124)Mailas Sicht:

Ich hoffe, ich versüße einigen von euch damit den Tag.😉

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Der aromatische Geruch des Kaffees breitet sich in meiner Nase aus und erfüllt den ganzen Raum, wodurch man fast das Gefühl hat, dass man in einem kleinen, vom Wärme und Licht durchflutenden Café sitzt, welches nur so pure Entspannung und Glückseligkeit ausstrahlt... 

Yummi! Ich glaube, ich habe meinen persönlichen Himmel gefunden. Diese Atmosphäre hier ist einfach nur herrlich und ich genieße die klare Brise, die immer wieder durch das offene Bogenfenster vom Meer auf hineingeweht wird und somit die ruhige Stimmung des Morgens unterstreicht und mir außerdem von Zeit zu Zeit leicht das Gesicht abkühlt, was zusammen mit dem heißen Getränk in meiner Hand wirklich eine interessante Kombi ist, die ich einfach nur herrlich finde und definitiv wiederholen werde! 

Ich freue mich schon wahnsinnig auf meinen morgendlichen Wachmacher und leider muss ich mir eingestehen, dass mir der Gedanke immer weniger gefällt, bald für zwei Jahre zurück ins Meer zu gehen. 

Woher soll ich denn dann meinen leckeren Kaffee bekommen?! Ich kann schlecht jeden Tag hierher zurück schwimmen, nur um eine Tasse der göttlichen Flüssigkeit trinken zu können. Ganz davon abgesehen, dass meine Eltern sicherlich auch nicht begeistert wären, wenn ich dies täte. Und leider gibt es bei uns Syrena keine Unterwassercafés... 

Naja, sei's drum. Mich und meinen Kaffee trennt keiner! Wobei das nicht der einzige Grund ist, warum sich mein Inneres aufbäumt und windet... Einer dieser Argumente sitzt neben mir und beschmiert sich sein Brötchen mit Marmelade, bevor er glücklich hinein beißt. 

Als er mein Starren bemerkt, wirft er mir einen fragenden Blick zu, doch ich schenke ihm nur ein beruhigendes Lächeln und widme mich wieder meinem Kaffee und meinem heißgeliebten Lachs, der heute aber irgendwie zunehmend nach Asche zu schmecken scheint... 

Tief inhaliere ich den Geruch meines Getränkes und starre gedankenverloren in dieses. Oma, Henry und ich sitzen am großen, eckigen Eichentisch, welcher uns schon seit ich denken kann als Frühstückstisch dient, falls ich mal nicht unten in der Jugendherberge esse. 

Genüsslich beißt sie ihn ihr Croissant, doch im Gegensatz zu mir, stöhnt sie dabei nicht halb auf, sondern genießt es einfach, was ich an dem Funkeln in ihren Augen erkenne. Ja..., sie war schon immer ein Mensch, der stillschweigend alles genossen und nicht wirklich durchblicken lassen hat, ob sie nun etwas gut fand oder nicht. Wobei man bei Letzterem anmerken sollte, dass sie dies meist unmissverständlich durch deutliche Gesten klarmacht und man sich dann am liebsten unter ihrem stechenden Blick wegducken möchte. 

Bei ihr würde wohl der Spruch passen : Reden ist Silber und Schweigen ist Gold. Ja... Und falls man meine Oma jemals verärgern sollte, so ist es besser, wenn man direkt die Flucht ergreift, denn andernfalls kann es einem auf dem ein oder anderen Weg schaden... 

Die Sonne scheint durch das riesige Bogenfenster und lässt den ganzen Raum in einem warmen und einladenden, fast schon magisch wirkendem Licht erstrahlen. Vielleicht liegt es aber auch an den blassgelben Wänden, die die Szenerie unterstützen. 

Ich weiß selbst nicht ganz warum, aber wo Oma sonst ein wirklich durchgehend organisierter und vor allem strukturiert ist, scheint sie hier in der Pension eine andere Seite von sich selbst ausgelebt zu haben, denn keine Etage ist wie die andere.. 

