Dadzawa x abused/student reader
Trigger warning: Alkohol, Gewalt, Häusliche Gewalt, Verletzungen
Word Count: 4278
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Der Boden unter meinen Schuhen quietschte als ich den Flur entlang lief. Neben mir lief Mina. Wir beide lachten und liefen so schnell wir konnten, hinter uns konnten wir Present Mics Schreie hören. Welche nebenbei bemerkt auch nicht wirklich überhörbar waren.
Wir liefen in unseren Klassenraum und schlossen die Tür. Außer Atem stützte ich mich an meinen Knien ab, während Mina sich lachend auf ihren Platz setzte.
"Das war wunderbar!", rief sie.
Wir beide hatten Lachtränen in den Augen, und zwar aus einem Grund: wir zwei hatten Present Mic, unserem Englischlehrer, ein wenig übel mitgespielt.
Letzte Woche hatten wir einen Test, und Mina hatte ihn nicht bestanden. Sie regte sich darüber auf wie unfair das doch sei, und dann kamen wir auf die Idee, eine von Mic's Schwächen auzunutzen, um Rache zu üben.
Seit den Prüfungen, wo wir gegen die Lehrer kämpften mussten, war es kein Geheimnis mehr dass er enorme Angst vor Krabbeltieren und Insekten hat.
Und ja, vielleicht hat Mina, während ich ihn mit Englischfragen abgelenkt habe, unbemerkt einen Wurm und eine Ameise in seinen Lautsprecher, den er Ausnahmsweiße einmal nicht um seinen Hals trug, hineingelegt.
Als wir aus dem Lehrerzimmer wieder raus gehen wollten, drehte ich mich einmall kurz um und sah, wie der Blondhaarige nach dem Gerät griff und es wieder um seinen Hals hing. Auch Mina sah es, und dann fingen wir schon an zu laufen bevor wir noch taub werden.
"Omg ich konnte ganz kurz sin Gesicht sehen, als der Wurm auf einmal direkt vor seiner Nase war. Es war Gold wert!", lachte ich.
Schön langsam ging die Mittagspause zu Ende, und als es zur Stunde läutete, waren wir alle wieder auf unseren Plätzen und warteten auf unseren Klassenlehrer, welcher wie immer nicht lange auf sich warten ließ.
Er startete die Stunde ganz normal, als er plötzlich "(Y/n) Nachsitzen", sagte.
Ich schaute überrascht zu ihm zur Tafel.
"Wie bitte?", fragte ich etwas perplex.
"Du hast mich schon verstanden."
Ich wechselte einen Blick mit Mina, doch diese zuckte nur mit den Schultern.
Warum denn nur ich und nicht sie auch? Vor allem heute...ich kann heute nicht! Ich darf nicht zu spät nach Hause kommen.
Aizawa hatte schon wieder angefangen auf die Tafel zu schreiben, aber ich konnte mich nicht konzentrieren. Ich beschloss, jetzt aufzupassen und nach dem Unterricht mit ihm zu reden. Vielleicht würde er es ja auf den nächsten Tag verschieben.
Ich wartete also bis zum Ende der Stunde, und ging dann zu ihm zum Lehrerpult.
"Herr Aizawa?"
E sah von den Papieren, die vor ihm lagen, auf und blickte mich mit seinem üblichen gelangweilten Gesichtsausdruck an.
"Herum albern ja. Mic Ungeziefer auf seine Kleidung setzen nicht. Ich hab jetzt noch das Schrillen seiner Spezialität im Ohr."
"Es geht nicht darum! Nur...könnten wir das Nachsitzen bitte verschieben? Ich habe heute nach der Schule etwas dringendes zu erledigen, und dafür muss ich pünktlich sein", fragte ich, ohne ihm in die dunklen Augen zu sehen.
Ich hoffte wirklich dass er ja sagen würde. Aber das Schicksal hasste mich wohl.
"Nein."
Ich schaute ihn mit geweiteten Augen an.
