II
Am nächsten Tag verkündete Marianna den beiden wichtigsten Männern in ihrem Leben, dass sie von ihrem Plan nicht mehr abzubringen sei. Lancashire sollte überlegen, wie er Karl's Leibgarde und die Soldaten, die ihn begleiten würden, außer Gefecht setzen konnte, ohne, dass es auffallen würde. Gloster dagegen bekam den Auftrag, für die Ermordung den sichersten Ort auszusuchen. Man einigte sich darauf, Marianna nicht mit dem Unhold alleine zu lassen- heimlich wollte man sie bewachen. Und Karl sollte sich sicher fühlen, deshalb musste alles, was ihn irritieren könnte, bedacht und vermieden werden. Schließlich brach Gloster auf, um Karl das Angebot seiner Königin zu überbringen. Marianna betete. Traute sich kaum, aus dem Fenster zu schauen, immer in Angst, man würde Gloster's Leiche zu ihr zurück bringen. Doch nach vier Tagen kehrte der Graf unversehrt mit einem Boten von Karl zurück. Und nachdem Marianna den Boten in die Küche gesetzt, mit Kakao hatte versorgen lassen und Gloster mindestens zehn Minuten gedrückt hatte, was ihn schon ganz nervös gemacht hatte, öffnete sie das versiegelte Schriftstück.
Karl schrieb, dass er Marianna's Angebot annehmen würde. Er lobte sie für ihre weise Voraussicht und ihren guten Geschmack. Marianna stöhnte.
„Dir wird deine Hochnäsigkeit noch vergehen, Coriolanus!" brummte sie.
Er schrieb außerdem, dass er in sechs Tagen mit einer kleinen Eskorte anreisen würde, um Hochzeit zu feiern, und, was sie sehr wunderte, er fragte, ob ihr dies recht sei oder ob sie mehr Zeit bräuchte. Kurz war sie versucht, etwas Sympathie zu empfinden, doch dann las sie, dass er beabsichtigte, Lilienthal als Hauptregierungspunkt zu benutzen und den jetzigen Sitz, das karge, aber gut geschützte Wildhain, aufzugeben.
„Du wirst hier gar nichts benutzen. Noch nicht mal die Aborte!" zischte die Königin und Gloster schmunzelte.
Sie blickte auf.
„Sechs Tage. Für den Plan der Pläne. Und niemand darf davon erfahren, Gloster!"
„Natürlich. Nun, ich werde euch meine Ideen morgen präsentieren, ich muss mich erst einmal von der Reise erholen. Gehabt euch wohl, Mylady."
Er verbeugte sich und drehte sich um.
„Moment-„ rief Marianna ihm nach.
Gloster hielt inne.
„Wie sieht Karl denn nun aus?" fragte Marianna.
Der Graf schüttelte den Kopf.
„Man hat mich nicht zu ihm vorgelassen. Ich habe euren Brief übergeben und ein paar Stunden später brachten sie mir seinen. Das war es dann. Zu seiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich höflich empfangen wurde."
„Wie schade...ich meine, es ist gut, das man euch nicht gleich ins Gefängnis geworfen hat. Aber ich hätte zu gerne gewußt, wie der Riese wirklich aussieht. Nun gut, an die Arbeit. Ich werde heute Abend beim Bankett die Neuigkeiten verkünden. Und wir werden einen Aushang machen. Ich muss eine Gästeliste schreiben...was habe ich uns da nur eingebrockt?" stöhnte sie gehetzt.
