4 - Abend-Flirts

Loupine

Obwohl das ein interessantes Gespräch war, das ich da mitgehört habe, muss ich mich erst um andere Dinge kümmern. Wie hat das bloss geschehen können? Du wirst nachlässig, Loupine! Streng dich gefälligst an, du bist ja schliesslich kein naives Blondchen mehr!

Scheisse, war der stark - dämlicher Bauernlümmel! Dabei ist er so süss. Die unschuldigen, braunen Augen, das kurze Haar, der knackige Arsch und die Muskeln - zum Reinbeissen! Ich konnte nicht widerstehen. Und dann, anstatt sich einfach genüsslich fressen zu lassen, haut der mir eins auf die Schnauze, als ob ich ein dämlicher Schosshund wäre! Idiot!

Überlistet wie ein Welpe. Das darf mir nicht mehr passieren. Nun läuft der arme Kerl als Untoter durch die Gegend, greift seinerseits Menschen an und versucht, seinen Blutverlust mit fremdem Blut zu kompensieren. Zombies sind so dämlich! Sie begreifen nicht, dass sie eigentlich schon tot sind, und sich besser hinlegen sollten. Stattdessen schlurfen sie durch die Gegend und töten sinnlos unschuldige Menschen - Festplatte gelöscht, kein Hirn mehr. Sie bescheren uns das schlechte Bild. - Ich muss das korrigieren. Ich habe einen Ruf zu verlieren.

Und was sollte das im Unterricht? Wenn ich weiterhin so schlampig arbeite, entdeckt mich die Rektorin und wirft mich raus. Diese Laurie Jones hat etwas an sich, das ich noch nicht einordnen kann. Als ich ihre Augen zum ersten Mal sah, wusste ich sofort, wer sie ist. Sie kommt mir bekannt vor, als hätte ich sie schon einmal getroffen, was gar nicht möglich ist - das Küken ist sechzehn, also gerade erst geboren. Sie scheint clever zu sein; ihr Blick zeigt, dass sie mehr versteht, als sie zugibt; an ihrem Aussehen muss sie arbeiten. Das Hobby-Grusel-Image, das sie verbreitet, hat keinen Stil. Vielleicht ist sie empfänglich - ich muss aufpassen, dass sie nicht von mir träumt.

Besser, wenn ich mich als ihr Tutor zur Verfügung stelle, damit ich sie beobachten kann. Vielleicht weiss sie etwas über die Rektorin, aus deren Ausstrahlung ich ebenfalls noch nicht schlau werde.

Wie auch immer, ich muss jetzt diesen Peter suchen gehen. Wahrscheinlich ist er in die Wälder geflohen, vielleicht in Richtung Berge; dort werde ich meine Suche beginnen, aber als Wolf. Auf die Jagd, meine Schöne!

***

Loupine beendet ihre Selbstgespräche, verwandelt sich in den Wolf und zieht los. Mit wenigen Sätzen ist sie aus der Stadt raus und bewegt sich geschmeidig dem Wald entgegen. Bereits am Waldrand bemerkt sie einige Rehe, die friedlich grasen und panisch davonpreschen, als sie den Wolf wittern. Ein Reh bleibt stehen und beobachtet Loupine noch einige Sekunden, dann rennt auch es in den Wald, aber nicht den anderen hinterher.

Loupine hat das Gefühl, das Reh habe schon in der Stadt, auf dem Schulgelände gestanden; sie verwirft ihren Gedanken und begründet ihn mit dem Stress, unter welchem sie momentan steht.

Beim Aussichtspunkt, wo sich im Sommer die Liebespärchen treffen und von wo aus man die Stadt überblicken kann, entdeckt sie den Zombie, der entfernt dem hübschen Peter gleicht, auch wenn nichts Attraktives mehr an ihm ist. Fahle Haut, die an einigen Stellen in Fetzen herunterhängt. Ein Arm baumelt seltsam verdreht, der Kopf steht schief, das Haar auf der rechten Seite ist weg. Die trüben Augen sind eingefallen, gleichen seelenlosen Höhlen, dominiert vom Weiss, die Iris ist bloss ein dunkler Fleck. Die wenigen Zähne, die noch da sind, stehen von der zerrissenen Lippe ab.