"A-aber...bitte! Heute geht es wirklich nicht!", versuchte ich es nochmal.
"Es wäre wohl kaum eine Strafe, wenn ich sie so mache wie sie dir am Besten passt."
Mit diesen Worten stand er auf, nahm seine Sachen und ging zur Tür.
"Soweit ich weiß habt ihr jetzt sowieso Englisch. Da kannst du dich bei Present Mic entschuldigen."
"Bi-bitte! Ich tue alles was Sie wollen nur lassen Sie mich heute nach Hause gehen!", flehte ich ihn nochmal an.
"Nein! Und wenn du nach der Schule nicht hier bist, dann gehe ich höchstpersönlich direkt zu dir nach Hause und rede mit deinen Eltern."
Aizawas Stimme klang einschüchternd, fast schon drohend. Ich verstummte sofort. Aizawa ging aus dem Raum und ich blieb alleine stehen. Ich fing an zu zittern.
Was soll ich denn jetzt machen?!
---------Time Scip nach dem Nachsitzen-----------------
Ich beeilte mich nicht nach Hause zu gehen. Ich wusste, ich würde genau gleich begrüßt werden, egal wann ich jetzt komme. Ich hätte nicht gedacht dass Aizawa mich ganze drei Stunden länger bleiben ließ. Mina hatte angeboten, ihnen zu sagen dass sie auch daran beteiligt war um mir Gesellschaft zu leisten, aber ich lehnte dankend ab. Es bringt auch nichts wenn wir beide eine Strafe bekamen.
Nach einer viel zu kurzen Zeit, und nachdem ich sicher gestellt hatte, dass alle meine Sachen die kaputt gehen könnten vor meinem Zimmerfenster waren, ging ich zur Tür hinein. Ein wiederlicher Gestank, ein Gemisch von Alkohol, Zigaretten und Schweiß kam mir entgegen.
Leise ging ich hinein, schloss die Tür und versuchte langsam in mein Zimmer zu gehen, aber ich wusste, dass ich dafür am Wohnzimmer vorbei muss, und in dem sitzt mein Vater. Wie zu erwarten war, ließ er auch nicht lange auf sich warten als ich einige Schritte in Richtung meiner Zimmertür setzte.
"Wo warst du?", fragte die dunkle Stimme meines Vaters.
"I-in der Sch-Schule. Ich...ich musste e-einem Lehrer he-helfen", stotterte ich.
"Soweit ich mich erinnern kann, habe ich dir aber gesagt dass du sofort herkommen und für mich kochen sollst."
"I-ich weiß! Es tut mir leid Vater!", sagte ich laut und verbeugte mich entschuldigend, während mir ein paar Tränen die Wangen runter liefen.
"Nenn mich nicht Vater du Nichtsnutz!"
Und schon spürte ich seine Hand auf meinen Gesicht. Er hatte mir eine geklebt, und zwar so fest, dass ich gegen die Wand fiel. Er packte mich am Handgelenk und schlug mit seiner Faust in meinen Magen.
"Wieso hörst du nicht einfach auf das was ich dir sage?! Ist es zuviel verlangt einfach Befehle zu befolgen? Du bist nur wegen mir und deiner miesen Schlampenmutter in dieser Welt, also gehörst du praktisch mir! Hast du das verstanden du Göre?!", schrie mein Vater mich an.
Als ich ihm nicht sofort antwortete, verdrehte er mir meinen Arm, und zwar so fest dass es knackte und Schmerz durch mich durch zuckte.
"Antworte mir!"
"J-jaa!", brachte ich unter Tränen heraus.
Damit endete meine Qual aber noch nicht, denn er verprügelte mich immer weiter, bis ich mich nicht mehr bewegen konnte. Dann ging er einfach weg und ließ mich im Gang liegen.
