5 - Tag 03 der neuen Zeitrechnung
"Laurie! Du sollst aufstehen! Du kommst zu spät zur Schule!"
Meine Mom! Sie hat keine Ahnung, wie es mir geht. Schlafen. Ich will bloss noch traumlos schlafen. Wie im Nebel höre ich eine Polizeisirene, der Verkehr rauscht an meinem offenen Fenster vorbei. Der gestrige Abend war zu viel für mich.
Zu viel Gefühle auf einmal! Passt nicht zu meinem Outfit, gehört nicht in mein Leben. Langsam krümle ich mich aus meinem Bett und strecke mich. Da will so gar kein Leben in meinen Körper fliessen.
"Laurie! Frühstück!"
"Komme schon, Mom. Bin wach! Du kannst aufhören zu schreien." Kämmen, waschen - für duschen reicht die Zeit nicht. Neue Klamotten im alten Schwarz, etwas schwarze Farbe ins Gesicht - fertig.
Mom steht in der Küche, ausnahmsweise nicht im Schlafanzug. Mein Blick muss Bände sprechen.
"Ja? Was willst du mich fragen? - Komm schon, setz dich, du hast wenig Zeit."
"Danke - schätze ich." Vor mir liegen Pancakes und einige Stücke Toast. Der Kaffee duftet verführerisch, herb und sauer, wie er sein soll. "Was hast du heute vor, Mom?"
"Wieso meinst du?"
"Du bist angezogen, als ob du in die Öffentlichkeit gehen wolltest."
"Aus deinem Mund klingt das wie ein Kompliment." Mom lacht. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann sie das letzte Mal einfach bloss wegen mir gelacht hat, aber es gefällt mir. Irgendwie.
"Wo warst du eigentlich gestern so lange?" Da ist sie wieder, die Kontroll-Mom.
"Wir haben bei Chu gearbeitet. Kevin, Chu und ich sind da an einem Projekt für die Schule dran. Wir dürfen in ihrem Wohnwagen arbeiten, bei ihr im Garten." Pancakes mit Ahornsirup und Toast mit Erdnussbutter - die Energie beginnt endlich zu fliessen.
"Schön. Ich mag die beiden. Soll ich dich fahren? Der Bus ist schon weg."
Hat der Zombie gestern Nacht meine Mom erwischt? Die Frau hier ist nicht meine Mutter. Die hier lebt, wie eine normale Mutter; keine Langeweile, sondern Ideen und Hilfsbereitschaft. "Okay - schätze ich."
"Na dann los! Schnapp dir dein Zeugs!"
Wir fahren zur Schule. Vor dem Schulgelände parken mehrere Polizeifahrzeuge.
"Da scheint etwas los zu sein, Laurie. Sollen wir umdrehen?"
Da ich befürchte zu wissen, worum es gehen wird, verneine ich die Frage. "Du kannst mich hier absetzen, Mom. Ich erzähle es dir dann. - Ehm, danke fürs Fahren."
Beim Weggehen sehe ich, wie Mom den Sheriff begrüsst. Es scheint, als seien sie alte Freunde. Meine Mutter wird mir langsam unheimlich. Chu und Kevin sind nicht auffindbar. Wie beim letzten Mal stehen alle Schüler draussen. "Was ist hier los?", flüstere ich mehr zu mir selbst.
"Man hat Trentin gefunden. Oben in den Bergen. Er ist tot. Und der vermisste Peter auch - er lag an der gleichen Stelle." Die gleiche Schülerin wie beim letzten Mal berichtet emotionslos davon, was sie weiss. Ich sehe mich um und stelle irritiert fest, dass viele von uns einfach dastehen und irgendwie gelangweilt darauf warten, dass sie hineingehen können. Aber vielleicht täusche ich mich auch bloss.
Kevin und Chu kommen aus der Menge auf mich zu.
"Da bist du ja! Wir haben dich im Bus vermisst."
"Verschlafen. Meine Mom hat mich gefahren. Warum sind wir draussen?"
"Man sagt, wir müssen wohl alle in die Aula, und das wollen sie noch kurz vorbereiten. Wir sollten jederzeit rein dürfen", Chu wirkt aufgeregt.
"Girls, treffen wir uns zum Lunch in der Bibliothek? Nach Mathe habt ihr doch Literatur und ich bin in Physik. Danach bim grossen Tisch? - Ich muss euch etwas zeigen."