Die Kreatur schlurft über den Parkplatz. Sie hat wohl Menschen gewittert, denn es parken zwei Wagen auf dem weitläufigen Kiesplatz. Loupine versucht zu erkennen, zu welchem Auto die Kreatur schleicht. Es ist ein nobler Wagen aus Europa, wie ihn die Rapper und die reichen Kids gerne fahren. Im Innern kann sie zwei Umrisse erkennen.

Bevor die Insassen bemerken können, was sie bedroht, springt Loupine Peter an. Er schreit unmenschlich, kreischt und schlägt um sich. Die erfahrene Wölfin ist dieses Mal auf die Kraft vorbereitet, die ihr entgegenwirkt. Mit einigen professionellen Bissen erlegt sie ihre Beute und schleift sie aus dem Sichtfeld des Wagens, eine Spur aus Fleischfetzen und undefinierbaren Flüssigkeiten hinterlassend.

Loupine verwandelt sich zurück. "Sorry, mein schöner Mann. Ich hätte mir unser erstes Date auch anders vorgestellt. Tut mir leid, dass ich es versaut habe." Sie legt die Überreste des einst menschlichen Körpers unter einen Busch. Am Waldrand steht noch immer das Reh.

Langsam schleicht Loupine zum Wagen, für den sich auch Peter interessiert hatte. Sie sucht nach dem Grund dafür. Als sie nah genug ist, dass sie mit ihrem ausserordentlich feinen Gehör den Dialog aus dem Wagen mithören kann, setzt sie sich auf einen grossen Stein, der als Begrenzung des Parkplatzes aufgestellt worden ist.

"Du willst es doch auch. Wir sind schon so lange zusammen, fast einen Monat. Komm schon, Babe, lass es uns endlich tun. Es wird dir gefallen!"

"Nein, Trentin. Ich mag dich als Freund, aber ich bin noch nicht so weit. Ich will das nicht, ich bin erst fünfzehn. Ich möchte meinen ersten Sex mit jemandem haben, den ich wirklich liebe; aus freiem Willen und aus ehrlichem Verlangen."

"Das werde dann wohl ich sein. Du kannst das alles von mir kriegen, Babe." Er lächelt selbstbewusst.

"Aber nicht heute, Trentin. Ich habe Nein gesagt. Ich möchte jetzt nachhause." Sie weicht zurück, so weit es der enge Wagen zulässt.

"Nun hab dich nicht so! Ich weiss, dass du mich scharf findest und dass du es willst! - Alle finden mich scharf. Du bist mit dem besten Typen der Schule zusammen, vergiss das nicht, Babe. Da will ich auch etwas davon haben, verstehst du?" Er rückt näher zu ihr.

"Hast du was auf den Ohren? Verstehst du kein Englisch? Ich bin nicht, wie die billigen Flittchen, die du normalerweise vögelst. Ich bin eine selbstbewusste, junge Frau mit Gefühlen und einem Willen. Lass uns zuerst schauen, ob das mit uns etwas werden kann. Danach vielleicht." Mit beiden Händen wehrt sie Trentin ab.

"Siehst du, wusste ich's doch! Mir kann keine widerstehen." Trentin packt das hübsche Mädchen, legt eine Hand auf ihren Busen und die andere hinter ihren Kopf. Er zieht sie kraftvoll zu sich, steckt seine Zunge in ihren Mund und umkreist damit die ihre, als ob er mit einem Löffel einen Latte Macchiato umrührt. Die Brust knetet er wie einen Fitnessball und ignoriert dabei, dass das Mädchen sich wehrt. Sein Schaft wird hart, er geniesst die Demonstration seiner Männlichkeit, und das Mädchen ringt nach Luft.