Gloster nickte. Er hoffte, dass niemand von den Plänen wußte, denn am Hof wurde gerne gelauscht. Dann verabschiedete er sich, um endlich sein Vergnügen nach zu holen. Marianna ging zu Karl's Boten und überbrachte ihm die Nachricht für seinen König. Frisch gestärkt trat er den Heimweg an. Dann suchte Marianna ihren Kräutergarten auf. Sie war furchtbar aufgeregt und bereute ihre Idee schon, denn sie war keine Mörderin. Sie war feurig und dickköpfig und hatte einen großen Gerechtigkeitssinn, aber würde ihr das helfen, einen Menschen zu töten? Nun, die einfachste und gängigste Art war das Vergiften. In ihrem Garten gab es eine abgelegene Ecke, in der giftige Pflanzen wuchsen. Sie wußte, wenn der Gärtner dahinter kommen würde, würde er diese Pflanzen vernichten. Auch gegen ihren Willen! Sie kannte sich zwar mit der Pflege der Kräuter aus, aber nicht, wieviel man von ihnen benötigte, um jemanden umzubringen. Einige verursachten Übelkeit und Erbrechen, andere Kopfschmerzen, doch sie konnte es sich nicht leisten, Karl lange leiden zu lassen, es musste so schnell gehen, dass niemand Verdacht schöpfen würde und seine Leute keine Zeit hatten, aufzubegehren. Nachdem die Königin ein bisschen umgegraben hatte, sich frisch gemacht und umgezogen hatte, nahm sie sich zur Abwechslung ein Buch über Heilmittel aus ihrer riesigen Bibliothek, die sie noch viel sorgsamer pflegte, als ihren Garten. Marianna war eine Romantikerin und sie liebte Liebesromane, sie verschlang sie geradezu. Natürlich las sie auch Sachbücher, aber gerade fiel es ihr schwer, sich zu konzentrieren und da wäre leichte Kost erholsamer gewesen. Doch "Ein Sommernachtstraum" würde ihr bei dieser Geschichte nicht weiterhelfen!
Das Hofbankett am Abend war langweilig, wie immer, Marianna hätte lieber weiter gelesen und in ihren Gemächern gespeist. Denn gerade hatte sie die richtigen Kapitel im Buch gefunden, nachdem sie nun alles darüber wußte, welche Umschläge bei Fieber halfen und wie man Fleischwunden heilte. Sie stach in ihr Steak, das Blut quoll heraus und ihr wurde übel. Sah den Berserker im Geiste Oberius abschlachten, den ehemaligen König von Engelheim und den Mann ihrer Kusine Isadora. Schüttelte den Gedanken ab, klopfte an ihr Glas und alle verstummten. Marianna stand auf und hob ihre Brust, so, wie es ihr Vater immer getan hatte. Blickte über die Schar von Grafen und Gräfinnen, die sie erwartungsvoll anschauten. Marianna hatte noch nicht oft das Wort erhoben, denn die innenpolitischen Belange interessierte das hochnäsige Volk sowieso nicht. Sie lächelte. Konnte es kaum erwarten, gleich in entsetzte Gesichter zu schauen. Ja, in sechs Tagen wird euer ruhiges Leben vorbei sein, dachte sie.
„Ich habe heute Abend etwas Wichtiges zu verkünden. Nun, zu einer Königin gehört ein starker und stolzer König, der dieses Land beschützen und mit seinem Blut verteidigen wird! Und meine Wahl ist auf den mächtigsten Mann des Landes gefallen- Caius Martius Coriolanus! Wir werden in sechs Tagen hier in unserem schönen Lilienthal Hochzeit halten und eure Aufgabe wird es sein, den Empfang eures zukünftigen Herrschers so fröhlich und gesellig wie möglich zu gestalten! Heben wir das Glas- auf Coriolanus, den neuen König von Lilienthal!"
Alle starrten sie erschrocken an, eine ihrer ältlichen Tanten war bei der Erwähnung des Blutkönigs in Ohnmacht gefallen. Marianna hoffte, dass man ihr die blauäugige Machtverirrte abgenommen hatte. Vielleicht hätte sie Karl noch ein wenig mehr loben sollen? Zögernd hob der Graf von Canterbury sein Glas. Da er nach Gloster der Ranghöchste am Hof war, taten es ihm die anderen nach. Wo steckte Gloster nur wieder? Er war doch sicher hungrig, nach dieser Reise? Marianna setzte sich und alle anderen auch. Ihr war speiübel und sie schob das Steak von einem Tellerrand zum nächsten, ohne einen Bissen anzurühren. Sie knabberte am Gemüse und lächelte zuversichtlich in den Raum. Ja, sie hätte eine gute Schauspielerin abgeben können. Niemand sagte etwas, man aß schweigend und dann, nach einer quälenden halben Stunde, entließ sie den Hofstaat. Sie lehnte sich seufzend zurück in ihren Stuhl und hoffte, das Lothar es nicht bemerkt hatte.
„Sollen wir abräumen, eure Hoheit?" fragte er.