"Schlafen Nerds eigentlich nie?", schockiert darüber, dass er offensichtlich nach unserem Treffen letzte Nacht nochmals am Computer gesessen hat, blicke ich Kevin mit aufgerissenen Augen an.
Man ruft uns hinein, in die Aula, wie Chu vermutete. Schülerversammlungen in der Aula sind ein Event. Es gibt sogar Lehrpersonen, die sich davor drücken und sich verstecken gehen - so ein Saal voller pubertierender Jugendlicher ist nicht jedermanns Sache. Heute aber sind wir alle gesittet und ruhig. Vorne auf der Bühne stehen Polizisten. Der Sheriff schnappt sich ein Mikrofon.
"Kinder, guten Morgen. Ihr kennt mich alle. Hört mir gut zu, was ich euch zu sagen habe: Es tut mir leid, euch über den Tod zweier Schüler, zweier Freunde, informieren zu müssen. Leider ist es die traurige Wahrheit, dass Peter Wilkinson tot ist. Wir haben seine Leiche heute morgen in den Bergen gefunden. Zudem lag am gleichen Ort auch der Leichnam von Trentin Robertson. Sie sind beide ermordet worden. Im Augenblick müssen wir von einem sadistischen Serienmörder ausgehen, der hier in der Gegend sein Unwesen treibt. Aus diesem Grund bitten wir euch, nach der Schule jeweils direkt nachhause zu gehen und euch nicht mehr alleine draussen zu bewegen. Bitte meldet mir oder meinen Mitarbeitern jeden Verdacht, den ihr habt oder beobachtet - wir sind um jeden Hinweis dankbar. Damit wir ausschliessen können, dass der Unhold an dieser Schule ist, werden heute zwei Teams mit Spürhunden auf dem Schulgelände unterwegs sein. Es ist zu eurer Sicherheit, also lasst die Polizisten ihre Arbeit tun und verhaltet euch möglichst normal. Solltet ihr Fragen haben oder reden wollen, steht euch eine Psychologin der Polizei rund um die Uhr zur Verfügung. Eure Lehrer werden euch die Nummer geben. Geht nun in eure Klassen. Danke, dass ihr die Angelegenheit ernst nehmt."
Stille. Alle blicken schockiert im Raum umher, einige Schüler haben ihre Gesichter in die Hände gestützt, einige wenige weinen. Mir fallen einmal mehr die vielen Jugendlichen auf, die einfach dasitzen, als ob man ihnen die neuesten Erkenntnisse in der Beobachtung über das Paarungsverhalten der Roten Waldameise berichtet habe.
Nach und nach stehen die Schüler auf. Wir trotten in unsere Klassenzimmer. Meines ist bei Mathe. Total erschlagen setze ich mich auf einen Stuhl der Mitte des Saals, lege motorisch meine Unterlagen vor mir auf die Schreibfläche und warte.
Der Mathelehrer, einer der sich bestimmt versteckt hatte, stellt sich links neben den Screen. Leider kann ich mich nicht an seinen Namen erinnern - Loser belegen in meinem Kopf keinen Speicherplatz.
Die heutige Stunde ist ein weiteres Desaster. Versucht der doch tatsächlich, die Wahrscheinlichkeit eines unnatürlichen Todes für die Menschen in Bozeman zu berechnen. Was für ein gefühlsloser Idiot! Ich könnte ihn erwürgen.
Wie ich sehe, ist auch Kevin angewidert von dieser Vorstellung und widmet sich bereits wieder seinen geheimnisvollen Informationen, welche er aus dem Netz ziehen kann. Verstohlen beobachte ich ihn und stelle mir vor, er widme sich mir mit gleicher Hingabe. Luft holen. Neben mir seufzt Chu und rollt mit den Augen.
"Was denn?", reagiere ich leicht gereizt.
"Hast du irgendwann vor, es ihm zu sagen?"
"Wem, was sagen?"
"Na Kevin, dass du ihn magst!"
"Hör auf! Der ist ein Nerd."
Chu rollt mit den Augen. "Und du bist ein Freak! Das passt hervorragend!" Chu strahlt mich an. Dann blickt sie nervös im Mathezimmer umher.
