Der Klang einer Symphonie
Triggerwarnung: in diesem Kapitel kommt es zu sexuellen Handlungen. Wer das nicht lesen kann, sollte den zweiten Teil des Kapitels besser überspringen.
Askwin
Wie in Trance starrte er Caja in die Augen, während er weiterhin ihr Kinn umschlossen hielt.
Er atmete ruhig und gleichmäßig, aber in seinem Inneren tobte ein unaufhaltsamer Sturm.
Sein Herz rang mit seinem Verstand. Das Verlangen sie zu küssen war von unaussprechlicher Kraft und er benötigte all seine Konzentration um ihm nicht einfach nachzugeben. Er durfte nicht.
Godrics Worte flammten in seinen Erinnerungen auf, als jener die Barbaren als Dämonen bezeichnet hatte. Schon einmal hatte er diese Annahme ehrlich in Betracht gezogen, sie dann aber wieder verworfen. Jetzt stellte er sich die Frage erneut, ob das ältere Dorfoberhaupt nicht doch recht behielt.
Die Art Anziehung, die Caja auf ihn ausübte konnte nicht menschlichen Ursprungs sein. Noch nie hatte er eine Frau so begehrt.
Sein Blick heftete sich an ihre leicht zitternden Lippen. Wenn es nicht das Werk einer Dämonin war, dann musste es das einer Hexe sein. Sie sagte, sie könnte die Zukunft sehen. Vielleicht bemächtigte sie sich ja der dunklen Magie.
Das erste Mal im Leben wünschte er sich, er könnte derlei Dingen tatsächlich seinen Glauben schenken. Dann hätte er sich nicht eingestehen müssen, dass sein Verstand verdorben war und seine höchste Priorität nicht mehr länger dem König galt. Dass er Caja nicht so unbedingt hatte finden wollen, um Angelland und seinen eigenen Kopf zu schützen.
Caja hatte recht mit dem, was sie gesagt hatte. Da war mehr zwischen ihnen.
Aber das durfte nicht sein.
Er ließ von ihr ab, lief an ihr vorüber und streifte ihre Schulter dabei leicht mit seinem Oberarm. Sobald sich ihre Körper berührten, stellten sich seine Härchen auf.
Die Hände zu Fäusten geballt hielt er inne, als er merkte, dass sie ihm nicht folgte. „Nun komm schon. Oder willst du erneut zum Opfer eines Bären werden?"
„Ich war nicht sein Opfer", spuckte sie ihm schon beinahe entgegen. Er konnte Wut in ihrer Stimme hören. Wut darüber, dass er sich weiterhin hinter seiner Mauer versteckte und seinen Gefühlen und seinem Verlangen zu entkommen versuchte.
Die Frage war nur wie lange ihm das noch gelingen würde, wenn sie erst einmal auf seiner Burg eingekehrt waren. Wenn sie ständig um ihn herumschwirren würde ...
„Er war mein Beschützer." Mit diesen Worten rauschte sie an ihm vorbei und verschwand vor ihm in den Schatten des Waldes.
Askwin folgte ihr in langsamerem Tempo. Als er ihr Nachtlager erreichte lag sie bereits auf dem Boden, das Gesicht dem Feuer zugewandt und die Lider fest aufeinander gepresst.
Ihm war klar, dass sie noch nicht schlafen konnte und nur versuchte einer weiteren Unterhaltung aus dem Weg zu gehen.
Kurzerhand holte er eine der Decken aus dem Gepäck und deckte Caja zu. Über sie gebeugt flüsterte er, für den Fall, Henry könnte noch wach sein und lauschen, in ihrer Sprache: „Vergib mir."
Dann überließ er sie der Wärme der züngelnden Flammen, setzte sich mit dem Rücken an die Felswand gelehnt und behielt die Umgebung im Blick.
Einer musste Wache halten und es war unschwer zu erkennen, dass diese Aufgabe in dieser Nacht ihm zuteil werden würde.
Doch das war ihm mehr als recht. An Schlaf war ohnehin nicht zu denken, bei all den Gedanken die ihm durch den Kopf gingen.
***
„Endlich Zuhause!" Mehr einem Kind als einem jungen Mann gleichend, galoppierte Henry jubelnd den Restweg entlang sobald die Mauern der Festung sich am Horizont abzuzeichnen begannen.