Während eine sehr dem Inneren des Meeres durch seine verschiedensten Blautöne ähnelt, so hat man in einer anderen das Gefühl, man stände aufgrund der verschiedenen Orange- und Gelbabstufungen auf der Sonne selbst.... Aber ich drifte wie sooft, zu sehr ab... 

Da das Bogenfenster geöffnet ist, hört man das ferne Gekreische der Möwen, die sich vermutlich mal wieder um ein paar Brotkrumen, Pommesreste oder auch einen toten Fisch zanken. Uahh...! Ich mag diese Viecher nicht.... Sie sind so gierig und kennen nicht den Unterschied zwischen mein und dein! 

Manchmal ist das echt nervig, vor allem wenn man gerade auf einer Sanddüne versucht sein Frühstück zu sich zu nehmen und diese kleinen Diebe dir deinen Fisch stehlen möchten, sodass man am Ende total zerhackt flüchten muss, wenn man um sein Essen kämpft und ich war noch nie jemand, der in solchen Momenten aufgegeben hat. Soweit kommt es noch! Mein Frühstück und auch alle anderen Mahlzeiten gehören mir! 

Die Folgen davon waren meistens, dass ich mehrere Schrammen am Arm und manchmal auch den ein oder anderen Kratzer im Gesicht hatte. Aber sie haben auch einiges eingesteckt, denn diese Biester haben im Gegenzug mehrere ihrer Federn verloren. Schließlich muss so ein Kampf doch ausgeglichen sein.... 

Ich weiß wirklich nicht, warum Seevögel und ich scheinbar einen Krieg führen..., aber wenn es um mein Essen geht, kenne ich kein Pardon. Sollen sie sich ihre Nahrung doch selbst zusammensuchen! Schließlich sind sie dazu durchaus in der Lage! Was zur Hölle?! Wohin driften meine Gedanken heute eigentlich ab?!

Mühsam dränge ich diese in das Hier und Jetzt zurück. Zusammen mit ihr und Henry habe ich beschlossen, dass wir heute hier oben frühstücken werden, da wir alle keine Lust darauf hatten, runter in den Speisesaal der Pension zu gehen, da dieser meistens nicht die Ruhe bietet, die meine Oma am Morgen einfordert. 

Letzterer ist übrigens nur noch wenige Tage hier, da seine Eltern ihn langsam doch gerne wieder zuhause hätten, auch weil seine kleinen Schwestern ihren großen Bruder vermissen. Er hatte ihnen wohl versprochen, dass er sich in seinen Ferien auch für sie Zeit nimmt und dies fordern sie nun ein. 

Manchmal sind die beiden richtige kleine Biester, auch wenn ich sie nicht oft gesehen habe, bin ich mir dessen sicher, da ich doch die ein oder andere negative Erfahrung mit ihnen gemacht habe. Allein die Geschichte mit dem Kaugummi in meinen Haaren ist mir noch sehr präsent, wobei sie mich damals noch gar nicht wirklich kannten... 

Vielleicht bin ich an dieser Stelle auch zu eifersüchtig oder zu besitzergreifend, was vermutlich der Hauptgrund ist, warum die Schwestern meines Freundes mir von Zeit zu Zeit etwas... unsympathisch sind, aber ich will nicht, dass er geht... Die beiden haben ihn schließlich das ganze Jahr... Und ich... nun ja... es waren gerade mal ein paar Wochen... 

Generell ist es meistens so, dass Oma und ich viel hier oben speisen, da sie einfach gerne ihre Ruhe hat und dies im öffentlichen Bereich der Jugendherberge kaum möglich ist. Sie liebt die Stille, gerade wenn ihre eigenen Gedanken zu laut sind. Aber zurück zum Thema und dieses Mal sollte ich meine Gedanken einmal so im Griff haben, dass sie auch da bleiben, wo sie sein sollen, nämlich im Hier und Jetzt, verdammt nochmal! 