"Sag, hast du Denise irgendwo gesehen? Sie mag Mathe - sie müsste hier sein."
"Nein, die habe ich, seitdem wir reingegangen sind, nicht mehr gesehen."
Chu wirkt besorgt. Die sportliche Denise ist eine ihrer besten Freundinnen. Wir beschliessen, uns am Mittag auch mit ihrem Verbleib auseinanderzusetzen. Dann lassen wir die Peinlichkeit von Mathestunde über uns ergehen und freuen uns auf das Mittagessen, selbst wenn es ein Vegi-Menü werden sollte, das Mrs. Steamroller uns auf das Tablett knallt.
Nach Mathe haben wir Literatur und können uns auch da nicht richtig konzentrieren. Endlich wird es Mittag.
Hastig eilen wir aus dem Zimmer und rennen in Richtung Bibliothek. Kevin ist selbstverständlich schon da, weiss der Teufel, wie der das immer hinkriegt. Er strahlt uns an.
"Girls - hi! Na, wie war Literatur?
"Literarisch, was denkst denn du. - Zeig schon her!"
Kevin grinst noch immer und dreht den Bildschirm in unsere Richtung.
"Lest selbst."
"Bridger Shadows, ... wo zum Teufel ist denn das?"
"Das ist eine Nebenstrasse zum Bridger Canyon Drive, zur Hauptstrasse ins Skigebiet, Laurie."
"Und da gibt es genau seit dann, ihr wisst schon, seit damals, dieses Forschungsdingsbums? Was ist das überhaupt?"
"Sie nennen es Biomolekularlabor. Angeblich erforschen sie da Viren, Bakterien, Krankheiten, Immunreaktionen, Gentechnik - lauter solches Zeugs."
"Kev! Werde bitte genauer! Was meinst du mit 'angeblich'? Laurie und ich warten!"
"Chu hat heute wenig Geduld, Kevin. Ihre Freundin Denise ist auch verschwunden."
Kevin blickt Chu traurig an und entschuldigt sich bei ihr. Wir beschliessen, Denise am Nachmittag zu suchen. Danach zeigt uns Kevin seine Entdeckung.
Lauter langweilige Listen und Zahlen. "Diese Bestellung hier ist ungewöhnlich. So viel menschliches Blutserum bestellt man nicht, wenn man ohne lebende Organismen arbeitet. Die halten irgend etwas verborgen, da oben."
"Du meinst, dort gibt es Gefangene? Lebende Versuchsobjekte?"
Kevin nickt. "Genau, Luzie, danach sieht es aus."
"Blutserum", stammle ich leise. "Leute, ich habe euch doch erzählt, dass ich im Damenklo auf Miss Franklin gestossen bin."
Chu nickt, Kevin jammert etwas von 'zu viel Info'.
"Was ich euch noch nicht gesagt habe: Ich konnte unsere Rektorin nicht im Spiegel sehen."
"Das sind die Vampire, Luzie, nicht die Werwölfe."
"Exakt, Kevin. Du hast es erfasst!"
Chu starrt mich an. "Du meinst, die Franklin ist kein Wolf, sondern ein ... Vampir?"
"Ich glaube, es könnte sein, ja."
"Das reicht! Wir sollten die Finger davon lassen, Girls. Werwölfe, Zombies, verschwundene Menschen und nun auch noch Vampire? Ich hoffe, ich wache bald auf."
Eine Polizistin mit einem Hund kommt in die Bibliothek und will von allen anwesenden Personen die Ausweise sehen. Der Hund schnüffelt an jeder Ecke. Die Beamte kontrolliert die Daten und gibt die Ausweise anschliessend zurück. "Alles okay. Ihr könnt dann weitermachen."
Wir packen unsere Sachen ein und machen uns auf den Weg zum Geschichtszimmer.
Miss Wolff ist heute wieder deutlich besser angezogen. Farblich abgestimmt mit ockerfarben und grün. Sie trägt ihr Haar offen, was ihr ausserordentlich gut steht. Kevin will sich vorne hinsetzen, ich kann ihn davon abhalten.
Etwas verspätet stürmt Billie Stenton, die Cheerleaderin, ins Schulzimmer und bleibt vorne stehen.
"Miss Stenton, Sie sind knapp dran. Setzen Sie sich."
"Ich werde nichts dergleichen tun! Sie Mörderin!"
