4)Ellas Sicht:
Wo steckt er nur? Tom ist ja wie vom Erdboden verschluckt. Nach einer Stunde des Suchens gebe ich auf. Hmmh was könnte ich denn jetzt machen? Vielleicht sollte ich mich in mein Zimmer begeben und eins meiner Bücher lesen?
Zum Glück haben wir eine Unterwasserhöhle, die teils mit Luft gefüllt ist und teils mit Wasser. Dadurch, dass hier unten fluoreszierende Algen wachsen, ist hier auch immer genug Luft, um nicht zu ersticken. Was andernfalls wirklich unpraktisch wäre. Dadurch, dass sie kein Licht brauchen, ist es nochmals effektiver.
Nur so können meine Mutter, ich und meine kleine Schwester hier unten leben. Das ermöglicht es mir aber auch so etwas wie Bücher hier unten zu lagern.
Oder sollte ich mich vielleicht auf den Ball heute Abend vorbereiten? Doch ich entscheide mich dagegen. Irgendwie habe ich richtige Lust zu singen. Da ich dies allein tun will, mache ich mich auf den Weg an die Wasseroberfläche.
Oben angelangt ziehe ich mich in eine kleine Bucht zurück, die nur ich und Tom kennen. Zudem ist sie nur vom Meer aus erreichbar. Also bin ich hier ungestört.
Dort setzte ich mich auf eine Felsformation, die aussieht wie ein Killerwal. Dann stimme ich mein erstes Lied ,,Wait for you"an. Danach mache ich weiter mit ,, Fireflies".
Auch hier spüre ich wie meine Sehnsucht befriedigt wird. Und es ist ein herrliches Gefühl. Zugleich spüre ich aber auch wieder diese seltsame Kraft in mir.
Ich weiß, dass sie da ist, doch ich bekomme sie nie ganz zu fassen. Immer kurz bevor ich realisieren kann, was es ist, entgleitet sie mir wieder. Ich schreie frustriert auf.
Auf einmal taucht ein Kopf neben dem Felsen, auf dem ich mich niedergelassen habe, auf. Es ist Tom. Na, endlich! Es wurde aber auch Zeit.
Sein rotbrauner Lockenkopf steht im Kontrast zu der langsam untergehenden Sonne. ,,Wieso hast du aufgehört zu singen?"
,,Auch erst mal Hallo. Hast du etwa gelauscht, Tom?" Ich schaue ihn strafend an. Er legt den Kopf schief und lächelt.
,,Ein bisschen. Du weißt, ich nutze jede Chance, die ich kriegen kann, um deine Stimme zu hören. Du lässt sie ja so selten erklingen. Darf ich?"
Meine Wut verfliegt so schnell wie sie gekommen ist. Er kennt mich einfach zu gut, als das ich ihm lange böse sein könnte. Ich nicke und er setzt sich neben mich auf den Stein. Das ist einer der Sachen, die ich so an Tom mag und warum er mein bester Freund ist. Er würde niemals Dinge tun, die mir nicht gefallen und fragt mich um Erlaubnis.
Andererseits hat er auch keine Probleme sich mit mir zu raufen. Im Gegensatz zu manch anderen Jungen oder gewissen Personen, ist es ihm egal, dass ich eine Prinzessin bin.
Er weiß einfach immer, wie er sich mir gegen über verhalten soll. Zum Beispiel weiß er auch, was er zu tun hat, wenn mich mein Temperament mal wieder übermannt. Und genau, dass liebe ich so an ihm.
Ich bin froh, ihn wieder an meiner Seite zu wissen, denn mit ihm kann ich über alles reden. Naja, außer über diese eine Sache.
Doch gerade in solchen Momenten, wie diesem gerate ich stark in Versuchung ihm einfach alles zu erzählen. Aber bisher hat mich irgendetwas in mir davon abgehalten.
,,Wo warst du?"
,,Ich war nach Muscheln tauchen. Aber als ich gehört habe, dass du wieder da bist, habe ich mich sofort auf die Suche nach dir gemacht. Allerdings bist du ja mal wieder wirklich schwer zu finden. Wenn du nicht hier gewesen wärest, dann hätte ich aufgehört dich zu suchen. Denn mir wären wirklich die Ideen ausgegangen."
Ich lache heftig. ,,Ich...", gluckse ich vor mich hin und schnappe pustend vor Lachen nach Luft. ,, Ich und schwer zu finden. Das hat mir aber auch noch keiner gesagt!" Mir schossen Tränen in die Augen vor Lachen.