Auch ich habe nichts dagegen hier oben zu essen, da mich dort unten einfach zu viel an meine beste Freundin, meine Seelenschwester, an Ella, an unsere gemeinsame Zeit, einfach an uns... erinnert. 

Im Moment bin ich sowieso das reinste Nervenbündel und des Öfteren auch ein Springbrunnen, da ich das Gefühl habe, dass etwas mit Ella nicht stimmt, ich ihr aber im Augenblick auch nicht helfen kann, da ich nicht einmal weiß, wo sie sich genau befindet! Sie könnte überall sein und genau das macht mich einfach nur wahnsinnig und innerlich ganz hibbelig. 

Natürlich bin ich mir ungefähr im Klaren darüber, wo sie lang schwimmt, aber eben nur im Groben und das bringt mich leider nicht wirklich weiter! Am meisten bereitet mir Sorgen, dass sie schon seit zwei Tagen mit ihrer Ankunft überfällig ist, schließlich müsste sie längst zuhause sein, und wenn ich bis heute Abend nichts von ihr höre..., denn schließlich läuft da draußen ein verdammter Irrer herum, der sie verfolgt..., dann werde ich hier nicht mehr länger herumsitzen! Komme, was da wolle! 

Es kümmert mich nicht, denn es geht um meine beste Freundin und da kennen ich kein Pardon! Generell frage ich mich, ob ich mich nicht einfach ins Meer stürzen sollte, um zum Palast zu schwimmen und zu schauen, ob es ihr gut geht, einfach damit ich Gewissheit habe. 

Es ist mir wahrlich ein Rätsel, wie Oma und Henry noch so entspannt sein können, angesichts der gegebenen Tatsachen... Ich sterbe hier fast vor innerer Unruhe und in mir scheint sich eine böse Vorahnung zu regen, doch noch will ich nicht durchdrehen, da ich mir vermutlich völlig umsonst Sorgen mache... 

An dieser Stelle muss man jedoch anmerken, dass mein Freund, es klingt immer noch so ungewohnt ihn so zu nennen, jedoch auf eine berauschende Art und Weise, in den letzten Tagen deutlich meine Besorgnis gespürt und versucht hat mich auf die ein oder andere Weise zu beruhigen. Oftmals nur mit minderem Erfolg, wobei seine Küsse wirklich sinnesraubend gewesen sind...

Andererseits...wäre Ella das, hätte sie mir doch schon längst Bescheid gegeben oder ich hätte es spätestens dann erfahren, weil vermutlich ein Großteil vor Freude halb ausgeflippt wäre. Aber nichts. Gar nichts! Weder eine Nachricht übers Telefon, denn wenn sie zuhause ist, hätte sie sicherlich schnell wieder eines, noch ein Anruf und es gab auch keine Aufruhr im Volk. Zumindest ist dort im Moment nicht mehr los, als sonst auch, denn ich bin die letzten Tage immer wieder ins Meer gegangen, um mich zu informieren. 

Es scheint fast so, als würde die Welt den Atem anhalten und stumm darauf warten, was die Zukunft uns allen bringen wird... Aber zurück zu den Syrena... 

Ella ist an sich wirklich sehr beliebt bei ihrem Volk, was aber auch daran liegen mag, dass sie eine wundervolle Persönlichkeit hat, die so viele Facetten besitzt und ihre Verantwortung als Prinzessin sehr ernst nimmt. 

Ihre Seele ist einer der reinsten, die mir bisher begegnet sind und durch den Beruf meiner Eltern habe ich schon einige kennengelernt... Meiner Ansicht nach nimmt sie diese ab und an zu ernst.... Auch wenn sie es sicherlich nicht immer merkt...,aber in den letzten Wochen habe ich sie gut genug kennengelernt, um zu verstehen, dass sie es als Ehre empfindet für ihr Volk Verantwortung zu tragen, aber eben auch, dass es von Zeit zu Zeit eine kaum zu stemmende Bürde ist unter der sie zu zerbrechen droht. Und dennoch würde sie genau dies niemals zeigen, egal wie kurz sie auch davor ist, von ihrem inneren Orkan zerstört zu werden. Schließlich ist Ella , genauso wie ich, noch so jung..., aber darauf wird in diesem Bereich wohl nicht immer geachtet... 