Ich habe den Überblick über die Zeit verloren, als ich mich auf ins Badezimmer machte, mir mühsam und unter Schmerzen das Blut, welches aus zahlreichen Wunden lief, abwusch. Danach ging ich in mein Zimmer, holte meine Sachen hinein, stellte meinen Wecker und ging schlafen.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, konnte ich mich kaum bewegen. Mir tat alles weh, aber ich wusste dass ich die Schule dennoch nicht ausfallen lassen konnte.
Ich rappelte mich also auf, und als ich mich umziehen wollte, sah ich mir das Desaster auf meinem Körper an.
Meine linke Seite wo meine Rippen waren, war komplett grün und blau, aufgrund der vielen Tritte und Schläge hatte ich eine blutende Wunde an meinem Bauch, meine Wange und mein Kiefer waren blau und rot, meine Augen blutunterlaufen aufgrund des Schlafmangels und des vielen Weinens, und auch meine Hände und Füße waren voller blauen Flecken und Wunden. Meinen Rücken konnte ich nicht sehen, da ich mich nicht so weit drehen konnte. Außerdem war mein rechter Arm, den mein Vater mir gestern umgedreht hatte, ganz steif und ich konnte ihn kaum bewegen.
Ich zog meine Schuluniform an nachdem ich die offenen Stellen ziemlich notdürftig mit ein paar Pflastern versorgt hatte. Auf mein Gesicht tupfte ich mir Make-Up damit es nicht so auf fällt, allerdings konnte man dennoch die blauen Flecken erkennen, und danach wickelte ich mir einen Schal um mein Gesicht. Ich sah aus wie Aizawa, dunkle Augenringe, Haare fürn Arsch, ausgelaugt und halb in einen Schal gewickelt.Ich versuchte mich noch so schick wie möglich zu machen, und falls mich jemand wegen dem Schal fragt würde ich einfach sagen dass ich Halsschmerzen hätte.
Ich ging nach unten, wo mein Vater vor dem Fernseher eingeschlafen ist. Ich schlüfpte bei der Tür hinaus und ging zur Schule. Jeder Schritt tat mir weh, und schön langsam fing mein Sichtfeld an sich zu drehen, da ich seit ungefähr zwei Tagen nur mehr das Essen in der Schule gegessen hatte. Mein Vater ließ mich nicht viel Essen, und wenn ich 'unnartig' war, dann durfte ich nur für ihn kochen, aber nichts selbst essen.
Ich ging durch die große Eingangstür und zu meiner Klasse. Ich machte die Tür auf und erwartete, wieder eine laute Mina, einen mit seinen Händen fuchtelnden Iida und einen schreienden Bakugou vorzufinden, aber stattdessen war die Klasse...leer?
Verwundert ging ich ein paar Schritte hinein, als ich plötzlich eine Stimme hörte.
"Was machst du so früh hier?", fragte mich die monotone Stimme von meinem Klassenlehrer.
Ich drehte mich um und sah Herrn Aizawa in seinem gelben Schlafsack am Boden liegen.
"Äh...ist jetzt nicht Schulstart...?", fragte ich ihn irritiert.
"Hast du die Nachricht nicht bekommen? Die Schule fängt aufgrund von ein paar Schwierigkeiten erst am Nachmittag an."
Ich schaute ihn sprachlos an.
Ich hätte noch gute sechs Stunden liegen und entspannen können?!
Ich wollte mein Handy aus meiner Tasche nehmen, aber als ich meine Hand hinter streckte entfuhr mir ein Zischen. Ich hatte ganz vergessen, dass mein Arm ja verletzt war.
Langsam holte ich mein Handy mit meinem linken Arm heraus und schaute darauf. Da war sie. Die Nachricht, die ich gestern in dem ganzen Stress nicht mehr gelesen hatte. Ich seufzte auf.
"Was ist mit deinem Arm?", fragte mich plötzlich Aizawa.
Ich schaute ihn perplex an, da ich vollkommen vergessen hatte das er auch da war.
"Oh...ähm...ich bin gestern hingefallen und hab ihn mir dabei irgendwie verdreht. Keine große Sache", gab ich als Antwort und setzte mich auf meinen Platz.
