Chefsache
Meine Chefin musste wahnsinnig sein!
Der Mann in schwarz blieb stehen und drehte sich zu ihr um.
Seine Stimme war samtweich. Anders als in meinem Traum, klang er freundlich, "Verzeihung. Aber das hier ist wichtig."
Er wandte sich wieder seinem erstarrten Gegner zu, dem sein blondes Haar am Kopf klebte. Armer Kerl.
"Brauchen Sie Hilfe?", fragte meine Chefin an den nassen Blonden gewandt, ohne dem Mann mit dem Mantel Platz zu machen.
Mit dem Handrücken wischte sich der Blonde das Blut von der Lippe. Schreiend rannte er um Marta herum und schlug zu.
Der Schwarzhaarige wich schleichend aus, fast ohne die Füße vom Boden zu heben. Er kickte dem Blonden in den Magen.
Jener rutschte über die Fliesen nach hinten und schlang eingekrümmt die Arme um den Bauch.
Etwas flackerte in meinem Augenwinkel auf. Blitze? Vorsichtig, falls eine falsche Bewegung ein Gemetzel zur Folge haben sollte, schielte ich nach unten. Die alte Dame, deren Tee, den ich ihr eingeschenkt hatte, unberührt vor ihr stand, hatte unter dem Tisch ihr Handy eingeschalten.
Notruf - keine schlechte Idee.
Meine Chefin mahnte, "Verlassen Sie sofort das Gebäude. Raus! Beide! Sofort!" Der schlanke Blonde fletschte die Zähne und stürzte sich auf meine Chefin. Erschüttert schüttelte ich die beklemmende Starre ab und rannte los.
Marta stolperte nach hinten und entging dem Schlag des Typen. Er holte nochmal aus, schnell ergriff der in dem Mantel seinen Kragen und hielt ihn zurück. "So nicht. ", brachte er angestrengt heraus.
Der Blonde riss den Kopf nach hinten und traf den Mann im Mantel mit dem Hinterkopf im Gesicht. Blut schoss aus der Nase des Schwarzhaarigen, taumelnd ließ er den nassen Typen los.
Hastig standen einige Gäste auf und flohen in den hinteren Teil des Cafés, doch keiner traute sich zur Tür, vor der die zwei Männer kämpften. Die Meisten blieben jedoch wie festgefroren sitzen. Ich wich den Gästen aus und versuchte Marta und die Typen im Blick zu behalten.
Der Schlanke griff meine Chefin wieder an, sein Ellenbogenschlag traf sie heftig. Marta schrie und fiel zu Boden. Plötzlich war ich mittendrin.
Der Blonde wollte wieder auf Marta losgehen.
Der Schwarzhaarige packte das Hemd des anderen, der sofort die Zähne bleckte und zu ihm herum wirbelte. Ich sah nur, wie der unheimliche Typ aus meinem Alptraum nach hinten taumelte und auf dem Rücken landete. Drohend beugte sich der Blonde über seinen Gegner.
Egal was ich von dem Schwarzhaarigen im Mantel geträumt hatte, er hatte diesen Typen davon abhalten wollen, meine Chefin anzugreifen. Damit standen wir quasie auf der selben Seite.
Ich ergriff die Arme des Blonden. Über seine Schulter funkelte er mich an.
Was tue ich hier?
Ruckhaft drehte er sich um und riss sich frei.
Sein Schlag traf mich. Schmerz explodierte in meiner Brust, für einen Sekundenbruchteil flog ich durch die Luft.
Ich rutschte über den Boden, rollte und landete dort, wo ich kurz zuvor das volle Tablett fallen gelassen hatte. Mir tat alles weh.
Weiße Porzellanscherben der Tassen, die wegen mir kaputt gegangen waren, hätten mir alles aufgeschlitzt, wenn ich nur etwas weiter gerutscht wäre. Benommen warf ich einen Blick zurück. Der Schwarzhaarige war dabei sich aufzurichten, doch der Blonde hatte sich über ihn gebeugt und schlug ihm ins Gesicht.
Ich streckte den Arm nach einer Scherbe aus.
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