Dienstag, 19.11.1878

Die Frau mit den kunstvoll hochgesteckten goldblonden Haaren und dem ebenso imposanten blauen Kleid, welches ein Vermögen gekostet haben musste, sah mich mit durchdringendem Blick an. So, als ob sie mich damit töten wollte. Sie saß auf dem Sofa mir gegenüber, die Mundwinkel zu einem leichten Lächeln gehoben. Wie schaffte sie es, zwei so unterschiedliche Gefühlsregungen in ihrem Gesicht zu vereinen? Ihre Tochter saß neben ihr. Die Verwandtschaft der beiden ließ sich nicht leugnen. Sie hatten nicht nur das gleiche Haar, sondern auch ihre für blonde Frauen ungewöhnlich braunen Augen schienen gleich, obwohl mich die Jüngere wesentlich freundlicher musterte, auf eine aufdringliche Art und Weise interessiert, sodass es mich unruhig machte, jedoch bekam mir dies besser als der tödliche Blick.

Ich war mir bewusst, wie unsicher ich wirkte. Ich merkte, dass ich meine Hände nicht stillhalten konnte und mein Blick wanderte hin und her, ohne einen Punkt zu finden, den ich es wagte anzusehen.

Die untere, lichtdurchlässige Schicht der Vorhänge war zugezogen, sodass an dem heutigen, für November sehr hellen und sonnigen Tag, das Tageslicht nur gedimmt in den Raum fiel. Es verlieh dem in Rottönen gehaltenen Raum eine dunkle Atmosphäre. Mein Kleid war nicht nur halb so elegant wie das der Hausherrin und ihrer Tochter und war durch seine hellrote Färbung außerdem in einem unästhetischen Kontrast zur Einrichtung. Dies ließ mich noch unangenehmer fühlen, wie ein Fremdkörper, aber ich hoffte, dass die offizielle Begrüßung bald ihr Ende gefunden hatte.

„Ich bin der Annahme, Sie wissen, weshalb Sie hier sind, Miss Whiting?", fragte mich Lady Elizabeth Hamilton. Ihr Tonfall klang nicht so bedrohlich wie ihr Blick, aber ich hörte eine kühle Distanziertheit aus ihm heraus.

Was sollte ich darauf antworten? Ich musste höflich und dankbar wirken.

Meine Eltern waren Teehändler, keine Adeligen. Durch seine Geschäfte war mein Vater in Kontakt mit Lord Hamilton gekommen, welcher sich sofort bereiterklärt hatte, mich in seinem Haushalt aufzunehmen, als mein Vater angekündigt hatte, für ein Jahr nach Indien zu reisen. Vor über neun Jahren waren wir schon einmal in Asien gewesen. Ich, damals ein kleines siebenjähriges Mädchen, hatte das Klima nicht vertragen, weswegen ich es diesmal vorzog in meiner englischen Heimat zu bleiben. Dies bei einer reichen, adeligen Familie tun zu dürfen, war ein schierer Glücksgriff. Mein Vater hegte sogar Überlegungen, ob der Lord mich vielleicht mit seinem Sohn verheiraten wolle, welcher ein knappes Jahr älter war als ich. Eine utopische Traumvorstellung.

„Nun", begann ich, „es war eine Freundlichkeit meiner Eltern, mir zu erlauben in meiner Heimat bleiben zu dürfen. Eine weitaus größere Freundlichkeit ist es von Ihnen, mich in Ihrem Zuhause aufzunehmen. Ein glücklicher Zufall ist es, dass Ihre Tochter", ich nickte der jungen Lady Hamilton kurz zu, „nur wenig älter ist als ich, was diese Abmachung wohl für beide Parteien als reizvoll gestaltet hat."

Ich war überrascht, diese Sätze, klar und am Ende mit einem Lächeln garniert, hervorgebracht zu haben, aber ihr Inhalt gefiel mir im Nachhinein gar nicht.

Lady Hamiltons Lächeln wandelte sich, denn ihr Blick wurde auf einmal weicher. „Sie scheinen ein nettes Mädchen zu sein, Miss Whiting. Zwar habe ich Sie schon bei Ihrer Ankunft willkommen geheißen, aber ich tue es hier gerne noch einmal. Ich freue mich auf die kommende Zeit, die Sie hier verbringen werden."