Jetzt wieder zu gehen ist reine Zeitverschwendung. Aber weitere 5 Stunden hier zu sitzen ist auch ziemlich scheiße. Vielleicht schlaf ich ja ein.
Als ich so in meinen Gedanken versunken war, merkte ich nicht wie Aizawa aufstand und zu mir rüber ging. Erst, als er sich auf den Tisch vor mir lehnte, schaute ich ihn an.
Aizawa sah mir mit einem undefinierbaren und durchdringenden Blick in die Augen. Ich hatte absolut keine Ahnung was er gerade dachte, als er wieder das Wort erhob.
"Warum wolltest du gestern nicht hier bleiben?"
Ich schaute ihn überrascht an. Ich hätte nie gedacht dass er freiwillig mit mir reden würde.
"Weil ich etwas erledigen musste, sagte ich doch schon."
"Und das war?"
Was sollte das denn jetzt?
"Entschuldigen Sie, aber ich denke nicht dass Sie das was angeht."
"Du hattest Angst. Ich bin hier, um meinen Schülern zu helfen, falls sie Hilfe brauchen."
Er wusste es? Er wusste, dass ich Angst hatte?
"Wenn Sie wussten, dass ich Angst hatte, warum haben Sie mich dann hier behalten?", fragte ich etwas lauter als beabsichtigt. Diese Aussage ließ mich ein wenig wütend werden.
"Du hättest mir sagen können was los war."
"Warum sollte ich?!"
Sein Blick war immernoch undurchschaubar, aber als seine Augen kurz meine verließen und er auf meine untere Gesichtshälfte schaute, weiteten sich seine Augen und er spannte seinen Körper an.
"Was zum...?!"
Er friff mit seiner Hand zu meinem Schal, welcher wohl ein wenig nach unten gerutscht war, und zog ihn gänzlich hinunter. Dadurchsah er die gesamten blauen Flecken welche in meinem Gesicht waren.
Er sah mich mit geschockten Augen an, aber ich sah nur auf den Tisch und überlegte angestrengt, was ich jetzt sagen sollte.
"(Y/n) was ist passiert?", fragte Aizawa, und seine Stimme klang toternst.
Ich spürte wie mir Tränen in die Augen kamen bei der Erinnerung an gestern, ich schluckte sie aber hinunter. Ich sah ihn an und zwang mich zu lächeln.
"Wie ich schon sagte, ich bin hingefallen. Dabei bin ich mit meinem Gesicht ebenfalls voll auf den Boden geklatscht."
Ich versuchte es so glaubwürdig wie nur irgendwie möglich klingen zu lassen, wusste aber sofort dass er mir nicht ein Wort glaubte.
"Ich bin jetzt schon seit über 10 Jahren ein Profi-Held. Ich erkenne wenn etwas aufgrund eines Unglücks verletzt ist, oder aber durch Gewalt verursacht wurde."
Er wollte den Schal komplett enfernen, aber ich wusste das ich einen Handabdruck auf meinen Hals hatte, deshalb enzog ich mich schnell. Ich wollte aufstehen, als sich der ganze Schmerz zurück meldete und ich mit einen kleinen Schmerzensschrei auf den Boden fiel.
Aizawa war sofort bei mir und wollte mir helfen, aber als er meinen rechten Arm angriff um mich zu stützen, durchzuckte mich wieder dieser Schmerz und ich schrie nochmal kurz auf. Die Tränen, welche ich vorher so gut zurück halten konnte, kamen jetzt unkontrolliert hervor, und innerhalb einer Minute wurde ich zu einem kleinen, heulenden und vor Schmerz wimmernden Häufchen Elend am Boden.
"(Y/n)! (Y/n) was ist los? Wo tut's weh? Komm schon rede mit mir!", sagte Aizawa aufgebracht und mit einem deutlichen Schock im Gesicht. Ich meine, eine seiner fröhlichsten und aufgedretesten Schülerinnen ist gerade vor ihm zusammen gebrochen und krampft sich vor Schmerzen zusammen. Er getraute sich nicht mich anzufassen, weil er Angst hatte er würde mir noch mehr weh tun.
