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Sie wurde vor die Füße des Reiters geworfen. Nach dem langen Ritt zum Schloss, tat ihr der ganze Körper weh. Heilen konnte sie sich in diesem Zustand nicht. Auch nicht, weil diese Männer dann sofort gesehen hätten, dass sie eine Blutzauberin ist. Der Reiter warf sie sich nun auf die Schulter. Alle Menschen, die um sie standen, starrten sie an. Alle waren von den roten Haaren fasziniert. Niemand kannte diese Haarfarbe, ausser aus Erzählungen. Für sie war das ein besonderes Erlebnis. Keine konnte seinen Blick von ihr abwenden. Erst nach dem der Reiter eine grimmige Bemerkung machte, wandten sich alle wieder schnell ihrer Arbeit zu. Sie hatte sich in diesem Moment wie entblößt gefühlt. Alle hatten sie angestarrt. In ihrem Dorf, als sie noch ein kleines Mädchen war, hat man sie wegen ihrer Haare immer beneidet. Niemand hatte solche Haare. Nur sie. Ihre Mutter kannten alle nicht wirklich. Sie kannten sie nur mit blonden Haaren. Ihren Vater hatte nicht einmal sie selbst kennen gelernt. Er hatte wohl den selben Dickkopf, wie sie, aber auch so ein reines Herz. Sie wurde einen Weg vom Schlosshof zu einem Tor gebracht. Sobald ein Soldat am oberen Ende den Reiter sah, wurde ihm das Tor sofort geöffnet. Er lief durch und ging dann einen langen Weg im Schloss lang. Auf dem Weg liefen ihm Knappen, Diener, Ritter, Mägde und andere Bedienstete, des Königs, entgegen. Sie machten ihm alle sofort Platz. Aber das Mädchen fiel jedem sofort auf. Eine blonde, kleine, dünne, zierliche Magd kam den beiden entgegen. Sie hatte warme braune Augen und ein hübsches Gesicht. Ihr fiel das Mädchen auf den Schultern des Reiters auch sofort auf. "Emma, warte kurz.", sagte der Reiter. Sie blieb sofort stehen und sah zu ihm rauf. Er war fast zwei Köpfe größer als sie. Er holte die Strähne aus dem Beutelchen und reichte es ihr. "Hier meine Schöne. Ein Verlobungsgeschenk. Ich wollte es erst verkaufen, aber der König wird mich schon angemessen genug bezahlen und du hast so etwas besonderes sicher noch nie gehabt." Ihre Augen wurden groß. So etwas hatte sie wirklich noch nie gehabt. Sie betrachtete es voller Erstaunen. Und bedankte sich voller Freude. Sofort steckte sie die Strähne ein. Er gab ihr einen Kuss und lief dann weiter. Runa sah dem Mädchen namens Emma nach. Sie musste fünfzehn sein. Dieser Kerl dagegen war fast zehn oder fünfzehn Jahre älter als sie. Sie war schon lange nicht mehr unter Menschen gewesen und das diese Menschen hier aus Liebe heirateten war ihr unbekannt. Diese beiden schienen sich aber wirklich zu lieben. Emma lächelte dem Runa zu. Runa gab ein gezwungenes Lächeln zurück. Das Mädchen schien wirklich nett zu sein. Dieser Kerl dagegen eher nicht. Wie sie ihn wohl so lieben konnte? Der Ritter begann über Emma zu reden. Er sagte Runa, wie wundervoll sie war, wie sie sich über den König kennenlernten und er ihre Verlobung zu stande gebracht hatte. Dass Emma ihr Vater das Mädchen endlich unter die Haube bringen wollte und sie bald heiraten würden. Jetzt verstand sie es. Er liebte sie und war dementsprechend lieb zu ihr. Anderen gegenüber war er aber knallhart. Sie standen vor zwei großen Türen, die nur etwas kleiner waren, als die Tore von draußen. Die Wachen, die auch hier vor der Tür standen, ließen ihn ebenfalls rein. Diese starrten Runa ebenfalls erstaunt an. Er lief bis zum Podest des Königs vor, der auf seinem Tron saß. "Was hast du mir da gebracht, Engelhardt?", fragte der alte König. Er war schon voll weiß, hatte viele Falten und würde sicher bald sterben. Sein ältester Sohn saß neben ihm. Dieser sah aber nur gelangweilt durch den Raum. Er war gerade zum Ritter geschlagen worden mit seinen zweiundzwanzig Jahren. "Eure Majestät, ich habe etwas wirklich interessantes für euch. Es ist ein Mädchen ... Ein wirklich besonderes Mädchen ..." Der König verlor sofort sein Interesse. "Es gibt viele Mädchen. Von allen behauptet man, dass sie besonders sind. Was soll an dieser jetzt so besonders sein?" Er trat einen weiteren Schritt vor und und setzte Runa vor ihnen ab. "Sie hat rote Haare." Der König sah sie schockiert an. Nun bekam sogar sein Sohn ein gewaltiges Interesse. Er sah ihr Haar an. Der König war völlig erstarrt von ihr. Der Sohn war schon kurz davor aufzustehen und sich ihr Haar zu greifen. Seine Augen empfand sie als giftig, wie von einer Schlange. Sie waren grün und braun gemischt. Sein Vater löste sich langsam aus seiner Starre und begann zu sprechen: "Mein treuester Ritter, wo habt ihr diesen Fund gemacht?" Engelhardt begann freudig zu strahlen über diese Ehre, als treuester Ritter betitelt worden zu sein. "Mein König, das Mädchen war bei einem Bauernlümmel, der in den Wald geflohen ist. Macht euch deswegen keine Sorgen, den werden wir bald in der Mangel haben. Es ist der Leserling. Der war mir eh schon immer ein Dorn im Auge." Der König nickte. Nun wandte er sich an Runa. "Komm her, mein schönes Kind, lass dich ansehen." Runa stand zögernd auf. Sie lief langsam zum König. "Komm etwas schneller, Mädchen.", sagte Engelhardt und gab ihr einen gewaltigen Schubs, dass sie vor die Füße des Königs fiel. "Welch ein schönes Haar. So weiße, weiche Haut. Ein schönes Gesicht. Und bunte Augen.", meinte der König. Er nahm ihr Kinn in seine Hand und hob es dabei, während er das sagte. Sein Sohn starrte sie nur weiter an, bis er sich dann doch dazu entschloss, sich eine Strähne zu nehmen. "Es sieht aus wie eine loddernde Flamme.", sagte der Junge. "Mein Sohn, was meinst du? Du brauchst noch eine Frau. Sie besitzt sicher nix, aber ein so besonderes Mädchen, das kann man nicht einfach gehen lassen."
