88) Mailas Sicht:
,,Ella! Ella, komm zu dir! Ella, bitte! Sag, doch was!" Verzweifelt schüttle ich meine beste Freundin an ihren Schultern. Doch sie rührt sich einfach nicht. Und ihre Augen schlägt sie auch nicht auf. Verdammt! Diese Sache eben ist ja wohl völlig aus dem Rudergelaufen!
Aber wer hätte denn ahnen können, dass alles so eskaliert? Das Schlimmste an der ganzen Sache ist aber, dass ich mir die größte Schuld gebe! Hätte ich doch nur dieses Training nicht erwähnt! Dann säßen wir jetzt immer noch alle gemeinsam hier und Ella würde nicht bewusstlos, wie eine Leiche, herumliegen.
Da berührt mich plötzlich jemand am Arm. Ruckartig fahre ich herum, sofort dazu bereit, demjenigen eine zu klatschen. Beruhigend hebt Henry die Hände. ,,Whoa! Immer langsam mit den jungen Pferden! Ich bin es nur Maila! Deine Oma ist benachrichtigt. In einer Stunde ist sie hier und Dr. Bennet wird schon zuhause auf uns warten, um Ella unter die Lupe nehmen zu können."
,,Okay... Können wir in der Zeit irgendetwas für sie tun?" ,,Maila, ich bin auch kein Arzt, aber vielleicht sollten wir sie erst mal auf einer der Bänke verfrachten und ihre Beine hochlegen? Soll, dass nicht den Kreislaufstabilisieren?" ,,Ja, ja die Idee ist gut." So heben Henry und ich, Ella hoch und legen sie vorsichtig, auf der gepolsterten Bank ab.
Und dann tauchen die Personen auf, die man in dem Moment am wenigsten gebrauchen kann: Hilfsbereite, über fürsorgliche Menschen, die einem letztendlich aber auch nicht wirklich helfen können. Doch im Moment gibt es wirklich wichtigeres, als dass ich mich jetzt mit ihnen herum schlagen würde.
Zum Glück kommt da schon meine Oma um die Ecke gebraust. Aufgebracht sieht sie mich an. Ich zucke nur mit den Schultern und auch Henry hüllt sich in glanzvolles Schweigen. Dafür bin ich ihm wirklich dankbar. Aber früher oder später werden wir meiner Oma sowieso Rede und Antwort stehen müssen. Alles andere, würde sie gar nicht zu lassen. Was dieses Thema betrifft, war sie schon immer sehr eigen. Leider!
,,Kommt, lasst uns Ella hier wegschaffen! Die Leute schauen schon." Zusammen hieven wir sie in Omas Auto und ich komme nicht um her mich zu sorgen, da sie wirklich mehr als nur blass ist. Also von einer gesunden Gesichtsfarbe ist Ella definitiv meilenweit entfernt. Auch, dass sie immer noch bewusstlos ist, macht die ganze Sache nicht gerade besser.
Zudem mache ich mir immer noch starke Selbstvorwürfe! Hätte ich doch nur nichts gesagt! Verdammt! Wieso muss mir das immer passieren?
Als wir mit Ella dann endlich zuhause angekommen sind, bringen wir sie sogleich auf ihr Zimmer. Zum Glück ist es einer dieser Zeiten, wo sich kaum jemand in der Jugendherberge aufhält. In Ellas Zimmer wartet auch schon Dr. Bennet auf uns. Besorgt schaut er uns an.
,,Und? Was ist dieses Mal passiert?" ,,Tja, dass wüsste ich auch gern. Aber das kann uns nur meine liebe Enkelin oder ihr reizender Freund beantworten. Allerdings ziehen diese beiden es ja vor, sich in stolzes Schweigen zu hüllen." Gereizt verschränkt sie die Arme vor ihrer Brust.
In diesem Moment würde ich ihr am liebsten so richtig die Meinung geigen. Aber das wage ich nicht. Denn sie ist meine Oma und ich liebe sie. Zudem sitzt sie eindeutig am längeren Hebel, also würde ich sowieso nur verlieren. Trotzdem hat sie nicht das Recht, mir und Henry solche Vorwürfe zu machen. Vor allem, weil sie noch nicht mal einen halben Teil vom Ganzen weiß.
