VI
Epilog
Mary, 1531
Die Flammen züngelten gierig nach den schreienden Leibern. Sie fraßen sich in rasender Geschwindigkeit zuerst durch die in Fetzen hängenden Leinenhemden und griffen dann unbarmherzig nach Haut und Haaren der Ketzer*innen. Ganz gleich, ob diese schrien, weinten, bettelten oder mit letzter Kraft einen Fluch über ihre trockenen Lippen würgten.
Aber egal wie grausam deren Tod im Fegefeuer mit anzusehen war. Egal wie unmenschlich. Maria I. Tudor hatte keinerlei Mitleid mit ihnen. Zu tief saß noch immer der Schmerz durch den Verrat ihres Vaters. Zu sehr war sie inzwischen von Hass zerfressen auf alles und jede*n. Auf alle, die sich für etwas Besseres hielten und der altehrwürdigen Tradition der Katholik*innen den Rücken kehrten. Sie alle sollten büßen. Dafür sich ihrem kaltherzigen Vater angeschlossen zu haben. Sie alle waren nicht besser als er. Hatten nichts Anderes verdient als einen Tod durch diese Flammen. Sie würde schon dafür sorgen, dass diese elendige Modewelle der Übertritte endlich ein Ende hatte! Das hatte sie Ihrem Gott versprochen.
,,Lieber Gott, hiermit bringen wir dir eine weitere schändliche Ketzerin dar. Auf dass sie sich vor deinem letzten Gericht verantworten wird, wir geben sie zurück in deine Hände."
Eine Frau mit flammendrotem Haar wurde zum Feuer gestoßen. Jetzt gab es auch für sie kein Zurück mehr. Und voll unbändiger Wut über diese Ungerechtigkeit, stieß diese mit letzter Kraft eine Verwünschung aus. Verwendete ihren letzten Lebensatem auf diese Worte:
,,Mary! Maria Tudor! Du und deine Nachkommen sollt verwünscht sein auf ewig! Unsere Leben hast du genommen und unser Blut vergossen. Von jetzt an soll jedes weitere Blutvergießen für euch eine Qual sein! Und du selbst wirst noch so lange auf Erden wandeln müssen, bis deine Schuld getilgt ist."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top