Die Fahrertüre wird aufgerissen. Eine starke Hand packt Trentin an der Schulter und reisst ihn aus dem Wagen. Der Junge fällt auf den Kiesboden, schockiert, nicht begreifend, was eben geschieht. Vor sich sieht er bloss eine blonde Mähne.

"Geht es dir gut, Mädchen? Nimm den BMW, fahre heim und vergiss den Typen. Das wird hier noch etwas dauern, und es wird unschön." Loupine blinzelt dem schreienden Mädchen zu und schliesst die Autotür. Das erschrockene "Danke, Miss Wolff", hört sie bereits nicht mehr. Sie dreht sich um und hält den zappelnden Sportler fest in ihrem Griff.

"So. Und nun zu uns beiden, Trentin Trentin Robertson. Hat dich deine Mutter keinen Anstand gelehrt? Ein Nein ist ein Nein - merke dir das! Nun, für dich wird das keine Rolle mehr spielen und ich werde das hier geniessen, was jetzt kommt! Denn jetzt wirst du erfahren, was es heisst, dominiert zu werden, mein Kleiner."

Trentin blickt in die blauen Augen seiner Geschichtslehrerin und begreift noch immer nicht, was hier vor sich geht. "Miss Wolff ...", stammelt er, doch weiter kommt er nicht.

Sie schüttelt ihn. "Habe ich dir nicht gesagt, die Geschichte wird dich lehren, wohin dich deine Arroganz führen kann? Heute ist es Zeit, dich diese Lektion zu lehren."

"Ja, Miss Wolff, entschuldigen Sie. Ich habe das nicht so gemeint. Das war doch nur Spass!" Der BMW fährt weg.

"Spass?", Loupine fixiert Trentin mit ihren gelben Augen. Sie packt den Kopf und hält ihn nah an ihr Gesicht. Trentin kann ihr Parfüm riechen, doch sie entfacht in ihm pure Panik, da sie bloss leise spricht. "Höre mir gut zu: Wenn ein Mädchen panisch schreit, wenn sie nach Luft ringt, dann hat sie keinen Spass! Merk dir das, du dämliches Stück Abschaum!"

"Miss Wolff - Ihre Augen ..."

"... sind wohl gelb, ich weiss. Jetzt wirst du erfahren, was Spass ist." Loupine knurrt und Trentin zittert.

Bevor sie zubeissen kann, wird sie ihrerseits an der Schulter gepackt und zurückgerissen. Verwirrt dreht sie ihren Kopf.

"Verzeihen Sie, werte Kollegin, dürfte ich vielleicht auch etwas dazu sagen?" Michelle Solange Franklin!

"Miss Franklin ... Sie? ... Du?" Loupine hält Trentin noch immer mit einer Hand fest aber schaut erstaunt in das Gesicht ihrer Rektorin. "Woher kommst du so schnell?"

"Ich war schon immer hier", Michelle lächelt. "Ich wollte wissen, was du wirklich bist, meine heisse Mitarbeiterin, die so gut riecht." Sie blinzelt.

Loupine begreift und lächelt. "Das Reh! Ich hätte es wissen müssen! Du kannst deine Gestalt verändern. Daher das komische Gefühl, als wir uns zum ersten Mal begegnet sind."

"Du lernst schnell. Ja, ich bin auch eine Gestaltwandlerin. Und du bist ein Wolf - alle Achtung, hätte ich nicht gedacht." Die beiden Frauen betrachten sich, Trentin zappelt in Loupines Hand, sie schüttelt ihn kurz.

"Das mit Peter war dumm! Den Sheriff will ich nicht an meiner Schule. Ich habe mich sehr aufgeregt!"

"Ich weiss, sorry, Chefin." Loupine senkt ihren Kopf.

