40)Ellas Sicht:
Ich lasse mich gegen die Tür sinken und atme tief durch. Nachdem Maila wieder gegangen ist, konnte ich meine Fassade nicht mehr aufrechterhalten. Nicht, dass sie nicht gesehen hätte, wie scheiße es mir geht, doch nun lasse ich alles endgültig raus. Meine Wut, meine Verwirrung, meine Angst, meine Verzweiflung, meine Traurigkeit, meine Sehnsucht und auch meine Freude und Hoffnung. Es mag vielleicht verrückt klingen, doch ich bin irgendwo auch froh, doch eine Kraft zu haben.
Während meine Gedanken immer schneller durch meinen Kopf rasen, lasse ich mich auf mein Bett fallen und meinen Haupt in die wunderbar weichen Kissen sinken. Im Moment ist mir einfach alles viel zu viel. Ich will nicht mehr. Auch, wenn ich erst gestern im Wasser war, ich brauche das Meer jetzt! Denn es war nur Quellwasser, verdammt nochmal! Ich brauche meine Familie, Tom, meine Welt! Doch habe ich sie? Nein! Natürlich nicht! Und daran bin alleine ich Schuld, wie auch an dieser ganzen bescheuerten Situation. Sicher, dass ich die Kraft des Schutzschildes habe und nicht die des Unglückes?
Vermutlich überdramatisiere ich das Ganze ein wenig, aber momentan kann ich einfach nicht anders. Das Gespräch mit Mrs.Geen habe ich nur all zu gut vor Augen. Sie hat mich mit so vielen Fragen zurückgelassen. Ich bin verwirrter als jemals zuvor. Und immer noch frage ich mich, wieso ausgerechnet ich das Erbe meiner Uroma abbekommen habe oder ob mir meine Kräfte gefährlich werden könnten. Was ist, wenn sie schadend sind? Können sie anderen wehtun? Und wenn ja, wie lerne ich sie zu kontrollieren, damit ich niemanden damit verletze? Denn damit käme ich nun einmal nicht klar.
Eine weitere Frage, die mich ebenfalls in den Wahnsinn treibt, ist, was es für mich bedeutet bzw. ändert. Werde ich mich verändern? Was kann dieses doofe Ding überhaupt? Und wie will mich Mailas Oma trainieren? Sie hat diese Gabe doch gar nicht! Obwohl kann ich Gabe sagen? Halleluja, lasst mich doch einfach alle in Ruhe!
Ich werde von heftigen Weinkrämpfen geschüttelt. Ich bin einfach nur durcheinander. Irgendwie muss ich meinen Kopf doch frei bekommen. Vielleicht hätte ich doch etwas Essen sollen? Nein, nein, dass wäre nur wieder oben herausgekommen und den Anblick konnte ich mir und Maila wirklich ersparen.
Nachdem ich mich äußerlich halbwegs beruhigt habe, stehe ich wieder auf und begebe mich auf meinen Balkon. Die Sonne scheint angenehm auf mich herunter und scheint meine so blasse Haut zu liebkosen. Den Kopf zu ihr haltend, schließe ich die Augen. So werden meine letzten Tränen sanft getrocknet und ich stoße einen tiefen Seufzer aus. Eine angenehme Brise streicht über meinen gesamten Körper und kündigt mir an, dass es heute noch regnen wird. Langsam öffne ich meine Augen und wie sooft in letzter Zeit fällt mein Blick aufs Meer.
Meine Heimat, meine Welt, meine Verpflichtung. Und doch fühle ich mich im Moment so sehr von ihr getrennt. Am liebsten würde ich mich über den Balkon schwingen und einfach nur noch ins Meer rennen. Vermutlich würde ich mir davor jedoch alle Knochen brechen und darauf kann ich dann doch verzichten. Ich bin schließlich nicht scharf darauf im Krankenhaus zu landen. Denn aus diesem Stockwerk würde sich selbst eine Syrena ein paar Knochen brechen, die man in seinem Leben sicherlich noch gut gebrauchen könnte. Aber es ist so verlockend. Ich vermisse wirklich die kühle, harte und doch so warme und weiche Umarmung des Meeres. Es würde einfach alle meine Sorgen mit sich nehmen und sie in seinen Weiten begraben. Doch da ich weiß, dass es im Moment leider einfach nicht geht, begnüge ich mich gezwungenermaßen damit, die salzige Brise zu inhalieren und dessen Anblick zu genießen.
Irgendwann setze ich mich auf eine der Sonnenliegen und versuche meinen Kopf etwas durch Lesen zu klären. Normalerweise hilft es mir immer. Beim Lesen kann ich einfach abschalten und meine eigenen Probleme und Sorgen vergessen. Deswegen war es auch schon immer ein wichtiger Teil von mir. Jedoch will es mir nicht wie sonst gelingen. Es kann aber auch einfach sein, dass es an der Stelle liegt, an welcher ich gerade dran bin.
Denn mal ehrlich ich sitze hier erneut heulend, weil gerade Sirius Black umgekommen ist. Wie konnte J. K. Rowling ihn nur umbringen?! Er war einer meiner Lieblingcharaktere. Ich habe mir schon ausgemalt, wie Harry zu Sirius zieht und sie dann eine glückliche Familie werden.
Doch nein, meine Träume mussten zerstört werden. Wütend werfe ich das Buch gegen die Wand. Zumindest sollte da eine sein. Wieso ist da keine? In diesem Moment habe nicht bedacht, dass ich auf einem Balkon sitze und so fliegt es ungehindert über die Brüstung. Von unten höre ich eine Stimme: ,,Welcher verdammte Idiot, wirft Bücher durch die Luft? Wenn ich denjenigen in die Finger bekomme, wird er eine saftige Klage am Hals haben." Ups, dass war dann wohl ich. Das arme Buch.
Natürlich tut mir die Person mehr leid, aber hey ein Buch ist immer noch ein Buch. Ich beschließe lieber nichts zu sagen und reinzugehen. Nachher erkundige ich mich einfach an der Rezeption nach ihm.
Hinter mir schließe ich leise die Tür. Ich hoffe, dass ich die Person nicht zu sehr verletzt habe, aber wenn man noch so fluchen kann, dann ist die Wahrscheinlichkeit doch eher gering. Wo ich nun wieder alleine bin, drohen mich meine besorgten Gedankengänge wieder zu übermannen. Aber darauf habe ich jetzt wirklich keine Lust.
Also lege ich mich müde in mein Bett. Es scheint, als ob das Gespräch mir alle meine Kraft geraubt hätte. Wir haben zwar erst irgendetwas um die Mittagszeit, doch ich denke, dass Schlaf jetzt einfach die beste Option ist, um vor meinen Gefühlen zu flüchten...
Irgendwann werde ich mich ihnen stellen müssen, doch momentan bin ich dazu noch nicht bereit. Nach kurzer Zeit verfalle ich in einen unruhigen Schlaf, indem ich von seltsamen Träumen geplagt werde, meine Hand klammert sich dabei fest, um mein Medaillon.
Hey!👋🏻
Ouhh... Ella muss jetzt ziemlich viel verarbeiten.😓
Was sie wohl sonst noch so tun wird? 😅
Und wie geht es mit ihr und ihrer neuen Gabe weiter?🤔
Habt ihr irgendwelche Ideen oder Vorschläge?🧐
Ach und zu der Szene mit dem fliegenden Buch hat mich eine Freundin inspiriert. Danke, dafür!❤😇 Die, die mich kennen, wissen wen ich meine.😂
Konstruktive Kritik ist wie immer erwünscht!😉
Habt einen schönen Nachmittag und bleibt gesund!😊
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