6 - Vocals
Nach den Weihnachtsferien beginnt der Unterricht wieder normal. Wie immer werden die neuen Lehrpersonen auf der Homepage der Bozeman High vorgestellt. Dieses Mal sogar mit einem großen Foto. Der berühmte Countrysänger wird wohlwollend aufgenommen. Bereits als er das Gebäude betritt, warten einige Schülerinnen für ein Autogramm. Es ist ihm unangenehm. Am Nachmittag beginnt sein Unterricht. Unerwartet viele Jugendliche drängen in den Saal. Alle scheinen ihn zu erkennen. Als er seinen Namen an die Tafel schreibt, beginnen die Jugendlichen zu applaudieren und zu schreien.
"Bitte beruhigt euch! Ich möchte heute mit euch über die Macht der Musik sprechen. Ein Skript habe ich noch keines, das folgt in der nächsten Woche. Aber ich habe eine lange Erfahrung; also hört mir gut zu, dann könnt ihr Vieles lernen."
Chu und Kevin vermissen Laurie. Sie hat sich abgemeldet, weil sie Tante Loupine besuchen wolle. Sie fehlt häufig, seit ihre Tante und ihre Mutter verhaftet worden sind. Chu blickt leicht verträumt nach vorne. "Gibt es das echt? Ein Chance McFinley in der Vorlesung? Seine Musik stürmt sogar die kanadischen Charts. Er ist eine lebende Legende der Countrymusik. Der hat es bestimmt nicht nötig, uns zu unterrichten."
"Na immerhin kann ich dich jetzt auch damit aufziehen, schmachtend im Unterricht zu sitzen", neckt Kevin sie lachend.
"Hör schon auf! Das ist nicht wahr. Okay, er sieht klasse aus und macht tolle Musik, aber der ist hundertmal zu alt. Du wirst bei mir keinen Tropfen Sabber sehen; ganz im Gegenteil von dir, wenn wir Geschichte haben. Du stehst noch immer voll auf Loupine, mein Guter."
"Tu ich nicht. Ich bin mit Laurie zusammen. Dass sie eine sexy Tante hat, ist nur Nebensache. Zudem ist die Tante einige tausend Jahre alt." Kevin schüttelt den Kopf.
"Jaja, wir wissen, was ihr Männer unter 'Nebensache' versteht", erwähnt sie mit den Augen rollend. "Und nun Ruhe, ich will ihm weiter zuhören."
Der Saal für die Musik-Vorlesung ist bis zum letzten Platz besetzt. Einzelne Kids sitzen gar auf der Treppe oder stehen am Rand hinter der letzten Sitzreihe. Wenn in Geschichte, bei Loupine, die Jungs in der ersten Reihe sitzen und verträumt dem Unterricht zu folgen versuchen, so sind es hier die Mädchen. Der berühmte Countrysänger fasziniert.
In der heutigen Lektion befassen sie sich mit Okkulter Musik, Backward-Vocals und Hidden Messages in der Rockmusik der späten Achtziger. Ein sehr spannendes Kapitel der Musikgeschichte, der Physik und der Werbetaktik. Dazu sind auch zwei Gastlehrpersonen eingeladen worden, der Physiklehrer, der den Schülern erklärt, wie diese Dinge technisch machbar sind und die Lehrerin für Psychologie, welche berichtet, wieso es möglich ist, Botschaften in der Musik zu verstecken, die wir zwar sehr wohl wahrnehmen können, obwohl wir sie nicht hören.
Chu und Kevin sind fasziniert. Sie lösen die verschiedenen Aufgaben des Workshops und wollen alles ganz genau wissen. Soeben drehen sie eine Schallplatte der Beatles rückwärts und lauschen dem Text, der plötzlich verständlich wird.
"Ist das zu fassen?", fragt Chu, "War das in diesen Jahren bereits Absicht oder einfach nur ein ungewollter Zufall, aus dem man heute einen Hype macht?"
"Keine Ahnung, Chu-chu, aber es ist verblüffend. Auch die satanistischen Botschaften in den Hard-Rock Bands, wenn man sie langsamer oder schneller abspielt."
"Das wiederum werden vor allem Werbe-Gags gewesen sein. Promotion, verstehst du?" Chu betrachtet die Sache eher nüchtern. "Heute ziehen sich die jungen Möchtegern-Musiksternchen fast nackt aus, um Follower zu gewinnen oder entdeckt zu werden. Instagram isst voll davon. Früher bissen die harten Kerle halt einer toten Fledermaus den Kopf ab um aufzufallen."