Michelle nickt: "Schon in Ordnung, du hast es ja korrigiert, wie ich gesehen habe. Auf ziemlich widerliche Art, muss ich zugeben. Egal. Was machen wir mit diesem Stück Abfall hier?" Die Rektorin zeigt auf ihren Schüler Trentin.

Loupine lächelt. "Dieser Testosteronhaufen, dieses Vorzeigeobjekt der sportlichen Männlichkeit? - Das wird doch wohl für uns beide reichen! Was denkst du?"

"Lass uns anfangen!"

Trentin ist ohnmächtig geworden und hängt wie ein Fetzen Stoff in Loupines Hand.

***

Laurie

Wir erreichen den Garten von Chus Eltern, hechten hinter den Zaun und schliessen die hölzerne Türe. Ich lasse mich augenblicklich fallen, schlage hart auf einem Wurzelstock auf. Völlig ausser Atem, versuche ich, die Situation zu erfassen. "Was meintest du mit 'nicht so ganz tot'? ich verstehe nicht!"

Chu ist noch immer sehr bleich. "Luzie! Der Typ war untot - ein verdammter Zombie! Ich weiss auch nicht."

"Komm schon, Zombie? Echt jetzt?" Zwischen jedem Wort muss ich Luft holen. "Ich verstehe nicht, was an Sport Spass machen soll. Aber ich habe begriffen, dass es sinnvoll sein kann! Danke, Chu!" Für mehr Worte fehlt der Sauerstoff.

"Schon gut! Wir haben ihn abgehängt, denke ich." Chu scheint ganz normal zu atmen. Sie ist erstaunlich fit.

"Trotzdem: Zombies gibt es nicht", lästere ich weiter.

"Aber Werwölfe schon, ja? Luzie, wir sind hier in etwas reingeraten, das wir vielleicht besser lassen sollten!"

In diesem Moment schwingt die Tür des glänzenden Stream-Liner Wohnwagens auf. Kevin grinst zu uns herüber. "Da seid ihr ja! Was liegt ihr auch im Garten rum - kommt herein. Dein Dad hat Strom, eine Heizung und prima Internet organisiert, Chu. Er ist ein toller Typ, dein Dad!"

Chu lächelt. "Ja, das ist er, meine Mom sagt das auch dauernd. Er ist wohl ziemlich in Ordnung."

Wir rappeln uns auf und stolpern zum Wohnwagen. Kevin drückt uns einen Eistee in die Finger. "Herzlich willkommen in unserer Homebase!"

"Du hast gut reden! Das ist immer noch mein Wohnwagen, Kev!"

"Sorry, Chu, ... wollte bloss freundlich sein. - Warum seid ihr so bleich? Habt ihr eine Klapperschlange gesehen?"

Wir erzählen Kevin von unserem Horror-Run und danken ihm für den Eistee.

"Das ist harter Stoff. Ich habe Mühe damit, das zu glauben - aber natürlich zweifle ich nicht an euch. Ich bin froh, dass ihr hier seid!"

"Gerade noch so gerettet, Nerdie!" Ich smile Kevin an und bemerke, dass es ihm gefällt. Chu rollt mit den Augen.

Kevin eilt zum Computer. "Kommt her! Ich muss euch zeigen, was ich herausgefunden habe; es ist aufregend."

Wir setzen uns an den grossen Tisch. Der Wohnwagen ist grösser als jedes Ferienhaus, das ich bisher gesehen habe. Man hat nicht das Gefühl, in einer Aludose auf Rädern zu sitzen. Kevin dreht den Bildschirm so, dass wir sehen können. Sich neben ihn zu setzen ist schön - er riecht gut.

"Angefangen hat alles vor etwa fünf Jahren. Damals gab es in den Bergen drei ungelöste Todesfälle: Einen Skilehrer, eine Touristin und einen Barmann, alle aus dem Skigebiet. Man gab immer Bären die Schuld, obwohl, wie ich herausgefunden habe, die Verletzungen eher von Wölfen stammten - wenn auch von sehr grossen Wölfen."

