Kapitel 12
~Lucielle ~
Gehetzt rannten Sora und ich hinter Luna, Rick und Jenny hinterher, die voraus zu unserem jetzigen Klassenzimmer sprinteten. Gerade als wir die Tür mit der Zimmernummer 221 erreichten, klingelte es zum zweiten Mal und kündigte so den endgültigen Unterrichtsbeginn an. Erleichtert öffnete Luna just in dem Moment die Tür und ließ uns alle eintreten, bevor sie uns folgte und die Tür hinter ihr ins Schloss fallen ließ. Zu unserem Glück war noch kein Lehrer da und unser eintreten hatte auch kaum ein Schüler bemerkt, da sie alle mit ihrem Sitznachbarn, ihrem Schulzeug oder sonstigen anderen Dingen beschäftigt waren.
Hilflos schaute ich zuerst zu meiner Schwester und dann zu unseren neuen Leidensgenossen. Ich hasste diese Situation, wenn man als ‚die Neue' dasteht und nicht weiß, was man tun soll. Da Rick unsere hilflosen Gesichter wahrscheinlich auch bemerkt hatte, schaute er mit einem mitleidigen Ausdruck in den Augen zu uns und meinte „Setzt euch am besten da hinten hin, der Platz ist noch frei." Dankbar lächelte wir ihm zu und folgten ihnen etwas weiter in den Raum hinein, wo sich Rick und Jenny auf einen Platz ziemlich in der Mitte des Zimmers niederließen, der genau zwei Reihen vor jenem Tisch lag, wo er zuvor hingedeutet hatte. Als wir diesen erreichten, ließen wir uns erleichtert nebeneinander nieder und packten erstmal unsere Schulsachen aus. Soweit ich wusste hatten wir jetzt Mathe, also kein besonderes
,Vampirfach', dachte ich und freute mich aber trotzdem auf die kommende Stunde, da meine Schwester und ich damals auf der alten Schule sowas wie die Matheasse in der Klasse gewesen waren.
Plötzlich spürte ich einen leichten Windhauch, der mein Gesicht streifte und drehte meinen Kopf verwundert nach rechts, wo ich Luna entdeckte, die sich auf einen Platz neben uns fallen ließ. Sie saß also auch in der letzten Reihe. Doch verwundert stellte ich fest, dass sie keinen besonders glücklichen Eindruck machte, als mein Blick auch schon auf ihren Sitznachbarn fiel, der ihr einen vernichtenden Blick zuwarf. Als er sich von ihr abwendete verzog sich sein Mund zu einem hämischen Grinsen. Instinktiv war mir nun klar, dass es sich bei ihm um einen Werwolf handeln musste, mit denen wir die meisten Fächer teilten und die uns nicht wirklich friedlich gestimmt waren. Aber wahrscheinlich beruhte das auf Gegenseitigkeit.
„Och nein, wieder zwei neue Vampire. Langsam ist das echt nichtmehr aushaltbar. Dieser ekelhaft Gestank nach Tod, eure hässlichen, Untoten Vissagen und das unzumutbare Verlangen nach Blut. Irgendwann fallt ihr noch über uns her." Angewidert verzog Lunas Sitznachbar sein Gesicht und warf uns abwertende Blicke zu. Fassungslos merkte ich wie mir der Mund aufklappte und sich wie ein hilflose Fisch auf trockenem Untergrund verzweifelt auf und zu bewegte. Wie konnte eine Person bitte nur so dreist sein?! Da mir tatsächlich die Worte fehlten und es meiner Schwester sichtbar auch so ging, wendete ich meinen Kopf von diesem Volltrottel ab und streifte kurz Luna mit meinem Blick, die den Werwolf hasserfüllt anschaute und gerade zu einem Konter ansetzt, als die Tür zum Klassenraum laut ins Schloss fiel.
Etwas überrumpelt entdeckte ich darauf hin einen kleinen, etwas älteren Mann mit Schnauzer weiter vorne im Raum, der gerade seine Tasche auf das Pult ablegte und sich dann der Klasse zuwandte, die sich daraufhin erhob. Das war also unser neuer Mathelehrer.
Wie in Trance vergingen die nächsten Minuten, wo sich der Lehrer kurz für sein Zuspätkommen entschuldigte und uns zwei als neue Mitschüler vorstellte, uns aber nicht nach vorne holte. Sympathisch. Dann begann er gleich mit trockener Mathematik, die wir glücklicher Weise schon auf unserer alten Schule dran hatten.
Ich konnte mich also beruhigt in meinem Stuhl zurücklehnen, was mir Sora kurze Zeit später auch gleich tat, und den Lehrer, dessen Namen wir noch nicht kannten, da er sich namentlich nicht vorgestellt hatte, den Stoff vortragen lassen. Der Satz des Pythagoras. Der war echt leicht.
In Gedanken versunken dachte ich noch einmal über vorhinst nach. Klar, Luna, Rick, Jenny, Rose und die anderen hatten uns schon erzählt, dass die Vampire mit den Werwölfen auf Kriegsfuß standen, aber ich hätte nicht gedacht, dass sie gleich so persönlich wurden. Etwas verletzt pinselte ich schnell das Tafelbild des unbekannten Lehrers ab und dachte dann weiter nach. Wir hatten ihm doch garnichts getan und keinen Grund für seine angriffslustig Haltung gegeben.
Wahrscheinlich sollte ich das einfach nicht so persönlich nehmen.
