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Er sah sich um. Gerade hielt er noch Runa im Arm und jetzt war er von solch einem Nebel umhüllt. Er lief los. Wo war er nur? Das kam ihm ganz seltsam vor. Alles war so seltsam: Das Bild, die Atmosphäre ... Wie ist er nur da hingekommen. Da ging ihm etwas durch den Kopf. Ist vielleicht das passiert, was mit den anderen passiert war? Ist er in Runas Kopf? Ihren Gedanken? Aber wie? Ob es an Runa lag? Sie war ja immerhin eine Blutzauberin. Er hatte schon mitbekommen, dass Blutzauberer alles mögliche konnten, wenn es nur darum ging, eine Person zu berühren und ihre Wärme und Blut zu spüren. Hatte Runa ihn in ihre Gedanken geholt? Ja, ja ganz bestimmt. Denn da stand sie. Nur ein paar Meter von ihm entfernt. Sie lächelte ihn traurig an. Tränen lagen in ihren Augen. "Du bist da.", sagte sie und lief ein paar Schritte auf ihn zu. Er rannte ihr entgegen. Von nahem sah sie so erschöpft aus. Er strich ihr eine Locke beiseite und sah sie besorgt an. Seine Hände legte er auf ihre Schulter, es war wie eine Stütze für sie. Er betrachtete sie und fragte dann: "Was ist mit dir? Was ist passiert? Warum wachst du nicht auf?"
"Ich hatte das Buch gesucht. Aber es war nicht mehr da. Da war dieses Ding plötzlich. Es wollte irgendwas von mir, aber ich weiß nicht was. Ihr wart plötzlich da, da ist es durch mich durch. Es ist abgehauen, aber es hat seine Gedanken bei mir gelassen. Bitte hilf mir. Es soll gehen. Ich will es nicht länger bei mir haben." Sie schluchzte. Sie sah Linhart mit Tränen gefüllten Augen an. "Bitte mach, dass es verschwindet." Er umschloss sie noch fester. "Wie soll ich das machen?" Sie weinte weiter, antwortete ihm nicht, sah ihn nicht an, aber da kam schon eine tiefe Stimme -eine bestialische Stimme. "Indem du es tötest." Linhart fuhr erschrocken zusammen, Runa tat es ihm gleich. Sie drehten sich zu der Stimme. Ein großer, tiefschwarzer Schatten mit großen, wahnsinnigen Augen sah sie an. Seine Augen leuchteten unnormal. Linhart war schockiert über diesen Anblick. Er hat so etwas noch nie gesehen. Er hätte nicht einmal von so etwas zu träumen gewagt, oder auch nur daran gedacht. Es sah schrecklich aus, aber so faszinierend zur gleichen Zeit. "Wie soll ich so etwas denn töten?", fragte sich Linhart laut. Da berührte ihn etwas zwischen der Brust. Er drehte sich um und sah zu Runa herab. Ihr Kopf war nach unten geneigt. Etwas an diesem Anblick gab Linhart ein komisches Gefühl. Ihr kleiner Finger stach sich tiefer in seine Brust und sie sagte: "In dem du es hier triffst." Er sah nach hinter. Die Kreatur stand immer noch da. Er wusste aber nicht, wovor er in diesem Moment mehr Angst haben sollte: Vor Runa oder vor dem Ding? Aber dann sah sie zu ihm rauf. Eine Art dunkler Schleier lag in ihren Augen. "Ich kann es nicht töten, es besteht nicht aus Blut.", sagte sie traurig und der dunkle Schleier verblasste, so, dass ihre sonst so Farbigen Augen, blau, wie der leuchtende Himmel und verweint wirkten. Runa war keine Gefahr. Oder etwa doch? Er wusste mit Sicherheit, dass dieses Ding eine Gefahr war. Um Runa konnte er sich noch später kümmern. Er drückte sie sanft von sich. Sie zog ihre Arme vor ihre Brust und sah ihm nach, was er tat. Linhart lief auf das Ding zu, selber noch unsicher, warum er das tat. Es fühlte sich fasst so an, als würde ihn irgendetwas lenken, bis ihm klar wurde, dass das auch so war. Er drehte seinen Kopf nach hinten, lief aber weiter auf das Ding zu. Er sah ein Lächeln, es umspielte Runas Lippen. Ihre Augen konnte er nicht mehr erkennen, ein schwarzer Schatten umhüllte sie. Er drehte sich zurück zu dem Ding. Es war nun genau vor ihm; nur ein paar Zentimeter trennten Linhart von dem Ding. Er konnte den Atem der Kreatur spüren, dabei hatte er nicht mal erwartet, dass das Ding so etwas besaß. Dann merkte er, dass dieses Ding ihn steuerte. Er steuerte ihn durch Runa. Es ist in sie eingedrungen und kontrolliert sie. Sie kann sich nicht dagegen wehren. Genauso wenig, wie er sich nun dagegen wehren kann. Er musste sich etwas einfallen lassen. Irgendwas, womit er sie von diesem Etwas trennen konnte. Und da kam ihm eine Idee. Jetzt musste er nur hoffen, dass es wirkte und er sich los machen konnte, wenn auch nur ein Stück. Also probierte er sein Glück und es erstaunte ihn selber, was passierte.

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