Miss Wolff legt ihr Buch nieder. "Wie war das?"
"Sie haben mich schon verstanden! Sie haben Trentin auf dem Gewissen!"
"Reden Sie keinen Unsinn und setzen Sie sich auf der Stelle hin!"
Billie dreht sich zu uns um, kommt auf uns zu. "Ihr seid alle Zeugen. Die da", sie zeigt auf Miss Wolff, "hat Trentin gedroht. Sie war es! Ganz bestimmt!"
Ganz im Innersten meines Kopfes gebe ich der Barbiepuppe recht, werde mich jedoch hüten, irgendetwas zu sagen. Miss Wolff hat sich unterdessen neben Billie gestellt.
"Zum letzten Mal: Setzen Sie sich oder verlassen Sie meinen Unterricht. Ich muss mir das nicht bieten lassen! Sie sind alle verwirrt, das ist verständlich. Aber freundlich bleiben und Anstand wahren können Sie trotzdem."
"Mörderin!" Billie fixiert Miss Wolff - es wird nie langweilig in Geschichte!
Die Tür geht auf, die Polizistin mit dem Hund kommt herein. Der Hund knurrt laut hörbar, Billie fährt zusammen. Einen Moment schaut sie panisch in Miss Wolffs Gesicht, dann rennt sie schreiend aus dem Zimmer.
Das war nicht der Hund, der geknurrt hat - denn auch der hat seine Ohren gesenkt und den Schwanz eingezogen, steht bocksteif da und blickt zu Miss Wolff. Die Polizistin streichelt ihn. Die Schüler aber haben selbstverständlich Angst vor dem armen Hund, der seinerseits die Welt nicht mehr versteht. Bloss die Menschen erkennen einen Baum nicht, wenn er vor ihnen steht.
Miss Wolff dreht langsam ihren Kopf, bis ihr Blick den meinen trifft. Mir ist augenblicklich kalt, am ganzen Körper habe ich Gänsehaut. Einige Sekunden lang fixieren wir uns gegenseitig. Plötzlich lächelt sie kaum wahrnehmbar und blinzelt wieder mit einem Auge. Sie und ich - wir haben uns verstanden und sie weiss nun, dass ich ihr Geheimnis kenne.
Abermals fliegt die Türe auf und ein Polizist eilt auf seine Kollegin zu. Er flüstert ihr etwas ins Ohr.
"Heisst jemand von Ihnen Miss Pheng, Chu Pheng?"
"Ich bin Chu!" Sie ist aufgestanden und will nach vorne gehen, ich begleite sie.
"Und wer sind Sie?" Die Polizistin will mich zurückhalten, was ich mit einem bösen Blick quittiere.
"Sie ist meine Freundin Laurie! Sie haben uns doch in der Bibliothek gesehen. Worum geht es?"
"Man fragt nach Ihnen. Nicht hier; kommen Sie bitte mit."
Die Polizistin gibt den Hund ihrem Kollegen weiter, Miss Wolff versucht, Ordnung in den Unterricht zu bringen und wir drei Frauen verlassen den Raum. Draussen klärt die Polizistin uns auf.
"Man hat Denise Carter gefunden. Sie hat ausdrücklich nach Ihnen verlangt, Miss Pheng."
Chu greift nach meinem Arm. "Ist sie verletzt?"
"Das wissen wir noch nicht. Kommen Sie mit mir, das Mädchen sitzt im Duschraum."
Chu und ich blicken uns ängstlich, aber wissend an. Nach wenigen Minuten erreichen wir die Nasszellen bei den Sporthallen. Denise sitzt zusammengekauert unter dem Wasserstrahl einer Dusche, sie weint und schlottert. Augenblicklich rennt Chu zu ihr, sie stellt das Wasser ab und nimmt die durchnässte Freundin in den Arm.
"Nicht", sage ich zur Polizistin und halte sie zurück, als sie auf die Mädchen zugehen will. "Geben wir ihnen eine Minute. Ich kann Sie informieren."
"Ich sehe selbst, was los ist. Wer war es?" Die Polizisten blickt mich traurig und wütend zugleich an.
"Das wird Denise nur Chu sagen. Aber ich vermute, es war der Sportlehrer."
"Was läuft hier eigentlich, an eurer Schule?"