"Ha! Haben wir es nicht gesagt? Was hat das mit unserer Schule zu tun?"

"Warte doch, Luzie! Plötzlich war Schluss. Man spricht in gewissen Foren von einem geheimnisvollen Einsatz einer Spezialeinheit der CIA, Top-Secret - so eine Art "Men in Black". Aber niemand weiss Genaueres. Dann, zwei Jahre später, beginnt der Spuk von neuem - just nachdem unsere freundliche Rektorin hier ihren Job angetreten hat. Das kann kein Zufall sein."

"Wow. Du meinst, unsere Rektorin ist auch ein Werwolf?" Chu lehnt sich ins Polster zurück.

"Das ist anzunehmen, ja. Oder etwas Ähnliches." Kevin blickt uns abwechselnd an.

"Heisst das, du glaubst uns jetzt?"

"Nun, zuerst habe ich daran gezweifelt. Dann aber ging ich ins Darknet und forschte nach Information. Da habe ich dann ..."

"Moment, Kev, Darknet?", Chu lehnt sich wieder zum Bildschirm.

"Wisst ihr Adrenalinjunkies überhaupt etwas von der virtuellen Welt?" Kevin mimt den Beleidigten, als er Chu anglotzt und ich sie beide auslache.

"Chu, das Darknet ist wie das Internet, einfach dunkler und vor allem illegaler; ein verstecktes, zweites Internet für alles, was man nicht sofort sehen soll." Diese Bemerkung bringt mir einen wohlwollenden, liebevollen Blick von Kevin ein. Punkt für mich, Chu rollt mit den Augen.

"Okay, ich hab's verstanden. Was hast du gefunden, Nerd?"

"Die Toten vor der Zeit unserer Rektorin wiesen alle diese Wolfsspuren auf, sie waren im wahrsten Sinne gefressen worden - etwa so wie Peter."

Diese Bemerkung führt zu einem synchronen Schlagen von zwei Seiten. Kevin stöhnt. "Keine dummen Sprüche, oder wir schlagen dich noch einmal."

"Ihr seid ziemlich empfindlich heute. Okay, die Vermissten danach hat man nie gefunden. Man hat einfach von Toten geredet, sie aber niemals entdeckt. Seit die Franklin hier ist, verschwanden über zehn Menschen jeden Alters. Alles unauffällige Einwohner von hier. Niemand vermisst sie so sehr, dass man einen grossen Wirbel machen würde."

Diese Nachricht verwirrt mich. "Du meinst, da verschwinden zehn Menschen und niemandem fällt das auf?"

"So in etwa, ja. Die Vermisstmeldungen sind bei der Polizei eingegangen, aber der Sheriff kommt mit seinen Nachforschungen nicht weiter."

"Sind Schüler von der Bozeman High darunter?"

"Mehr als die Hälfte, Chu."

Mir fällt beinah mein Tee aus der Hand. "Es verschwinden fünf Schüler von der Schule und ihr merkt das nicht? Was ist denn mit euch los? Das ist doch nicht New York hier?"

Chu und Kevin schauen betreten drein. Sie blicken einander an. Ich verstehe nichts mehr.

"Luzie - du weisst noch nicht alles über unsere Schule."

"Dann klärt mich auf, zum Teufel noch einmal! Was ist hier los?"

***

Trentin sitzt festgezurrt an einem Baum. Die Hände kann er nicht bewegen. Seine Füsse haben die Frauen ebenfalls fixiert, die Beine gespreizt.

Michelle und Loupine stehen vor ihm. Langsam erwacht er wieder. Schockiert schaut er die Frauen an.

"Miss, Franklin? Miss Wolff? Was haben Sie vor?"

"Jetzt werde ich dir zeigen, was ich mit meiner Bemerkung vorhin gemeint habe, Trentin Trentin Robertson." Loupine lacht.

