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Seungmin hatte seit gestern nichts mehr gegessen und dementsprechend viel Hunger. Würde er nur Geld haben, würde er sich was kaufen, doch die wenigen Münzen, die er durchs Betteln bekommen hatte, reichten nicht mal für Fertigramen. Er hörte sie in seiner zerrissenen Jackentasche seiner schmutzigen Jacke klimpern, als würde sie ihn auslachen. Er hatte keine Lust weiter in Kangyang betteln zu gehen, also musste er sein Essen anders beschaffen und er wusste auch wie. Er würde zum Strand gehen und nach Muscheln suchen.

Seit einem halben Jahr war Seungmin jetzt obdachlos und lebte auf der Straße, weil seine Eltern ihn rausgeschmissen hatten. Mit seinen 20 Jahren war er laut ihnen bereits alt genug um ein eigenes Leben zu führen und Arbeit zu finden. Dabei brauchte er noch Zeit herauszufinden, was ihm genau lag, doch das war seinen Eltern egal gewesen. Er war nur ein Schmarotzer gewesen, eine Enttäuschung, weil er nicht studieren wollte. Sobald er 20 wurde, stand er mit einem Koffer draußen und musste alleine zurecht kommen. Das halbe Jahr ohne Zuhause und ohne Menschen, die ihn unterstützten, zeigten sich bei ihm. Man hatte sein Koffer geklaut und von öffentlichen Plätzen weggescheucht. Seungmin hatte aber auch eine Menge dazugelernt. Ständig musste man auf seine Habseligkeit aufpassen und er wusste, wo er sich aufhalten durfte und wo nicht. Er hatte ein paar andere Obdachlosen kennen gelernt und lauschte ihre Geschichten, wie sie auf der Straße landeten. Sie waren schockiert, dass er schon so jung auf der Straße landete, da er noch ein ganzes Leben vor sich hatte. Seungmin hatte sich darauf eingestellt nicht lange zu leben und lebte einfach nur durch die Tage. Er vergaß zu lächeln und das Leben zu genießen, sondern überlebte.

Der Strand von Kangyang hatte schon seit langem seinen Reiz für Seungmin verloren. Er sah ihn eher als Nahrungsquelle. Wenn er nicht gerade genug Geld für Essen aus dem Supermarkt hatte, dann suchte er sich hier was zu essen. Manchmal fand er Austern an den Felsen, die ins Meer fielen. Es war gefährlich über die glitschigen Felsen zu klettern, deswegen ging Seungmin nur selten hierher. Wenn er sich was brach, dann war es vorbei mit ihm. Heute aber riskierte er den gefährlichen Weg zu den Austern. Vorsichtig kletterte er über die gefährlichen Felsen, seine Finger gruben sich schmerzhaft in die moosbedeckte Oberfläche rein und Seungmin biss die Zähne zusammen. Stück für Stück schaffte er seinen Weg. Er suchte sich die Felsen aus, die in das Meer fielen, denn dort würde er Austern finden. Tatsächlich sah er ein paar davon an der Felsenoberfläche. Er riss eine ab und schlug sie ein paar Male an die Felsenoberfläche, um sie irgendwie öffnen zu können. Die Muschel gab nach und lies sich öffnen. Gierig öffnete Seungmin das Muschelinnere und schlang das Fleisch runter. Er nahm ein paar zu sich und wollte die anderen Felsen begutachten, die sich vor ihm auftauchten, als er ein einzelnes Stück Blaubeerkuchen auf den Boden sah. Es sah so lecker aus, dass es Seungmin magisch anzog. Er hatte seit einem halben Jahren keinen Kuchen mehr gegessen und der Gedanke, wieder so etwas Leckeres zu essen, lies ihn Wasser im Mund bekommen. Besser er betrachtete das Stück Kuchen, um wirklich sicher zu gehen, dass es nicht verschimmelt war. Wenn nicht, dann hatte er hier etwas richtig Tolles gefunden!

Er sprang in den Sand und lief zum Kuchenstück, das er dann aufhob und es betrachtete. Der Kuchen sah nach einem amerikanischen Pie aus. Das Innere des Kuchen bestand aus gekochten Blaubeeren, die fruchtig und lecker aussehen. Der dünne Boden des Kuchens roch so schön buttrig und süß. Seungmin schaute sich das Stück genau an. Es war kein Schimmel zu sehen, der Kuchen sah sehr frisch aus, als würde man ihn erst heute gebacken haben. Noch mehr Speichel sammelte sich in Seungmins Mund. Er musste einfach den Kuchen essen. Seungmin führte den Kuchen an seinen Mund und öffnete ihn. Seine Lippen berührten die dünne Kuchenoberfläche, bevor er davon ein Stück abbiss. Es schmeckte so wahnsinnig gut, dass er gleich ein weiteres Stück davon abbeißen wollte, als sich der Kuchen vor seinen Augen verwandelte. 

Der Kuchen zog sich in die Länge und er wurde viel zu schwer für Seungmin, also musste er ihn fallen lassen. Schockiert sah er zu, wie der Kuchen zu einem....Mensch wurde? Waren in dem Kuchen etwa Drogen versteckt? Wurde er deswegen weggeschmissen? War er gerade in einem Highzustand? Kein Kuchen verwandelte sich einfach so in ein Menschen. Solche Sachen könnten nur in Animes und Cartoons passieren. Vor ihm im Sand lag ein junger Mann in seinem Alter mit dunkelbraunen Haaren und ebenso dunkelbraunen Augen. Er würde normal aussehen...wenn ihm nicht der komplette linke Arm fehlen würde. Er war nicht nur weg, sondern sah so aus, als würde er gewaltsam abgerissen worden. Die Haut um die Schulter herum, dort wo die Gliedmaße getrennt wurde, hing in Fetzen. Seungmin hatte noch nie so etwas in echt gesehen und war dermaßen geschockt, dass er sich auf die Knie fallen lies. Das Komische an dem Kerl war, dass er nicht blutete, sondern dass eine seltsame dunkele Flüssigkeit aus der Wunde hervortrat. Auch fehlten Muskel- und Sehnenstränge, die eigentlich auch zu sehen sein mussten. Warte...wenn er die Wunde genauer betrachtete....war das kein Fleisch, was er zu sehen bekam....es waren..Blaubeeren?

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