11 - Irgendwann in der neuen Zeitrechnung
Laurie liegt wieder in ihrem dunklen Raum. Sie will nicht schlafen und bewegt sich dauernd, damit das Licht nicht ausgeht.
Oh Mann, das sieht nicht gut aus für mich. Ich müsste einen Weg finden, meinen Dad oder Chu und Kevin zu erreichen. Kevin! Mist - endlich habe ich einen netten Jungen kennengelernt und schon verbocke ich alles wieder. Manchmal bin ich so ein Dummkopf!
Mom wird mich umbringen, wenn ich das hier überlebe. Ihr Wagen ist hin. Ich werde den Rest meines Lebens in Zimmerarrest verbringen.
Sie schaut auf das Essgeschirr.
Hmm - ich könnte damit Lärm machen. Ich muss unbedingt jemanden herrufen.
Schritte nähern sich. Die Türe wird geöffnet. Vier Soldaten treten ein, halten Laurie fest und bringen sie in einen Raum weiter vorne im Flur. Wieder steht ein Operationstisch unter der hellen Lampe.
Michelle hat sich wie eine Ärztin angezogen. Laurie wird auf den Tisch gelegt und festgebunden, obwohl sie sich mit all ihren Kräften wehrt.
"Du kannst zappeln, soviel du willst, Luzie Jones. Ich habe wenig Zeit, Soldaten nähern sich dem Areal und ich will nicht, dass du jemandem erzählst, was du hier erfahren hast. Schade, aber du bist da selbst schuld."
"Was ist das für ein Zeugs?"
"Das macht dein Hirn matschig und dich gefügig. An vielen Schulen würden sie mir hohe Geldbeträge für dieses Zeugs bezahlen."
"Es würde reichen, wenn du unterrichtest."
"Immer noch die freche, kleine Göre! Du hast Mut, Luzie. In einem anderen Leben wären wir vielleicht gut miteinander ausgekommen."
"Träum weiter!"
"Nein, du wirst jetzt bald träumen." Michelle setzt die Infusion und öffnet das Rädchen des Durchflusses.
***
Das Gelände des Labors ist umstellt. Vier Trupps bestehend aus den besten Kämpfern der CIA und des Militärs stehen bereit. Alle tragen spezielle Helme, nebst der üblichen Schutzausrüstung. Danny, Claire und Loupine sind vor Ort. Die zwei Frauen können es kaum erwarten, das Gebäude zu stürmen.
"Lasst uns einige Minuten. Wir versuchen, Laurie zu finden. Okay?"
"Wir geben euch fünf Minuten Vorsprung, gerechnet ab dem Moment, an dem ihr im Gebäude verschwindet, dann greifen wir am Zaun an. Das wird sie ablenken. Geht schon - und seid vorsichtig."
"Sind wir das nicht immer?" Loupine zwinkert ihm zu, dann schleichen die Frauen auf das Anwesen.
Claire geht voraus, Loupine überwacht mit ihrem ausgeprägten Gehör die Umgebung. "Es gibt bestimmt Kameras. Ich vermute, Michelle erwartet uns. Wir müssen schnell sein."
"Bestimmt. Lass uns einzeln rennen, wenn das Tor offensteht und die Männer bei den Fahrzeugen sind. Sie scheinen Leichen zu verladen. Oh mein Gott, hoffentlich ..."
"Claire! Reiss dich zusammen. Wir finden Laurie. Vergiss für einen Moment die Mutter und sei ein verdammter CIA-Commander!"
Die Männer tragen Körper in weissen Säcken nach draussen und verladen sie in Lieferwagen. Die Szene erinnert an ethnische Säuberungen oder an schreckliche Pandemien. Claire hat Mühe mit dem Bild, das sich ihnen bietet.
Auf einmal huscht Loupine davon und verschwindet in der Halle. Claire wartet, bis die beiden Träger wieder weg sind, dann rennt auch sie los. In der Halle gibt es glücklicherweise einige Stapel Kisten, hinter welchen sie sich verstecken können.
"Oben! In jeder Ecke eine und dort", Loupine zeigt auf den Hauptgang zwischen den Regalen, "eine für den Zugang. Wir werden genau dort hineingehen müssen."
"Sehe ich auch so. Lass uns warten, bis Danny mit den Männern draussen Krawall macht. Dann werden sich alle Augen für einen Moment darauf konzentrieren und wir können rein."