"Ja, mein Vater. Bitte lasst mich sie zur Frau nehmen."
"Dann ist es so entschieden. Sie wird deine zukünftige Gemahlin.", sagte der König. Runa konnte beide nur entgeistert ansehen. Der König wandte sich an seinen Ritter. "Engelhardt, was wollt ihr für sie?" Der Ritter überlegte kurz, meinte dann aber nur: "Kommt ganz darauf an, was sie Euch wert ist, Eure Majestät." Ein Grinsen erschien auf seinem Gesicht. Der König rief nach seinem Kassenwart. "Gib ihm 100 Goldstücke. Sie ist eine Menge wert." Der Ritter verbeugte sich. "Danke, Eure Majestät. Ihr seid zu gütig."
"Nein, ich habe zu danken, für ein solch hübsches Weib, für meinen Sohn." Runa sprang sofort auf. Ihre Schmerzen gaben ihr einen kurzen, schockierten Moment, aber sie fing sich schnell wieder. "Was soll das heißen?", fragte sie entsetzt. Der König fing an zu lachen. Sein fauliger Atem kam ihr entgegen. Die meisten Zähne waren ihm schon ausgefallen oder faulig. "Das heißt, dass du meinen Sohn zu deinem Gemahl bekommen wirst." Sie erstarrte. Das wollte ihr nicht in den Kopf gehen. Sie sah zu seinem Sohn. Seine braun-blonden Haare gingen ihm bis zu seinen Schultern. Das zeigte, dass er ein Adliger war. Er war, so wie sie es ausmachen konnte, einen Kopf größer, hatte eigentlich ein recht hübsches Gesicht. Sie kannte ihn nicht. Sie wollte ihn auch nicht kennenlernen. Seine Augen hatten etwas Besitzergreifendes in sich. Sie fing an zu schreien. "Nein! Nein, das will ich nicht!" Dem König gefiel diese Aussage ganz und garnicht. Er ging mit seinen klapprigen Knochen aus seinem Thron, um größer und mächtiger zu wirken. "Das hast du aber nicht zu entscheiden, denn ich-" Sie fiel ihm ins Wort und fing weiter an zu schreien: "Nein! Ihr habt das nicht zu entscheiden! Das ist mein Leben! Meine Entscheidung! Ich entscheide, wen ich heiraten will und wann, ob ich überhaupt heiraten will!"
"Du kleines Biest! Hast du eine Ahnung, wen du hier vor dir hast? Ich bin der König! Ich habe das Recht über jeden und alles! Ich entscheide über jeden und alles! Und so auch über dich ind dein bemitleidenswertes Leben! Sei froh einen Mann von so hohem Stand heiraten zu können!", schrie nun auch der König. Ihr fiel etwas von seinem Speichel ins Gesicht. Sie wischte ihn sich ab. Dann sagte sie mit fester Stimme:"Ist mir egal, was oder wer Ihr seid. Ich entscheide immernoch selbst über mein Leben und niemand anderes!" Der König klatschte seine Hand gegen ihre Wange und sie fiel schockiert ein paar Schritte nach hinten. Sie hielt sich ihre schmerzende Wange und sah wütend zum König hoch. "Schafft sie in den Kerker, da werden wir ihr Manieren beibringen und zeigen, welchen Rang eine Frau hat. Kein Weib stellt sich gegen einen Mann und schon garnicht gegen den König oder seinen Sohn!" Sie wurde von zwei Wachen mitgenommen. Sie versuchte um sich zu trete und zu schlagen, aber nichts half ihr. Sie wurde in eine kalte Zelle im Kerker geworfen. Im Kerker gab es nur wenig Licht, da er nur von ein paar vereinzelten Fackeln beleuchtet wurde, da er im Keller des Schlosses lag. Ein bisschen Stroh lag auf dem Boden, war aber feucht und zum Teil schon faulig und vermodert. Sie heilte sich soweit, dass niemand bemerken würde, dass sie keine Schmerzen mehr hatte. Sie ging in die hinterste Ecke der Zelle. "Linhart, bitte komm schnell, bevor sie mich mit diesem Mann verheiraten."

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