,, Mädchen." Tom winkt ab und versucht krampfhaft nicht mit zu lachen. Doch letztendlich misslingt es ihm und er tut es doch.
Nach einer Weile regen wir uns beide wieder ab. ,,Weißt du eigentlich, dass du ein wunderschönes Lachen hast, Ella?" Ich streiche mir verlegen eine meiner hellblonden Strähnen hinters Ohr.
,,Kann schon sein. Bist du heute eigentlich auch auf dem Ball?" ,, Nee, hatte ich nicht geplant. Eigentlich habe ich schon etwas anderes vor." Ich stupse ihn ins Wasser.
Er taucht wieder auf und fragt: ,, Willst du mich etwa fragen, ob ich heute Abend deine Begleitung auf dem Ball sein soll?"
,, Ich? Nein. Aber ansonsten muss ich wieder mit irgendeinem der Jungs tanzen, die mich immer so komisch anstarren."
,,Hmmh, jetzt muss ich aber nachdenken, ob ich dieses Opfer bringen soll."
,,Welches Opfer ?" Ich schaue dumm aus der Wäsche. Tom entfährt ein Lachen.
,,Na, welches Opfer wohl? Ich, der gar nicht tanzen kann, soll mit dir den Ball vor den Augen des ganzen Königreiches eröffnen? Das hat seinen Preis."
,, Alles, was du willst. Nur lass mich heute Abend nicht im Stich!"
,,Hmmh, da muss ich überlegen. Das Wort einer Prinzessin bekommt man nicht oft. Du musst irgendetwas und mir ist egal was, singen."
Ich habe mit Schlimmeren gerechnet. Zu dem mit allem, nur nicht damit. Aber gut diesen Gefallen kann ich ihm tun. ,,Okay, was möchtest du hören?"
,,Echt, so leicht lässt du dich überzeugen?" Er schaut mich zweifelnd an.
,,Ich meinte meine Bitte ernst. Allein möchte ich da nicht aufkreuzen. Also?" ,,Also was?"
,,Sag mal Tom, hat dir eine Möwe in dein Gehirn geschissen oder warum bist du so schwer von Begriff?" Langsam wird es mir echt zu bunt. Wenn er dieses Spielchen unbedingt treiben will, dann bitte, aber nicht mit mir. Und vor allem soll er sagen, wenn er mich nicht mit zum Ball begleiten will.
,,Sing, das erste Lied, was dir einfällt oder das von deiner Playlist." ,,Na endlich. Okay, dann lass es uns hinter uns bringen."
Ich überlege ob ich ihm das Lied vorsingen soll, was meine Sehnsüchte beschreibt. Doch dann würde ich mich sehr öffnen. Aber ich beschließe es zu tun.
,,Wow, dass war einfach nur wundervoll, Ella. Aber ist mit dir alles okay?"
,, Ja, klar! Was soll denn sein? Es ist doch nur ein Lied."
,, Okay, wenn du meinst. Aber wenn-" ,,Nein, es ist nichts." Ups, die Antwort kam vielleicht etwas zu schnell.
Er starrt mich an. Ich weiß, dass ihm klar ist, dass ich ihn anlüge. Aber ich bin noch nicht bereit ihm die Wahrheit zu sagen. Vielleicht werde ich das auch nie können.
Nach unserem Gespräch verabschieden wir uns voneinander und schwimmen beide nach Hause, um uns fertigzumachen.
Ich glaube, ich werde nie diesen Ausdruck vergessen, den er im Gesicht hatte, als er erkannte, dass ich ihn angelogen habe.
Als ich zu Hause ankomme, werfe ich mich auf meine Matratze und starre meine Decke nachdenklich an, die mit lauter Bildern vom Sonnensystem bemalt ist.
Verdammt, wieso muss ich auch eine Syrena sein? Wenn nicht, könnte ich sein enttäuschtes Gesicht einfach vergessen. Doch nein, ich bin ja zur Hälfte eine Syrena!
Andererseits würde ich meine Fischseite auch niemals hergeben. Sie ist genauso ein Teil von mir, der untrennbar mit mir verbunden ist, wie meine menschliche Seite.
Ach, wenn ich nur wüsste, was mit mir los ist... Ich beschließe noch eine halbe Stunde zu schlafen. Einerseits um meine Gedanken zu ordnen, anderseits um fit für den Ball zu sein.
Was haltet ihr von Tom?🤔
Was haltet ihr von Ellas und Toms Verhalten zueinander?🤨
Liebe Grüße
Eure Weltenwandlerin🌍🌏🌎
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