Gloster I (alternativ)

Sehr geschätzte Leserschaft,

alle, die diese Story bis zum Ende verfolgt haben, mitgefiebert haben und sie genau so stehen lassen möchten, sollten nicht weiter lesen. Besonders diejenigen, die sich keinen anderen Helden als Tom Hiddleston wünschen. Ein offenes Ende bedeutet immer, dass der Leser selbst entscheiden kann, ob sie glücklich bis ans Ende aller Tage lebten ;)

Diejenigen, die finden, dass Ralph Fiennes alias der böse, intrigante Graf Gloster zu kurz gekommen ist, dürfen sich gerne in eine alternative Richtung der Geschichte um die tapfere Marianna mit bewegen. Viel Spass damit!

Eure Mrs. Biers

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Der junge Mann hörte ihr Kichern schon, als er noch weit entfernt vom Thronsaal war und er schmunzelte. Er mochte die kleine Prinzessin mit dem goldenen Haar, die immerzu irgendetwas aß, und als er den Saal betrat, hüpfte sie vom üppigen Schoss ihres Vaters und lief auf den braunhaarigen, glatt rasierten Grafen zu.

„Gloster! Gloster! Papa erlaubt, dass ich einen Hund haben darf!"rief sie und stolperte, er machte einen Satz vorwärts und griff unter ihre kurzen Ärmchen. Gerade drei Jahre war sie alt und sprach, wie eine Erwachsene. Nun, sie hatte ausschließlich erwachsene Bezugspersonen, den König, also ihren Vater, Gloster, des Königs Berater und mit seinen einundzwanzig jüngstes Mitglied des Hofstaates, und den Rest des Hofstaates. Die Köchin und ein paar Kinder der Bediensteten, doch keine in ihrem Alter. Sie schaute den jungen Grafen aus dunklen Augen liebevoll an und er hob sie hoch.

„Und ich ahne, dass ich der Besorger sein werde, oder nicht?"lächelte Gloster das kleine Mädchen an, das seine Ärmchen um seinen Hals geschlungen hatte.

Nun legte Marianna den Kopf schief und schaute ihn bittend an, er stöhnte.

„Dein Vater hat mir heute einen ganzen Batzen Hausaufgaben gegeben!"erwiderte er gequält.

„Ich helfe dir."piepste sie.

„Du kannst nicht schreiben."

„Zeig es mir!"

„Dafür hast du Hauslehrer, wenn die Zeit da ist. Komm, geh ein wenig spielen, vielleicht schauen wir morgen nach einem Hund."

Sie klammerte sich an seinen Hals, während er mit ihr auf dem Arm durch den Hauptflur marschierte, der König hatte ihm gedeutet, dass er seine Ruhe haben wollte, ja, Marianna war ein kleiner Wirbelwind. Gloster wusste, wenn er sie nun absetzte, dann würde sie einen Aufstand machen, also wandte er die übliche Strategie an: er ließ sie auf seinem Schoss sitzen, während seine Feder eifrig über das Papier kritzelte. Nun würde ihr bald langweilig werden! Doch heute war es anders. Sie legte ihr Köpfchen an seine Brust und schlief ein. Später bemerkte er, dass ihr glasiger Blick nicht von der Freude über das Hündchen herrührte, sondern, dass sie Fieber hatte. Panisch fuhr er hoch und schickte den Diener nach dem Leibarzt. Trug Marianna in ihr Zimmer und als er sie in ihr Bett legte, zitterte sie am ganzen Leib.

„Geh nicht...bitte."flüsterte sie matt.

Doch er machte Platz, der Arzt war da und so ihr Vater, er war aus einer Audienz gelaufen und schnaufte erregt. Nachdem er seine Frau verloren hatte, war er jeden Tag in Angst um das Wohl seiner Tochter, er sorgte dafür, dass entweder Gloster oder er selbst Marianna beaufsichtigte. Der Amme hatte er nicht getraut, seitdem diese Marianna einmal fast fallen gelassen hatte.

