82) Ellas Sicht:

Henry! Verdammt. Er sucht bestimmt nach Maila. Und leider ist sie gerade bei mir. Wieso habe eigentlich immer so ein Pech? Will mir irgendeiner meiner Ahnen, etwas damit sagen? Nur zu. Immer her damit! Ich bin für alles offen. 

 ,,Maila? Ella? Würde mir jetzt bitte jemand erklären, was hier los ist? Ihr seht beide so aus, als ob ihr den Teufel höchstpersönlich gesehen hättet!?" Wie sollen wir ihm nur weiß machen, dass er damit gar nicht so falsch liegt? Und das ohne ihn möglichst all zu sehr zu erschrecken? 

Aber scheinbar haben sich die beiden wieder zusammengerauft, denn so wie ich das sehe, hat Maila selbst jetzt ein scheues Lächeln auf den Lippen und auch Henry wirkt in seiner Haltung, nicht mehr so verkrampft. Und allein dadurch fällt mir ein riesiger Stein vom Herzen, denn die beiden ergänzen sich wirklich perfekt. 

Doch leider werde ich wie sooft in letzter Zeit mal wieder aus meinen Gedanken gerissen und landeunsanft auf dem wirklich unbequemen Boden, der harten Realität. Ichscheine eine waschechte Bruchpilotin geworden zu sein. 

 ,,Hallo? Gedenkt mir heute nochmal irgendwer zu antworten? Maila? Ich dachte wir hätten vorhin geklärt, dass wir keine Geheimnisse mehr voreinander hätten?" Mailas Blick gleitet hilfesuchend zu mir. Sie möchte meine Erlaubnis haben, zu reden, wofür ich ihr in diesem Falle sehr dankbar bin. 

Denn es ist nicht ihr Geheimnis, sondern meins. Und es ist meine Entscheidung, wie viel und ob ich Henry davonanvertraue. Doch in ihren Augen sehe ich genau, wie schwer es ihr fällt zu schweigen und letztendlich hätten wir Henry sowieso einen Teil beichten müssen, da es ansonsten äußerst kompliziert geworden wäre, den morgigen Tag zu überstehen. 

Also nicke ich ihr leicht zu. Wir werden dieses Gespräch sowieso gemeinsam meistern müssen. ,,Henry, du weißt, dass auch ich eine Syrena bin. Doch ich bin nun ja... sagen wir es mal so... ich bin dennoch etwas anders. In mehreren Hinsichten." ,,Und was soll das bitte heißen? Bist du zufälligerweise auch noch eine Fee?" 

Henry scheint regelrecht zu verzweifeln. Das wäre ich an seiner Stelle aber auch. Er muss völlig überfordert sein, da er von heute auf morgen in eine, für ihn völlig fremde Welt gefallen ist. 

 ,,Das heißt, dass sie auch noch königliches Blut in sich trägt und sie seltsamerweise auch noch eine Gabe besitzt, die bisher nur eine Syrena vor ihr hatte. Und falls du dich jetzt fragst, weshalb ich es dir nicht gesagt habe, es war ihr und nicht mein Geheimnis. Ich bin nur die Bewahrerin davon. Nicht mehr und nicht weniger. Und du wurdest gerade unfreiwillig ebenfalls zu einem." 

Das ist der Moment, wo ihm seine Gesichtszüge entgleiten. Langsam erhebt sich Maila und stellt sich vorsichtig neben ihn, während sie zögernd seine Hand ergreift. Dankbar nimmt er diese und zieht Maila ein wenig näher zu sich, so als ob sie seine Stütze wäre. 

Im selben Moment durchzieht ein leichter, aber kurzer Schmerz mein Herz. Aber darauf darf ich mich jetzt nicht konzentrieren, auch wenn meine Gedanken kurz zu Tom geglitten sind.,, Ich bin mir sicher, dass du noch Fragen hast Henry?" Als ob ich die beiden aufgeschreckt hätte, fokussiert sich Henrys Blick wieder auf mich. 

,,Ja. Ich will unbedingt mehr wissen. Und soll ich dich ab jetzt mit >Eure Hoheit oder Prinzessin< ansprechen?" ,,Zum Himmel, nein! Ella reicht völlig und anders will ich auch gar nicht genannt werden! Erst recht nicht von Freunden." Warm lächle ich ihn an. 

Auch wenn ich fast noch gar nicht kenne, ist er mir sehr sympathisch und die Chemie zwischen uns beiden stimmt einfachperfekt. Natürlich anders als bei Maila und ihm, aber dennoch...Naja, egal. Zurück zum Thema. 

Freundlich lächelt Henry zurück. ,,Wieso bist du hier und nicht bei deiner Familie?" Ich muss kurz tief durchatmen. Meine Familie ist ein heikles Thema, aber ich denke es ist besser, wenn er es jetzt erfährt. 

,,Ich bin von Zuhause weggelaufen. Das hatte viele verschiedene Gründe. Einmal hatte ich zu dieser Zeit viele Minderwertigkeitsgefühle, die ich heute zum Teil immer noch habe, andererseits spürte ich damals eine tiefe Sehnsucht in mir, die mich innerlich schier zerrissen hat. Ich habe mich immer nach meiner Heimat gesehnt, in welcher ich gerade nicht war. 