Mit diesen Worten erhob sie sich. Das Rascheln ihres Rockes schien das einzige Geräusch. Ihre Tochter erhob sich dann ebenfalls und ich tat es ihr nach. Die beiden Damen standen vor mir und es beruhigte mich, größer zu sein als sie.

„Folge mir", wies mich die Jüngere an und ich folgte ihr aus dem Salon.

Wir gingen zur Treppe, die hinauf in die zweite Etage führte.

„Die Wohnräume wie der Salon und das Speisezimmer befinden sich auf der ersten Etage", erklärte sie mir. „Alle Schlaf- und Gästezimmer befinden sich in der zweiten."

Ich raffte leicht meinen Rock und ging die Treppe mit einem wirklich wunderschön, filigran verzierten Geländer hinauf. Der Grundriss des ersten Stocks schien sich im zweiten zu wiederholen. Zumindest der Flur war an dergleichen Stelle.

„Dein Zimmer befindet sich im rechten Flügel. Es ist eines der Gästezimmer, die wir für dich ausgesucht haben. Da fällt mir auf, richtig vorgestellt haben wir uns noch gar nicht. Ich halte nicht viel von diesen ganzen Förmlichkeiten, die die Gesellschaft versucht, uns aufzuzwingen. Wir haben dich begrüßt wie einen Gast, dabei bist du mehr als das." Sie schenkte mir ein warmes Lächeln. Auf einmal sah sie ihrer Mutter gar nicht mehr ähnlich. „Ich bin Annabeth."

Ich war überrascht von ihrer Offenheit. Sie klang nicht wie die anderen Töchter von Peers, denen ich schon begegnet war. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte, aber sie wirkte dabei authentisch.

„Ich bin Evelyn", entgegnete ich, nicht mehr ganz so nervös.

Annabeth' Rock schwebte nur so um ihre Beine herum, als sie sich umdrehte und auf eine der Türen rechts der Treppe zuhielt. Ich ging ihr nach, gespannt, was mich für ein Zimmererwartete.

Der Raum in den wir kamen war kleiner als der Salon mit den roten Sofas und in grün gehalten. An der rechten Wand stand ein Bett, das dunkelgrün bezogen, ziemlich breit und am Kopfende von vielen Kissen besetzt war. Der Teppich war eine Nuance heller und die Wände konnte ich nicht genau einordnen. An ihnen rankten sich goldene Blumenmuster empor. An der linken Wand stand ein Schrank und mir direkt gegenüber ein Sekretär aus dunklem Holz. Auf ihm lagen Blätter, Federkiele und ein Fass Tinte.

Auf dem Bett lag ein sehr dunkelblaues, hochgeschlossenes Kleid, das aussah, als würde es mir wie angegossen passen. Es war schlicht, aber ich sah aus welch hochwertigem Stoff es bestand.

„Ist das ein Willkommensgeschenk?", fragte sich während ich es weiter betrachtete.

„Ja, das ist es", antwortete sie. „Wir dachten, es würde dir gefallen. Du wirst dein Zuhause eine lange Zeit nicht sehen, Evelyn. Du sollst dich hier solange wohlfühlen."

„Danke", sagte ich. „Das ist wirklich mehr als großzügig."

Ich ließ den Stoff durch meine Finger gleiten, leicht und weich.

„In etwa einer Stunde gibt es Abendessen. Nimm dir die Zeit und sieh dich hier etwas um."

Mit diesen Worten drehte Annabeth Hamilton sich einfach um und verließ das Zimmer. Mein Zimmer. Ich sah mich noch einmal um. Es war wunderschön, ohne jeden Zweifel, aber ich fühlte mich unwohl. Ich gehörte nicht hierher, das spürte ich jetzt schon.

Das Badezimmer befand sich links. Es war nicht groß, aber die Fenster zeigten nach Osten, denn das Haus warf durch die gerade untergehende Sonne einen Schatten auf den Garten, der sich vor dem Fenster erstreckte.