„Ich passe auf..."flüsterte Gloster dem König zu, nachdem der Arzt gemeint hatte, die Prinzessin hätte eine Erkältung und bräuchte nur Ruhe.

Sie schlief schon wieder, Gloster setzte sich neben das Kind, ließ sich seine Unterlagen bringen und schrieb weiter. Es war umständlich, aber es machte ihm nichts aus, solange er Marianna atmen hörte. Es würde ihm das Herz brechen, wenn sie starb!

                                                                                  ***

Da hockte Gloster nun, vor seiner Königin, während sie sich den zerfetzten, blutverschmierten Bauch hielt und er diese gemeinen Worte ausgesprochen hatte, dass sie zu fett sei, dass sie...wie er damals um sie gebangt hatte! Was tust du hier, Gloster, dachte er, nur, weil diese kleine Hure dein Bett wärmt, verkaufst du Mariannas Freundschaft? Es war mehr. Viel mehr. Und das machte ihn wütend- wenn die Königin nicht begriff, wen sie hätte in ihr Bett lassen sollen, dann verdiente sie den Tod! Mariannas Augen verschleierten sich langsam, ihr Atem ging flach und ihr Blut tränkte seine Hose, wieder war die kleine Marianna in seinem Kopf.

                                                                                  ***

„Hab ich dich erwischt!"kicherte sie, der Graf stöhnte.

Vor Marianna konnte man sich nicht verstecken, sie traute sich sogar in die düsteren Katakomben! Zum Glück war seine Geliebte gerade fort. Die Magd war sowieso zu anhänglich geworden und er hatte gerade überlegt, wie er es ihr sagen sollte, als die Achtjährige vor ihm stand und lächelnd zu ihm aufblickte. Der hässlichste aller Hunde war der kleinen Prinzessin gefolgt, selbst er schien den Schwanz einzuziehen, weil es so unheimlich war. Gloster hatte Ewigkeiten gebraucht, sein Betthäschen zu überzeugen, es hier unten zu treiben, und dieses Kind zeigte nicht mal Ehrfurcht vor den Toten! Letztendlich war die Nummer mit der Magd so fade gewesen, wie jedes Mal. Plötzlich schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf. Er wich entsetzt darüber vor Marianna zurück, sie legte überrascht den Kopf schief. Dann lachte sie: „Ich bin ein Geist!"kicherte sie mit verstellter Stimme, Gloster lachte auf und floh. Die Prinzessin lief hinter her, der Hund kläffte. Gloster schoss in die Gruft der Lady Florence, in der es spuken sollte, und wartete hinter einer Säule. Als Marianna angelaufen kam- sie war nie schnell gewesen und hatte einen niedlichen Watschelgang, weil sie einfach zu viel naschte- schoss er hervor und packte sie, sie schrie erschrocken und schlug lachend auf ihn ein. Ja, das ist der richtige Stoff, dachte er, sie macht mich glücklich. Und je älter sie wurde, desto mehr musste er diesen einen, kurzen Gedanken im Zaum halten, er wurde immer drängender, je schöner und üppiger sie wurde.

                                                                          ***

„Gloster!"hauchte sie.

Warum habe ich es damals nie getan?, dachte er. Dann wäre jetzt alles anders. Er schob ihre Hand von der Wunde und sagte ihr, dass sie sich nicht quälen sollte. Nun hob sie ihre Hand, er dachte, sie wolle ihn streicheln. Wie unzählige Male.

                                                                          ***

Gloster strich sich nachdenklich durch den Bart und schaute besorgt auf die Zahlen in den Büchern. Hörte ihre Schritte. Leise, seit Mariannas Vater tot war, war sie nicht mehr so ungestüm. Er hob den Kopf und schaute in ihre rotgeweinten Augen. Er seufzte und winkte die Fünfzehnjährige heran, sie kuschelte sich auf seinen Schoss, was er kaum noch ertrug. Warum konnte sie nicht, wie alle Mädchen in ihrem Alter, das andere Geschlecht meiden? Nein, sie liebte ihn mit Haut und Haaren. Sie sah ihn als Vaterersatz, obwohl er mit seinen dreiunddreißig Jahren noch jung war, aber der Bart ließ ihn älter erscheinen, sie kraulte gedankenverloren hindurch. Und schon regte sich sein Penis, am Liebsten würde er das Mädchen runter schubsen und auf ihr Zimmer schicken. Oder ihr die Unschuld rauben. Während er rechnete, drifteten seine Gedanken immer wieder zu diesem Thema. Was sie wohl tun würde?