Entschlossen drückte ich die Gedanken an das eben Geschehen in die hintersten Ecke meines Kopfes und dachte stattdessen an das Frühstück zurück. Im Gegensatz zu meiner Schwester hatte ich schließlich doch noch etwas Blut probiert und sogar das komplette Glas gelehrt. Immerhin musste ich früher oder später sowieso damit anfangen und schlecht hat es auch nicht unbedingt geschmeckt. Als die Jungentruppe dann den Raum betreten hatte war es um sie sowieso komplett geschehen. Wahrscheinlich hatte es ihr dieser Ashton West so besonders sehr angetan, denn immer wieder konnte ich sie dabei erwischen, wie sie bewundernd zu ihm rüber blickte.
Letztendlich hatten wir dann noch ziemlich lange zusammen gesessen und dabei gar nicht bemerkt, wie sich der Raum langsam leerte. Erst als es dann das erste Mal klingelte waren wir hektisch aufgesprungen und hatten uns schleunigst auf den Weg in Richtung des Hauptgebäude gemacht, wo wir mit Luna, Jenny und Rick zu unserem gemeinsamen Klassenzimmer eilten, da wir erfreulicher Weise festgestellt hatten, dass sie in der gleichen Klasse waren wie wir.
Plötzlich wurde ich ruckartig aus meinen Gedanken gerissen, als der Schulgong ertönte und somit das Ende der Stunde ankündigte. Erleichtert packten wir schnell unsere Sachen ein und ging dann zusammen aus dem Zimmer raus, wo uns die anderen schon erwarteten.
„Jetzt haben wir bei Frau Gercke, unserer Klassenlehrerin. Sie ist eigentlich ganz okay und unterrichtet Geschichte der übernatürlichen Wesen. Sie bevorzugt auch keinen Werwolf oder uns Vampire, weil sie eine Dämonin ist. Das werdet ihr auch noch feststellen müssen, dass manche Lehrer die Schüler ihrer Art grenzenlos bevorzugen." Meinte Jenny auch schon euphorisch und klang aber zum Ende hin eher etwas distanziert. Verstehen nickten wir und folgten den dreien dann zu unserem nächsten Zimmer.
„Wann haben wir denn den ersten speziellen Unterricht? Also etwas praktisches?" Fragte ich schließlich und wartete gespannt auf eine Antwort. Ich wollte endlich meine Fähigkeiten als Vampir kennenlernen und wissen, was mir überhaupt alles möglich ist.
„Uhm... ich glaube heute Nachmittag, also direkt nach dem Essen. Da haben wir Profil, also entweder Heilung, Kampf oder Alchemie." Antwortete mir Jenny. „Wisst ihr schon, wohin ihr gehen wollt? Ich bin beim Kampf und Rick und Luna sind Heiler."
„Also die Direktorin meinte, dass wir überall mal rein schnüffeln dürfen, also werden wir wahrscheinlich erstmal alles in Ruhe anschauen und uns dann eine Meinung bilden." Meinte meine Schwester darauf und zuckte ratlos mit den Schultern.
„Das ist okay, aber ich würde euch das Profil Kampf empfehlen. Das ist nicht so langweilig wie bei den Alchemisten und Heilern." Verschwörerisch grinsend Wand sie sich wieder von uns ab und fing sich sogleich einen kräftigen Schlag gegen die Seite ein, den Rick ihr austeilte.
„Ey, das stimmt doch gar nicht!" empörte er sich, während Jenny scheinheilig ihren Arm streichelte.
Die gesamte restliche Pause über und noch am Anfang der nächsten Stunde stritten sie sich weiter darüber, was nun das beste Profil war. In jenen Streit mischten sich auch immer mehr Klassenkameraden ein.
„Was denkst du, hast du schon eine Vorstellung, worauf du dich spezialisieren willst?" wollte ich neugierig von meiner Schwester wissen, als ich mich zu ihr hinüber lehnte und ihr leise zuflüsterte. Verneinend schüttelte sie den Kopf „Nicht wirklich. Ich lasse mich überraschen."
Verständnisvoll nickte ich mit dem Kopf „Ich glaube so werde ich das auch machen." Und wendete mich wieder der Lehrerin zu, die von unserem kleinen Gespräch nichts mitbekommen hatte, da wir wieder auf dem Platz in der letzten Reihe saßen. Gerade sprach die junge, schlanke Frau mit den großen dunklen Hörnern und den dunklen Lippen über irgendeinen Prinzen, der wohl demnächst die Schule besuchen wollte.
„Es ist zwar noch etwas mehr als ein Monat Zeit, aber wir wollen ja, dass alles halbwegs in Ordnung ist, wenn der Prinz der Vampire die Schule besucht. Das gilt auch für euch. Wir erwarten ein diszipliniertes und anständiges Verhalten von euch." Spätestens da schaltete ich wieder ab. Was interessierte mich schon irgendein öder Prinz von uns Vampiren. Ich wusste bis jetzt nicht mal, dass wir einen hatten. Oder warte, hatte Cayden nicht mal sowas in der Art erwähnt? Fragte ich mich und stellte aber zeitgleich fest, dass es mir sowieso egal war. Und als ich einen kurzen Blick zu meiner Schwester rüber warf fiel mir auf, dass es ihr nicht wirklich anders ging.
Hallo liebe Leser,
Endlich gibt es mal wieder ein Update von uns, aber leider gibt es auch eine schlechte Nachricht. Wir werden das Buch auf unbestimmte Zeit pausieren, da Rue einfach die Zeit zum schreiben fehlt. Da es unser erstes gemeinsames Projekt ist, will ich es auch nicht allein beenden, sondern erstmal schauen wie es weitergeht. Zudem ist die Zeit bei mir gerade auch knapp und der altbekannte Stress holt mich ein. Es tut uns Leid und wir werden sehen, ob es noch weiter geht.
Ich hoffe ihr habt Verständnis.❤
LG Tiara.
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