Er versuchte mich zu beruhigen, aber der ganze Druck der jahrelangen Gewalttätigungen meines Vaters brach über mir zusammen und ich konnte mich nicht mehr beruhigen. Vor lauter weinen bekam ich kaum noch Luft, und Aizawa schien das zu bemerken.
Als alle seine Versuche mich abzulenken und zu beruhigen fehl schlug, tat er das Einzige, was ihm in dieser Situation noch einfiehl. Obwohl es ihm nicht gefiehl, packte er mich leicht an meinen Armen und zog mich zu ihn. Ich schrie wieder kurz vor Schmerz auf, aber als ich seine Hand an meinem Hinterkopf und die andere ganz leicht auf meinem Rücken spürte, beruhigte ich mich tatsächlichein wenig.
Mein Gesicht war in seiner Halsbeuge, und ich sog seinen Geruch in mich auf. Meine linke Hand krallte sich an seine Brust, während ich mich an ihm ausweinte. Aizawa sagte beruhigende Sachen zu mir, und mit der Zeit ließ der Schmerz wieder nach und ich hörte auf zu weinen.
Ich löste mich ein wenig von meinem Klassenlehrer und schaute auf den Boden. Ich wollte ihn nicht ansehen. Ich hatte Angst, dass er enttäuscht sein könnte, weil ich so schwach war. Ich hatte Angst, dass er mich von der Schule werfen würde, weil ich nicht mal instande war mich selbst zu beschützen.
Zwei seiner Finger legten sich unter mein Kinn, und hoben es mit leichtem Druck nach oben. Nun schaute ich ihm ins Gesicht, und der Blick der sich mir bot, war wohl das erstaunlichste was ich jemals gesehen hatte.
Aizawas Gesichtszüge waren sanft, und seine sonst so müden und genervten Augen strahlten nichts außer Sicherheit, Wärme und Geborgenheit aus. Ich fühlte mich wohl in seinen Armen. Ich fühlte mich sicher. Ich wollte, dass dieses Gefühl nie wieder weg geht. Aber ich wusste, dass es das würde.
"(Y/n)...was ist passiert?", fragte er mich sanft.
Ich wollte nicht darüber reden. Gerade als ich wieder nach unten schauen wollte, legte er seine zweite Hand auf meine nicht verletzte Gesichtshälfte und zwang mich so ihn weiterhin anzuschaun.
"Bitte...ich will dir helfen...ich kann dir helfen."
"Nein können Sie nicht! Es würde alles doch nur noch schlimmer machen!", weinte ich.
Er wischte mit seinem Daumen meine Tränen weg.
"Kiddo, ich bin nicht umsonst ein Held. Und ich bin nicht nur hier um euch jeden Tag etwas beizubringen, sondern auch um euch zu beschützen und dafür zu sorgen dass es euch allen gut geht. Ich bin immer für euch da. Und jetzt in diesem Moment, bin ich nur für dich da. Also bitte, sag mir was passiert ist."
Ich hielt kurz inne.
"Sie versprechen, nicht böse zu werden?", fragte ich ihn mit leiser Stimme.
"Wie könnte ich denn bitte böse auf dich sein? Also los, erzähl mir wer dir das alles angetan hat."
Ich fing also an ihm alles zu erzählen. Von dem Moment an, an dem meine Mutter starb und sich mein Vater in einen gewalttätigen Alkoholiker verwandelt hatte, der mir die Schuld an ihrem Tod einredete. Aizawa hörte aufmerksam zu, hier und da zog er scharf die Luft ein, bei anderen Stellen der Geschichte fing er wiederum an beruhigend durch meine Haare zu streichen.
"Also der Grund, weshalb du gestern auf keinen Fall hier bleiben wolltest, war, weil dein Vater wollte dass du sofort nach Hause kommst um das Essen zu machen und zu putzen? Und weil du zu spät kamst, hat er dir das alles angetan?"