Kurze Zeit später peitschen draussen die ersten Schüsse, Sirenen ertönen, ein Sprengsatz explodiert. Unzählige bewaffnete Männer rennen von der Halle nach draussen, die Tür ist unbeobachtet. Loupine und Claire schleichen durch und befinden sich im langen Gang mit den nummerierten Türen. Saal eins ist leer, die Schläuche baumeln von der blau beleuchteten Decke.
"Was war hier drin?"
"Was wohl! Du hast gesehen, was sie rausgetragen haben. Die türmen und wollen ihre Spuren verwischen. Lass uns Laurie suchen, solange die draussen zu tun haben. Die Frauen schleichen vorwärts. Ein Lautsprecher knackt.
"Guten Abend die Damen! Sie an, Claire Jones mit ihrem Haustier! Sucht ihr die kleine Hexe? Da müsst ihr an mir vorbei. Wo ich bin? Bitte sehr, ihr seid meine Gäste!"
Im hintersten Bereich des Flurs springt eine Türe auf. Loupine und Claire treten ein. Vor ihnen stehen ein Dutzend Männer mit milchigen Augen, alle bewaffnet. Drei Gestalten haben leuchtend violette Augen, in der Mitte steht Michelle. Von Laurie ist keine Spur zu sehen.
"Loupine, raus hier! Finde meine Tochter!"
"Bist du dir sicher?"
"Hau schon ab! Ich bin Gast bei alten Freunden."
***
Die Soldaten haben die Halle im Halbkreis umstellt. Unter Dauerfeuer treten sie langsam auf den Eingang zu. Danny ist mitten unter ihnen, feuert mit seiner automatischen Waffe auf alles, was sich bewegt und nicht zu seiner Truppe gehört.
Einige Soldaten fallen, da auch die Verteidiger aus der Halle mit grossen Waffen auffahren. Plötzlich schiessen violette Blitze auf die Truppe zu, ein Wagen explodiert. Schreie werden vom ohrenbetäubenden Knall übertönt.
"Rückzug! Hinter dieser Wand in Deckung!"
"General, Sir? Was war das eben?" Ein Major steht irritiert neben Danny.
"Auf die Schnelle? Wir haben es mit Aliens zu tun, die über Gedanken töten können. Wir haben Helme, die uns davor schützen; aber wir müssen auf neue Dinge gefasst sein, die wir noch nicht kennen. Tut mir leide, ich hatte keine Gelegenheit, Sie in allen Details zu informieren."
"Schon in Ordnung, Sir. Kann man die Kerle töten?"
"Glücklicherweise ja, sie sind biologisch, uns gar nicht unähnlich. Aber sie nutzen weit mehr von ihrer Hirnkapazität als wir das tun. Töten ist am effizientesten, wenn man ihnen in ihren verdammten Kopf schiesst!"
Danny informiert seine Truppe über die Aliens. Schnell wird klar, dass deren Kraft nur funktioniert, wenn sie direkten Sichtkontakt zu ihren Gegnern haben. Die Taktik wird demzufolge sein, sich möglichst gut zu verteilen und als grosse Gruppe anzugreifen. "Seien Sie vorsichtig und blicken Sie den Typen keinesfalls in die Augen. Die Köpfe sind besonders empfindlich."
Der Offizier richtet sich an alle Soldaten. "Ihr habt den General gehört! Zielen, abdrücken, treffen! Los gehts!"
Dir Truppe stürmt erneut auf den Eingang zu. Am Portal stehen nur noch zwei Gestalten. Ihre Augen funkeln violett, sie greifen sich an den Kopf - nichts geschieht. Zwei Schüsse peitschen, die Köpfe der Ausserirdischen explodieren, violette Flüssigkeit spritzt an die Wände und das Portal. Von drinnen ertönen unmenschliche Schreie, schrill und markdurchdringend. Eine ganze Armee von Typen mit violetten Augen tritt zum Tor heraus. Blitze schiessen in alle Richtungen. Es donnert, zischt und riecht nach Schwefel.
Danny denkt kurz an das Feuerwerk, das es jedes Neujahr gibt, dann hechtet auch er vorwärts und kämpft sich mit seinen Soldaten den Weg frei.
***
Michelle steht mit ihren Männern im Raum, mit dem Rücken zur Wand. "Ich muss zugeben, dich unterschätzt zu haben, Claire."
