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Sie waren da. Ihr Schutztier; das Seelentier der Priesterin, es war tot. Jetzt gab es kein zurück mehr. Alle schwebten in Gefahr und ein großer Kampf hatte begonnen. Wie viele von ihnen würden es wohl überleben? Es gab kaum noch welche von ihnen. Ob sie nun ganz ausgerottet werden würden? Nein, wohl kaum. Es würden genug fliehen können. Aber jetzt würde Runa, Nias Schicksal verstehen, so wie die anderen. Sie alle würden verstehen, was sie gemeint hatte. Die Seherin, sie war noch immer auf der Wiese. Keiner wusste was mit ihr war. Sie sah über ihr Seelentier, was in dem Wald für ein Massaker herrschte. Die Schreie, das Blut, die Leichen. Leichen ihrer Leute, aber sie fühlte kaum etwas. Schmerz, Mitleid, Trauer, nichts der gleichen konnte sie spüren. Bedauern, das lag in ihr. Sie empfand ein solches Bedauern, denn sie wusste schon so lange, was da auf sie zukam, aber konnte es nicht sagen. Sie konnte es niemandem sagen, nur in Rätseln, denn die Götter wollten es so. Niemand sollte sein eigenes Schicksal erfahren, bevor es so weit war. Die Götter wollten jedem die selbe Chance geben, weswegen es niemand anders wissen sollte.
Sie sah einen Mann mit einem Bogen. Er deutete gerade einem anderen mit seinem Finger auf ihr Seelentier. Was hatte er vor? Die Götter hielten sich an ihre eigenen Regel, weswegen ihr eigenes Schicksal nie preis gegeben wurde. Er lachte, wie der andere nun auch. Er spannte den Bogen und ... Sie fiel zu Boden. Ein stechender Schmerz machte sich in ihrer Brust breit. Sie konnte nichts mehr sehen, alles um sie wurde schwarz. Sie fühlte sich, als würde sie sterben. Sie bekam kaum noch Luft. Er hat ihn erschossen. Sie hatte jetzt keine Verbindung mehr zu ihm. Er war tot. Sein Schmerz war ihr Schmerz. Sie schrie entsetzlich. Tränen liefen ihre Wangen runter. Ein entsetzliches Gefühl machte sich in ihr breit. Ohne ihn fühlte sie sich hilflos. Ihre Augen wurden ihr genommen. Sie war nun endgültig erblindet. Sie zog am wehenden Gras. Sie versuchte hoch zu kommen. Sie tastete nach einem Baum, an dem sie sich abstützte. Ihr Gehör war unglaublich verstärkt. Schweißtropfen liefen ihr Gesicht hinunter. Die Geräusche der Schlacht drangen an ihre Ohren. Die Geräusche würden sie leiten. Es waren ein paar hundert Meter, aber sie würde es auch so blind, wie sie war, irgendwie schaffen. Sie würde Rache nehmen, für das, was ihrem Seelentier -und somit auch ihr- angetan wurde.

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