Allein deshalb würde ich niemals der königlichen Familie angehören wollen.. Ich bin einfach eine Syrena, die ein Freigeist ist und ihren Raum braucht, da ich sonst wie eine Koralle, die von ihrem Rest abgebrochen wurde, kaputt gehen würde... 

Natürlich wird sie sich, wenn sie zuhause ist, erst einmal erklären müssen, warum sie weg war, aber an sich... Ich glaube nicht, dass die Syrena Ella nicht mehr als Prinzessin ansehen. Und selbst wenn..., sie würden eine wundervolle Person verpassen. 

Aber gut... Ich bin ja auch nicht objektiv.... Das werde ich, wenn es um Ella geht, wohl nie wieder sein, aber ich möchte es auch nicht, denn das würde heißen, dass wir uns nie so nahe gekommen wären, wie wir es eben sind. Aber ich schweife mal wieder zu sehr mit meinen Gedanken ab..., wie sooft in letzter Zeit. 

Mit Oma habe ich bereits über dieses Thema gesprochen, wobei sie nicht durchblicken lassen hat, was sie von meiner Vermutung hält. Aber sie war schon immer ein Schloss mit sieben Siegeln und wird es wohl auch immer bleiben. Selbst für mich. 

Nur Adara schien den passenden Schlüssel gehabt zu haben.... und zwar in jeder Lebenslage... Manchmal frage ich mich, was sie an sich hatte, dass Adara und sie eine so tiefe Verbindung besaßen, was meine Oma in ihr gesehen hat... Denn obwohl sie jetzt schon so viele Jahre tot ist, merke ich noch immer, wie allein der Gedanke an ihre ehemalige beste Freundin, vielleicht ist sie das selbst im Tod noch, den Boden unter den Füßen wegreißt. 

Sie erzählt auch nie wirklich etwas über sie, was ich oftmals sehr schade finde, da Oma generell über ihr Leben im Palast schweigt, ich aber so gerne mehr darüber wissen würde..., da es mich einfach unglaublich interessiert. Vor allem seit ich Ausschnitte aus dem Tagebuch der toten Königin von Poseidon gelesen habe... 

Sie müssen wirklich sehr eng verbunden gewesen sein...Genauso, wie... meine beste Freundin und ich... Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie es wäre, wenn sie nicht mehr existieren würde... 

Meine Welt würde vermutlich wie ein Kartenhaus zusammenklappen, denn auch wenn wir uns noch nicht allzu lang kennen, existiert zwischen uns ein Band, was nicht zu beschreiben, nicht zugreifen ist... Es hat wirklich nichts Romantisches an sich, nein...Es ist einfach das, was ich als die tiefste Form der Freundschaft, die tiefste Art des Vertrauens beschreiben würde. Falls sich dies überhaupt erklären lässt, denn im Grunde ist es nicht in Worte zu fassen. Und mir ist so bewusst, wie noch nie in meinem Leben, das ich dies nur einmal in meinem Leben fühlen werde. 

Auch Henry meint, dass ich Ella noch ein wenig Zeit lassen soll, da sie vielleicht erst einmal alles ihrer Familie erklären muss und sie momentan einfach nicht dazukommt, mich zu kontaktieren... Wahrscheinlich hat er Recht, das hat er öfters, was manchmal wirklich nervig sein kann, andererseits liebe ich gerade das an ihm, doch irgendetwas in mir will das nicht so recht glauben... Es sind einfach zu viele Ungereimtheiten, zu viele Dinge, die nicht ins Bild passen! 