"Ja, geht mir mit dir auch so. Du hattest dich gut versteckt. Du nennst dich jetzt Michelle Solange Franklin? Wie romantisch."
"Da du weisst, wer ich bin, hast du bestimmt alle Vorkehrungen getroffen. Ihr solltet inzwischen herausgefunden haben, wozu wir fähig sind, dein dümmlicher Mann und du."
"Danny ist ein hervorragender General."
Michelle lacht unmenschlich schrill. "Er hat uns laufen lassen. Bloss, weil er nicht die Finger von dir lassen konnte."
"Er hat Fortschritte gemacht."
Michelle gibt sich empört. "Er rührt dich nicht mehr an? Oh, das tut mir leid. Dann bist du vielleicht doch die vertrocknete Jungfer geworden, wie deine Tochter behauptet."
"Wo ist Laurie?"
"Sie nennt sich jetzt Luzie, wusstest du das nicht? Sie gehört wohl nicht mehr dir, Mütterchen."
"Laurie wird immer zu mir gehören."
"Was hast du jetzt vor? Wir sind in der Überzahl; und du hast nicht einmal eine Waffe dabei."
"Ich BIN eine Waffe!"
Bevor Michelle etwas darauf erwidern kann, rauscht Claire nach links weg, die drei äussersten Männer auf Michelles rechter Flanke fallen augenblicklich zu Boden, ein Kopf kullert vor, ein Herz schlägt noch einige Male ausserhalb des schlaffen Körpers.
Claire steht hinter den Männern auf der anderen Seite. "Booh! Hier bin ich!" Arme fliegen durch die Luft, Beine, ein Brustkorb, weitere vier Körper fallen.
Mit blutüberströmtem Gesicht steht Claire wieder Michelle gegenüber. Sie pustet sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Puh, anstrengend. Lass mich kurz zählen: eins, zwei, ... es steht sieben zu null für mich, Michelle Solange!" Sie dehnt den französischen Namen künstlerisch lang, singt ihn beinah.
"Das habe ich nicht kommen sehen. Aber nun wird mir einiges klar." Sie schaut ihre Artgenossen an, schreit schrill, dann versuchen sie durch eine kleine Türe im hinteren Bereich des Raumes zu fliehen. Den letzten erwischt Claire am Bein, zieht ihn zurück zu sich.
"Nicht so schnell, du Ding. Du hast es nicht verdient, auf unserem Planeten zu leben. Das ist für meine Tochter! Sie reisst dem Ausserirdischen den Kehlkopf heraus, danach zertrümmert sie seinen Schädel. Violetter Schleim verteilt sich am Boden und an der Wand.
Die restlichen Männer zielen mit ihren Waffen auf sie. Schüsse peitschen und treffen sie in den Rücken, Claire fällt, rappelt sich auf und dreht sich um.
"Ihr wollt spielen, Jungs? Gut. Ich will auch spielen." Sie rauscht los, Blut spritzt nach allen Seiten.
***
Vor dem Gebäude ist die Hölle los. Viele der Ausserirdischen sind gefallen, einige Soldaten auch. Danny hat es mit seinen Elitekämpfern nach drinnen geschafft. Sie greifen die seelenlosen Menschen an, welche mit Waffen hinter den Aliens stehen.
Da man auch als Soldat etwas denken können muss, fallen die Halb-Zombies wie die Moorhühner im Computerspiel. Danach greifen die Soldaten die Aliens aus dem Rücken an. Nach harten Minuten des Kampfes erringen sie endlich den Sieg. Keine weiteren Feinde sind sichtbar, die Waffen verstummen.
Von irgendwo im Gebäude dringen Schreie zu ihnen. "Sollen wir zu Hilfe eilen?"
"Nein, Major. Meine Frau und Loupine haben alles im Griff. Machen sie eine kurze Pause, danach durchsuchen Sie mit Ihren Männern das Gebäude. Suchen Sie nach Überlebenden." "Jawohl, Sir, General, Sir." Danny verdreht die Augen.
Dann geht er nach hinten, durch den langen Flur. Aus der hintersten Tür kommt ihm Claire entgegen.
"Du siehst aus, als ob du Spass hattest! Hast du sie erwischt?"
"Einen!"
"Darf ich sehen?"
Claire zeigt auf den Raum. "Vorsicht, rutschig."