„Was würde ich ohne euch nur tun, Gloster?"flüsterte sie leise schniefend und er zuckte zusammen.

„Ich muss mich konzentrieren, Prinzessin. Geht bitte wieder ins Bett, morgen ist ein großer Tag."

„Muss ich wirklich Königin werden?"seufzte sie.

„Ja."befahl er und ruckelte nervös hin und her, sie schaute ihn mit großen Augen an.

Himmel, ich will dich, dachte er. Ich will in deinen engen Schoss!

„Gut. Ich tue alles, was ihr sagt."hauchte sie und stand auf.

Fast bedauerte er es. Doch dann gab sie ihm einen Kuss und eilte davon...vielleicht wollte sie es sogar?

Doch es war keine Zeit gewesen, das zu überprüfen. Als sie zur jüngsten Königin im Land gekrönt wurde, musste er sehr oft reisen, um sie zu repräsentieren. Und jedesmal, wenn er nach Hause kam, spürte er ihren Drang, ihn zu umarmen, doch es waren immer zu viele Leute um sie herum. Wenn er sie in der Küche erwischte, tadelte er sie sanft, obwohl er es lieber härter tun wollte.

                                                                 ***

Die Scherbe drang durch seine Haut, doch er spürte keinen Schmerz, nur Überraschung. Obwohl er damit hätte rechnen müssen. Dieser kleine Feuerkopf, dachte er, während das Blut aus seinem Hals auf ihr Kleid- auf ihr Dekolleté -sprudelte, dabei hätte er lieber etwas anderes dorthin gespritzt. Er spürte die Ohnmacht nahen, wie sie auch, ihre Lider flackerten, er beugte sich über sie und küsste sie. Sie schluchzte, er presste seine Hand mit letzter Kraft auf ihre Wunde und betete, dass sie überlebte. Plötzlich wurde er fort gerissen, er fiel mit dem Kopf gegen ihren Nachtschrank und blieb ohnmächtig liegen.

Niemand achtete auf ihn, es war das totale Chaos. Dieser Coriolanus schrie und fluchte, seine Stimme klang von weit her, und Gloster fragte sich, ob er tot sei. Das Blut am Hals war getrocknet und er fühlte sich matt. Richtete sich auf, Mariannas Zimmer war leer. Bis auf die blutgetränkten Laken und dem beschmutzten Boden, seiner selbst, erinnerte nichts daran, was in diesem Raum passiert war. Der verletzte Graf versuchte, aufzustehen, es ging. Im Garten war heilloses Durcheinander, also holte er den Geheimgangschlüssel aus dem Nachtschrank und versteckte sich dort, bis er das Gefühl hatte, dass es ruhiger wurde. Dann schlich er durch den Gang zum nächsten Ausgang, der in das Foyer führte, dort waren natürlich Wachen. Er wartete, bis sie ihm den Rücken zudrehten, schlüpfte durch die Tür und eilte zum Tor. Auch vor dem Schloss waren Wachen positioniert, aber anscheinend hatten die keinen Schimmer, sie liessen ihn passieren. Er wollte ja fort, also sollte er keine Bedrohung mehr sein. Isadora wartete am Wegrand auf ihn, da, wo sie sich immer heimlich getroffen hatten.

„Ist es geschafft?"fragte sie hektisch, ohne, auf seine Wunde zu reagieren.

„Nein. Coriolanus lebt noch."murmelte er.

Sein Herz war gebrochen. Seine Marianna hatte ihn töten wollen!

„Und Marianna?"hakte die Blondine ungeduldig nach.

Er zuckte mit den Schultern.

„Geh wieder ins Schloss zurück und kontrolliere es! Töte sie!"schnappte sein Liebchen.