Dies lag an meiner Kraft, wie wir mittlerweile wissen. Da ich mit niemanden darüber gesprochen habe, wurde der Druck aber auch die Verzweiflung in mir immer größer und als meine Schwester, dann auch noch überraschend eine Flosse bekommen hat und ich mich deswegen mit meinem Vater gestritten habe, hielt ich es zuhause einfach nicht mehr aus. 

Und dann bin ich weggerannt und hier gelandet. Ja und nun lebe ich schon seit über einem Monat hier bei Maila und ihrer Oma, die nebenbei bemerkt übrigens meine Mentorin ist." 

Fragend zieht Henry die Stirn kraus. ,,Erst mal es tut mir leid, dass es so kommen musste, aber wofür ist sie deine Mentorin? Wenn ich das fragen darf..." ,,Klar. Das schmerzhafte Thema haben wir schon durchschippert", entschuldigend schaut mich er mich an, doch ich winke nur ab. 

Ich will nicht darüber reden und weiter in Wunden Salzstreuen, die sowieso schon genug wehtun. ,, Also von daher... Henry, dass alles mag für dich jetzt sehr verwirrend klingen, aber ich bin die zweite Trägerin der Gabe des Schutzschildes. Deinem Gesicht sehe ich die tausend Fragezeichen an und glaub mir ich habe selbst noch genug davon. 

Deswegen werde ich dir diesbezüglich auch nicht mehrsagen, denn ich denke das reicht erst mal. Und wundere dich morgenbitte nicht, wenn ich mich nun ja... etwas verkleide. Da ich als>verschollen< gelte und ich momentan auch noch nicht gefunden werden will, denn du kannst dir ja denken, dass ich gesucht werde, muss ich mich äußerlich etwas verändern. 

Eigentlich habe ich wie Maila auch violette Augen, da ich aber Kontaktlinsen trage, damit ich unauffälliger bin, sind sie im Moment eben blau. Der Grund weshalb ich diese Wandlung an mir vornehme , ist der, dass wir zu einem Ort gehen werden, wo ein enger Freund meines Vaters arbeitet und er würde mich definitiv wiedererkennen. 

Bitte frag mich jetzt nicht, warum ich unbedingt dahin will, denn es ist wirklich nur ein Gefühl, was mich dahin zieht und ein weiterer wäre, dass dort die Grundsteinlegung der Beziehung meiner Eltern war. Ich bitte dich hier und jetzt und ich weiß, dass es viel verlangt ist, niemanden etwas zu verraten. Ich glaube nicht, dass du es tun würdest, aber es ist sehr wichtig, dass du Stillschweigen bewahrst. Für uns alle." 

Ein paar Sekundenschaut Henry, Maila und mich an. Dann atmet er tief durch. ,,Ichverspreche, dass ich nichts sagen werde. Aber ich muss darüber jetzt erst mal eine Weile nachdenken. Vorerst sollten wir aber etwas essen gehen. Ich bin wahrlich am Verhungern."

Und da ist wieder der lustige Henry, der mir viel lieber ist, als der Nachdenkliche. Vielleicht weil er mich so auch ein bisschen an Tom erinnert. Ach, mein Tom... Ich vermisse ihn und meine Familie wirklich sehr.... 

Gemeinsam machen wir uns auf zum Speisesaal der Jugendherberge, jeder in seinen eigene Gedankenwelt vertieft. Hätte ich doch nur gewusst, was mir die nächsten Tage bringen würden, dann wäre ich in diesem Moment definitiv beunruhigter gewesen und ich hätte einiges anders  gemacht.



Während wir auf dem Weg zu Cafeteria sind, fällt Henry noch eine weitere Frage ein, wo ich gehofft hatte, dass er genau diese nicht stellen würde. ,,Jetzt weiß ich zwar mehr über das Alles, aber warum ihr eben so verschreckt wart, dass habt ihr mir immer noch nicht erklärt. Also?" 

Fragend zieht er eine Augenbraue hoch. ,,Also Henry, dass ist jetzt etwas komplizierter. Ich werde zufällig auch noch von einem Psychopathen gejagt, der mich aus irgendeinem Grund verfolgt. Ich weiß nicht, was er von mir will, aber er hat mich schon ein paar Mal körperlich angegriffen und bis morgen soll ich zu ihm kommen, da er mir sonst das nimmt, womit ich am Wenigsten rechnen würde." 

,,Wie bitte, was?! Ihr müsst zur Polizei!!!" ,,Und mich selbst verraten? Außerdem was bringt das ? Wir wissen ja noch nicht mal, ober hier überhaupt gemeldet ist. Nein! Meine Liebsten sind in Sicherheit. Und nun kommt. Wir hatten alle Hunger. Oder bin ich die Einzige, die das Gefühl hat, dass sie einen ganzen Wald verschlucken könnte? Ich bin am Verhungern und ich habe gehört, es soll heute überbackenes Gemüse geben. Das dürfen wir uns nicht entgehen lassen. " 

Mit diesen Worten lassen wir den Tag ausklingen, auch wenn Henry die ganze Zeit sehr besorgt scheint und mich immer wieder kritisch mustert.

Hey!👋🏻

Na, wie geht es euch? Ich hoffe, dass ihr euch alle an bester Gesundheit erfreut!😁

Wie fandet ihr das Gespräch?🤨

Wie findet ihr die Stimmung, die zwischen den dreien herrscht?🤔

Lasst mir eure Meinungen da!😃

Bleibt alle gesund und genießt das Wochenende! Und ich wünsche euch allen für morgen einen schönen Feiertag!😄


Liebe Grüße

Eure Weltenwandlerin🌎

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