Man konnte in seiner Stimme hören, dass er vor Wut kochte, aber er beherrschte sich um mich nicht zu verschrecken. Ich fühlte mich wie ein 5 Jahre altes Mädchen: schutzlos, hilfsbedürftig und emotional.
Ich nickte einfach nur und schlang meinen Arm wieder um ihn. Ich brauchte seine Nähe gerade. Ich brauchte jemanden, dem ich vertrauen konnte.
"Es...es tut mir wirklich leid, dass ich dich nicht gehen lassen hab", sagte er leise.
Ich schüttelte meinen Kopf und sah ihn an.
"Ich hätte es auch einfach sagen können, bzw. hätte ich erst gar nicht Mist bauen sollen, also ist es meine Schuld."
"Sag das nie wieder. Es ist ganz sicher nicht deine Schuld, das dieser Bastard dich schlecht behandelt. Ich werde dich jetzt zu Recovery Girl bringen, bei blauen Flecken kann sie nicht wirklich was machen, aber es würde mich nicht wundern wenn nicht sogar etwas gebrochen oder ausgekugelt wäre", sagte er, während er einen Seitenblick auf meinen Arm warf.
"Und danach gehen wir zur Polizei."
"Nein!!", rief ich und ließ ihn los. Durch die plötzliche Bewegung zischte ich wieder kurz auf, woraufhin Aizawa mich noch besorgter anschaute.
"(Y/n), wir müssen etwas dagegen unternehmen. Ich-"
"Ich will aber in kein Heim! Und zu meiner Familie will ich auch nicht! Ich müsste Japan verlassen, und wenn ich in ein Heim komme dann kann ich doch auch nicht mehr auf die UA gehen, ich-"
"(Y/n) hör mir zu! Wenn es dir recht ist, und du dich wohl fühlst, dann kannst du vorüber gehend zu mir kommen. Aber ich lasse dich sicherlich nicht mit diesem Mann in einem Haus wohnen."
Ich zögerte.
"Aber...ich wäre Ihnen doch nur eine Last...", murmelte ich leise.
"(Y/n) du bist eine vielversprechende Heldenanwärterin. Ich kann-ich darf nicht zulassen, dass du aufgrund einer anderen Person von deinem Weg zu einer wunderbaren Heldin abkommst. Und solange du mir versprichst, meine Wohung nicht anzuzünden und deine Streiche nicht an mir ausprobierst, sehe ich kein Problem darin auf dich aufzupassen bis du selbst zurecht kommst."
Ich zögerte noch einmal kurz, nickte dann aber. Aizawa hob mich vorsichtig hoch. Zuerst wollte ich protestieren, aber je mehr ich zappelte, desto mehr tat es weh, also ließ ich es bleiben.
Recovery Girl heilte meinen Arm und schaute sich die anderen Verletzungen an, zu meinem Glück wartete Aizawa derweil draußen. Ich wollte wirklich nicht dass er mich in Unterwäsche sieht.
Danach gingen wir zur Polizei, mein Vater wurde festgenommen, und nachdem alle Aussagen aufgenommen und dokumentiert wurden, durften wir gehen. Herr Aizawa ließ an diesem Tag den Nachmittagsunterricht von jemand anderen machen, und ich durfte ebenfalls gehen.
Ich hatte ein paar meiner Sachen von zu Hause geholt, und schon nach kurzer Zeit waren wir bei Aizawas Appartement angekommen.
Er zeigte mir sein Haus, und sagte dann das ich es mir vorerst im Wohnzimmer gemütlich machen könne. Er habe zurzeit kein Gästezimmer, aber die Couch war ok für mich.
Er machte uns Abendessen, und ich konnte schwören dass ich noch nie so etwas leckeres gegessen hatte. Ich hatte wirklich Hunger, weshalb ich einfach alles in mich hinein stopfte was auf meinem Teller war. Aizawa beobachtete mich mit amüsierten aber auch mit besorgten Augen. Er sah erst jetzt, wie abgemagert ich eigentlich war.