Ich atme tief durch. Jetzt sollte ich einen klaren Kopf bewahren. ,,Ella... Ella hat sich mit jemandem gestritten." ,,Mit wem?" ,,Das wüsstest du schon längst, wenn du mich nur ausreden lassen würdest." Was ist heute nur mit mir los? Ich bin doch sonst nicht so.... bissig?
,,Tom... Tom ist aufgetaucht. Und erst lief auch alles gut, aber dann... Die beiden haben sich gestritten und ziemlich üble Sachen an den Kopf geworfen. Als er dann gegangen ist, ist sie zusammengebrochen."
,,Hm. Das hört sich ganz nach einer psychische Überanstrengung an." Puh. Wenn es nur das ist...> Was heißt das denn? Seelische Überanstrengungen können schlimmer sein, als körperliche. < Ja, ja. Aber immerhin ist sie nicht krank.
,,Siebraucht jetzt einfach viel Zeit für sich. Vermutlich verarbeitet ihr Körper gerade irgendetwas und um sich zu schützen, ist er in diese Art von ... Starre gefallen. Es liegt ganz an ihr, wann sie wieder aufwacht. Aber ich denke spätestens morgen früh ist sie wieder topfit. Mehr kann ich im Moment leider auch nicht für sie tun. Aber wenn etwas sein sollte, ruft mich einfach an. Ava, Maila, Henry."
Er reicht uns allen nacheinander die Hand. Dann geht er. Wütend schaut mich meine Oma an. ,,Wir reden jetzt sofort, Fräulein! Henry, du hast ein Auge auf Ella!" Und bevor ich mich überhaupt in irgendeiner Weise hätte wehren können, hat sie mich schon mit zu sich geschleppt.
Avas Sicht:
Noch immer leicht gereizt, setze ich für mich und meine Enkelin eine Kanne Tee auf. Wieso muss man ihr auch immer in den unpassesten Momenten alles aus der Nase ziehen? Ansonsten redet sie doch auch an einem Stück ohne Punkt und Komma! Aber dann, wenn es drauf ankommt ,schweigt sie wie ein Grab!
Über diesen Vergleich muss ich leichtschmunzeln. Auf genau solche Fähigkeiten kommt es an. Falls sie jemals in meine Fußstapfen treten sollte. Noch immer erinnert sie mich nur all zu oft an Adara und mich. Was aber nicht unbedingt positiv ist, da wir uns nur all zu oft in arge Schwierigkeiten gebracht haben.
,,Also junge Dame. Ich hätte jetzt gerne einen ausführlichen Bericht von dir, was genau passiert ist." ,, Oma, ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum dich das interessiert. Es hat nichts mit Ellas Kraft zu tun. Also sollte es für dich nicht von Bedeutung sein. Oder ?"
Knurrend beiße ich die Zähne zusammen. ,,Auch wenn du es vielleicht nicht glaubst Maila, auch mir ist Ella ans Herz gewachsen. Schließlich bin ich nicht gefühlskalt!"
,,Das habe ich ja auch gar nicht gesagt. Aber sei doch mal ehrlich... Wann hast du in ihr das in letzter Zeit oder überhaupt irgendwann malgezeigt, dass du sie auch magst und sie wirklich akzeptierst?"
Frustriert schnaube ich auf. Irgendwo hat sie ja recht, aber mir vieles schon immer schwer Leuten, die ich noch nicht so lange kenne, meine Zuneigung zu zeigen. Und das weiß Maila auch. ,,Das tut hier jetzt nichts zu Sache! Ich glaube du bist dir den Ernst der Lage gar nicht bewusst. Weißt du was passieren kann, wenn Ella öfter in Ohnmacht kippt bzw. ihr Bewusstsein verliert?"
,,Ich wüsste nicht, was daran so schlimm sein sollte. Außerdem ist es bisher einmalpassiert. Und das auch nur wegen Tom." ,,Wärest du dann so freundlich mir endlich zu verraten, wer dieser Tom nun ist?" Sie atmet tief durch und schaut betroffen zu Boden.