Nun, es war ein langer Tag gewesen. Sie machte eine flüchtige, zustimmende Handbewegung und er klopfte nach den Küchenmägden. Als alles abgeräumt war, schickte sie auch ihren Diener weg. Etwas später sah sie ihn von ihrem Schlafzimmerfenster aus durch den Schlosspark zu den Kasernen schleichen. Sie erkannte ihn nur an seinem unverwechselbaren Gang, denn es war dunkel geworden. Er hielt eine Kerze in der Hand und zögerte einen Moment. Blickte sich um, dann ging er weiter. Marianna wußte, was vor sich ging, Lothar war nicht der erste Mann an ihrem Hof, der die Gesellschaft anderer Männer bevorzugte. Natürlich musste sie es ahnden, wenn es aufflog, weil es so Usus war, doch andererseits konnte sie daran nichts Verwerfliches finden. Sie selbst hatte einmal ihre Kusine geküsst, die wunderschöne Isadora! Es war einfach zu verlockend gewesen. Das hieß jedoch nicht, dass sie sich nichts aus Männern machte. Nein, die Königin sehnte sich manchmal wie verrückt nach zwei kräftigen Armen, die sie wild umschließen würden. Nein, Zartheit war nichts für Marianna, wenn sie sich berührte, dann musste es schnell gehen. Doch vollkommene Befriedigung fand sie nur im Genuss von einer Tafel Schokolade! Sie bekam Hunger und lief in die Küche. Schnitt sich ein großes Stück Käse ab und ging zurück in ihr Schlafgemach. Luigi, eine kleine Maus, reckte sein Näschen aus dem Loch. Marianna brach ihm ein großes Stück Käse ab und kroch dann fröstelnd unter die Decke.
„Ja, iß nur fein." lächelte sie, doch Luigi war schon wieder in seinem Loch verschwunden.
Marianna wußte, warum, denn es bestand die Gefahr, dass einer ihrer Corgi's aufwachen würde. Noch schliefen sie fest, denn sie war vor dem Bankett lange mit ihnen spazieren gewesen, was ihre kurzen Beinchen sehr beansprucht hatte. Ob Karl Mäuse und Hunde in ihrer Nähe dulden würde? Ganz sicher nicht! Die Corgi's würde er wohl sofort seinen englischen Jagdhunden zum Fraß vorwerfen. Und nachdem er sich an seiner neuen Braut vergangen hätte, wäre sie wohl ebenfalls Hundefutter. Marianna schloss die Augen. Nein, soweit durfte es nicht kommen! Karl würde vor dem Vollzug der Ehe sterben müssen!
Sie konnte nicht einschlafen und nachdem sie den Käse verputzt hatte, holte sie sich noch ein Glas Milch. Dabei traf sie auf Lothar. Es war nichts Neues für ihn, seiner Königin zu so später Stunde zu begegnen, denn nachts herum zu schleichen war etwas, was Marianna schon als Kind getan hatte. Lothar schaute traurig zu Boden.
„Wenn der König hier ist, muss das aufhören." sagte Marianna leise, womit sie wohl auch sich selbst meinte.
Lothar nickte. Stellte die Kerze ab und nahm auf der Ofenbank Platz. Marianna setzte sich neben ihn und er versteifte sich.
„Wer ist es?" fragte sie ruhig.
Nun, der Diener stand in ihrer Gunst gleich hinter Gloster und sie ertrug es nicht, dass er traurig war.
„Podrick." antwortete Lothar leise und wischte sich Tränen aus den Augen. „Er hat gelacht. Er war betrunken. Hat mich einen Arschficker genannt, obwohl es ihm gestern noch gefallen hat!" schimpfte er nun weinend.
Natürlich war Lothar verwundert, warum die Königin ihn darauf angesprochen hatte. Er war jetzt seit zehn Jahren in ihren Diensten und sie hatte es bisher immer ignoriert, obwohl sie bestimmt schon lange hinter sein Geheimnis gekommen war. Sie sah alles, wußte Dinge, die nur unter den Bauern gesagt worden waren.
„Entschuldigt meine Ausdrucksweise." schniefte er.
Marianna schüttelte den Kopf.
„Schon gut. Und gräm dich nicht. Podrick ist ein Schwerenöter. Heute hier, morgen da. Er würde sogar mich verführen, wenn es nicht seinen Kopf kosten würde."
Lothar schaute sie lächelnd an.
