Der blutende Geist

Sie war eine Waffe. Eine Waffe, die mit Blut und Tod Frieden brachte. Jedenfalls für diejenigen, die sie bezahlten. Für die meisten Sterblichen war Paz ein Monster, das ohne Gewissen handelte und auf einen Geist hörte, der versuchte ihre Wege zu leiten. Man nannte sie nie bei ihrem richtigen Namen, sie war immer nur der blutende Geist.

Im Alter von neunzehn Jahren hatte sie das erste Mal jemanden getötet. An ihrer Seite war schon damals der aufdringliche Geist Can. Er war brutal und manchmal hatte sie das Gefühl, dass nicht sie ihn kontrollierte sondern er sie. Auch jetzt saßen sie zusammen in der eisigen Zelle, die angeblich ihre Kräfte zurückhalten sollte. Frost verhinderte Magie. So dachten ihre Opfer immer, weil es eine Studie einst sagte. Eine Studie, bei der mehrere Geister und ihre Herren ihr Leben ließen, um eine Möglichkeit zu finden ihre Kräfte zu unterdrücken. Aber Paz war anders und ihr Geist war es auch. Ihre Haare leuchteten wie Sterne in der Nacht und warnten ihre Feinde vor ihrem Tod. Das Licht war immer das letzte was ihre Opfer sahen, dann erstickten sie oder schlitzten sich selbst auf, da es Can, ihre Seele und ihr Geist, so wollte. Und sie war immer auf seiner Seite, weil er dafür gesorgt hatte, dass Paz kein schwaches Kind mehr war.

Trotzdem saßen sie schon zu lange in diesem Käfig aus Stahl und Eis. Fast unbekleidet war sie und sie fror, wie es die Männer wollten, die sie hier eingesperrt hatten. Aber sie wussten nicht, dass Paz anders war. Sie wussten nicht, dass Can stärker war als andere Geister, die einen ausgewählten Körper fast unsterblich machten und mit Kräften segneten, die nicht von dieser Welt waren.

„Wann werden wir sie umbringen?“, fragte sie in ihren Gedanken.
„Lass sie erst denken, dass sie schlauer sind als Andere“, antwortete er ruhig. Und sie konnte förmlich hören, wie er über ihre Angreifer lachte, als sich plötzlich die Eisentür öffnete. Ein stark bewaffneter Mann trat ein. Er war von oben bis unten schwarz eingekleidet und sie konnte nur seine dunkelbraunen Augen sehen, die triumphierend funkelten.

„Der blutende Geist“, sagte er in herablassenden Tonfall, „Ich wusste nicht, dass du so leicht zu fangen wärst“

„Ihn bringen wir als erstes um“, erklärte Can, der sich von Respektlosigkeit viel zu schnell kränken ließ. Der Mann konnte den Geist nicht hören, aber Paz konnte es. Doch mit den Handschellen war sie in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Aber Can konnte dieses Problem lösen. Als sie ihn ließ, sprang das Schloss der Fesseln auf. Mit beiden Händen griff sie sich schnell an die Stirn und murmelte etwas in einer Sprache, die nur Geisterwesen kannten. Es waren Cans Worte, mit denen sie in den Geist des Vermummten eindrang. Ohne auch nur ihre Hände schmutzig zu machen, stürzte der Mann tot auf den kalten Boden.

„Jetzt kann der Spaß beginnen“, sagte  Paz laut zu ihrem Geist, der lachend einstimmte. Sie waren zusammen eine gefährliche Waffe. Eine Waffe, die nichts weiter als Tod und Verderben brachte.

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