Askwin sah seinem Knappen still nach, ließ ihn seine Freude ausleben. Zu sehr hatte er in den vergangenen Monaten leiden müssen.
Caja führte Alva in gemächlichem Tempo neben dem Rappen des Lords her. Seit sie wieder aufgebrochen waren, hatte sie kein Wort mehr mit ihm gesprochen. Wenn er sie etwas gefragt hatte, hatte sie lediglich genickt, den Kopf geschüttelt oder mit den Schultern gezuckt.
Ihre ignorante Art brachte ihn innerlich zur Weißglut, äußerlich ließ er sich das allerdings nicht anmerken. Er war geübt darin eine Maske aufrechtzuerhalten und so war es ein Leichtes für ihn, Caja weiterhin aus seiner Gefühlswelt auszusperren.
Wenn sie gedachte ihn mit Schweigen zu strafen, dann sollte sie das eben tun.
In der Ferne sah er Henry hinter den Burgtoren verschwinden.
Nur kurz darauf tauchten vor den Mauern einige seiner Bediensteten auf, um ihren Lord und Caja willkommen zu heißen.
Die beiden Stalljungen nahmen den beiden Ankömmlingen die Pferde ab, sobald diese die Eingangspassage erreichten.
„Wir alle sind froh, Euch wohlauf zu sehen, MyLord", erhob Ethelbert, der Haushofmeister die krächzende Stimme.
Askwin vertraute dem älteren Mann mehr als den meisten, so hatte er ihm die Aufsicht über sein Heim überlassen, als er aufgebrochen war um dem König seine Dienste zukommen zu lassen.
Mit einem kräftigen Handschlag grüßte der Lord ihn. „Ist während meiner Abwesenheit etwas Nennenswertes vorgefallen?"
„Kommt erst einmal an, Lord. Die Köchinnen sind dabei Euch ein gebührendes Mahl zuzubereiten. Euch und Eurem Gast selbstverständlich." Ein kurzer abschätzender Blick in Richtung Caja folgte. Misstrauen mischte sich darunter. Verständlich.
Askwin hatte sie kennenlernen können, wusste wie sie tickte und das sie nicht ganz so war, wie man es sich über die Barbaren erzählte.
Ja, sie war temperamentvoll und sie ließ sich nichts vorschreiben, aber ihr dürstete es nicht nach Blut und Tod, so wie ihrem restlichen Volk. Mit ihr konnte man reden. Sie war klug und in ihrer Brust wohnte eine gute Seele.
Er wandte sich zwei seiner Mägde zu, die mit gesenktem Haupt darauf warteten, seine Befehle entgegenzunehmen. „Ich hoffe ihr habt bereits ein Zimmer für unseren Gast hergerichtet."
Die ältere der beiden, die den Namen Birdie trug, hob ihren Kopf, lächelte ihn an und nickte. „Aber natürlich, MyLord."
„Dann geht und lasst der Lady ein Bad ein. Was die Kleidung anbelangt ..." Er musterte Caja, die ihre Augenbrauen nach oben zog, als er sie hörte, wie er sie nannte. „Gebt ihr eine Tunika und Hosen."
Verwunderung zeichnete sich auf dem Gesicht von Birdie ab, aber sie fragte nicht nach, knickste nur vor ihm. „Jawohl, MyLord." Ihre Augen legten sich auf Caja. „Dürfte ich Euch bitten uns zu begleiten, MyLady?"
„Ich bin keine Lady", schnaubte diese, willigte dann aber ein und ließ sich von den beiden Frauen auf ihr Zimmer geleiten.
„Richtet Henry aus, dass ich ihn auch beim Essen zu sehen wünsche", verlangte der Lord von seinem Haushofmeister, bevor er ebenfalls die Feste betrat.
Sofort umfing ihn ein wohliges Gefühl. Er war wieder zuhause. Seine Beine trugen ihn über die steinernen Böden, vorbei an den vielen brennenden Kerzen, die in den Wänden verankert waren und an den Gemälden, die zum einen Teil von seinen gewonnenen Schlachten handelten und zum anderen die Verstorbenen seiner Familie porträtierten.
Vor dem Bildnis seiner Mutter hielt er für einen Moment inne. Wie jedes Mal wenn er nach einer langen Reise zurückkehrte, neigte er das Haupt vor dem schönen Antlitz, das für immer auf dem Pergament in Farben aus Öl verewigt bleiben würde.