"Da fragen Sie die Falsche, weil ich erst seit vier Tagen hier in Bozeman bin. Da müssen Sie schon mit dem Sheriff oder mit der Rektorin reden. Aber Sie haben schon recht - hier läuft einiges schief, denke ich."
Chu und Denise stehen auf. Sie kommen auf uns zu und setzen sich auf eine Bank im Umziehbereich. Keine von ihnen sagt ein Wort, Chu schaut mich an und nickt.
"Schlimm?"
"Ja, sehr. Ich bleibe bei ihr. Würdest du bitte die Eltern anrufen? In meinem Handy findest du die Nummer." Sie entsperrt ihr Gerät und reicht es mir.
Dann bitte ich die Polizistin mit nach draussen. "Sie haben gesagt, Sie sehen, was hier los sei. Was denken Sie?"
"Das Mädchen wurde vergewaltigt. Ich sollte unsere Psychologin informieren. Miss Pheng hat Ihnen zugenickt. War es der Sportlehrer?"
"Ja, Mister Saunders. Aber es wird niemand gegen ihn aussagen. Er macht allen Angst und kann sich immer herausreden. Sie werden nichts gegen ihn tun können."
"Wir werden sehen. Danke, dass Sie mitgekommen sind. Sie scheinen gute Freundinnen zu sein."
"Chu und ich? Ja. Denise kenne ich kaum." Ich rufe dazwischen die Eltern von Denise an und bitte sie, ihre Tochter abzuholen. Danach wende ich mich wieder der Polizistin zu. "Kann ich Sie etwas fragen?"
"Sicher, kein Problem."
"Wie hat man Peter und Trentin gefunden? Ich meine, in welchem Zustand? Bisher wissen wir bloss, wo man sie fand."
Die Polizisten drückt sich um die Antwort herum. "Ich kann nicht viel sagen, weil die Untersuchungen noch laufen. Aber es war sehr hässlich."
"Als hätte ein Tier sie gefressen?"
Ihr Blick spricht Bände. "Was wissen Sie? Miss Jones, richtig?"
"Das kann ich Ihnen noch nicht sagen. Nennen Sie mich Luzie."
"Na gut. Versprechen Sie mir nur, die Polizei zu informieren, wenn Sie mehr wissen, Luzie. In Ordnung? Ich bin Madlene."
"Sicher, Madlene. Ich danke Ihnen."
Unterdessen ist der Unterricht beendet und es scheint sich herumgesprochen zu haben, wo wir sind. Viele Schüler und Schülerinnen drängen in die Umkleideräume und Madlene hat alle Hände voll zu tun, sie alle abzuwehren.
Wir werden rausgedrängt, was voll in Ordnung ist. Die Gaffer kann ich nicht ausstehen! Dämliche Sensationslust! Wir Menschen sind manchmal echt primitiv - ergötzen uns am Leid anderer. Chus Telefon habe ich Madlene gegeben.
In den Gängen herrscht ein Gedränge, ich komme kaum durch. Wir haben nichts abgemacht, aber ich denke, wir treffen uns vielleicht später noch, bei Chu. Wir werden uns schreiben. Während ich mich durch die Gänge kämpfe, rieche ich auf einmal Vanille und Rosmarin. Ich bleibe stehen und drehe mich langsam um.
Hinter mir steht Miss Wolff. Mir wird kalt, sie fasst mich an der Schulter.
"Du brauchst keine Angst zu haben, Luzie."
"Woher kennen Sie meinen Decknamen?"
"Ich weiss ziemlich viel von dir, Miss Jones. Du brauchst Nachhilfe in Geschichte und in Englisch. Vielleicht könnte ich deine Tutorin für Nachhilfe werden? Was denkst du?" Miss Wolff schaut mich treuherzig an, fast, als könnten wir die besten Freundinnen sein. Dieser Blick macht mich skeptisch.
"Sie sind die zweite Person heute, die sich nicht so verhält, wie ich es erwarte. Danke für das Angebot, aber ich werde zuerst darüber nachdenken müssen."
"Wir sehen uns morgen, little Miss Claire." Sie dreht sich um und verschwindet in der Masse. Hat sie soeben den Namen meiner Mutter erwähnt? Woher kennt sie den? Ausser ihrem Duft erkenne ich jedoch nichts mehr von ihr.
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