Danny betritt den Raum und schüttelt den Kopf, Claire hebt entschuldigend die Arme.
"Und? Wie war es?"
"Frag nicht. Es war für Laurie!"
"Wo ist sie?"
"Ich weiss es nicht. Loupine sucht sie."
Danny steht bei den Überresten des Aliens. "Ja, das ist einer. Bleiben zwei. Michelle ist getürmt?"
"Ja. Entschuldige, bitte. Diese Türe habe ich zu spät gesehen."
"Kein Ding. Wir werden sie finden. Sie kann sich nun nicht mehr so gut verstecken."
"Was zum Henker ist denn hier passiert? Sieht übler aus als in einer Metzgerei!" Der Major hat den Raum betreten.
"Handgranate!", sagen Claire und Danny gleichzeitig und schauen sich dabei blinzelnd an. Der Major nickt anerkennend mit dem Kopf.
"Sir - wir haben Menschen gefunden. Aber das müssen sie sehen."
***
Loupine hat einen Lift entdeckt und fährt ins Untergeschoss. Auch dort findet sie sich in einem engen Flur, der sie entfernt an die Gänge in den Pyramiden erinnert. Anstelle der Fackeln hat es einzelne Glühbirnen an der Decke, hinter einem oval förmigen Glas und mit einem Metallgitter geschützt, wie die Lampen in den Kohleminen Deutschlands. Einige Türen sind aus Holz, andere aus Metall. Letztere haben eine Öffnung im untersten Bereich. Gefängnistüren, schiesst es Loupine durch den Kopf.
Sie beginnt, an jede Türe zu hämmern und auf eine Antwort zu horchen. Bei der vierten bemerkt sie, dass die Türe nicht verschlossen ist. Sie drückt sie auf und tritt in den Raum. Es stinkt fürchterlich nach Toilette. An der hohen Decke baumelt eine einzelne Glühbirne, am Boden steht Geschirr von einem Essen. Loupine schnüffelt - sie riecht Laurie, aber das Mädchen ist nicht mehr hier.
"Scheisse! Laurie!" Obwohl sie sich nichts davon verspricht, schreit Loupine nach dem Mädchen.
"Hier!", klingt es ganz schwach aus einem der vorderen Räume. Loupine rennt zurück und tritt die Türe ein. Laurie liegt auf einem Operationstisch, an ihrem Arm sind Schläuche angeschlossen, eine Infusion ist ihr in den Arm gesteckt worden. Der medizinische Überwachungsmonitor zeichnet einen regelmässigen Herzschlag auf, mit leicht zu niedrigem Blutdruck.
"Laurie!"
Das Mädchen dreht langsam den Kopf, ihr Blick ist verhalten freudig und dennoch sehr müde, die Augen sind leicht trübe. Sie hebt die Hand, Loupine greift danach.
Eine warme Energie fliesst durch Lauries Körper, verdrängt die Angst, macht zaghafter Freude Platz. "Loupine! Du bist gekommen!"
"Entschuldige, dass ich dich erst hier gefunden habe! Was machst du auch für Sachen." Dann widmet sie sich den Drähten und entfernt die Infusion. "Was ist denn das für ein Zeug?"
Loupine riecht Schweiss. Sie dreht sich um, hinter ihr stehen vier Soldaten, voll bewaffnet.
"Boys - lasst das."
"Madam, Sie kommen jetzt auf der Stelle mit uns. Nehmen Sie ihre Hände von der Patientin! Sie sind verhaftet."
"Wieso glauben Männer immer, eine Waffe in ihren Händen verleihe ihnen Autorität? Mein Name ist Loupine Wolff. Wenn ihr heute Abend nach Hause gehen wollt, dann legt ihr nun brav die Waffen auf den Fussboden, macht kehrt und tut, als hättet ihr mich nie gesehen."
"Ich kann arrogante Weiber nicht ausstehen!"
Loupine schüttelt den Kopf. "Falsch. Das war dumm und falsch. Luzie, Schatz, schliess bitte die Augen. Das ist nun nichts für junge Mädchen."
Loupine knurrt die Männer an, ihre gelben Augen mustern jeden einzelnen. Der Anführer macht einen Schritt nach vorne.
"Vorwärts, Männer! Feuer! Zerlegen wir dieses Miststück!"