"Sie haben sich da ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt, Trentin. Miss Wolff versteht keinen Spass, wenn es um Wertschätzung gegenüber Frauen geht. - Und ich bin da ganz ihrer Meinung."

"Was fällt Ihnen ein? Sie wissen, wer mein Vater ist!" Trentin sucht nach seinen Trümpfen.

"Ja, wissen wir. Deine Rektorin hier hat mir versprochen, dass dein Vater der nächste sein wird, dem wir Manieren beibringen!"

"Ich werde Sie anzeigen! Das dürfen Sie nicht! Unsere Anwälte werden Sie drankriegen!"

Loupine weicht etwas zurück, spielt die Ängstliche und schaut die schmunzelnde Michelle an. "Frau Rektorin, der Star Ihrer Schule droht uns mit Anwälten. Was machen wir jetzt?"

Trentin lacht hämisch, er begreift zu spät.

Michelle hat ihre violetten Augen längst befreit, fixiert damit den Schönling und haucht bloss: "Machen Sie das, was Sie mit renitenten Schülern immer tun, Miss Wolff. Ich stehe hinter Ihnen."

Das Lachen verstummt. "Wer sind Sie?" Trentin kriegt es langsam mit der Angst zu tun. Vor ihm stehen zwei attraktive Frauen, eine mit gelben, die andere mit violetten Augen.

"Falsche Frage, Dummkopf! Du hättest fragen sollen, WAS wir sind!" Loupine knurrt, Trentin weicht zurück und schreit.

Dann geht es schnell. Seine Arme werden verdreht, abgerissen. An seinen Beinen spürt er Krallen, die er nicht sehen kann. Plötzlich hat er das Gefühl, seine Rektorin beisse ihn in den Hals. Irritert sieht er die Geschichtslehrerin an seiner Hand knabbern, mehr als einen Meter von ihm entfernt. Sie lacht, schmatzt und knurrt. Plötzlich fixiert sie ihn mit ihren gelben Augen.

"Sag der Welt auf Wiedersehen, Trentin Trentin!"

Er sieht noch kurz, dass eine Pranke mit langen Krallen auf seinen Torso zuschiesst und nach seinem Herz greift, dann wird alles schwarz.

Wenige Minuten später ist der Spuk vorbei. "Du bist ziemlich durchgedreht, das weisst du schon, oder?" Michelle blickt leicht angewidert zu Loupine.

"Hmm, ich würde mich als normal bezeichnen." Loupine leckt sich die Finger und wirft einen kleinen Knochen weg.

"Du hast soeben einen Jugendlichen in Stücke gerissen und zur Hälfte gefressen!"

"Was denn? - Er war ein Schwein und hat es verdient!"

"Und wie erklären wir das dem Sheriff?"

"Ein Bär?" Loupine schaut ihre Chefin schräg an, während sie sich Fleischreste zwischen den Zähnen herausklaubt.

"Ein Bär, der davor seine Beute fesselt?" Michelle zieht die Augenbrauen hoch.

"Es gibt auch Bären mit Sinn für Humor!" Beide lachen.

"Wir sollten die Sauerei gut aufräumen, Loupine."

"Nein! Wir sollten sein kleines, schlaffes Knüppelchen hervorholen und hier aufstellen - als Warnung für alle anderen Idioten, die sich für zu wichtig nehmen."

"Ich bin immer noch deine Chefin, Loupine. Du machst besser, was ich sage. Verwische die Spuren."

Auf einmal ist die Umgebung frostig. Einige Sekunden herrscht Stille.

"Ihr Vampire seid so eingebildet. Immer habt ihr das Gefühl, allen anderen überlegen zu sein." Loupine knurrt.

Die violetten Augen ihrer Chefin bringen sie zum Schweigen.

Kurz darauf huscht ein Reh in Richtung Stadt und ein Wolf trottet in den Wald. Unter der Fichte liegen die Überreste des Zombies, dessen Finger und Zähne mit dem Blut der zerfleischten Leiche gegenüber getränkt sind.

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