Kapitel 21
Deamon löste sich widerwillig von Rina, die in seinen Armen lag und ruhig atmete. Er hatte nicht viel genommen und doch war sie vor Erschöpfung eingeschlafen.
Sorge breitete sich in ihm aus. Sie schmeckte sie gut, dass er noch mehr von ihr wollte. Am liebsten jeden Tag. Aber dem wäre sie nicht gewachsen.
Schon jetzt war sie zu geschwächt, dabei hatte er sich extra zurückgehalten.
Noch immer schmeckte er ihr Blut und würde so schnell auch nicht von jemand anderem trinken. Er wollte es so lange wie möglich genießen.
Deamon erhob sich mit Rina im Arm. Sie war so niedlich, wie sie in seinen Armen schlief. Unschuldig, wie ein Engel.
Lächelnd löschte er das Feuer und wandte sich zu dem Pferd um, das die ganze Zeit ruhig an ihrer Seite gegrast hatte.
Ohne Rina abzusetzen oder aufzuwecken, griff er nach den Zügeln, um das Pferd mit sich zu führen. Würde er reiten wäre er vermutlich schneller, doch dann weckte er Rina. Das wollte er nicht. Sie sollte sich ausruhen und weiter träumen, denn das sanfte Lächeln auf ihrem Lippen zeigte ihm, dass ihre Träume schön waren.
Also brachte Deamon sie zurück in das Schloss und in ihr Zimmer. Die neugierigen Blicke der anderen ignorierte er, wusste aber sehr genau, dass mindestens Nanako ihn darauf ansprechen würde.
Linnia, die noch immer krank in ihrem Zimmer war, hatte vermutlich noch nicht viel davon mitgekommen, würde aber sicher nicht erfreut sein.
Deamon legte Rina ins Bett und beugte sich dann hinab, um sie sanft auf die Stirn zu küssen. »Schlaf gut, Liebes«, flüsterte er, bevor er sich leise aus dem Zimmer schlich.
Er sollte präventive Maßnahmen ergreifen, damit er sich nicht in noch größere Schwierigkeiten manovrierte. Darum steuerte er seine Räumlichkeiten zu und blieb vor dem Zimmer neben seinem stehen. Er lauschte kurz, nahm aber nicht viel wahr. Also entschied er sich nicht zu klopfen, sondern schlüpfte leise hinein.
Der Raum war abgedunkelt, doch eine der Vorhänge war offen, sodass ein wenig Licht hineinfiel. Direkt auf einen gemütlichen Sessel, in dem eine Frau saß. »Linnia, Schatz, bist du wach?«, fragte er leise und ging auf den Sessel zu.
Die blonde Frau, die darin lag, blinzelte und sah mit müden, grünen Augen auf, bevor sie lächelte.
»Deamon«, sagte sie und streckte ihre Arme aus.
Sofort beugte sich Deamon vor, um die Frau in seine Arme zu ziehen und sich mit ihr zusammen wieder im Sessel niederzulassen. »Schön, dass du mich wieder besuchst«, sagte sie mit Liebe in der Stimme.
Deamon zwang sich zu einem Lächeln. »Immer«, versicherte er ihr, denn eigentlich kam er jeden Tag für mehrere Stunden. Das Problem war nur, dass sich Linnia nicht mehr daran erinnerte. Seit dem Unfall, bei dem sie aus dem Fenster gefallen war, funktionierte ihr Kopf nicht mehr richtig und sie war ständig ausgelaugt und müde. Sie schlief sehr viel. Manchmal sogar über Tage hinweg, was nicht nur Deamon Sorgen bereitete.
»Wie geht es deinen Beinen?«, fragte er sanft, denn beide Beine waren gebrochen gewesen. Sie waren wieder verheilt, doch es viel Linnea schwer, zu laufen.
Sie schnaubte leise. »Sie sind gut genug, um in den Sessel zu kommen«, bemerkte sie und vergrub ihr Gesicht an seiner Brust. »Erzähl mir von dem Mädchen«, bat sie leise.
Manchmal fragte sich Deamon, wie ihr Kopf aktuell funktionierte. Während sie alltägliche Dinge oft vergaß, schien sie doch ab und an an Besonderheiten festzuhängen. Wie das Auftauchen von Rina, das für alle spektakulär gewesen war. Deamon wusste sehr genau, dass jeder im Schloss versucht hatte, einen Blick auf sie zu werfen.
