60)Ellas Sicht:
Ich habe mich nach dieser Aktion erst mal übergeben müssen. Dieser Typ ist einfach nur widerlich. Was soll ich denn jetzt nur machen? Ich kann nicht riskieren, andere zu gefährden, was ich aber wohl oder übel tun muss, wenn ich weiter bei Maila bleibe. Und was ist, wenn ich einfach gehe?
Wenn ich mir eine neue Unterkunft suche? Odereinfach weiterziehe? Dann wären die, die ich liebe, außer Gefahr. An meine Familie kommt dieser Psycho nicht heran. Denn sie werden gutbewacht. Genauso, wie Tom und seine Familie, denn sein Vater ist ja der Hauptmann der Garde.
Also wäre das vermutlich der sicherste Weg. Doch es gibt da ein klitzekleines Problem. Ich befürchte stark, dass weder Maila noch ihre Oma, mich einfach ziehen lassenwerden. Vor allem, weil ich mitten in meiner Ausbildung stecke. Nein, die beiden werden mich nicht gehen lassen. Und ich will auch gar nicht weg. Denn ich fühle mich hier wohl...
Doch kann ich so egoistisch sein und andere für mich in Gefahr bringen, nur weil ich nicht wieder alleine sein will? Nein! Das wäre wahrlich unfair von mir. Andererseits was ist, wenn er genau das will? Wenn er will, dass ich alleine bin, nur damit keiner merkt, dass ich verschwunden bin.
Also mehr, als sowieso schon. Würde ich momentan auf einmal nicht mehr zurück zur Pension kommen, würde man mich unweigerlich suchen. Ach, verdammt was mache ich nur? Unruhig knabbere ich auf meiner Lippe herum. Eine Eigenschaft, welche ich von meiner Mutter geerbt habe.
Leider hat mir genau diese auch schon mal die ein oder andere blutige Lippe eingebracht. Mein Gehirn arbeitet auf Hochtouren. Unruhig laufe ich hin und her. Was mache ich nur? Ich beschließe, dass ich mich langsam auf den Rückweg machen sollte. Denn egal für was ich mich entscheiden sollte, vorerst muss ich sowieso noch einmal zurück zur Pension.
Der Rückweg erscheint mir, viel länger, als der Hinweg, was aber auch einfach daran liegen könnte, dass ich mich alle fünf Minuten umschaue und meine Umgebung abscanne. Die Sonne zieht langsam ihre letzten Bahnen und taucht die Welt in ein sanftes, rot schimmerndes Licht, welches anmutig durch die Bäume strahlt.
Die Luft ist meiner Meinung nach etwas zu schwül und auch die leichte Brise, welche vom Meer herüber geweht kommt, erschafft mir keine große Erleichterung. Nach gefühlten Ewigkeiten erreiche ich endlich mein momentaniges Zuhause. Mittlerweile herrschen die Sterne über die Welt und erhellen mit ihrem strahlend reinen, Hoffnung spendenden Licht die Welt.
Ich liebe die Nacht. Sie ist die Zeit der Ruhe und des Friedens. Aber vor allem die der Träume. Es ist die Zeit, wo man einfach seinen Problemen entfliehen kann und von einer besseren Welt träumen kann.
Als ich nur wenig später in mein Zimmer treten will, stürmt mir ein wütender Tornado entgegen. ,,Sag mal kannst du mir bitteschön erklären, wo du solange gewesen bist?! Ich dachte dir wäre sonst etwas passiert! Hättest du dich nicht malmelden können?!" Unruhig schaue ich mich um.
,,Könntest du dich bitte beruhigen, Maila?" ,,Pah. Ich denke nicht mal dran!" ,,Wie hätte ich mich denn bitteschön melden sollen?!" Herausfordernd stemme ich die Hände in die Hüften. ,, Na, mit einem Handy?" ,,Du weißt doch das ich kein Handy mehr habe!" ,,Aber-" Fragendziehe ich die Augenbraue hoch.
,,Okay. Stimmt. Entschuldige. Ich habe über reagiert. Sorry, aber ich habe mir einfach nur Sorgen um dich gemacht." ,,Ist schon okay. Willst du noch mit hereinkommen?" Innerlich verdrehe ich die Augen. Es ist typisch, dass Maila so etwas vergisst, doch es macht sie auf eine bestimmte Art und Weiseliebenswert.
,,Gern. Ich habe dir übrigens etwas vom Abendbrot mitgebracht. Warte ich gehe es dir schnell holen." In der Zeit, wo sie schnell in ihr Zimmer verschwindet, ziehe ich mich rasch um. Mein Outfit für die Nacht ist lustig zusammen gewürfelt. Eigentlich ist es mir wirklich egal, wie ich nachts aussehe, hauptsache es ist bequem.
Ich lasse mich rücklings auf mein Bett fallen und atme tief ein. Noch immer frage ich mich, was ich jetzt tun soll. Ich kann nicht einfach verschwinden. Das versteht sich von selbst. Doch einfach hier bleiben und so tun, als ob nichts geschehen wäre, kann ich auch nicht. Aber noch viel wichtiger: Wie soll ich Maila die ganze Aktion von vorhin erklären?
Sie wird mich eigenhändig erdolchen! Ich sollte mir vermutlich schon mal Blumen für mein Grabaussuchen. Wären Rosen schön? Oder doch lieber Nachtkerzen? Ne, die sehen zu sehr nach Unkraut aus. Meiner Meinung nach zumindest.
,,Hey, ich bin da. Zur Auswahl hast du eine Kürbissuppe, die leider schon ausgekühlt ist oder ein Käsebrot mit Gurken. Ach, und einen kalten Tee kann ich dir auch noch anbieten. Also was willst du?" Hm, das hört sich ja alles verlockend an. ,,Hast du vielleicht auch einen O-Saft?"