Gloster schüttelte den Kopf. Er war so müde!

„Glaub ja nicht, dass du mich jemals wieder anrühren darfst, wenn du jetzt kneifst!"versuchte sie es nun.

Wieder zog er die Schultern hoch.

Der Kuss. Der letzte Kuss. Er wollte doch mit Marianna sterben, wenn er schon nicht hatte mit ihr leben können! Und dieser verdammte Römer, der immer noch dachte, er hätte der Königin die Unschuld geraubt...

                                                               ***

„Warum seid ihr nicht beim Abendbrot gewesen?"fragte Marianna, während sie sich in der Speisekammer umschaute.

„Das müsste ich euch fragen."antwortete der Graf milde, sie holte sich eine Salami und er musste lächeln.

„Gloster, soll ich es wirklich tun?"hauchte sie und guckte ihn wieder einmal mit großen Augen an.

„Er kommt morgen, um euch zu heiraten, ein wenig spät für einen Rückzug, oder?"lächelte er.

„Was hab ich nur getan!"jaulte sie. „Bitte, könnt ihr mir ein wenig Gesellschaft leisten?"

Er zögerte, weil Isadora auf ihn wartete. Doch dann nickte er und folgte Marianna heimlich- zum ersten Male, nach all den Jahren- in ihr Schlafzimmer. Natürlich war er oft hier gewesen, aber nie in der Nacht! Gloster kontrollierte ihre Fenster und setzte sich dann zu der Königin an den Tisch, sie erklärte ihm, wie sie die vergiftete Weinflasche gekennzeichnet hatte, damit sie nicht aus Versehen verwechselt wurde. Er bemerkte, dass sie rote Wangen hatte und ihre Augen glänzten, während er sich die Salami mit ihr teilte.

„Ich habe Angst."flüsterte sie, nachdem sie einen Moment geschwiegen hatten.

„Ich bin in eurer Nähe."lächelte er, sie sprang auf und setzte sich nach sehr langer Zeit wieder einmal auf seinen Schoss- sie hatte es nicht mehr getan, seit sie gekrönt worden war!

„Ich bin zu schwer, oder?"hauchte sie, weil er nervös und angespannt war.

„Ein wenig, aber...die Schwere...ist nicht nur unangenehm."murmelte er, der Sinnlichkeit der Nacht nachgebend.

Warum ist man nachts immer so bedürftig? dachte er und strich sanft durch ihr Haar, sie schaute ihn an.

„Ich will nicht, dass er mir weh tut."hauchte sie.

„Ich passe auf."versicherte er.

„Nein, ihr versteht mich nicht..."seufzte sie. „Ich bin verrückt vor Angst, weil ich nur aus Büchern weiß, wie es vonstatten geht. Und ich...schäme mich, dass ich so alt bin und nichts darüber weiß. Ich vertraue euch. Ihr würdet mir nicht weh tun, oder?"schloss sie, ihre Stimme kaum noch hörbar.

Sein Herz klopfte schneller und er dachte: Warum ausgerechnet jetzt, verdammt? Warum nicht eher?

„Ich habe...nun ja, gelesen, dass...Männer in eurem Alter nicht mehr so ungestüm sind...und vielleicht...mögt ihr..."flüsterte sie und ihr Blick war zu niedlich.

Er lächelte schief: „Da verlasst euch mal nicht darauf."

Nun riss sie die Augen auf, er schob sie sanft fort, zum Bett. Sie zog ihr Nachthemd hoch und presste die Augen zusammen.

„Marianna..."flüsterte er, sie blinzelte. „Willst du es wirklich?"

Sie nickte. „Aber bitte, fasse mich nicht...du weisst, oder?"

Er nickte, sie hatte ihn irgendwann mal in ihre zwar leichte, aber vorhandene Dysmorphophobie eingeweiht, was für ihn kaum auszuhalten gewesen war. „Obwohl ich es albern finde. Du bist wunderschön..."murmelte er.

„Das sagst du nur, weil es dich sonst den Kopf kosten würde!"kicherte sie und zuckte zusammen, weil er ihren Bauch küsste.