„Erlaubt mir eine Frage, Majestät."
„Natürlich, fragt mich." lächelte sie zurück.
„Wollt ihr wirklich freiwillig diesen Schlächter heiraten?"
Lothar klang besorgt, doch Marianna nickte und stand auf.
„Ja, das will ich. Gute Nacht, Lothar. Und schlaf gut." sagte sie und ging.
Ihr Herz klopfte bis zum Hals. Sie hatte eigentlich gehofft, ohne den Gedanken an Karl einschlafen zu können, und nun war er schon wieder in ihrem Kopf! Sie nahm das Giftbuch und las weiter. Irgendwann kam Boxy zu ihr gekrabbelt und gleich darauf Beaver, der andere Corgi. Als es hell draußen wurde, war sie endlich eingeschlafen.
Völlig übermüdet sass sie mit den Corgi's, Lancashire und Gloster im Konferenzzimmer und lauschte den Männern, die laut diskutierten.
„Bitte leiser!" stöhnte sie und hielt sich den Kopf.
Gloster schaute sie besorgt an.
„Euch geht es nicht gut, Hoheit. Ich finde, wir sollten das Ganze wieder rückgängig machen und Söldner nach Wildhain schicken, um diesem Schlächter das Handwerk zu legen!"
„Wurde alles schon versucht." schüttelte Lancashire den Kopf. „Die besten Krieger, sie wurde in Stücken zurück geschickt. Coriolanus nimmt sich ihrer selbst an."
Marianna wurde wieder übel. Sie atmete tief durch und beugte sich zu den Männern vor.
„Fingerhut." murmelte sie. „Wenn die Hochzeitsfeier vorbei ist und der König und ich uns zurückziehen, werde ich dafür sorgen, dass in unserem Gemach eine Flasche des besten Weines auf ihn wartet. Den ich mit soviel Fingerhut versetzen werde, dass es sogar einen Elefanten töten würde. Falls es doch länger dauert, werde ich nachhelfen."
Sie schaute die Männer abwartend an. Gloster's Blick war besorgt, Lancashire zeigte zum ersten Mal, seit sie ihn kannte, Bewunderung. Marianna fuhr fort, da die Männer noch still waren:
„Ich werde ein Tuch aus dem Fenster werfen. Wenn ihr das seht, ist es getan und ihr müsst euch sofort um Karl's Leibwache kümmern und sein Gefolge gefangen nehmen. Und alles muss nach Vollzug der Hochzeitszeremonie geschehen, weil ich erst dann Coriolanus' rechtmäßige Nachfolge sein werde."
„Nein, das ist Thomas." murmelte Gloster. „Sein Sohn."
Marianna sah ihn erschrocken an.
„Warum wußte ich nichts davon? Gloster!"
Der Graf hob entschuldigend die Hände.
„Es tut mir leid, ich war gestern...ich wußte nicht, dass er überlebt hat. Erst, als ich in Wildhain war, habe ich es mitbekommen. Man trauerte noch um die Königin. Sie werden nicht erfreut sein, dass Coriolanus so schnell wieder heiratet."
„Umso besser! Nun, Thomas ist ein Baby und wenn er alt genug ist, kann er meinetwegen Rache an mir üben. Bis dahin bin ich wahrscheinlich sowieso tot."
„Coriolanus stand schon mit vierzehn auf dem Feld, nun ist er zehn Jahre älter und kämpft, wie ein erfahrener Kriegsherr. Die Taktik, mit der er Juliusburg bezwungen hat..." schwärmte Lancashire.
„Uns wird er niemals bezwingen! Nur, über meine Leiche!" sagte Marianna voller Inbrunst.
Und doch hatte sie Angst. Nicht, vor dem Tod selbst, sondern vor dem Schmerz oder der Erniedrigung, die Karl ihr zufügen konnte. Es hieß, einmal hätte er einen Mann aufgeschlitzt und sei mit seinen Gedärmen spazieren gegangen, bis der Mann elendig verblutet war, was Stunden gedauert hätte. Sie stöhnte vor Übelkeit.
„Soweit wird es nicht kommen." sagte Lancashire. „Sollte der Plan scheitern, werden wir beide mit euch fliehen, eure Hoheit."
Marianna schüttelte den Kopf.