,,Nein, leider nicht. Der war aus. Das kommt davon, wenn man so spät nach Hause kommt, junge Dame." Sie schmunzelt leicht. ,,Ja, ja. Mach dich nur über mich lustig. Dann gib mir bitte das Käsebrot mit Gurken." Maila setzt sich zu mir aufs Bett. Als ich einen Blick auf die Uhr werfe, verstehe ich, weshalb Maila so mit mir gemotzt hat.
Wir haben schon neun Uhr und ich bin seit mindestens vier Uhr weg. Kein Wunder, dass sie sich Sorgen gemacht hat. Die hätte ich mir auch gemacht. ,,Du Maila...?" ,,Ja?" ,,Ich muss mit dir reden." Ich kann es ihr einfach nicht verschweigen. Letztendlich würde das nur wieder zu einem Streit führen, denn ich momentan nun wirklich nicht gebrauchen kann.
Außerdem weiß ich, dass ich ihr vertrauen kann. ,,Ich habe ihn wieder gesehen." ,,Wen?" Muss ich es wirklich aussprechen? Maila blickt mich an, als würde sie nur Bahnhof verstehen und ich will gerade zu einer Erklärung ansetzen, als sie leichenblass hervorstößt: ,,Nein! Das ist nicht dein Ernst. Oder? Nicht er!"
Am liebsten würde ich meinen Kopf kräftig schütteln, doch ich nicke nur bestätigend. ,,Nein! Nein, Ella! Das kann nicht sein. Wie, wo, wann?" ,,Heute. Auf der Lichtung. Deswegen bin ich so lange weg gewesen. Er-" Doch weiter komme ich gar nicht, denn Maila fängt an hysterisch loszuschreien.
,,Könntest du bitte etwas leiser sein? Beruhige dich doch!" ,,Ich soll mich beruhigen?! Ich soll mich beruhigen?! Das letzte Mal als du ihn getroffen hast, lagst du nur wenige Zeitspäter, bewusstlos vor meiner Tür! Und dann... Oh Gott! Was hätte ich nur getan-" Sie scheint nicht weitersprechen zu können.
,,Mir ist doch nichts passiert!" ,,Das wäre ja noch schöner! Bist du diesem Mistkerl begegnet?" ,,Indirekt ja." ,,Wie meinst du das?" ,,Er hat mir eine deutliche Botschaft hinterlassen." Verständnislosschaut sie mich an. Und dann erzähle ich ihr alles. Vom Anfang bis zum Ende, dieser Angst einjagenden, Situation.
Als ich meinen Vortragbeende, ist mein Käsebrot weg und auch der Tee befindet sich auf dem schnellsten Weg in meinem Magen. Maila scheint sprachlos. Es ist wirklich ein Wunder, aber im Moment sind auch meine Lippen wie zugeschnürt. Dann jedoch fängt sie an, sich zu räuspern.
,,Dieser Kerl ist einfach nur widerlich. Man müsste ihn anzeigen. Genau, zur Polizei müssten wir gehen. Aber vermutlich würde das überhaupt nichts bringen, denn sehr wahrscheinlich ist er gar nicht gemeldet. Und wir hätten ja so auch keine Beweise, denn das Tablett hast du ja nicht mit genommen, was auch sehr sinnvoll gewesen ist, wenn man bedenkt, dass dort vielleicht eine Ortungsapp drauf gewesen ist.
Oh, wenn ich nur an diesen Typen denke, könnte ich kotzen! Eines steht aber fest: Du wirst auf keinen Fall gehen! Du bleibst hier. Sonst läufst du ihm genau in die Arme. Denn das ist bestimmt genau das, was er will. Wehe, du denkst auch nur ab zu hauen! Wag es dich ja nicht!
Sonst komme ich mit dir! Außerdem ist dein Training noch gar nicht beendet, was im Umkehrschluss heißt, dass du ihn noch immer nicht richtig steuern kannst. Zumindest nicht willkürlich. Also bleibt dir gar keine andere Wahl, als hier zu bleiben und dir von mir und Oma helfen zu lassen. Sie hilft uns bestimmt!"
,,Keine Sorge Maila. Ich werde nirgendwo hingehen. Mit dem Gedanken habe ich gespielt, letztendlich habe ich ihn dann aufgrund deiner sehr überzeugenden Argumentation wieder verworfen. Trotz dessen odervielleicht gerade deswegen, kann ich nicht untätig bleiben. Irgendetwas hat er vor. Und er wird einen Weg finden, mir in irgendeiner Weise zu schaden. Aber ich will deine Oma nicht mit reinziehen."
,,Ach Ella, wir brauchen eine Erwachsene, die uns hilft. Außerdem, weißt du das sie einiges auf dem Kasten hat!" ,,Nein! Ich mag sie immer noch nicht wirklich!" ,,Ach, Ella! Sei doch vernünftig!" Sie schnaubt frustriert auf und verschränkt trotzig ihre Arme.
Damit symbolisiert sie mir deutlich, dass sie sich nicht von ihrer Meinung abbringen lassen wird. Aber ich bin genauso entschlossen, meinen Standpunkt zu vertreten, wie sie. Das kann ja lustig werden, denn eigentlich haben wir echt andere Probleme!
Hey!🖐🏻
Und damit wären wir beim vorletzten Teil unserer Lesenacht!😕😅
Was glaubt ihr werden Maila und Ella jetzt machen?🤔
Werden sie Mailas Oma einweihen?🧐
Wird der Psychopath Ella finden?😬😱
Lasst einfach eure Meinungen da!😊
Und ich kann euch versprechen, dass da nächste Kapitel noch einmal in eine andere Richtung gehen wird. Naja.. Zumindest das Ende.😉
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