Wäre es Linnea möglich gewesen, hätte auch sie Rina beobachtet. Doch das ging nicht. Sie konnte dieses Zimmer nicht verlassen. Selbst, wenn sie es gewollt hätte. Ihre Psyche machte nicht mehr mit.
»Sie macht sich«, antwortete Deamon. »Asatra füttert sie gut und sie nimmt zu. Jetzt sieht sie nicht mehr aus wie Haut und Knochen«, erzählte Deamon belustigt.
Linnea schnaubte. »Du klingst, als würdest du über einen geretteten Katzenwelpen sprechen«, warf sie ihm vor, doch in ihrer Stimme klang Belustigung mit.
Deamon zog Linnea fest an sich, weil es ihm leid tat, was aktuell vor sich ging. Bisher war sie sein Liebling gewesen und das war sie immer noch, doch Rina war anders. Sie war für ihn nicht einfach nur ein interessanter Mensch. Eine Haremsdame, die ihm Zeitvertreib versprach. Solche Gefühle wie für sie hatte er noch nie gespürt und er hatte geglaubt, das es besser wurde, wenn er ihr Blut trank. Doch das stimmte nicht. Es wurde schlimmer. Der Geschmack lag ihm noch immer auf der Zunge und er wollte ihn nicht wegwaschen, indem er anderes Blut trank. Das war nicht gut. Das könnte irgendwann sehr gefährlich werden.
»Du warst heute mir ihr unterwegs«, bemerkte Linnae, die sich noch immer in seine Arme gekuschelt hatte.
Deamon versteifte sich etwas. »Sag mir nicht, du kannst sie an mir riechen«, brachte er überrascht hervor.
Linnea lachte leise. »Nein. Aber ich spürte wie entspannt du bist«, erwiderte sie gut gelaunt. »Du bist in letzter Zeit immer angespannt. Nur nicht, wenn du bei ihr warst.«
Deamon stieß die Luft aus. »Du kanntest mich schon immer zu gut«, bemerkte er schmunzelnd. Linnea erinnerte ihn immer wieder an seine Mutter. Vermutlich war sie deshalb seine Lieblingsfrau, auch wenn das kein wirklich guter Grund war.
Linnea begann, seinen Arm zu streicheln. Nicht verführerisch, wie es bei Nanako der Fall gewesen wäre. Eher zärtlich und beruhigend. »Was liegt dir auf dem Herzen?«, fragte sie sanft.
Ich stieß die Luft aus. Vor ihr konnte ich wirklich nichts verbergen. Also erzählte ich ihr die Vermutungen mit Rinas Folter und dem Handel, der sie schließlich zu mir gebracht hatte. Ich wusste nicht genau wie es abgelaufen war, aber ich war mir sicher, dass mein Vater mir damit schaden wollte. Ich konnte sie jedoch auch nicht wegschicken. Sie brauchte Hilfe.
Linnea hörte zu, streichelte Deamon weiter und nickte ab und an, bis Deamon seine Bedenken beendet hatte.
»Lilithoria sollte bald zurückkehren. Vielleicht erklärt sie dir, was wirklich dahintersteckt«, sagte sie sanft und drehte sich ein Stück, bevor sie so saß, dass sie ihm zärtlich die Haare aus dem Gesicht streichen konnte. »Mach dir nicht so viele Gedanken.«
Deamon beugte sich vor und gab Linnea einen sanften Kuss. »Was soll ich nur bis dahin mit ihr machen?«, fragte Deamon seufzend.
Linnea lachte leise und tätschelte seinen Kopf. »Geh mit ihr so um, wie du mit uns allen umgegangen bist«, sagte sie leise.
Deamon stöhnte. Wenn er das machte, würde er sie nur vergraulen. Sie war viel zu zerbrechlich. »Denkst du wirklich, die Idee ist gut?«, fragte er, denn er vertraute Linneas Rat. Sie war eine wunderbare Frau. Einfühlsam, zuvorkommend und sehr mütterlich. Im Gegensatz zu Nanako hatte sie die anderen Frau noch nie als Rivalen, sondern ihre Familie betrachtet.
Linnea griff sein Gesicht mit beiden Händen. »Vielleicht wird sie anfangs ein wenig verwirrt, vielleicht sogar ängstlich sein, aber sie wird bemerken, dass es ihr zugute kommt«, versicherte sie.
Ihre grünen Augen funkelten so wie schon lange nicht mehr, was Deamon erleichtert lächeln ließ. Vielleicht war sie doch auf den Weg zur Besserung. Er würde es sich wünschen.
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