"Zerlegen? Oh ja, gerne!" Loupine springt auf die schiessenden Männer zu. Ehe sie verstehen, was passiert, fliegen die vier Waffen in die hintere Ecke des Operationssaals, an einer baumelt noch eine Hand.
Der Einhändige schreit, als Loupine ihn packt. "Hast du eben auf das Mädchen geschossen? Widme dich Frauen in deiner Grösse - zum Beispiel mir, du hirnloser Zinnsoldat!" Sie drückt ihm die Augen aus, dann verdreht sie seinen Kopf und lässt ihn fallen.
Den zweiten zerreisst sie in der Luft, immer darauf bedacht, dass Laurie nichts abbekommt. Ein dritter packt sie von hinten. Er kann seine Arme noch durch den Raum fliegen sehen, bevor Loupine ihm die Lunge zertrümmert.
Dann steht nur noch der Anführer vor ihr. Er hält ein seltsames Messer in der Hand. "Hier, nimm das, du Unwesen!"
Loupine packt seinen Schädel und kippt ihn nach hinten. Sie geht mit ihrem Gesicht nah zu seinem. "Unwesen? Ich bin die Gesundheitspolizei, ich vernichte Ungeziefer, wie dich." Mit einem gewaltigen Dreher reisst sie ihm den Kopf ab, spürt aber gleichzeitig den stechenden Schmerz seines Messers zwischen ihren Rippen.
"Das tut weh, du Arschloch!" Sie wirft den Kopf an die gegenüberliegende Wand, wo er zerspringt wie ein rohes Ei.
"Autsch! Mann! Echt jetzt?" Sie hält sich die Wunde zu und dreht sich langsam um.
Laurie hat die Augen weit geöffnet, starrt sie ungläubig an.
"Luzie! Ich sagte doch, das sei nicht jugendfrei hier! Du solltest doch die Augen schliessen!"
"Du ... hast ... die vier Typen ... zerrissen!"
"Ja - was denn? Die wollten dir wehtun! Aber so ein Idiot hat mich erwischt, so ein dämliches Landei!"
"Du warst der Wahnsinn! Ich liebe dich!"
"Nicht übertreiben. Das ist bloss der Schock. Komm jetzt, deine Eltern warten oben."
"Mein Dad ist auch gekommen? Mein Held?"
Loupine hält Laurie zurück. "Wow - das muss echt harter Stoff gewesen sein, den sie dir gespritzt haben. Ich sagte, deine ELTERN erwarten dich. Damit meinte ich beide. Komm jetzt! - Scheisse, tut das weh!"
***
"Sehen Sie, hier", der Major hat Danny und Claire zu einem Raum mit den hängenden Körpern geführt.
"Das ist gruselig. Was machen die hier?"
"Sie zapfen Blut ab, Claire. Sie wollten wohl auf diese Art ihre eigene Blutfabrik errichten, hier auf der Erde."
"Aber warum haben sie begonnen, die Körper wieder herunterzunehmen und zu vernichten?"
"Etwas scheint nicht funktioniert zu haben. - Major, sind Sanitäter hier?"
"Ja, Sir. Ich hole sie her!"
"Leben diese Körper noch? Ich meine - sind es noch Menschen?"
"Genau das sollen die Sanitäter herausfinden. Hoffen wir, wir können sie retten."
"Und wir hatten die ganze Zeit Loupine in Verdacht. Ich schäme mich, Danny."
Ein Arzt der Sanität trifft ein und untersucht den ersten Körper. Danny und Claire werden vom Major in einen weiteren Raum geführt. Dieser Raum sieht aus wie die Notaufnahme in einem grossen Spital. Viele Betten stehen nebeneinander, durch Vorhänge in Kojen getrennt. Monitore zeigen, dass die Menschen leben.
Auch sie sind an Schläuche und Infusionen angeschlossen. Am Fussende steht anstatt des Namens jeweils nur ein Datum. Auch hier untersucht ein Sani die Patienten.
"Sir! Sehen Sie her. Wenn Sie das Datum beachten und die Augen ansehen, dann können Sie feststellen, dass sie trüb werden. Je länger die Menschen hier liegen, desto trüber sind ihre Augen."
"Versuchen Sie auf der Stelle, diese Menschen zu retten. Holen Sie jeden her, der einen Krankenwagen fahren kann! Und nehmen Sie von dem Serum mit. Lassen Sie es im Labor untersuchen!"
"Jawohl, Sir!"
