VI • 041130501 • Gladia

„Dalia", stoppte ich eine meiner Fleurs. „Wie viele davon fehlen noch?", fragte ich sie und deutete auf die Kiste, mit den, mit Chlorophyll gefüllten, Phiolen.
„Das ist für uns die letzte", antwortete sie.
Ich nickte und vermerkte es mir auf meinem Klemmbrett, während sie ihren Weg in Richtung des Hafens fortsetzte.
Seit vor drei Tagen die Botin der Königin eingetroffen war, herrschte in der Akademie mehr Betrieb, als in einem Bienenstock.
Selbst die Nacht über kehrte keine Ruhe ein. Die Schiffe wurden beladen, die Pläne besprochen und alles doppelt und dreifach geprüft. Denn auch, wenn das alles seit mehr als dreißig Jahren in Planung war, niemand hatte erwartet, dass es so plötzlich kommen würde.

In der Zentrale des Ostflügels angekommen, hoffte ich auf Antworten. Prinzessin Kardeelen hielt sich gar nicht erst mit Formalitäten auf, sondern kam direkt auf den Punkt: „Stützpunkt eins-sieben hat einen Aufstand gestartet."
Schockiert starrten wir sie an.
„Ist klar ob Prinzessin Violet etwas damit zu tun hatte?", fragte Ayame, die Leiterin der zweiundzwanzigsten Legion.
„Vermutlich nicht", antwortet die Prinzessin ihr. „Das ganze war nicht durchdacht genug für sie. Wir gehen davon aus, dass das einzig und allein das Werk ihrer Nachfolgerin gewesen ist."
„Was wird jetzt dagegen unternommen?", wollte ich wissen.
„Rein gar nichts. Der gesamte Stützpunkt wurde zerstört, noch bevor sie ihn verlassen konnten", erklärte Prinzessin Kardeelen ohne die geringste Spur von Anteilnahme und ich fragte mich, wie jemand so unschuldig aussehen und doch so ein eiskaltes Herz haben konnte.
„Allerdings", fuhr sie fort:„hat Königin Rose über sofortiges Handeln, was das Einläuten des neunten Zeitalters betrifft, verfügt, um weitere Unannehmlichkeiten zu vermeiden."

Für eine einige Welt, das Ende der Hexenverfolgung und für Frieden zu sorgen, auch wenn der Weg dorthin nicht schön war, erschien mir richtig und nötig, doch was das neue Zeitalter betraf, hatte ich so meine Zweifel.
Denn unser Weg Ordnung in dieser zerrüttelten Welt zu schaffen, war eben jener, mit dem dieses Zeitalter bereits begonnen hatte. Damals, vor etwas mehr als 700 Jahren, hatte Kaiser Numan die von den Schatten noch stark geschwächte Welt auf grausamste Art eingenommen.
Zwar waren unsere Motive andere, aber ich glaubte nicht daran, dass man das Rad der Zeit durch bewusstes Handeln dazu bringen konnte sich weiterzudrehen und auch das Rad selbst hielt ich eher für einen Mythos.

Einige Stunden später, bei Sonnenuntergang, verließen wir den Harfen und segelten gen Norden in Richtung des Kapitols. Ich stand im Heck und sah an der Insel vorbei zum südlichen Horizont, wo die Sonne untergegangen war. Der blutrot leuchtende Himmel spiegelte sich auf dem Wasser.
Ich hatte mich bereits oft gefragt, was wohl jenseits dieser Gewässer lag, doch das Wissen und die Technologien um es herauszufinden, waren zusammen mit dem Goldenen Zeitalter untergegangen.
Es hatte auch danach noch einige Versuche gegeben, die Grenzen unserer Karten zu erweitern, allerdings waren die meisten nicht weit genug gekommen um auf Land zu stoßen und die, die weiter gefahren waren, kehrten nie zurück. Ob wegen dem was sich dort befunden hatte, oder schlicht aus schwindender Versorgung wusste niemand.

Die Nacht legte langsam ihre Schwingen über das Rot und nur das schwache glühen des Wassers erhellte das Deck noch und ich machte mich innerlich für den Kampf bereit, der uns bevorstand.

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