Durchhalten

Der Raum roch nach Schweiß, Antiseptika und Erschöpfung.

Johnny war seit drei Tagen nicht mehr von Vs Seite gewichen.

Seine Welt war auf diesen Raum, diese Liege und den langsamen, schmerzhaften Rhythmus ihres Atems zusammengeschrumpft. Er hatte keine Ahnung, wie viel Uhr es war. Es war ihm auch verdammt egal. Das Einzige, was zählte, war sie.

Ihr Fieber war unerbittlich und hielt sie in einem Zustand zwischen Schlaf und Qual.

Ihr Körper kämpfte mit sich selbst - manchmal zitterte er so stark, dass die Pritsche unter ihm bebte, manchmal war er so still, dass Johnny seine Finger an ihren Hals legen musste, um den schwachen, flatternden Puls zu fühlen.

Er erkannte sie in diesem Zustand kaum wieder.

V war immer eine Kämpferin gewesen - scharf, unerbittlich, unaufhaltsam.

Aber jetzt war sie blass, schweißgebadet, ihre Haut klamm und dünn. Dunkle Ringe klebten unter ihren geschlossenen Augen, ihre Lippen waren rissig von der Dehydrierung.

Johnny seufzte und fuhr sich mit der Hand durch die Haare.

Er fühlte sich verdammt nutzlos.

Das Einzige, was ihn aufrecht hielt, war das Wissen, dass dies nicht umsonst war. Dass sie irgendwie, am anderen Ende dieses Albtraums, zurückkommen würde.

Und wenn sie es tat -

würde er hier sein.

Johnny war für ein paar Stunden eingedöst und hatte den Kopf in die Hände gestützt, als ein scharfes, würgendes Geräusch ihn wachrüttelte.

Sein Körper spannte sich an.

"V?"

Keine Antwort.

Sie war immer noch bewusstlos, aber ihre Lippen bewegten sich und flüsterten etwas, das zu leise war, um es zu hören.

Er lehnte sich näher heran.

Ihre Stimme war heiser, kaum mehr als ein Atemzug.

"...nein...bitte..."

Johnnys Magen verdrehte sich.

Sie träumte.

Oder vielleicht erinnerte sie sich.

Er wusste nicht, was sie in dieser beschissenen Schwebe zwischen Leben und Tod sah, aber was auch immer es war, es war nicht gut.

Ihr Gesicht verzog sich vor Schmerz, und dann... schrie sie.

Kein lauter, aus der Kehle kommender Schrei - etwas Schlimmeres.

Ein gebrochenes Geräusch.

Ein Wimmern, das ihr im Hals stecken blieb, als würde sie daran ersticken.

Johnnys Hände waren auf ihren Schultern, bevor er überhaupt darüber nachdachte.

"V! Ich bin's. Du bist in Sicherheit."

Sie zitterte weiter, gefangen in dem Albtraum, der sie in seinen Klauen hielt.

"V, wach auf!"

Ihr Körper zuckte bei seiner Stimme, aber ihre Augen öffneten sich nicht.
Ihre Finger zuckten, als wolle sie nach etwas greifen.

Johnny ergriff ihre Hand, ohne nachzudenken, sie war eiskalt.

"Du bist nicht allein", flüsterte er. "Hörst du mich?"

Eine Sekunde lang war sie ganz still, dann schlossen sich ihre Finger langsam um seine.
Nicht stark. Kaum vorhanden, aber es war etwas.

Johnny schluckte den Kloß in seinem Hals hinunter und verstärkte seinen Griff.

"Ich bin hier, V."

Und er meinte es ernst...

Johnny hatte gedacht, es würde besser werden, dass sie vielleicht, nur vielleicht, das Schlimmste hinter sich gelassen hätten.

Er hatte sich geirrt.

Denn am fünften Tag stieg ihr Fieber wieder in die Höhe.

Ihr Puls war unregelmäßig, und ihr Körper wurde von Schüttelfrost geplagt, der nicht aufhören wollte.

Dann, wie aus dem Nichts, hörte ihre Atmung auf.

Johnnys Herz blieb verdammt noch mal stehen.

"V?" Er schüttelte sie. Aber nichts.

"Scheiße, nein!"

Er schnappte sich die Bullenhypo vom Tablett, die Finger fummelten, als er sie gegen ihren Oberschenkel drückte und den Abzug drückte.

Ein scharfes Zischen, dann Stille.

Eine Sekunde dehnte sich zur Ewigkeit.

Dann -

ein rasselndes Keuchen entrang sich ihren Lippen, als sie die Luft einsaugte wie ein Ertrinkender, der an die Oberfläche kommt.

Johnny stieß einen Atemzug aus, von dem er nicht wusste, dass er ihn angehalten hatte.

Seine Hände zitterten.

Er zitterte nie.

Aber er hatte sie fast verloren.

Und das machte ihm mehr Angst als alles andere.

Er sank zurück auf den Stuhl und fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht.

"Tu das nicht noch einmal, hörst du?" Seine Stimme war rau.

V antwortete nicht.

Aber ihr Atem - schwach und unregelmäßig - ging weiter.

Und das war genug fürs erste.

Der sechste Tag brach an...

Es geschah mitten in der Nacht.

Johnny hatte wie immer neben ihr gesessen und an die Wand gestarrt, völlig erschöpft, aber unfähig zu schlafen, als plötzlich ein Geräusch ertönte.

Leise. Fast nicht wahrnehmbar.

Er drehte sich um, sein Blick fiel auf ihr Gesicht.

Ihre Lippen spreizten sich leicht. Ein trockenes, gebrochenes Flüstern.

"...Johnny?"

Seine Brust krampfte sich zusammen.

"V?"

Ihre Augenlider flatterten. Ein schwaches, unkonzentriertes Blinzeln.

Er lehnte sich näher heran, sein Herz klopfte.

"Ja. Ich bin's."

Sie stieß einen zittrigen Atemzug aus.

"...tut weh..."

Johnny schluckte schwer.

"Ich weiß", murmelte er. "Aber du bist hier. Du bist am Leben."

Eine lange Pause.

Dann -

der Anflug eines Lächelns. Kaum vorhanden, aber echt.

"...hättest mich länger schlafen lassen können, Arschloch..."

Johnny stieß eine Mischung aus einem Lachen und einem erstickten Schluchzen aus.

Zum ersten Mal seit Tagen nahm das Gewicht in seiner Brust ein wenig ab.

"Ja, nun... ich konnte dir ja nicht die ganze Erholung überlassen oder?"

Sie antwortete nicht. Ihre Augen fielen wieder zu.

Aber dieses Mal war ihre Atmung ruhig.

Sie heilte.

Sie kam zurück.

Und Johnny -

Johnny ging nirgendwo hin.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top