"Das ist es! Kevin hat doch von seelenlosen Menschen erzählt. Die werden hier "hergestellt". Das Serum muss ihnen auf eine noch unbekannte Art den Willen nehmen. Sie werden zu den Blutkühen, die Loupine erwähnte."
Claire begreift. "Und die erste Variante hat nicht funktioniert, weil den Menschen die Bewegung und der Sozialkontakt fehlte! Deshalb änderte Michelle die Strategie. Das ist krank."
"In unseren Augen ja. Aber aus ihrer Sicht ist das pragmatisch."
"Wir müssen sie finden, Danny! Das muss aufhören. - Ich muss raus hier!" Claire hinkt aus dem Raum, ihr ist schwindlig. Im Flur herrscht diffuses Licht, Rauch verhindert eine klare Sicht. Von irgendwo kann Claire die Stimmen von Loupine und Laurie hören. Sie rappelt sich auf.
***
Beim Rausgehen kommen Loupine und Laurie an Michelles Büro vorbei. Drinnen kann Laurie die zerfleischten Leichen und den violetten Schleim des getöteten Ausserirdischen sehen.
"Mein Gott! Loupine! Was hast du getan! Und alles, um mich zu retten? Ich mag dich sehr, vielen Dank!" Sie umarmt Loupine.
"Autsch!"
"Sorry!"
"Danke für die Blumen, Luzie. Aber das war ich nicht! Diesmal nicht."
"Das warst nicht du? Sieht aber aus, wie wenn du Hunger hattest. Dann waren das die Soldaten?"
"Eine Soldatin, um ehrlich zu sein."
"Eine einzige Soldatin? Das glaube ich nicht."
"Glaube es ihr nur. Ich war das." Claire kommt vom Flur her auf sie zu. Im Gegenlicht kann man sie nur schemenhaft erkennen.
"Das klingt nach ... Mom?"
"Ja, Laurie, ich bin es!"
"Mom!" Laurie rennt los und fällt ihrer Mutter um den Hals!
"Es tut mir so leid, Mom! Ich wollte das nicht! Dein Wagen, ..."
"Scht ... alles gut. Du lebst und bist hier. Das ist alles, was im Moment wichtig ist. Ich hatte solche Angst um dich!"
Laurie blickt ihre Mutter an. Die Uniform ist voller Blut, an einigen Stellen klaffen Risse. Schweiss rinnt an ihrem Körper herab. Ihr Tank-Shirt ist schmutzig, die Haare wirr. Sie sieht abgekämpft und dennoch attraktiv aus.
"Mom? Was machst du hier? Ich meine, ... in dem Aufzug? Sieht scharf aus, das Teil!"
"Ich habe meine Tochter geholt und die Kerle dafür büssen lassen, dass sie dir Schmerzen bereitet haben."
"Aber Mom, ich verstehe nicht! Das da drin ... das warst du?"
"Jap! - Ich denke, ich muss dir einiges erzählen, meine Kleine."
Loupine lacht und hält sich gleichzeitig die blutende Schramme zu. Claire sieht es. "Loupine! Du bist verletzt. Ich rufe einen Sanitäter!"
"Mom, du hättest Loupine da drinnen sehen sollen! Sie hat ganz allein vier Typen zerrissen. Die Kerle hatten keine Chance, trotz ihrer Waffen. Einer hat sie mit dem Messer dann doch erwischt, kurz bevor sein Kopf durch den Raum flog wie ein Football. Sie hat mich gerettet. - Obwohl: Du auch, irgendwie, wie es scheint. Woher kannst du sowas?"
Zwei Sanitäter mit einer Bahre eilen heran. Loupine wird vorsichtig festgeschnallt. "Das wird schon wieder, Miss. Wir flicken Sie wieder zusammen."
"Muss ein verdammtes Silbermesser gewesen sein, oder so ein Alienscheiss. Alles andere wäre längst verheilt. - Luzie, ich muss dann wohl mitfahren, mit den knackigen Sanitätern. Kommst du mich besuchen? Ich verspreche dir, weder die Sanitäter anzuknabbern noch einen Arzt zu verschlingen. Rede aber zuerst mit deiner Mutter - es ist Zeit dafür."
"Ich danke dir für alles, Loupine!"
"Du darfst mich Tante nennen, Luzie. Deine Mutter ist meine Schwester."
Die Sanitäter tragen Loupine weg.
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