„Bitte...nein..."jaulte sie, er krabbelte über sie.

Und dann strich sie sanft über seinen Bart, wie so oft, und schaute ihn so liebevoll an, dass er einen Kloss im Hals bekam. Lass uns fortlaufen, dachte er, weit weg, nur du und ich, für immer. Er legte seine Erektion zwischen ihre Schamlippen und bewegte sich vorsichtig, seine Königin stöhnte leise. Aber als er sie küssen wollte, drehte sie ihren Kopf zur Seite.

„Nein. Wir sind keine Liebenden, dies ist ein Freundschaftsbeweis."erklärte sie, nun stieß er wütend in sie und sie jaulte erschrocken auf.

Die Königin wollte sich gegen ihn wehren, aber der ältere Mann hielt sie fest und tat das, was er in all der Zeit immer hatte tun wollen. Doch nach einer Weile merkte er, dass er es nicht mochte, wenn sie so verkrampft war, ja, wenn sie unter ihm leise weinte! Er wurde sanfter, nahm die Hand von ihrem Mund. 

„Warum?"flüsterte sie. „Was habe ich dir getan?"

„Verzeihe mir."raunte er. „Ist es so besser?"

„Es tut weh."murrte sie und er zog sich zurück.

„Es war eine dumme Idee."

„Ja, vielleicht. Aber ich weiß jetzt, wie es geht."seufzte sie. „Alles weitere sehen wir morgen."

Danach war er noch heisser gewesen, als je zuvor, und Isadora musste es aushalten.

                                                              ***

Es dauerte eine ganze Weile, bis Gloster nach Mariannas Attacke einigermaßen zu Kräften gekommen war, und die ständig keifende Isadora war dabei gar nicht hilfreich gewesen, so hatte er sie raus geworfen. Aus der windschiefen Hütte, die mal ein ehemaliger Stallmeister bewohnt hatte, weit genug vom Schloss entfernt, sodass man sie nicht beachtete, und doch nahe genug, um mit zu bekommen, was am Hofe los war, so hörte er, dass Marianna überlebt hatte, wie er. Jedoch lag sie noch im Krankenlager und er ärgerte sich über sich selbst. Wenn er Isadora nicht nachgegeben hätte, wäre er noch bei Marianna! Doch Marianna hatte ihn betrogen. Sie hatte nicht, wie erhofft, diesen Tyrannen zur Strecke gebracht, nein, sie musste auch noch die Beine für Coriolanus breit machen und seine ganze Wut darüber hatte Gloster am Morgen, als das Attentat endlich möglich gewesen war, in diesen verletzenden Satz gepackt, obwohl es ihm weh getan hatte, sie so zu sehen. Doch dann hatte seine süße Marianna ihn töten wollen und das hatte seine Wut noch verstärkt. Plus der entäuschende Abend vor der Hochzeit...obwohl es ein erfrischendes Gefühl war, dass dieser dumme Römer nicht wusste, dass der unansehnliche, alte Graf seiner Braut die Unschuld genommen hatte. Ihr kostbares Jungfernblut hatte Gloster abgewischt und das Taschentuch lag immer noch in seinem Nachtschrank. Wie köstlich war ihr weicher Körper gewesen, wie glücklich er, dass es endlich soweit war, und dann...sagte sie die vernichtenden Worte!

Was nun? fragte er sich.

Geh fort, lass alles hinter dir, sagte die eine Hälfte von ihm. Lass sie mit diesem Römer glücklich werden.

Nein, sie ist dein, und du weißt es, sagte die andere Seite. Mach es ihr endlich klar. Denn du weißt, dass noch lange keine Ruhe einkehren wird...Gloster sprang auf und eilte hinüber zum Haus der Pflegerin Ruth, besser gesagt, ihrer Familie, wo sich Isadora versteckt hielt. Die Tochter erzählte ihm, dass Isadora im Schloss wäre, Ruth hätte sie mit hinein geschmuggelt. Gloster sog scharf die Luft ein. „Wie lange ist sie fort?"fuhr er die junge Frau an, sie jaulte: „Vielleicht eine halbe Stunde, eure Durchlaucht."