"Igitt, das ist eklig!" Kevin rümpft die Nase.
"Sagt der Freund eines Werwolfs ..." Chu lacht und auch Kevin findet den Spruch gut. Sie notieren ihre Beobachtungen auf den Fragebogen.
Sie spüren Bewegung neben sich und schauen beide auf. Der Musiklehrer steht neben ihnen und kontrolliert ihre Notizen zum Arbeitsposten.
"Gute Überlegungen. Beides ist möglich. Der gewinnorientierte Werbegag oder auch der okkulte Hintergrund. Gute Arbeit, ihr zwei. Ihr solltet in beiden Richtungen noch etwas in die Tiefe gehen und dann die jeweiligen Ergebnisse gegeneinander abwägen. Dann könnt ihr eure eigenen Schlüsse ziehen."
"Müssen wir das, unsere eigenen Schlüsse ziehen?", fragt Chu leicht provokativ.
"Ja, wenn ihr die Sache wirklich verstehen wollt, solltet ihr für euch entscheiden, wieviel davon ihr glauben wollt." Er entfernt sich mit einem Lächeln.
Kevin schaut ihm hinterher. "Das Thema passt nicht zu einem Countrysänger, aber er ist schon schrecklich überzeugend. - Ich sollte ihn mal googeln. Wette, der war früher in einer Rockband?"
Kevins Handy vibriert. Er blickt verstohlen auf das Display und zeigt es Chu. Eine Nachricht von Laurie. "Bitte kommt zu Chu in den Wohnwagen. Ich muss euch etwas zeigen. L."
"Sie ist bei dir zuhause? Ich dachte, sie wolle zu Loupine fahren."
"Ich glaube nicht, dass sie schon bei mir im Garten ist. Ich denke, sie ist unterwegs dahin. Was hättest du als nächstes?"
"Training. Du?"
"Auch Sport. Lassen wir es sausen und helfen Laurie?"
"Auf jeden Fall. Musik ist eh bald vorbei. Lass uns verschwinden." Beide packen unauffällig ihre Sachen zusammen und schleichen aus dem Raum, als niemand sie beachtet. Der Vorteil solcher Gruppenarbeiten besteht darin, dass es immer Bewegung im Raum gibt und man sich ungesehen verabschieden kann.
Chu fährt mit Kevin. Er parkt den Wagen seiner Eltern vor dem Gartenzaun bei Chu zuhause. Der alte Streamline-Campinganhänger, den sie als ihren Freundes-Raum nutzen, ist beleuchtet; Lauries Mustang parkt einige Meter weiter vorne. Chu und Kevin stapfen durch den Schnee, folgen den Spuren, die Laurie schon gelegt hat; ein kleiner Pfad entsteht. Bevor sie eintreten, klopfen sie sich die Schuhe ab.
"Hi Laurie! Was ist los? Warum holst du uns aus der Schule?" Die Tasche wirft Chu in eine Ecke, als sie ihre Freundin umarmt. "Mädchen, dir ist kalt. Ich mach die Heizung an." Dann verschwindet sie unter der Küchenkombination und dreht an einem Hebel.
Kevin klettert über sie hinweg und umarmt Laurie. "Hi. Ich dachte, du fährst zu Loupine."
"Mach ich noch. Setzt euch - ich muss euch was zeigen. Es ist wieder geschehen."
"Was ist wieder geschehen? Eine neue Zeichnung?"
Chu kriecht aus dem Technikschrank und steht auf. "Na, ist dir schon wieder wärmer? Dauert wahrscheinlich einige Minuten."
"Ja, danke Chu. Es ist schon lange vorbei." Sie nimmt einige Blätter aus ihrem Rucksack, die drei setzen sich auf die Polsterbänke. "Ich wollte gerade ein kleines Geschenk für Loupine einpacken, da wurde mir plötzlich kalt. Ich hatte eine Art Traum, von einem unterirdischen Raum und einem gewaltigen Monster. Ich habe es danach aufgezeichnet - das müsst ihr sehen. Ich fror, aber jetzt wird es wieder wärmer."
Doch damit irrt sie sich. Als sie ihre Blätter umdreht und die Zeichnung sichtbar wird, fährt die Kälte erneut in ihre Hand; sie beginnt wieder zu zeichnen. Diesmal sind es Schriftzeichen, welche in schneller Folge geschrieben werden. Laurie kann ihre Hand bewegen und hebt sie hoch. Die Schrift erscheint weiter. "Leute ...", flüstert sie. Chu und Kevin starren auf das Blatt, das sich von allein füllt.
