Kapitel I | Sommer 1899 Friedhof Godrics Hollow

Vorab eine Information:

Jeden Monat kommt ein neues Kapitel. Wahrscheinlich immer am ersten Wochenende im Monat.

Da auch ich in der Rechtschreibung und der Grammatik nicht immer fehlerfrei bin, wäre ich euch sehr dankbar, wenn ihr mich auf solche Fehler in den Kommentaren aufmerksam macht, damit ich diese ändern kann. Mir ist es nämlich wichtig solche Fehler zu korrigieren. Vielen Dank!

..........................

Für den jungen Mann mit den goldenen schulterlangen Locken gab es so etwas wie vollkommene Dunkelheit nicht mehr. Gellert saß mit dem Rücken gegen einen kalten Grabstein gelehnt, auf dem mit gewundenem Schriftzug der Familienname Peverell eingraviert war.
Die Luft war drückend und schwül und in der aufkommenden Dämmerung drohten die grauen Wolken jeden Moment aufzubrechen.

Mit nachdenklichem Blick sah er zu Boden, wo eine einzelne orangefarbene Gladiole lag. Er hatte diese Blume von einem der vielen Gräber neben der Friedhofsmauer abgepflückt und sie nun vor seine Füße gelegt. In seinen Händen drehte er seinen Zauberstab, der von dunkelgrünlichem Farbton war, mit drei roten dornenartigen Vorsprüngen entlang seiner Länge. Der Zauberstab schien von einzigartiger Erscheinung zu sein, denn statt eines soliden Holzstabes, war dieser ein langer, sich verjüngernder Streifen aus Rinde zu sein, der in eine zylindrische Form gedrillt war.

Der Friedhof von Godrics Hollow wirkte einsam und die Gräber, die dort verteilt waren, wirkten verlassen. Kaum eines dieser Gräber wurde regelmäßig gepflegt und es waren kaum Blumen auf den Gräbern des Totenplatzes gelegt.
Gellert sah hinauf zum dunklen Horizont, wo einige Raben über das Friedhofsgelände kreisten und ins Dorfinnere davonflogen. Er sah ihnen nach, aber sein Blick blieb an den kahlen braunen Mauern der Kirche hängen, die ihren Schatten auf das Haus seiner Großtante warf. Dort, gegen die rote Backsteinmauer gelehnt,  kauerte ein junger Mann. Sein Kopf lag versunken in seinen Armbeugen auf dessen angewinkelten Beinen. In seiner gesamten Haltung wirkte der Mann bedrückt.
Gellerts Blick wich von dem vermeintlich Unbekannten jungen Mann ab, der sich langsam aus seiner tristen Haltung erhob und sich wie benommen in Gellerts Richtung schleppte. Der Unbekannte konnte ihn noch nicht gesehen haben, denn durch den Schatten des Grabsteines, an dem Gellert nach wie vor lehnte, war er unsichtbar, so, als wäre er in der Dunkelheit verschwunden.

Der Mann hob jetzt den Kopf und sah über den Friedhof, über die Gräber, aber sein Blick blieb auf dem Grab an der Friedhofsmauer hängen, von dem Gellert zuvor die orangefarbene Gladiole entwendet hatte. Im Licht der Straßenlaterne schimmerte das rotbraune Haar des langen Mannes und dann erkannte Gellert ihn. Es war jener Mann, der vor wenigen Tagen an dem Grab gestanden hatte, von dem Gellert die Blume gepflückt hatte und auf dem der Blick des Unbekannten hängen geblieben war.

Es war vor einigen Tagen, das er ihm zum ersten Mal begegnet war.
Einmal hatte er ihn in das Haus schlendern sehen, welches in derselben Straße war, wo Gellert jetzt lebte. Schon damals wirkte er bedrückt, aber nicht so wie heute. In seinem Gesichtsausdruck war nicht der geringste Funke Freude, Glück oder Hoffnung wiederzuerkennen, nur pure Trauer oder Verzweiflung. Aber Gellert faszinierte der Mann. Er wollte wissen, was es mit ihm auf sich hatte, immerhin wohnte er erst seit kurzer Zeit hier.
Gellert war der Schule verwiesen worden und lebte seither bei seiner Großtante Bathilda, gegenüber der Kirche. Er hätte sie fragen können, wer der mysteriöse Mann war, immerhin lebte sie seit jeher in Godrics Hollow, war Historikerin und wusste bestimmt eine ganze Menge über ihre Nachbarn.