Wenn es wirklich so sein sollte, wie mein Freund denkt, dann müsste es doch irgendwelche Hinweise geben! Irgendwelche, seien sie auch noch so klein! Es kann doch nicht sein, dass niemand mitbekommen hätte, dass ihre Prinzessin wieder da wäre! Gerade weil wir Syrena wirklich Schnattertanten sein können... 

 Vor allem wusste Ella auch, wie wichtig es mir ist, dass sie sich in irgendeiner Weise bei mir meldet und sagt, dass alles okay ist! Gerade wegen diesem geistesgestörten Mistkerl! Das hätte sie weder vergessen noch würde sie es solange herauszögern. Nein... 

Irgendetwas schwebt da in der Luft, was bei mir einen bitteren Beigeschmack hinterlässt... Ich werde einfach das Gefühl nicht los, dass ihr etwas geschehen ist, dass sie in großer Gefahr schwebt! 

Mein Herz zieht sich bei diesem Gedanken schmerzhaft zusammen und fast wirkt es so, als würde etwas in mir Wimmern. Meine Seele scheint mich zu ihrer ziehen zu wollen, nur um mich davon zu überzeugen, dass es ihr wirklich gut geht, das sie in Ordnung und unversehrt ist... Denn neben meinen Sorgen mache ich mir auch noch Vorwürfe. 

Ich hätte meine Seelenschwester nicht alleine schwimmen lassen dürfen! Ich hätte dabei sein müssen... Ich hätte auf mein Gefühl hören sollen, was mir gesagt hat, dass etwas ganz und gar nicht stimmt! Sie war bei ihrer Abreise, bei unserem Abschied schon so komisch... Ach, was... Eigentlich schon seit dem Abend ihres Geburtstages... 

Und ich Idiotin habe sie gehen lassen! Wieso habe ich nicht mehr nachgehakt?! Warum habe ich nicht energischer gefragt, ob wirklich alles in Ordnung ist, wo ich doch bemerkt habe, dass sie mir etwas verschweigt?! Weshalb habe ich sie nicht mehr gedrängt, mir eine vernünftige Antwort zu geben?! Ich bin doch sonst die Neugier in Person! 

Aber nein... Gerade dann halte ich meinen dämlichen Mund! Schließlich war sie die letzte Zeit, die sie hier gewesen ist, manchmal recht abwesend... Aber ich habe es auf unseren bevorstehenden Abschied geschoben. Verdammt! Doch es bringt nichts...Ich weiß, warum ich an diesem Tage geschwiegen habe.... 

Ich wollte sie zu nichts drängen, da ich gespürt habe, das sie, was auch immer es sein mag, alleine durchziehen muss, ohne mich. Aber wieso habe ich dies nur zugelassen?! Ach verdammter Mist! 

Ich werde sie demnächst nicht mehr in die Welt ziehen lassen, wenn mir mein Innerstes sagt, dass sich irgendetwas ganz und gar falsch anfühlt! Ich mache mir schreckliche Vorwürfe, die mich innerlich zu zerreißen drohen und mir den Boden unter den Füßen wegziehen. 

Tief atme ich ein und aus. Henry wirft mir einen besorgten Blick zu und greift unter dem Tisch nach meiner Hand, während er sie beruhigend drückt. Ich entziehe sie ihm nicht, gehe aber auch nicht weiter darauf ein, denn ich bin schon wieder viel zu sehr in meiner Gedankenwelt versunken, welche mich zu erstickenden droht. 

Ich versuche aus- und einzuatmen und mich vor allem nicht noch weiter in meinem sich immer schneller drehenden Gedankenkarussell zu verlieren, doch so richtig gelingen, tut es mir nicht. Henrys Hand ist mein einziger Anker, der in diesem Moment verhindert, dass ich nicht völlig weg drifte... 