Er betrachtete das dunkelblonde Haar, das niemals am Glanz verlieren würde und die dunklen Augen, die der Künstler so gut eingefangen hatte, dass es wirkte, als besäße die Zeichnung tatsächlich eine Seele.
Erst nachdem er seine Mutter gebührend begrüßt hatte, suchte er sein Gemach auf.
Seufzend strichen seine Finger über die Bettlaken aus Samt, ehe sein Blick auf die dampfende Wanne fiel, deren heißes Wasser den wohltuenden Geruch von Lavendel durch das Zimmer schickte. Die Mägde hatten ihm ohne dass er es hatte verlangen müssen ein Bad eingelassen. Wie gut sie ihn doch kannten.
Erfreut darüber legte er die Kleidung ab und stieg ins heiße Nass. Sein Haar löste er aus seinem Zopf, um es ebenfalls zu waschen.
Die Arme auf den Rand abgelegt entspannte er allerdings zunächst einmal und ließ seine Gedanken dabei völlig zur Ruhe kommen.
Mit geschlossenen Augen atmete er den lieblichen Duft ein und wäre beinahe eingedöst, hätte es nicht mit einem Mal an der Tür geklopft. Zaghaft. Ohne zu sehen, wer da um Erlaubnis zum Eintreten bat, wusste er bereits wer es war.
Er richtete sich auf, ehe er ein „Herein!", durch den Raum schallen ließ. Mit dem Kopf in Richtung Eingang gewandt beobachtete er Myrna dabei, wie sie mit grazilen Bewegungen sein Gemach betrat. Ein hellblaues Leinentuch bedeckte ihren Körper. Die nackten Knöchel und Füße verrieten ihm bereits, dass sie keine andere Kleidung trug.
Keiner von beiden sagte etwas, als sie die Hülle fallen ließ und zu ihm ins Wasser stieg.
Ihr schwarzes Haar tanzte auf der Oberfläche und verdeckte ihre Brust, während sie ihre Arme um seinen Hals legte und ihre Nasenspitze die seine berührte.
Ihr warmer Atem streichelte seine Wangen. Er spürte ihre weiche Haut. Sofort begann sich etwas in seinen unteren Regionen zu regen.
Voller Lust begann er ihre zarten Lippen zu küssen. Seine Finger streiften dabei durch ihr seidiges Haar. Schmunzelnd erwiderte sie, bohrte ihre Fingernägel als Zeichen der eigenen Begierde in seine Schulterblätter.
Gekonnt bewegten sich ihre Hüften auf seinem Schoß. Sie spielte mit ihm, machte sich eine Freude daraus, ihn nicht sofort in sie eindringen zu lassen.
Er stöhnte, bebte regelrecht vor Erregung und als er schließlich in sie glitt, legte er den Kopf in den Nacken.
Myrna begann ihn zu reiten, biss sich beim Anblick seiner vor Lust funkelnden Augen auf die Unterlippe. Zunächst hob und senkte sie sich nur langsam. Seine Hände wanderten zu ihren Hüften, seine Lippen küssten ihren Hals und ihre Brust.
Als er mit der Zunge ihre Nippel umspielte, übermannte sie ihr Verlangen und sie wurde schneller in ihren Bewegungen.
Ihr gemeinsames Keuchen und Stöhnen ergab eine Musik, die Askwin lieber war als der Klang von Geige und Flöte. Die Geräuschkulisse entwickelte sich zu einer wahren Symphonie.
Seine Stirn an ihre gelegt folgten sie dem Rhythmus, ließen sich von ihm tragen. Und schließlich erreichten sie zur gleichen Zeit den Höhepunkt.
Schwer atmend und sich dabei liebevoll küssend verharrten sie noch einen langen Moment in dieser Position, ehe er Myrna vorsichtig von sich hob und sie mit dem Rücken zu sich drehte.
Er hielt sie fest, das Kinn auf ihrem Haupt platziert, während sie ihr Gesicht auf seinem Arm bettete.
In Ruhe gehüllt genossen sie die Wärme des Wassers und das wohltuende Gefühl, das ihre beiden Körper einnahm.
Bis ein bestimmter Gedanke den Lord ereilte. Wie so häufig seit seinem Traum mit Caja, kam ihm auch jetzt die Vorstellung an ihren nackten Leib in den Sinn.