"Ist dir wieder kalt?", fragt Chu leise.
"Ja. Und ich höre eine Melodie. Hört ihr die Musik auch?"
Als beide verneinen, täuscht Laurie Unwohlsein vor und zwängt sich zur Toilette. Dort schließt sie sich ein, setzt sich. Die Musik hört nicht auf, sie wiederholt sich immer und immer wieder. Es ist eine einfache Abfolge von Tönen, ohne Text, begleitet von einer einzelnen Basstrommel als Rhythmus und etwas, das wie eine Orgel klingt, als Klangteppich. Laurie hält sich die Ohren zu, doch die Musik bleibt. Sie ist im Kopf; doch plötzlich, auf einen Schlag, hört sie auf.
Laurie stellt sich vor den Spiegel, wäscht sich Hände und Gesicht. Hinter sich sieht sie einen Lichtschimmer. Sie dreht sich um, doch da ist nichts. "Ich werde noch verrückt", sagt sie zu sich selbst, dann eilt sie zu ihren Freunden zurück. Kevin und Chu haben das Blatt unterdessen mitten auf den Tisch gelegt, damit sie es betrachten können.
"Wir denken, du solltest es deiner Mutter oder Loupine zeigen."
"Das ist richtig. Puh - das war mal wieder echt heftig. Doch die Melodie ist weg. Diese Tonfolge werde ich nie wieder vergessen. Das war creepy und ich frage mich, was mit mir geschieht. Was haltet ihr davon? Ich werde es zuerst Loupine zeigen."
"Das sieht aus wie Chinesisch oder so", versucht Kevin die Zeichen zu deuten.
"Chinesisch ist es nicht", korrigiert ihn Chu. "Solche Zeichen habe ich noch nie gesehen. Die müssen sehr alt sein. Vielleicht haben sie nicht einmal eine Bedeutung."
"Das werde ich im Gefängnis erfahren. - Wie war der Unterricht?" Laurie ist froh um die Abwechslung.
"Der neue Musikprofessor ist ein Country-Sänger. Chu steht voll auf ihn."
"Ey, gar nicht wahr! Ich mag seine Musik. Wir haben aber nicht von Country gesprochen, sondern über solche Dinge hier." Chu zeigt auf die Schriftzeichen. "Versteckte Botschaften in der Rockmusik. Das war voll spannend."
Laurie lächelt, als Chu ins Schwärmen gelangt. Sie blinzelt Kevin zu und er formt mit seinen Händen ein Herz.
"Lass das, du Idiot!" Sie schlägt ihn auf die Schulter.
"Stell dir vor, Laurie, Chu will sich für die Band eintragen, die neu gegründet werden soll. McFinley will eine Country-Band aufbauen, die dann von ihm Tipps für erfolgreiches Musizieren erhalten soll. Chu will da mitmachen."
"Ich staune immer wieder über dich." Laurie schaut ihre Freundin bewundernd an. "Sportlerin, gute Zeichnerin und jetzt auch noch Musikerin? Gibt es etwas, das du nicht kannst?"
"Autofahren", bemerkt Kevin trocken.
Laurie lacht und bestätigt. "Da hast du recht, das kann sie echt nicht."
"Ey - ihr seid heute echt gemein. Ich kann fahren - nur nicht so gut."
"Das mit der Band finde ich aber keine gute Idee", sagt Laurie leise.
"Ich werde schon aufpassen. Ich gehe da mal hin und schaue, was er daraus macht. Wieso denkst du, es könnte gefährlich sein?"
"Ich habe ein schlechtes Gefühl bei der Sache. Lange findet man niemanden und jetzt plötzlich einen berühmten Sänger? Das passt für mich nicht zusammen."
***
Später am Nachmittag parkt Laurie ihren Mustang auf der riesigen Parkfläche vor dem Bundesgefängnis. Einmal mehr trägt sie sich in die Liste ein. Da man sie inzwischen kennt, ist das bloß noch Formsache. Sie wird ohne Kontrolle durchgelassen und kann auf Loupine warten.
"Laurie, Schatz. Bist du heute allein hier?"
"Ja, Tante. Ich muss dir etwas zeigen und ich will zuerst deine Meinung. Heute Abend spreche ich dann mit Mom." Laurie zieht das Blatt aus ihrem Rucksack und hält es Loupine hin, so wie sie denkt, sei es korrekt."
"Woher hast du das?"
"Meine Hand hat die ersten Zeichen geschrieben, doch als ich den Stift weglegte, erschienen die Buchstaben ohne fremde Hilfe auf dem Blatt. Einfach so."