Nach dem Essen half ich ihm beim Abwaschen, und danach setzten wir uns beide auf das Sofa.
"Und? Geht's dir jetzt ein wenig besser?", fragte er mich.
Ich nickte.
"Hmm~, das Essen war echt toll!"
Aizawa lachte leicht.
"Wir könnten einen Film schauen wenn du willst, das wird dich ein wenig auf andere Gedanken bringen."
Ich sah ihn an. Ich durfte nie irgendwelche Filme oder generell Fernseh schauen. Nicht seit dem ich 5 Jahre alt war. Aizawa schien meine Überforderung zu bemerken, denn er stand auf und holte ein paar Filme aus einer Schublade. Er gab sie mir und sagte mir, dass ich mir einfach den aussuchen solle, den ich am interessantesten fand.
Ich entschied mich für Harry Potter. Wir schauten den ersten Teil, und ich war begeistert.
"Können wir den zweiten auch schauen? Bitte?", fragte ich und machte Hundeaugen.
"Morgen vielleicht. Wir beide sollten schön langsam schlafen gehen. Es ist Wochenende, also haben wir sowieso genug Zeit."
Mit diesen Worten stand er auf, schaltete den Fernseher aus, sagte mir noch einmal 'Gute Nacht' und ging in sein Zimmer.
Jetzt wo ich wieder alleine war, fühlte ich mich nicht mehr so toll. Die ganzen Erinnerungen und Gefühle kamen wieder auf, und ehe ich mich versah rollte ich mich einfach nur von einer Seite zur anderen, ohne irgendwie einschlafen zu können.
Nach gefühlten drei Stunden gab ich es auf und stand leise auf. Ich war wirklich erschöpft, aber mein Kopf wollte mich nicht schlafen lassen.
Ich klopfte ganz leise an Aizawas Schlafzimmertür. Ich wusste nicht warum, aber ich wollte einfach zu ihm.
Ich machte sie ganz leise und vorsichtig einen Spalt breit auf, und lugte hinein. Ich konnte nicht wirklich viel sehen, und ich wollte gerade wieder die Tür zu machen und wieder zurück gehen, als ich eine Stimme hörte.
"Warum bist du noch wach?", fragte mich Aizawa verschlafen.
"Ich...ich konnte einfach nicht schlafen...tut mir leid, ich wollte Sie nicht aufwecken, keine Ahnung warum ich herkam, entschuldigen Sie", sagte ich leise.
Ich hörte ihn seufzen, und dann war ein Deckenrascheln zu vernehmen.
"Jetzt komm schon her. Wenn du nicht schlafen kannst, dann muss ich dir eben helfen."
Langsam und unsicher ging ich zu ihm. Ich legte mich zu ihm ins Bett, und er deckte mich mit der Decke zu. Er gab mir genug Freiraum, aber ich kraulte ein wenig näher zu ihm und kuschelte mich gegen seine Brust.
Aizawa atmete kurz überrascht auf, schlang dann aber vorsichtig seine Arme um mich.
"Gute Nacht, Kiddo."
---------------Time Scip--------------------------
Es waren jetzt zwei Monate vergangen, seit ich bei Herrn Aizawa lebte. Meine Wunden sind verheilt und ich fühlte mich so wohl wie noch nie. Ich bekam eine gesunde und anständige Ernährung, war vollkommen fasziniert von Harry Potter und hatte mich gut mit Aizawa eingelebt.
Er wollte mir irgendetwas zeigen, weshalb ich ihm in die Stadt folgte.
"Professor wohin gehen wir?", fragte ich ihn.
"Wirst du schon sehen. Und wie oft muss ich dir denn noch sagen, dass du mich außerhalb der Schule auch beim Vornamen nennen kannst", antwortete er genervt.