,,Ich weiß es nicht, Oma. Er ist eigentlich mal ihr bester Freund, aber zwischen den beiden ist eindeutig mehr. Sie haben es sich nur noch nicht eingestanden." Vorsichtig, um diese ganze Sache zu überspielen, nippt sie an ihrem Tee. ,,Aha. Er ist nicht zufällig der Tom, dem du früher auch öfters begegnet bist?" Leicht nickt sie.
,,Doch, genau der." ,,Okay, aber nur weil sie ihn gesehen hat, ist sie doch nicht in Ohnmacht gekippt. So würde ich sie jetzt nicht einschätzen."
,,Nein..., die beiden hatten einen heftigen Streit, woraufhin naja... es ist wirklich eskaliert und als er gesagt hat, dass er geht, ist sie zusammengebrochen. Aber wieso bereitet es dir solche Sorgen, dass sie öfters in Ohnmacht fallen könnte? Nicht, dass ich das toll finden würde, aber theoretisch ist das ja jetzt noch nicht so problematisch. Also ?"
Sie ist mir einfach zu ähnlich. Auf alles und jeden achtet sie und hört noch so jeden, kleinen versteckten Hinweis. ,,Mai... Ich weiß noch nicht, ob du jetzt dafür bereit bist, es zu erfahren."
,,Es betrifft mich doch sowieso nicht." So stimmt das nicht ganz. Wenn sie das Gleiche für Ella , wie ich es für Adara gewesen bin, wird, so ist sie nicht nur ihre beste Freundin, sondern auch ihre Ratgeberin und ihre Beschützerin, ihr Schatten. Falls sie sich jemals darauf einlassen sollte, bindet sie sich damit für immer an Ella und andersherum.
Es ist etwas ganz anderes als bei Gefährten, aber dennoch verbindet man sich in gewisser Weise. Denn man ist gleichzeitig Vertraute und Freundin. Man weiß einfach alles und auch für die beste Freundin ist man eine riesige Stütze. Aber noch ist Maila dafür nicht bereit.
,,Nein, Maila, noch bist du nicht soweit. Aber ich verspreche dir, wenn du soweit bist, werde ich dir alles erzählen." Wütend steht sie auf.
,,Ich habe es so satt, dass du mir nie wirklich vertraust!" Ihre Tasse lässt sie stehen, während sie wie ein Orkan aus dem Zimmer fegt. Sie hat recht. Ich habe viele Geheimnisse, aber dass ich sie ihr nicht erzähle, hängt nicht damit zusammen, dass ich ihr nicht vertraue. Das tue ich.
Aber Geheimnisse sind wie Schmetterlinge. Sind sie einmal angerührt, können sie nicht mehr fliegen und sterben letztendlich. Der Unterschied zwischen Geheimnissen und Lügen ist nur, wenn man sie ausspricht, kann man sie nicht mehr zurücknehmen und sie können anderen sehr schaden. Vor allem, wenn es nicht die eigenen sind. Das wird auch Maila noch lernen müssen.
Hey!👋🏻
Ich hoffe, ihr hattet bis jetzt eine angenehme Woche und könnt euch alle an bester Gesundheit erfreuen!😃
Na, das war wohl etwas zu viel für Ella...😓
Ich möchte euch nicht zu viel verraten, aber sagen wir es mal so, einige Informationen aus diesem Kapitel werden später noch sehr relevant.🙈 Vielleicht hat der ein oder andere schon eine Vermutung?🤨
So..., Mrs. Geens ist und bleibt wohl ein Mysterium. Es ist wirklich Wahnsinn, welche große Rolle sie eingenommen hat, obwohl sie doch eigentlich nur eine Nebenrolle sein sollte... Tja, da sieht man mal wieder, das die Charaktere ein Stück weit mitbestimmen, was in der Geschichte passiert. 😅
Versteht ihr, dass Maila sauer ist? 🤔Also ich kann es auch überhaupt nicht leiden, wenn man mir etwas vorenthält...🙈
Bleibt alle gesund, genießt den Rest der Woche und vielleicht den ein oder anderen letzten warmen Sonnenstrahl. 😉
Liebe Grüße
Eure Weltenwandlerin🌍
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