"Das ist eine sehr alte Sprache aus Asien. Du musst es umdrehen, Laurie. Es steht auf dem Kopf."
"Entschuldige - für mich sind das nur schmucke Ornamente."
Loupine schmunzelt und beginnt zu lesen. Ihr Gesicht wird ernst. "Laurie, das ist eine Warnung."
"Du kannst das lesen?"
"Vergiss nicht, wir sind mehr als nur Killermaschinen. Wir sind echte Werwölfe, keine blutsaugenden Halbvampire." Nun muss auch Laurie lachen.
"Also", fährt ihre Tante fort, "diese Zeichen hier am Anfang beschreiben dich als Person. Dann zeichnen sie dich als Wolf ..."
"Ich kann erfahren, wie ich als Wolf aussehen werde? Lies mir vor; ich will es genau wissen. Bin ich ein süßer Wolf?" Laurie wird nervös vor Neugier.
"So genau sind die Worte leider nicht. Aber sie beschreiben dich als ausgesprochen kräftig, einzigartig rein und erstaunlich groß für einen Welpen."
Laurie zeigt ein erfreutes Gesicht. "Dann habe ich also Macht und Einfluss?"
"Vor allem hast du Verantwortung und sehr viele Feinde. Ich denke nicht, dass deine Einzigartigkeit ein Vorteil ist, meine Liebe. Aber ich bin gespannt, was deine Mutter dazu sagt."
"Was sagen die Zeichen noch? Das ist alles so spannend, Tante. Aber es macht mir auch Angst."
"Ja, die solltest du auch haben, denke ich; wie ich dir schon einmal gesagt habe. Das hier ist eine direkte Warnung an dich. 'Ich werde dich holen und vernichten', steht hier. Er warnt dich."
"Wer ist er? Was verschweigt ihr mir, meine Mutter und du?"
"Wir sind noch nicht sicher; deshalb sagen wir noch nichts. Warte noch etwas länger, wir werden es dir schon rechtzeitig sagen. - Ich muss hier raus. Möglichst schnell; hat Daniel nichts gesagt?"
"Nein. Dad ist viel unterwegs. Er sei der Sache auf der Spur, sagt Mom. Seit Weihnachten haben wir ihn kaum gesehen. Apropos - wie fandest du mein Geschenk?"
"Echt süß. Ich musste ziemlich lachen, als ich es auspackte. Und nun sitzt der kleine Wolf bei mir in der Zelle und leistet mir Gesellschaft. Danke, Kleines."
"Ich fand ihn auch süß und ich wollte, dass du etwas bei dir hast, das dich an mich erinnert."
"Laurie, in welcher Stunde ist die Schrift erschienen?"
"Nicht in der Schule, zuhause; und dann nochmals in Chus Wohnwagen. Und weißt du was? Es fällt mir erst jetzt auf: Als mir kalt wurde, haben Chu und Kevin in der Schule in Musik von Okkultismus und satanistischen Botschaften geredet."
"Was? Ihr redet solches Zeugs in Musik? Seit wann?"
"Wir haben einen neuen Musiklehrer. Stell dir vor, er ist der berühmte Chance McFinley, der Countrysänger."
"Das glaube ich nicht. Warum sollte ein berühmter Musiker plötzlich unterrichten? Und warum meldet sich ausgerechnet jetzt, nachdem du diese Kälte in dir gespürt hast, ein neuer Musiklehrer? - Laurie, wurde dir kalt in Musik?"
"Ich war ja nicht da - aber zuhause wurde mir kalt." Sie senkt den Kopf.
"Ich muss hier raus! - Und du, Laurie solltest nachhause gehen und mit deiner Mutter reden. Und ich dispensiere dich ab sofort von Musik. Geh nicht mehr in die Nähe dieses Lehrers; bitte, Laurie - es ist wichtig."
***
Kevin hat in den vergangenen Tagen viele Stunden in der Bibliothek verbracht um Nachforschungen über die okkulten Zeichen und diese seltsame Energie zu tätigen. Müde sitzt er vor dem Bildschirm, reibt sich die Augen und holt sie die zehnte Cola aus dem Automaten. Er öffnet die Dose und nimmt einen großen Schluck als auf dem Bildschirm ein Fenster aufpoppt:
Hi Kevin
Suchst du mich? Ich bin hier. Überlege dir gut, welche Frage du mir stellen willst, denn ich beantworte dir nur eine einzige Frage. Ich sehe und beobachte dich. Du solltest vorsichtig sein, was du denkst, denn mit mir kommunizierst du in Gedanken; in deinen Träumen gebe ich dir die Antworten. Du weißt, wo du mich findest.