Den scannenden Blick meiner Oma nehme ich ebenfalls nicht wirklich wahr, welcher mich förmlich zu durchdringen scheint, genauso wenig meinen Lachs, welcher vor mir liegt und eigentlich gegessen werden möchte. Auch mein armer Kaffee leidet unter meiner Unaufmerksamkeit, denn er ist mittlerweile bereits kalt, was bei seinem wunderbaren Geschmack wirklich eine Schande ist... 

Meine Gedanken schweifen zurück zum Speisesaal der Jugendherberge, zu den letzten Wochen, zu Ella und mir, zu unserer gemeinsamen Zeit, wobei ich jede Situation, gerade unsere letzten, noch einmal genau bis ins kleinste Detail analysiere... 

Immer wenn ich dort bin, kommen all meine Erinnerungen an unsere gemeinsamen Essen zurück und ich könnte auf der Stelle losweinen, wie ein Heuler, der seine Mutter verloren hat... Schon wieder... und darauf habe ich ehrlich gesagt keine Lust, denn ich bin im Moment so oft am Heulen... Das ist schon nicht mehr normal! 

Ich meine, Ella ist ja nicht aus der Welt, uns könnte keiner trennen, selbst der Tod nicht, ich sehe es ja bei meiner Oma, und erst recht nicht aus meiner entschwunden. Ich werde sie wiedersehen und dennoch... 

Innerlich seufze ich tief auf und unterdrücke die aufkommenden Tränen, welche bereits in meinen Augen glitzern, wie tausende funkelnde Diamanten... Damit die anderen mein inneres Gefühlschaos nicht ganz so stark mitbekommen, senke ich leicht den Kopf und lasse meine Haare wie einen Vorhang mein Gesicht bedecken. 

Die Rohreiniger meiner Seele bringen mir jetzt rein gar nichts, denn sie schaffen mir auch keine Gewissheit, dass es meiner Seelenschwester gut geht. Mittlerweile kann ich annähernd nachvollziehen, wie sich Ellas Familie, ihre Eltern, ihre kleine Schwester, gefühlt haben müssen, als sie verschwunden ist. 

Ella ist einfach eine Person, die man in seinem Leben haben will, da sie einen durch ihre wundervolle, offene Art sofort in ihren Bann zieht, ohne dass man sich dagegen wehren könnte. Sie ist stets für die da, die sie liebt und lässt nie jemanden im Stich. Nein, sie geht für die Menschen, die ihr alles bedeuten durch die Hölle und schadet eher sich selbst, als dass sie zulässt, dass andere zu Schaden kommen... Sei dieser auch noch so klein... 

Ella  hat so viele verschiedene positive Seiten an sich, die sie selbst aber an sich gar nicht wahrzunehmen scheint, was mir manchmal das Herz bricht... Natürlich hat sie ihre Schwächen. Die Sturheit von Ella ist eindeutig eine davon und dass sie sich für alle anderen opfern würde sicherlich auch..., aber niemand ist eben perfekt. 

Meine Seelenschwester ist nicht fehlerfrei, das ist niemand..., und ich würde sie auch gar nicht anders wollen, denn genau diese kleinen Makel machen sie zu der wundervollen Person, die sie ist, aber... trotz allem will ich bereits jetzt, dass sie wieder hier neben mir sitzt, mit mir lacht und wir Pläne für den nächsten Tag schmieden... 

Allein weil ich dann wüsste, dass sie wohl auf und in Sicherheit ist, dass ihr nichts gesehen ist, dass dieser kranke Kerl sie nicht erwischt hat! Ahhh! Ich hätte sie begleiten und sicher zuhause absetzen sollen! Denn ich werde dieses mieses Gefühl, welches sich in meinem Herzen eingenistet hat und wie ein Parasit auszubreiten scheint, einfach nicht los, egal wie beruhigend Henry auch auf mich einzureden versucht oder auch Oma, die mir versichert, dass ihr nichts passiert sein wird, da ich es sonst schon wüsste.. 