Wir gingen noch ein paar Minuten weiter in die Stadt, als wir plötzlich an einem Geschäft ankamen. Shota zog mich so schnell hinein, dass ich gar nicht erkennen konnte welche Art Laden das war.
Als wir aber drinnen waren, hörte ich jede Menge Geräusche, die meine Frage beantworteten.
Bellen, Miauen, das Surren von Aquarien...wir waren in einem Tiershop.
"Was wollen wir hier?", fragte ich ihn.
Er ging mit mir weiter durch die Regale, bis wir an einem Käfig ankamen. Ich konnte nicht sehen was sich darin befand, da Aizawa mir die Sicht verdeckte.
"Ich weiß, ich bin dein Lehrer und deshalb sehen wir uns in der Schule, aber ich bin auch ein Profi-Superheld weshalb ich in der Nacht oder am späten Nachmittag oft nicht da bin. Und da ich nie die Zeit hatte mir selbst eine zu kaufen, dachte ich du könntest dich jetzt darum kümmern. Auch, damit du endlich aufhörst jeden Tag Harry Potter zu schauen, ich kann die Dialoge schon auswenig", meinte er.
"Hä? Um was kümmern?", fragte ich komplett verwirrt.
Aizawa aber trat nur zur Seite und ich konnte endlich sehen was sich in dem Käfig befand. Darin war eine Schachtel voller Babykatzen.
"OHMEINGOTT", quietschte ich aufgeregt.
"Können wir alle nehmen?", fragte ich ihn mit bettelnden Augen.
"Auf keinen Fall. Such dir eine aus. Ich habe dich, und mir reichen zwei Störenfriede."
Am Ende haben wir doch zwei genommen, da ich mich einfach nicht entscheiden konnte und die Zwei die ganze Zeit zusammen gespielt hatten. Nicht einmal Aizawa konnte nein sagen nachdem ich ihm einen Vortrag zu Geschwisterliebe gehalten habe und dass man sie nicht auseinander reißen dürfe.
Ich stand also in der Wohnung mit zwei kleinen Katzenbabys im Arm und schaute sie fröhlich an. Plötzlich spürte ich eine Hand auf meinem Kopf.
"Bist du jetzt zufrieden?", fragte Aizawa mich mit einem Schmunzeln.
"Ja! Danke Dad!", grinste ich, verlor es aber gleich wieder nachdem ich realisierte was ich gerade gesagt hatte.
Oh mein Gott ich hoffe ich habe damit jetzt nicht alles ruiniert.
Ängstlich schaute ich zu Shota hinauf, dieser aber war starr vor Schock. Ich wollte schon anfangen mich zu entschuldigen, als er mich plötzlich in eine Umarmung zog. Sie war fest, aber auch nicht zu fest wegen den Katzen die ich in der Hand hatte.
Er sagte nichts, aber ich merkte dass er fröhlich war. Ich genoß die Umarmung, und mir liefen ein paar Freudentränen die Wangen hinunter.
Er löste sich wieder von mir und sah mich mit glasigen Augen und einem warmen Lächeln an.
In diesem Moment miauten die Katzen, und es war so, als würden sie uns zu unserer neuen Familie gratulieren.
Bonus:
"Die Seiten 223 bis 224 sind Hausaufgabe", sagte Aizawa monoton.
Die gesamte Klasse murrte und fing an sich zu beschweren.
"Ach kommen Sie, wir haben doch noch so viel zum Lernen."
"Bitte Herr Aizawa das ist zu viel."
"Jetzt komm schon Dad das ist echt übertrieben."
Nach meinem Kommentar verstummenten alle und starrten mich. Ich realisierte zuerst gar nicht was ich gesagt hatte, als ich aber Aizawas geschockten Gesichtsausdruck sah, bemerkte ich es und schlug mir die Hände vor dem Mund.
Die gesamte Klasse brach in ein lautes Wirrwar aus und alle überschütteten mich mit Fragen.
Aizawa schüttelte nur den Kopf und ging aus der Klasse.
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