Was wäre geschehen, wäre er seinem Verlangen in der Nacht erlegen als sie allein am Bach gestanden waren? Wäre es bei einem Kuss geblieben?
Sich für die Vorstellung verfluchend, schob er Myrna von sich und stieg aus der Wanne.
Verdutzt blickte ihm die schwarzhaarige Schönheit hinterher. „Wollt Ihr etwa schon wieder gehen, MyLord?"
Er trocknete seinen tropfenden Körper, ehe er sich in edel aussehende dunkle Stoffhosen und ein marineblaues Wams kleidete. Das nasse Haar band er wieder im Nacken zusammen. Vereinzelt bahnten sich Tropfen ihren Weg durch seinen Kragen und seinen Rücken hinab. „Verzeih mir meine Liebe, aber es gibt ein Abendmahl, bei dem ich nicht fehlen darf. Ein guter Gastgeber taucht immer vor allen anderen auf." Nur die halbe Wahrheit.
Es stimmte zwar, dass er als Erster den Speisesaal betreten wollte, aber das war mitnichten der einzige Grund, aus dem er es plötzlich so eilig hatte. Er wollte sich beschäftigen, um den Gedanken an Caja aus seinem Kopf zu vertreiben.
Myrna konnte er davon wohl kaum erzählen. Zum einen da keiner von seinem geheimen Verlangen erfahren durfte, wenn er nicht des Verrats angeklagt werden wollte und zum anderen weil er sie nicht verletzen wollte.
Es mochte sein, dass er sie nicht liebte, aber ohne Bedeutung war sie deshalb noch lange nicht für ihn. Wäre dem so gewesen, hätte er sie niemals mit sich in seine Heimat genommen.
Als er wieder zu ihr sah, hatte sie die Arme auf den Rand der Wanne abgelegt und ihr Kinn auf ihnen gebettet. Verspielt funkelten ihn ihre eisblauen Iriden an. „Ich werde hier warten, wenn es dem Lord genehm ist." Ein Grinsen zierte ihr schönes Gesicht mit den malerischen Zügen.
Askwin schüttelte den Kopf. „Ich möchte, dass du etwas anderes für mich tust."
„So?" Ihre Augenbrauen hoben sich, ebenso wie ihr Haupt.
„Ja." Er schlang einen Gürtel um seine Hüften, um die Hose an Ort und Stelle zu halten, überprüfte sein Aussehen im deckenhohen Spiegel neben seinem Bett. Sein Bart wucherte so manches Mal doch wirklich wie Unkraut. „Henry. Ich will, dass du ihn nach dem Essen aufsuchst."
Ein entrüstetes Schnaufen drang an sein Ohr, das an ein bockendes Pferd erinnerte. „Und dann was? Soll ich ihn verführen und ihm zeigen wie es ist eine richtige Frau zu begehren?" Sarkasmus schwang in ihrer Stimme mit. Es war kein Geheimnis für Askwin, wie sie von Prinzessin Hrodwyn dachte. Myrna sah in der Königstocher nicht mehr als ein unerfahrenes Mädchen, das nichts vom Leben wusste.
„Genau das will ich von dir", bestätigte der Lord die Annahme seiner Mätresse, vernahm daraufhin wie sie ebenfalls aus der Wanne stieg. Mit einem platschenden Geräusch kamen ihre nackten Füße auf den marmornen Fliesen auf.
„Ich bin keine Hure!", zischte sie gefährlich wie eine Schlange und tauchte in Askwins Rücken auf. Er betrachtete ihr erzürntes Gesicht im Spiegel.
„Nicht mehr", erinnerte er sie an das was sie war, bevor er sie aus dem Bordell freigekauft und sie zu seinem Besitz gemacht hatte.
Ihre Mundwinkel zuckten wenig erfreut bei seiner Antwort.
Wäre er nicht Lord über die Wasserlande gewesen, hätte sie ihm für die Frechheit seiner Worte vermutlich eine Ohrfeige verpasst. Angesichts seines Standes und der Wichtigkeit, die er für sie besaß, wagte sie das allerdings nicht.
Stattdessen schnappte sie sich einfach das hellblaue Leinentuch, wickelte es sich um den nackten Körper und verschwand aus seinem Gemach.
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