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In der Küche war es heiß. Jeder trug die Ärmel oben, ein Tuch um den Kopf gebunden, um den Schweiß aufzufangen, der jeden die Haut runterlief, und ein Band mit einem weiteren Tuch zum Gesicht abtupfen um den Bauch. Heute war Emma mit Kochen dran. Sie hatte die ganze Woche darauf gewartet. Sie durfte nur an diesem Tag in die Küche. Sie hatte alles gesehen. Den Tod ihres Mannes -Verlobtens. Es war schrecklich. Keiner ging auf ihr Flehen und Betteln, ihre Schreie und Tränen ein. Sie hielten sie einfach fest. Und sie hörte den Schlag, sah den Kopf rollen, sah seine leeren Toden Augen. Die ihres Mannes und die des Königs. Beide waren leer. In beiden konnte sie nichts sehen. Und obwohl ihr Mann tot war, konnte sie in seinen Augen dennoch mehr sehen. Mehr Gefühle und mehr Leben. Für diesen Mann war es schon längst Zeit. Sie würde ihm ein Ende bereiten. So wie er es mit ihrem Verlobten tat. Nur dass es für ihn langsamer und schmerzhafter werden würde. Sie war extra bei einer Hexe, hat sich von ihr einen Trank besorgt. Dafür musste sie tief in den Wald. Die Frau war alt. Überall waren Kräuter, Flaschen, Kessel und weiteres. In dem kleinen Häuschen stand der Rauch vom Kesselwasser, wie Nebel im Wald, trotz des Schornsteins, der einiges von dem Rauch abziehen ließ. Es hat seltsam gerochen. Mit so vielen verschiedenen Gerüchen, die dort wie der Rauch in der Luft lagen, kam Emma nicht richtig klar. Sie hielt sich einen Ärmel vor ihre Nase. Ihr stieg trotzdem noch der Mischgeruch in die Nase und ihr wurde schlecht. Sie sagte dem alten Weib schnell ihre Beschwerde und wie sie das Gift gerne hätte. Die alte buggelte in dem kleinen Raum rum, suchte ein bestimmtes Regal, fand es und suchte ein kleines Fläschchen aus Ton. Sie gab es Emma in die Hand, erklärte ihr, wie sie es verabreichen musste und wie viel, zu wann. Dann gab Emma ihr im Gegenzug eine Kette. Eine Kette aus Silber. Reinem Silber. Das war eins der wertvollsten Besitztümer, das sie besaß. Sie hatte es von ihrem Verlobten geschenkt bekommen. Sie kannte die Gefahr, die sie an diesem Ort hatte. Die Gefahr, wenn jemand sie erwischte. Sie kannte die Gerüchte aus der Stadt. Sie wusste von diesen Gerüchten über die Hexe, wo sie wohnte. Hätte sie die Gerüchte nicht aufgeschnappt, dann wäre sie nie bei diese Einäugigen Frau gelandet. Sie lief schnell weg, sobald sie aus der Hütte kam, sowie sie auch hin ging. Schnell. Nicht umdrehen. Sie konnte den Blick der Frau auf sich spüren, die aus dem dreckigen, vernebelten Fenster schaute. In der Dämmerung erkannte die Alte Emma. Trotz dem schlecht sehenden Auge. Emma hatte Angst vor der Frau. Wie glücklich sie war, dort rausgekommen zu sein. Jetzt war sie damit beschäftigt, dem Koch das Essen für den König mit einpaar Tropfen aus dem Fläschchen beizumischen. Sie selber war ja nur für Kartoffel verantwortlich. Sobald der Koch und die anderen Bediensteten nicht hinsahen, ließ sie ein paar Tropfen drauf fallen. Sobald sie es schaffte, drehte sie sich schnell um und schelte weiter. Sie war erleichtert, dass man nicht ihre zitternden Hände bemerkte und den Angstschweiß, denn sie dabei hatte, aus der Sorge, dass man sie erwischen könnte. Aber das würde man nicht merken, nicht daran. Jeder war verschwitzt oder man hatte zitternde Hände, aus der Aufregung raus, dass man mit dem Essen nicht rechtzeitig fertig werden würde und der König einen deswegen prügeln ließ. Sie sah einen Boten das Essen nehmen. Es bestand keine Gefahr, dass es der König nicht essen würde. Der Vorkoster würde wohl zwar auch dran glauben müssen, aber das war es ihr wert. Ein König, getötet von einer Dienstmagd. Sowas geschah auch nicht alle Tage. Sein Sohn war am vorrigen Tag mit einigen Männern, guten Pferden und einiges an Proviant verschwunden, deswegen musste sie ja noch länger mit dem Gift warten, aber jetzt war das vergiftete Essen auf dem Weg zum König. Durch das langsame eintreten, hätte man es auch für etwas natürliches wie sein hohes Alter benennen können. Keiner würde sagen, dass es Gift war, das den König umgebracht hat. Niemand könnte sie anklagen. Sie hasste den König, der sie jetzt schon mit jemand neues vermählen wollte. Der neue Kerl war ein Ekelpaket durch und durch. Hatte keine Manieren und war unhöflich. Er hatte die Rolle ihres Verlobten eingenommen, im dienstlichem Stand, wie im Ehelichen. Er war sogar so frech sie vor der Hochzeit ins Bett zwingen zu wollen! Da sagte der König dann doch etwas dagegen, weil der Prister etwas dagegen hatte, zu dem Emma gegangen war deswegen. Ansonsten hätte der König nichts dagegen gehabt. Ihn selber hatte es ja genervt, dass er seine Frau nicht früher haben konnte und seine Gelüste nur von den dreckigen und unreinen Huren aus der Gosse befriedigen konnte. Sie war eine gute Partie, sagte der König. Sie war ja immernoch Jungfrau. Darüber freute sich dieser dreckige Flegel am meisten. Seine schwarzen, fettigen Haare, bei denen man schon glauben mochte, dass das Fett schon am tropfen war, und sein nach Zwiebeln und Schweiß stinkender Körper, war überhaupt nichts für sie. Da blieb sie lieber Gattenlos. Wenn der König starb, hoffte sie, dass sie nicht mehr mit diesem Mann verheiratet werden würde. Sie hatte auch etwas Angst. Angst vor ihrem neuem Verlobten. Vor der Ehenacht. Dass er grob sein würde und dabei verletzte. Er hatte sie bis jetzt einmal schon mit seinem metalenen Handschuh geschlagen. Es war bei ihrer ersten Begegnung. Sie wurde ihm vorgestellt, aber sie wollte keinen neuen Verlobten, zumindest nicht schon so früh. Das gefiel ihm nicht und er schlug sie. Keiner stand ihr bei. Sie bekam nur mitleidige Blicke. Nicht nur wegen dem Schlag, sondern auch wegen des Todes ihres ersten Verlobtens. Die Art seines Todes. Der Grund seines Todes. Jeder war sich sicher, dass er dem König das Mädchen nicht gestohlen hatte und es auch niemals getan hätte. Er war dem König treu ergeben. Loyal. Er hätte es niemals gewagt dem König in den Rücken zu fallen. Niemals. Sie konnte diese Blicke nicht ertragen. Wollte, dass sie aufhören. Wollte, dass sie woanders hinsahen, aber das taten sie nicht. Aber bald sicher. Bald würde man nur noch Augen für eins haben. Einem am Boden liegendem König. Einem toten am Boden liegenden König. Und dieser Gedanke gefiel ihr. Sogar sehr.
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