Ich setzte mich auf den Stuhl, der vor einem Frisiertisch stand. Im Spiegel betrachtete ich mich lange und gründlich. Meine Haut war blass, aber rein. Ich hatte dunkle Schatten unter den Augen, aber damit hatte ich gerechnet, weil ich durch meine Aufregung alles andere als viel Schlaf bekommen hatte. Meine Haare, die sich, abhängig von der Jahreszeit, nie ganz entscheiden konnten, ob sie dunkelblond oder hellbraun waren, hatte ich so hochgesteckt, dass es einigermaßen anständig aussah, aber die Frisur hatte sich während der Reise gelockert und einige Strähnen hingen da, wo sie nicht sein sollten.

Ich löste die Haarspange, die alles zusammenhielt und betrachtete sie. Sie war einfach nur eine Spange, kein Schmuckstück wie Annabeth es trug. Mir war aufgefallen, wie es in ihrer goldenen Haarmähne geglitzert hatte.

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Die Hamiltons hatten weder große Ländereien, noch ein riesiges Anwesen. Im Vergleich waren sie eine gesellschaftlich eher unbedeutende Familie. Dennoch schienen sie sehr, sehr reich zu sein. Meine Familie hatte auch Geld. Seit Jahren liefen unsere Geschäfte gut, aber dennoch schien es nur ein Bruchteil von dem zu sein, was diese Familie besaß. Wie nur war ich zu der Ehre gekommen, hier wohnen zu dürfen? Immer noch konnte ich es mir nicht erklären.

Meine Haare hingen mir wirr über die Schultern und ich begann, sie zunächst mit den Fingern zu entknoten und nahm dann die Bürste, die vor mir lag. Ich fragte mich, ob man mir jemanden herschickte, der mir half, mich anzukleiden und meine Haare hochsteckte, aber ich bezweifelte es. Ich hatte seit meiner Ankunft vor einer knappen Stunde keine Angestellten, außer die blasse und ungesund aussehende Frau gesehen, die die Tür geöffnet hatte. Die Hamiltons schienen in jeder Facette ein Gegensatz zu anderen Adeligen zu sein. Sie verhielten sich nicht so, wie man es von jemandem ihres Standes erwartete.

Ich beschloss, mir zum Abendessen das blaue Kleid anzuziehen, das auf meinem Bett lag. Ich nahm es hoch und hielt es mir an. Ich mochte den Schnitt, denn es wirkte nicht unbequem und die Tournüre war nicht sonderlich groß, fiel aber dennoch sehr schön.

Ich wollte gerade beginnen, mich aus meinem zwar bequemen, aber nicht ganz so schönen Reisekleid zu schälen, als es an der Tür klopfte.

„Herein!"

Im Türrahmen stand eine mir bisher Fremde. Die Frau war etwa Mitte zwanzig und hatte schwarze Haare, die sie streng zurückgesteckt hatte. Sie trug ähnliche Bekleidung wie die kränklich wirkende Haushälterin, der ich schon begegnet war.

„Mein Name ist Florence, Miss", begann sie und trat in den Raum. Sie sah mich nicht direkt an, sondern hielt ihren Blick eher zum Boden gesenkt. „Die Lady hat mich angewiesen, ab heute für Sie zu sorgen. Ich soll Sie ankleiden und Ihnen die Haare machen."

Sie lächelte ein höfliches Lächeln, kam zu mir und nahm meine Haare zwischen ihre Finger, ohne mich vorher um Erlaubnis zu bitten irgendetwas zu tun. Die Menschen hier benahmen sich merkwürdig, aber sie wirkte von sich aus so zurückhaltend und dadurch auch verletzlich, dass ich daran keinen Anstoß nahm.

„Sie haben wunderschöne Haare, Miss. Ich wüsste eine hübsche Frisur, die ich Ihnen jetzt machen könnte."

„Danke sehr." Ich lächelte und spürte wie Florence sich entspannte und ich genauso.

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Eine halbe Stunde später betrachtete ich mich im Spiegel meines Frisiertisches. Florence hatte meine Haare kompliziert hochgesteckt und meine schlichte Spange von eben genommen, weil sie der Meinung war, dass man die Aufmerksamkeit nicht von dem schönen Kleid ablenken sollte. Sie hatte aus meinem Schmuckkästchen ein Paar Ohrringe herausgesucht, an denen blaue Steinchen hingen, die die Farbe des Kleides aufgriffen. Nun war ich bereit für mein erstes gemeinsames Essen mit den Hamiltons und mein optisches Auftreten brachte mich beinahe dazu, mich auch wirklich bereit zu fühlen.

