Pacifica


Der Bus ratterte über den kaputten Highway, seine Scheinwerfer durchschnitten den dichten Smog, der am Rande von Night City hing.

Johnny saß auf dem Rücksitz, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, und trommelte abwesend mit den Fingern auf sein Knie.

Die Rückkehr nach Night City war nicht Teil des Plans.
Zum Teufel, einen Plan zu haben, war nicht einmal Teil des Plans, aber hier war er und jagte einen Geist.
Einem Geist, der vielleicht gar nicht existierte.

Iris hatte ihm gegeben, was er brauchte - Zugangscodes, eine Hintertür in das Netzwerk von Pacifica. Aber in einer Sache hatte sie recht: Das war ein Selbstmordkommando. Die Voodoo Boys ließen niemanden in ihrem Revier herumschnüffeln, schon gar nicht Leute wie ihn, doch das spielte keine Rolle.

Wenn V da draußen war - wenn es auch nur eine Chance gab, dass sie versuchte, ihn zu erreichen - musste er das durchziehen.

Der Bus ruckelte, die Bremsen quietschten, als sie an die alte Grenze von Pacifica heranrollten.
Johnny rückte seine Tasche zurecht und stieg in die neonbeschienene Nacht hinaus.
Die Stadt brummte um ihn herum, lebendig durch Rauschen, Lärm und Erinnerungen.

Er holte tief Luft.

Zeit zu gehen.

Pacifica war anders als der Rest von Night City.

Während andere Bezirke im Korporationsgeld ertranken und um den nächsten großen Auftrag kämpften, war Pacifica dem Verfall überlassen worden.
Halbfertige Wolkenkratzer ragten in den Himmel, verlassene Bauprojekte wurden zu bröckelnden Hüllen. Die Straßen waren rissig, von der Natur und der Vernachlässigung verschluckt. Das Einzige, was noch funktionierte, war das digitale Imperium von Net-Pacifica im Untergrund, das von den Voodoo Boys kontrolliert wurde.

Und genau dorthin musste Johnny gehen.

Mit gesenktem Kopf schlängelte er sich durch die Ruinen, vorbei an alten Straßenmärkten und von Gangs kontrollierten Kontrollpunkten. Die Leute hier stellten keine Fragen. Wenn man kein Voodoo war, war man ein Niemand.

Das war gut so.

Ihm war es so lieber.

Schließlich erreichte er ein altes, verlassenes Lagerhaus.
Das war der richtige Ort.
Zumindest laut den Koordinaten, die Iris herausgefunden hatte.
Der Eingang war mit Brettern vernagelt und mit rostigen Metallplatten verstärkt, aber Johnny suchte nicht nach einer Tür.
Er war auf der Suche nach einer Verbindung.

Ein altes Netrunner-Terminal lag halb vergraben in den Trümmern. Verstaubt, kaputt, vergessen.
Ein schwaches blaues Licht pulsierte aus seinem Sockel, ein verräterisches Zeichen, dass es noch aktiv war.

Johnny kniete sich hin und zog den Splitter von Iris aus seiner Tasche.

Das war es.

Der Punkt, an dem es kein Zurück mehr gab.

Eine letzte Chance zum Rückzug.

Er schob den Splitter in den Port und verlinkte sich selbst.

Die Welt flackerte.

Die Verbindung wurde stabil.

Und dann...

Dunkelheit.

Als Johnny seine Augen öffnete, war er nicht mehr in Pacifica.

Er stand inmitten eines digitalen Sturms - schwarzer Himmel, glitzernde Gebäude, fragmentierte Pfade, die sich ins Unendliche erstreckten.

Dies war kein normaler Cyberspace.

Dies war etwas anderes.

Die Luft war dick mit Rauschen, Datenströme, die sich wie lebende Dinge verdrehten und entwirrten.

Und in der Ferne - ein Signal.

Schwach. Flackernd.

Er bewegte sich vorwärts, seine Stiefel knirschten auf dem verpixelten Boden. Je näher er kam, desto stärker wurde das Signal, das in rhythmischen Schüben pulsierte.

Irgendetwas war hier.

Oder jemand.

Johnny ballte die Fäuste.

"V?"

Stille.

Dann... ein Flüstern.

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