[4] Hilflosigkeit und Kampf
Wie betäubt ging Charly zurück zu ihrem Klienten und ließ die letzten anderthalb Stunden Revue passieren. „Arrrrrgh! Ich könnt da echt n Schreikrampf kriegen! Wieso? Wiiiiieeeeesooooo? Wieso Connor und nicht ich?!", langsam aber sicher hatte sie vollkommen verstanden, dass Connor nicht mehr zurückkommen würde und somit begannen die Tränen zu fließen. Sie versuchte auch gar nicht, die Tränen zu unterdrücken. Einige vorüberziehende Passanten schauten Charly daher schief an, aber auch deshalb, weil sie mitten auf der Straße stehen geblieben war. Einzelne Autos fingen an zu hupen. Die Ampel sprang wieder um auf grün, doch das alles ging an Charly vorbei. Sie dachte nur noch daran wie sie Connor retten und zurückholen konnte. Erst als ein Taxifahrer vor ihr hielt und sie darauf aufmerksam machte, dass sie mitten auf der Straße stand, realisierte sie, dass sie schon wieder in ihrer Bodyguard-Ausbildung versagt hatte. Dann ging sie langsam zurück zu ihrem Klienten ins Safe House.
Connors Sicht:
Ich nahm alles wie durch eine Milchglasscheibe wahr. Außer Schmerzen konnte ich nichts fühlen. Das einzige an das ich mich erinnerte war, dass ich versuchte mit einem Auto Scharfschützen von einem Mädchen und dessen Klienten abzulenken und irgendwann unfreiwillig zum Stand gezwungen wurde. Da darauf versuchte ich aus dem Auto zu entkommen, aufgrund eines Piepgeräusches, welches daraufhin ertönte. Es klang wie eine Bombe. Mit jeglichen Tricks die ich irgendwie einmal gelernt hatte, konnte ich die Tür öffnen und sprang aus dem Auto. Gerade rechtzeitig bevor genau dieses in die Luft ging. Ab da erinnerte ich mich an nichts mehr. Ab da war alles schwarz.
Im Moment sitze ich in einer Zelle, die vollständig orange ist. Die Wände, der Stuhl, der Boden, ... Einfach alles. Inzwischen geht mir alles auf den Nerv. Die Schmerzen, die Farbe, meine fehlenden Erinnerungen, ... Einfach alles. Ich versuche mich an irgendetwas zu klammern, was ich in irgendeiner Form gerade im Kopf habe, um mich abzulenken. Mein liebster Anhaltspunkt ist dieses Mädchen. Sie ist blond, hat blaue Augen, ist ca. einen Kopf kleiner als ich und lebensfroh, selbstlos, mutig, vergibt alles und jedem, aktiv und erfreut sich an allem. Egal ob es jetzt die erste Blume im Jahr ist oder sei es, dass es Hühnchen mit Reis zu Mittag gibt. Ich glaube, ich erinnere mich an ihren Namen. Chan oder so ähnlich. Chani, Chanli, nein, halt warte, ich hab's: Charly. Und irgendwie stand ich mit ihr in Verbindung. Ich vermute, dass ich ihr nahestand, da ich sonst nicht wüsste, dass ihr Lieblingsessen Hühnchen mit Reis ist. Allerdings wüsste ich gern was jetzt mit ihr ist. Oder was in den „schwarzen" Stunden passiert ist.
Dritte Person:
In diesem Moment ging die Tür zur Zelle auf und ein Mann, vollständig in schwarz gekleidet und mit schwarzer Maske vor dem Gesicht, trat ein. „Hallo Connor. Ich hoffe du bist einigermaßen wach und kennst mich noch.", sagte er und zog sich die Maske vom Gesicht. „Äähhh nein tut mir Leid, ich weiß nicht wer sie sind.", antwortete Connor. „Na dann wollen wir deinem Gedächtnis wohl mal auf die Sprünge helfen", erwiderte der Mann grinsend und lief auf Connor zu. Dieser wich immer weiter zurück, bis er an einer Ecke zum Stehen kam. „Was genau haben sie vor?", fragte der Jugendliche, doch erhielt keine Antwort. Der Mann lief weiter, solange bis er direkt vor Connor zu stehen kam.
„Ich werde dir deine Erinnerung zurückbeschaffen wer genau ich bin.", antwortete er endlich auf Connors Frage und packte Connors Hand. Er drückte auf einen Akupunkturpunkt in Connors Handgelenk und dieser verzog vor Schmerzen kurz das Gesicht während er mit seiner freien Hand versuchte, sich den Mann vom Leib zu halten. Dies klappte nicht wirklich sonderlich gut, da der Angreifer sich zu wehren wusste und sich mit einem Schlag in Connors Nierenbereich revanchierte. Der junge Bodyguard kämpfte nun mit Händen und Füßen um freizukommen und traf den Mann am Knie. Dieser wich zurück und griff trotz der kurzen Blöße sofort wieder an. In diesem kurzen Augenblick konnte Connor sich selbst in Angriffs- bzw. in Verteidigungsstellung bringen und rächte sich mit einem Schlag auf den Unterarm seines Gegners, welchen dies nicht interessierte und selbst mit zwei Schlägen und einem Halbkreistritt nachtrat. Beiden war bewusst, dass dies ein Kampf auf Leben und Tod war. Für Connor ging es um das Leben, für den Mann um den Tod Connors bzw. seinem, wenn er es nicht schaffte Connor zu besiegen. Beide suchten nach Fehlern in der Kampftechnik des anderen oder warteten darauf dass der andere schlapp machte, um den jeweiligen Gegner zu besiegen. Allerdings waren sie sich ebenbürtig und so langsam aber sicher konnte man beiden die Frustration ansehen, dass sie nicht voran kamen.
Charlys Sicht:
„Charly! Was ist los? ... Charly rede mit mir! Was ist passiert? Wo ist Connor? ... Ach komm schon, jetzt sag schon was los ist!", aufgeregt rüttelte mein Klient an mir rum und wollte wissen was mir widerfahren ist. „C-Connor... Er wurde bevor ich ihm zur Hilfe eilen konnte von 4 schwarz gekleideten Männern auf eine Trage gelegt und dann in den Helikopter verfrachtet. Und ich kenne diesen Helikopter nicht!", raufte ich mir die Haare und wurde immer verzweifelter. Das konnte doch nicht wahr sein.
„Charly? Bist du da? Ich hab was rausgefunden.", ertönte Jasons Stimme aus meinem Funkgerät, welches ich eigentlich immer dabei hatte. „Charly?!" „J-Ja. Ich bin da.", antwortete ich Jason und musste ein wiederholtes Mal ein Schluchzen unterdrücken. Nicht zu wissen, was der Mensch den du liebst gerade tut und wo genau er gerade mit unbekannten Personen ist, kann einen wahnsinnig machen. Und wenn man dann die Stimme seines besten Freundes hört wird es nicht besser. „Du hast mich gefragt ob ich was über 1933 weiß. Vorhin musste ich dich enttäuschen, nun hat Amir aber etwas rausgefunden. Der Helikopter kommt aus China. Besser gesagt aus Shanghai. Dort ist ein riesiges Gebäude, welches 1933 heißt und in diesem sind unter anderem ein Forschungslabor und eine hochentwickelte Klinik untergebracht. Außerdem gibt es dort Wohnheime und eine ganz kleine Schule. Aber das wahrscheinlich wichtigste ist, dass es zu...", nach einer theatralischen Kunstpause sprach Jason weiter, "... Equilibrium gehört."
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