Vor dem Speisezimmer traf ich auf Annabeth, die ebenfalls ihr Kleid gewechselt hatte. Es war zartrosa und schmeichelte ihr. Ich beneidete sie, wie sie dort so anmutig stand. Die Haare wunderschön und aufwendig, aber dennoch locker hochgesteckt mit einer goldenen Spange.

„Oh, Evelyn", begrüßte sie mich mit einem Leuchten in den Augen. „Du siehst wunderschön aus. Das Kleid sieht wundervoll an dir aus. Und Florence hat dir eine sehr schöne Frisur gemacht. Sie hat großes Talent dafür."

Ich sparte mir zu sagen, dass sie viel schöner aussah als ich. Stattdessen lächelte ich sie freundlich an und versuchte, mir meine aufkeimende Eifersucht nicht anmerken zu lassen.

Wir betraten gemeinsam das Speisezimmer, einen großen Raum in dessen Mitte ein langer Tisch stand, der schon reichlich mit Speisen bedeckt war.

Annabeth' Mutter und zwei junge Männer, die etwa in meinem Alter waren, standen schon dort und drehten sich um, als Annabeth und ich den Raum kamen. Der eine musste James sein, Annabeth Bruder. Wer der andere war, wusste ich nicht.

„Annabeth! Miss Whiting!", begrüßte uns Lady Elizabeth Hamilton überschwänglich. Sie winkte die beiden Männer mit einer kleinen Bewegung ihrer Hand zu sich herüber. „Evelyn, das sind James, mein Sohn, und Theodore."

Ich nickte den beiden zaghaft zu. Der größere der beiden, mit dunklen Locken und ebenfalls dunklen Augen, stellte sich als erster vor: „Mein Name ist Theodore, Miss. Ich lebe seit nunmehr fünf Jahren bei den Hamiltons, seit dem Tod meiner Eltern." Theodore nickte mir zu und ich schenkte ihm ein höflich zurückhaltendes Lächeln.

„Ich bin James Hamilton, Miss Whiting", stellte sich der etwas kleinere der beiden mit den blonden Haaren vor, die anscheinend in der Familie lagen.

„Nennen Sie mich bitte Evelyn", sagte ich, was für mich sehr mutig war, und hoffte auf Zustimmung seitens der Anwesenden. „Ich bin höchst erfreut, hier sein zu dürfen. Das Haus und das, was ich bis jetzt von seiner Umgebung sehen durfte, ist wunderschön."

„Schön, das zu hören, Evelyn", antwortete Annabeth. „Lasst uns doch nun mit dem Essen beginnen."

Sie ließ sich in einen der Stühle an der linken Seite gleiten und wies mich an, sich neben sie zu setzen. Ich tat das auch, so elegant und entspannt wie nur möglich, und sah in die Runde.

Das Essen war vorzüglich. Die Vorspeise war eine einfache Suppe, danach kam Braten mit Beilagen und zum Dessert kleine Törtchen.

Während des Essens fiel mir auf, wie Annabeth einen großen Teil der Zeit zu Theodore herübersah. Ich hatte noch nie jemanden gesehen, der einen Menschen so anschaute. Zum Teil war er voller Liebe, die ich nicht genau bestimmen konnte und zum Teil war dort große, pure Sehnsucht. Sie blickte ihn so sehnsüchtig an, als ob da eine Leere zwischen ihnen war, die es galt zu füllen. Es war merkwürdig, weil er ihr auszuweichen schien, aber sie doch am liebsten genauso ansehen würde. Es war ein andersartiges Geschehnis, eine vollkommen neue Art der Beziehung zueinander. Es war so unerhört offensichtlich.

Am Tisch wurden Banalitäten ausgetauscht und meine Nervosität fiel irgendwann tatsächlich von mir ab, was mir Hoffnung für das nächste Jahr gab.

Als ich schließlich zusammen mit Annabeth den Raum verließ, kam James auf uns zu.