Er nimmt die Finger von der Tastatur, als ob diese heiß wäre. Regungslos sitzt er da, starrt den Bildschirm an. Dann verschwindet das Fenster so schnell, wie es gekommen ist. Kevin wird bewusst, dass er offenbar auch im Fokus steht, weil er Lauries Freund ist. Von der Kälte jedoch kann er nichts spüren.
Laurie schleicht sich an und legt ihm überraschend die Hand auf die Schulter. Kevin schießt hoch, lässt seine Cola fallen, der Stuhl kippt nach hinten. Mit Schnappatmung starrt er seine Freundin an, sein Gesicht ist leichenblass.
"Gott, Kev! Du bist ein Freak! Ich bin es nur, deine Freundin; klink dich wieder ein, es ist alles gut."
"Spinnst du, mich so zu erschrecken? Ich hätte sterben können; Herzinfarkt."
Laurie lacht ihn aus. "Eher an Überzuckerung, wenn ich die Dosen zähle. Zum Glück ist diese eine hier jetzt flöten gegangen. Was machst du noch hier? Und warum bist du so bleich?"
Er berichtet ihr von dem seltsamen Fenster und der Botschaft. "Ich sollte mit der Rektorin darüber reden gehen. Vielleicht haben wir auch einfach einen Virus im Schulsystem und jemand hat sich einen Spaß mit mir erlaubt. Ich muss die IT-Abteilung sprechen. Das wird es sein, ein Computervirus."
Laurie blickt auf die Bücher neben dem Computer, die mit Cola vollgespritzt sind. "Meinst du nicht, es könnte mit den Zeichen zu tun haben, die ich erhalten habe? War dir kalt?"
"Nein, das ist es ja. Ich habe keine Temperaturveränderung feststellen können. Ich wollte gerade zusammenpacken und dann zu dir kommen, als das Popup erschien. - Und sieh her, ich habe auch interessante Neuigkeiten über unseren Cowboy, den Musiklehrer. Er hat, wenn man seinem Lebenslauf glauben kann, nie eine höhere Schule besucht. Er hat keinen Abschluss und keine Ausbildung; vom Farmer direkt zum Musiker."
"Willst du damit sagen, er sei ein Schwindler? Chance McFinley? Der hat das nicht nötig, glaube mir. Der hat doch eine Villa irgendwo in den Bergen, nicht weit von hier. - Oder aber ..." Laurie denkt an das Gespräch, das sie mit ihrer Mutter hatte. "Ich habe ein ganz mieses Gefühl, wenn ich an den Kerl denke, Kevin."
"Doch mit der Rektorin reden gehen?" Kevin packt seine Sachen ein. Die Bibliotheksbücher wischt er, so gut es eben geht, ab. Dann stellt er sie ordentlich in die Regale zurück.
"Ich habe leider auch bei der Rektorin ein mieses Gefühl, Kevin. Ich halte das für keine gute Idee. Erinnerst du dich? Bei ihr habe ich die Kälte erstmals gespürt."
"Auch wieder wahr. Was schlägst du also vor?"
"Es bleiben nicht viele Optionen übrig. Meine Tante sitzt im State Prison. Wir können mit dem Sheriff reden oder mit meinen Eltern. - Vor allem aber sollten wir Chu davor warnen, in dieser Band mitzuspielen. Das könnte gefährlich werden."
"Na dann viel Glück. Die bringst du nie von da weg. Sie ist Feuer und Flamme für diese Band. Stell dir vor, sie hat gar eine Trainingseinheit in der Sporthalle sausen lassen, damit sie mit der Band üben konnte. Das gab es noch nie."
"Wir müssen es versuchen. Fahren wir nun zum Sheriff oder zu meinen Eltern?"
"Lass uns zu dir fahren. Sheriff Miles ist ein Polizist und bei Polizisten habe ICH ein mieses Gefühl."
Laurie lacht. "Ach, ihr Jungs seid alle gleich. Kaum seht ihr einen Typen in Uniform, kriegt ihr weiche Knie aus Angst, er könnte euch bei irgendwas erwischen."
"Ha - und ihr Girls kriegt die weichen Knie, weil der Typ eine Uniform trägt."
Laurie wirft ihm eine leere Coladose an, die sie aufgesammelt hat; dummerweise war es jene, welche noch zur Hälfte gefüllt war und Kevin trägt nun ein neues Muster auf seinem Hemd, als sie das Schulhaus verlassen.
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