Dabei sah er nicht so aus. In Lumpen, mit langem Rauschebart und zotteligem Haar, bat er nun um ein Pferd. Er hoffte, dass er ein Unglück noch verhindern konnte, er hätte Isa niemals ausser Augen lassen sollen! Er hätte Isa niemals in sein Leben lassen sollen, nur, weil er so wütend gewesen war, andererseits hätte es keine andere Lösung gegeben. Wie hätte er es gegen den Blutkönig aufnehmen sollen? Gloster schlich sich durch den Dienstboteneingang in das Schloss, hier waren die Wachen anscheinend nachlässig geworden. Oder sie entschieden, dass er nicht gefährlich war, er hatte ja auch keine Waffe bei sich und ging extra gebeugt, wie Alte es tun, schmunzelte er. So leicht waren sie zu täuschen! Schnell schlüpfte er in den Geheimgang, der zu dem Krankenzimmer führte, natürlich kannte er alle Gänge, wie Marianna auch. Er erinnerte sich wieder einmal, in letzter Zeit kamen die schönen Erinnerungen wie Gewehrsalven in seinen Kopf geschossen und betäubten jede Wut. Klein Marianna, wie sie ihn immerzu erschreckt hatte, in dem sie kichernd aus einem der Gänge heraus gehüpft war. Einmal hatte er dabei vor Schreck seinen Nachttopf fallen lassen und sie hatte irritiert darauf geschaut, als könne sie nicht begreifen, dass er so etwas weltliches benutzte. Gloster stöhnte. Er liebte sie so sehr! Was hast du ihr nur angetan, dachte er. Er roch das Krankenzimmer. Hörte seine Königin schwach fragen, was in dem Brei gewesen war, Ruth drängte, Isadora einlassen zu dürfen. Sie sagte den Namen nicht, natürlich, aber er wusste genau, was die Weiber vorhatten! Wenn er jetzt zu den Wachen ging, würden sie ihn wohl festnehmen und Isadora aus den Augen lassen. Also musste er handeln... Er wartete, bis seine ehemalige Geliebte das Zimmer betrat, dann ging er durch die Tür.

„Du kommst gerade richtig!"kicherte die Blondine.

„Herr Graf!"japste Ruth, die Marianna ein Kissen auf das Gesicht drücken wollte, er gab der Pflegerin eine Schelle, dass sie durch den halben Raum flog, dann ging er auf die niederträchtige Blondine los. Isadora stiess das Messer in seine Richtung, er wich geschickt aus.

„Was ist? Bist du böse, weil ich dich stinkenden alten Mann genannt habe? Das bist du doch!"gackerte sie.

„Gloster?"hauchte Marianna ungläubig.

Er stellte sich vor seine Königin und antwortete der Attentäterin scharf: „Dieser Mann bin ich nicht mehr. Ich habe dir Unrecht getan, Isadora, verzeihe mir. Aber lasse jetzt gut sein. Leg das Messer hin und gehe, noch kannst du fliehen!"

„Ratte!"zischte Marianna.

Er spürte, dass sie ihn wegdrängen wollte, aber sie war zu schwach. Statt dessen nahm er ihre Hand.

„Verschwinde!"brüllte er nun Isa an, die sich immer noch nicht bewegte.

„Ich denke nicht daran! Dann war alles umsonst. Komm, du tötest Coriolanus und ich Marianna!"schlug sie vor.

Gloster lachte leise.

„Als wenn ich diesen Kriegshelden besiegen könnte! Ich warne dich zum letzten Mal."

Doch schon ging die Tür auf. Die Wachen schienen irritiert, Gloster zeigte auf Isadora: „Sie hat ein Messer, verdammt! Wer hat sie durchgelassen?"

„Entschuldigt..."verbeugte sich Elmar, der nicht wusste, wen er da vor sich hatte, aber Gloster redete wie ein Adliger.

Und schon kam Caius angestürmt und das Chaos war perfekt. Nur Marianna schnarchte endlich, selig Glosters Hand haltend.

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