„Evelyn, es ist noch nicht sonderlich spät und ich bin mir sicher, dass es noch keine Gelegenheit gab, um das ganze Haus zu sehen. Es wäre mir eine Freude, dich herumführen zu dürfen."

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„Ich muss zugeben, ich weiß bis jetzt nur, wo das Zimmer in dem ich empfangen wurde, der Speisesaal und mein Zimmer liegen. Dieses Haus ist so riesig. Ich bezweifle, dass wir heute alles besichtigen könnten, aber ich würde mich sehr freuen, eine kleine Führung zu bekommen", antwortete ich und versuchte, durch ein kleines Lächeln Sympathie zu erlangen.

„Am besten, wir beginnen ganz unten mit der Küche und unserer Bibliothek und steigen dann langsam nach oben auf", schlug James Hamilton vor und setzte sich schon in Bewegung, sodass mir eigentlich keine Wahl blieb, außer zuzustimmen.

Deswegen nickte ich kurz zur Bestätigung und folgte ihm die breite Treppe hinunter in die Eingangshalle.

Er wandte sich nach links und ging auf eine unscheinbare Tür zu. „Das dort ist die Küche. Unsere Haushälterin Cornelia kümmert sich dort um das Essen. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen."

Er lachte mich an und öffnete die Tür und ich sah in eine riesige Küche. Die blasse Frau, die mir die Tür geöffnet hatte, stand vor dem Herd. Sie drehte sich nicht zu uns um und ich beschloss, nichts weiter zur Küche zu sagen. Es war offensichtlich, dass dies nicht der Ort war, an dem ich mich aufhalten würde.

James schien zu spüren, dass ich wenig an der Küche interessiert war und schloss die Tür vorsichtig.

Der nächste Raum, dem wir uns widmeten, war die Bibliothek. Es handelte sich um einen großen Raum, in dessen Mitte Sofas um einen Tisch herum standen. An jeder Wand standen deckenhohe Bücherregale aus dunklem Holz, in denen Seite an Seite unvorstellbar viele Bücher standen.

„Beeindruckend", sagte ich und blieb im Türrahmen stehen, während James in das Zimmer trat. Er drehte sich um und sah mich an.

„Du kannst ruhig den Raum betreten, Evelyn. Du wohnst jetzt hier und das solltest du nicht vergessen. Du kannst dir Bücher nehmen wenn du willst. Du hast hier jetzt die gleichen Rechte wie meine Schwester, Theodore oder ich."

Es fiel mir auf, wie oft er mich jetzt schon beim Namen genannt hatte, während ich es noch nicht wagte, seinen in den Mund zu nehmen.

„Könnten wir die Führung vielleicht fortsetzen? Es wird sonst zu spät", drängte ich und wartete auf eine Reaktion von James. Am Anfang hatte ich die Idee, das Haus gezeigt zu bekommen gut gefunden, aber mittlerweile war es mir unangenehm. James' Gegenwart war mir unangenehm. Es geziemte sich nicht, alleine mit ihm durch sein Haus zu streifen.

„Aber sicher", erwiderte er, lächelte mich an und wir machten uns auf den Weg ins erste Stockwerk.

Der Rest des Abends zog an mir vorbei, ohne dass er mir von besonderer Bedeutung erschien. Ich wollte mich in diesem großen Haus nicht zu Hause fühlen. Alle kamen so offen auf mich zu und wollten, dass ich ein Teil ihrer Gemeinschaft war, aber ich wollte noch nicht zu ihnen gehören.

Die Einzige, die mir bis auf weiteres normal erschien war Florence, die irgendwann im Verlaufe des Abends noch einmal zu meinem Zimmer kam, um mich für die Nacht fertig zu machen. Vielleicht auch, um mir mentalen Beistand zu leisten. Sie legte mir ein Nachthemd heraus, kämmte meine Haare noch einmal und flocht sie hinten zu einem Zopf, damit sie am Morgen nicht so verknotet waren. Sie kam nicht auf mich zu, aber sie schien sich auch nicht vor mir zu verschließen, sie schwieg die meiste Zeit und erledigte ihre Aufgaben exakt und ohne große Umschweife. Ich wünschte ihr eine gute Nacht, als sie hinausging und das war das Mindeste, was ich ihr dankbar sagen konnte.

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