Doch wollte Gellert nicht länger warten. Er stand auf, steckte die orangefarbene Gladiole in die Seitentasche seines Mantels und schritt gemächlich auf die Friedhofsmauer zu, auf der der junge Mann mit dem Rücken zu ihm saß.
Aus der Ferne vernahm er wieder das Krähen der Raben, die er zuvor aus dem Blickfeld verloren hatte und sah hinauf zum Himmel. Sie schienen zurück zu kommen.
Dort oben wirkten die dunklen Wolken noch bedrohlicher als zuvor, wobei er nicht wusste, ob es an der zunehmenden Dämmerung oder an seinem neuen Standort lag. Doch dann öffnete der Himmel seine Schleusen, und die schwarzen Wolken ergossen ihre nasse Last über den Ort. Mit dem lauten Grollen eines Donnerschlags zuckte Gellert unweigerlich zusammen.
Der Fremde rührte sich nicht. Er hatte seinen Kopf in den Händen liegen und schien leise, durch das Gepolter es Donners kaum hörbar, zu schluchzen.

Gellert setzte sich unter den Eichenbaum neben ihn auf die Mauer. Er schien ihn noch nicht bemerkt zu haben, denn nach wie vor, verdeckten dessen Hände sein Angesicht. Vorsichtig legte Gellert seine Hand auf dessen Schulter. In dem Moment zuckte der rotbraunhaarige Mann zusammen. Erschrocken sah er Gellert an. Erstmals bohrten sich die leuchtend blauen Augen des Mannes, in die von Gellert. Jetzt erst bemerkte Gellert, dass der Mann nicht viel älter war, als er selber.
Die beiden trennten vielleicht zwei, drei Jahre, wenn überhaupt. Es war das erste Mal, dass er in sein Gesicht schauen konnte, und durch seine große Erscheinung, hielt Gellert ihn bis zu diesem Zeitpunkt für einen Mann in den mittleren Zwanzigern.

An Gellerts Nasenspitze sammelte sich ein Regentropfen, den er mit seinem Handrücken wegwusch.
 „Du wohnst in dem Haus, in der Nähe meiner Tante, oder? Bathilda Bagshot“, erkundigte er sich.
Verschämt wich er Gellerts Blick aus „Wer bist du?“, wollte er wissen, ohne ihn erneut anzusehen.
„Ich heiße Gellert. Gellert Grindelwald. Ich wohne seit kurzer Zeit hier in Godrics Hollow, bei meiner Großtante“, erklärte er ihm.
„Albus“, erwiderte dieser kurz angebunden.
„Freut mich“, sagte Gellert und streckte seine rechte Hand aus. Durch den Regen war sie triefendnass und Gellert versuchte sie, an seinem Mantel zu trocknen, aber da auch dieser sich bereits mit Wasser vollgesogen hatte, machte es keinen Unterschied und so hielt er Albus trotzdem die Hand hin.
Albus sah auf dessen Hand  und auch seine Hand zucke einen Moment in Richtung Gellerts Hand, erreichte diese aber nicht. Stattdessen stand Albus von der nassen Mauer auf und bewegte
sich langsam auf Richtung Kirche zu, dreht sich aber nach ein paar wenigen Schritten nochmal zur Friedhofsmauer um, auf der Gellert mit verwirrtem und enttäuschtem Blick saß.
„Es tut mir Leid. Ich muss nach Hause, meine kleine Schwester wartet
auf mich“, sagte er zum Abschied.

Gellert wisch sich den prassenden Regen von der Stirn strich sich durch sein triefendes goldblondes Haar und lächelte ihm zu. Dann drehte Albus sich wieder um und verließ ihn wieder in Richtung Heimat. Doch dieses Mal ging er nicht in nach vorne gebeugter Haltung, sondern stolz, mit geradem Rücken seines Weges.
Gellert bleib noch eine Weile dort, im strömenden Regen auf der kalten nasses Mauer sitzen, bis auch er sich erhob und den Friedhof verließ, um sich in das Haus seiner berühmten Großtante zu begeben.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top