich den frischen Sauerstoff einatmete. Es war schon dunkel draußen, doch für mich war es nur von Vorteil. Mithilfe der Dunkelheit huschte ich den langen Weg entlang, der mich zu dem Eisentor brachte, welches mich wiederrum aus dem riesigen Anwesen heraus beförderte.
Mit jedem Meter, den ich lief, machten sich die Schmerzen wieder bemerkbar. Wenn es nicht bald besser werden würde, würde ich Niall fragen, ob er mit mir ins Krankenhaus oder zum Arzt fahren würde.
Aber erstmals musste etwas erledigt werden.
Doch das stellte sich als überhaupt nicht so einfach heraus, als ich plötzlich eine mir nur zu bekannte Stimme hinter mir wahr nahm.
»Wohin des Weges?«
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