Trotzdem..., der wenige Appetit, den ich eben noch hatte, ist augenblicklich verschwunden. Es ist wahrlich eine Schande und ich schaue meinen Lachs schon fast mitleidig an. Jetzt hat dieser arme Fisch sein Leben für mich gegeben und ich würdige es noch nicht einmal, indem ich brav aufesse, aber ich bekomme gerade keinen Bissen herunter, ohne es sofort erneut serviert zu bekommen.

Stattdessen habe ich das Gefühl an dem Kloß in meinem Hals zu ersticken und nicht genug Luft zu bekommen. Denn mein Gefühl hat mich in Bezug auf Ella eigentlich nie getäuscht... Wieso sitze ich also eigentlich noch hier?!

„sin. Prinzessin?" Als Henry mich an meiner Schulter festhaltend, leicht schüttelt, klärt sich der leicht vernebelte Ausdruck in meinen Augen. Scheinbar hat er mir zwischenzeitig seine Hand entzogen, ohne dass ich es bemerkt habe. Ohh...

Fragend schaue ich ihn an: „Entschuldigung... Ich war wohl etwas zu sehr in meine Gedankenwelt vertieft... Was gibt es?" Ein leicht besorgtes Funkeln ist in Henrys Augen zu erkennen, doch da ich nicht über mein Gedankengut reden möchte, wobei er sowieso schon weiß, dass es mir im Moment nicht wirklich gut geht, Oma ist dieser Umstand ebenfalls bekannt, meint er letztendlich nur: „Ava, wollte nur wissen, ob du ihr noch einmal Kaffee nachschenken könntest?"

„Ähm... Ja, klar." Kurz schüttle ich mich einmal, streiche mir meine feuerrote Mähne zurück und erhebe mich dann, da die Kaffeekanne, wie immer noch in der Maschine steht, einfach damit nicht so viel Wärme der braunen Flüssigkeit verloren geht. 

Rasch schnappe ich mir die Tasse meines Gegenübers. Ich spüre die Blicke der beiden wie Feuer in meinem Rücken, als ich zur Holzplatte unserer Küchenzeile gehe und Oma Kaffee nachschenke. 

Haben sie nichts Besseres zu tun, als mich zu beobachten? So toll ist meine Rückenpartie jetzt auch nicht! Ich weiß, warum sie mich beide so anschauen. Sie lieben mich beide und machen sich einfach Sorgen um mich, aber unter ihren Blicken habe ich das Gefühl, dass mein Rücken in Flammen aufgeht und mein Herz stehen zu bleiben scheint... 

Beim Einschenken achte ich penibel darauf, dass meine Hand nicht wackelt, da sie und Henry wohl ansonsten noch einen Anfall bekommen hätten und darauf kann ich nun wirklich verzichten... Sie machen sich beide sowieso schon genug Gedanken um mich und gerade mit Henry will ich die wenige Zeit, die er noch hier ist, genießen... 

Ich will mich schon wieder zurück an meinem Platz begeben, als ein stechender Schmerz meine Wirbelsäule herauf schießt und ich mir keuchend meine Seite halte, welche ebenfalls schmerzhaft pocht. 

Mühsam versuche ich nicht zusammenzuklappen, denn auch mein Kopf scheint halb zu explodieren. Die Tasse gleitet mir aus der Hand und zerschellt lauthals am Boden. In der Stille, die im Moment herrscht und nur durch das Gekreische der Möwen unterbrochen wird, wirkt der Klang des zerbrochenen Porzellans ohrenbetäubend. 

Keine Sekunde später breche ich jedoch zusammen und sacke auf meine Knie. Wie ..., aber warum.., woher..., wieso? ELLA! Irgendetwas muss ihr passiert sein, anders kann ich mir meine Reaktion nicht erklären. 

Sofort stürzen Oma und Henry auf mich zu und versuchen mir aufzuhelfen, doch ich wimmere nur kurz auf, da meine Hüfte immer noch wehtut, wobei es bereits jetzt nur noch ein unangenehmes Ziehen ist, was zwar etwas nervend, aber durchaus auszuhalten ist. Auch meine Wirbelsäule beruhigt sich wieder. Ähnliches gilt für meinen Kopf. 

