PROLOG.

Zerstörerische Wellen krachten auf das blaue Herz ein und seine Lungen füllten sich mit Wasser. Ein betäubendes Gefühl rüttelte an seinem Körper, während der Tod ihm den Hals abschnürte und versuchte, in den Körper zu klettern und Wurzeln anzuschlagen, um der neue Besitzer des im Wasser versinkendes Körpers zu werden. In seinem Kopf strömten unheimliche Gedanken, während er panisch um sich griff und sich der Prozess des Schwimmens unter der Realisation, er würde bald sterben, eingrub. In seiner Brust brannten die Schuldgefühle, seine Familie zurück gelassen zu haben, um ein wenig seine Freiheit auskosten zu können, die ihn nun endgültig mit sich tragen wollte. 

Ertrinken.

So wurde es beschrieben. Ein schrecklich quälender Prozess.

Yeonjun klappte das Buch zu, während seine Augen in leichten Tränen schwammen und er durch den leichten Schleier nur halbherzig zu dem See vor ihm linsen konnte.

»Heulst du echt schon wieder wegen dem blöden Buch?« Auf Beomgyus abfälligen Kommentar hin, verdrehte Yeonjun nur die Augen, weshalb der Brünette hinterherschob: »Ich schmeiß das Buch bald in den See. Du musst aufhören das zu lesen, ehrlich Yeonjun.« Der Angesprochene wusste, dass Beomgyu keines seiner Worte mit schwarzen Intentionen kleidete, sondern die Sorge  ein Eigenleben entwickelte, um sich ihm mitzuteilen. Beomgyu liebte Yeonjun. Yeonjun liebte Beomgyu. Es war so simpel und doch so kompliziert, denn ebenso liebte Yeonjun es, sich das Herz von melancholischen Büchern brechen zu lassen.

Ertrinken.

Yeonjun wusste nicht, wie es sich wirklich anfühlte. Stattdessen hatte sich eine eigene Definition für ihn zusammengesetzt, denn er ertrank jedes Mal in den schwarzen Seen dessen Besitzer Beomgyu war; in ihnen glitzerte ein beflügelndes Gefühl, das Yeonjuns Rippen von innen kitzelte wie ein zarter Schmetterling, der mit seinen grazilen Flügeln empor aufstieg.

»Blue Sweetheart ist aber mein Lieblingsbuch«, presste Yeonjun über seine spröden Lippen hervor, als er seinen Blick vom See abwendete und er stattdessen seinen Weg wie automatisch zu Beomgyu suchte. Seine Tränen fingen an zu trocknen und ein Lächeln zupfte an Yeonjuns Lippen. Die Melancholie, die sich zuvor in seine Knochen gefressen und sein Herz überschwemmt hatte, schmolz dahin und aus ihr entwickelte sich die Freude an Beomgyus Präsenz.

»Ein Buch in dem es ums Ertrinken und Depressionen geht, hat sich so tief in dein Herz gegraben? Das ist dein Lieblingsbuch?« Beomgyus Braue verschwand beinahe unter dem Haaransatz. »Hey, es geht auch um zwei beste Freunde«, schmetterte Yeonjun zurück, alsbald Beomgyu seine Frage beendet hatte und beiden starrten sich an. Ihre Augen verankerten sich ineinander und ein seriöser Ausdruck lag auf den Gesicht der beiden Jungen, ehe ihre Lippen sich in ein Grinsen verzog.

Ihre Liebe verschmolz ineinander, sobald sie alleine an dem See saßen, der fern ab ihres Zuhause lag und sich hinter einem kleinen Wäldchen versteckte. Hier zwischen dem blauen Blumenmeer lagen sie oft, liebten einander und verwickelten sich in tiefe Gespräche, teilten geheime Leidenschaften oder gingen mit den Füßen ins Wasser. 

Wenn Yeonjun einen klaren Kopf brauchte, ging er auch gänzlich ins Wasser und drehte ein paar Runden, während die Wellen seine lästigen Gedanken wegspülten und neue Überlegungen anpflanzten, dessen Wurzeln manchmal bis zu seinem Herzen vordrangen.

Beomgyu würde ihn beobachten und sich wünschen, er könnte dieses Gefühl der Freiheit auch erleben, das Yeonjun ihm beschrieb; das er fühlte, wenn sein Körper mit dem Wasser verschmolz.

Aber Beomgyu konnte nicht schwimmen.

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