„Und mein Volk mit diesem Tyrannen alleine lassen? Nein, das ist feige. Lieber wäre ich tot."
„Nun denn, es sei besiegelt. Bis zum Tode!" tönte der General und salutierte.
Gloster sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Dann wandte er sich an Marianna:
„Ich bleibe in eurer Nähe, Kind. Wenn es sein muss, gebe ich Coriolanus den Todesstoß, bevor er euch töten kann!"
Marianna lächelte ihren väterlichen Freund sanft an und Lancashire fragte sich, ob der Alte sie wohl manchmal fingerte.
„Ich weiß." erwiderte sie. „Und ich vertraue euch, Gloster. Nun, ich werde euch jetzt alleine lassen, denn mein zweites Frühstück wartet." schmunzelte sie dann und klopfte sich auf den Bauch.
Beaver kläffte und Lancashire zuckte zusammen, beäugte die „etwas zu großen Ratten", wie er die Hunde nannte, angewidert. Bisher hatten sie ruhig in ihrem Korb gelegen. Sie folgten Marianna hinaus und die Männer steckten ihre Köpfe zusammen, um zu beratschlagen, wie sie die Soldaten positionieren sollten.
Marianna beschloß, dass sie das Gift selbst trinken würde, sollte ihr Plan scheitern. Bevor dieses Monster seine blutigen Spielchen mit ihr veranstalten konnte! Sie dachte an die armen, geschändeten Mädchen. Doch wahrscheinlich fand Karl sie sowieso häßlich. Wenn sie Pech hatte, würde er sie vielleicht sogar verschmähen! Also musste sie offensiver herangehen, um den König dazu zu bringen, mit ihr zusammen das gemeinsame Schlafgemach aufzusuchen. Das passende Buch für so etwas war schnell gefunden und sie stahl sich eine Gurke aus der Küche, an der sie am Abend üben wollte. Sie versteckte sie unter ihrer Decke und ging mit den Corgi's spazieren. Auch dieser Tag war schneller vorbei, als Marianna lieb war, und sie konnte wieder nicht einschlafen. Fünf Male noch, dachte sie, dann muss ich Karl dazu bringen, dass er mich wenigstens entjungfern möchte. Die Gurkenschale fühlte sich rauh an und kratzte in ihren Handflächen. Sicherlich fühlte sich ein männliches Geschlechtsorgan anders an, aber sie konnte ja schlecht Gloster fragen, ob sie an ihm üben durfte. Nein, das wollte sie auch nicht. Lothar war hübsch, doch er bevorzugte eine kräftige Männerhand. Ihr kleines Händchen dagegen musste sich nun sehr anstrengen, die richtige Bewegung auszuführen.
„Oh, mein Held, euer Schwert ist ja mächtig!" kicherte sie. „Bitte, spießt mich auf!"
Dann warf sie die Gurke fort und fluchte.
„Ich werde das niemals schaffen! Er wird mich für ein fettes Monster halten." erzählte sie Boxy, die zu ihren Füßen lag.
Boxy sah der Gurke nach und überlegte wohl, ob sie aufspringen und sie apportieren sollte. Luigi war schneller und dann schoß Beaver auf die Maus zu, bevor sie die doppelt so große Gurke in ihre Behausung schleifen konnte. Marianna lachte. Sie stand auf, brach ein Stückchen Gurke ab und schob es in das Mauseloch. Dann schlich sie in die Küche, legte die Gurke zurück und stibitze ein paar Kekse. Sie seufzte glücklich, als der süße Geschmack sich in ihrem Mund ausbreitete. Ja, das war der richtige Stoff!
Das Hochzeitsessen. Es musste phänomenal werden! Aphrodisierend! Nun, da kannte sie sich aus und sie setzte sich sofort an eine Liste.
Viel schwieriger war es, den Brief an ihre Kusine Isadora zu schreiben. Obwohl sie bestimmt schon längst Bescheid wußte. Marianna konnte ihr doch nicht erklären, dass sie Karl in eine Falle locken wollte! Schließlich schrieb sie ihrer Kusine eine förmliche Einladung, ohne Ausschmückungen und weitere Erklärungen, so, wie den anderen auch, doch diese Briefe hatte sie schon gestern los geschickt, weil einige Adressanten weit entfernt lebten. Engelheim dagegen lag gleich hinter Lilienthal.
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