Es scheint wohl nur eine Momentaufnahme gewesen zu sein... Doch was heißt das jetzt genau..? Ist Ella ... ist sie etwa tot?! Ist das der Grund, warum ich nun nichts mehr spüre und meine Pein, welche definitiv die ihre gewesen ist, nachlässt?! 

Gott, nein! Das darf nicht sein! Nicht sie... Nein...! 

Entsetzt schlage ich mir die Hand vor den Mund und fange an zu schluchzen. Die Arme, die mich in eine Umarmung ziehen wollen, schlage ich weg. Gerade ertrage ich keine Berührung. Nun halte ich meine Tränen nicht mehr zurück, denn auch wenn ich nicht genau weiß, was passiert ist, so ist mir doch bewusst, dass es etwas Schreckliches gewesen sein muss...

Eine Träne nach der anderen benetzt mein Gesicht und ich nehme nichts mehr um mich herum wahr. Gar nichts. Weder Henry noch Oma, die sich deutlich darum bemühen, dass ich aus meiner Starre aufwache, indem sie mich an meiner Schulter rütteln oder auch energisch auf mich einsprechen. 

Doch ich lasse den Kristallen meiner Seele nur freien Lauf und schaue stumm vor mich hin. Wobei... vielleicht bin ich das doch nicht...Vielleicht ist der stumme Schrei, welcher in meiner Seele nachhallt, auch nur so laut, dass er meine Außenwelt verstummen lässt. 

Erneut versucht mich jemand festzuhalten, woraufhin ich um mich schlage. Mein Blick ist sicherlich leer und meine ganze Körperhaltung drückt aus, dass ich momentan überall, nur nicht hier bin, da meine Arme nun, nachdem ich wieder losgelassen wurde, leblos an mir herunterhängen und ich meine Knie näher an meinen Körper gezogen habe. „...ila! MAILA!" 

„Es hat keinen Zweck, Henry. So erreichst du nichts. Maila ist im Moment nicht bei uns, sondern an einem völlig anderem Ort, an welchem ihr keiner folgen kann. Lass sie gerade einfach in Ruhe. Wir müssen jetzt an anderer Stelle handeln. Schnell! 

Ich weiß nicht, ob wir überhaupt noch etwas verändern können. Fahr bitte den Laptop hoch, rufe deine Eltern an und teile ihnen mit, dass du heute schon nach Hause kommst. Und danach gehst du deine Sachen packen. 

Nein, keine Widerrede, junger Mann! Dafür haben wir jetzt keine Zeit! Es geht um Leben oder Tod, wenn ich mir meine Enkelin so ansehe. Irgendetwas scheint Ella geschehen zu sein und es muss sehr heftig sein. Ansonsten würde Maila gar nicht so darauf reagieren. 

Ich hätte schon viel früher handeln und das Mädchen gar nicht erst alleine gehen lassen dürfen! Mir hätte die Gefahr bewusst sein müssen! Es war einzig und allein mein Fehler und ich kann nur hoffen, dass wir nicht zu spät kommen werden..." 

Henry scheint protestieren zu wollen, doch ein mahnender Blick meiner Oma reicht, damit er sich seinem Schicksal ergibt und ihren Anweisungen Folge leistet. Und ich? 

Ich sitze immer noch auf dem Boden und starre vor mich hin, so als ob es im Moment nichts Wichtigeres als die Maserung des Bodens vor mir geben würde... Oma kniet sich vor mich und schaut mir ernst in die Augen, während sie mich energisch an der Schulter packt. 

„Kind, komm zu dir! Wir haben jetzt keine Zeit hier untätig herumzusitzen. Wir müssen schleunigst nach New Jersey zu Ella! Deine Reaktion zeigt nur allzu deutlich, dass ihr etwas passiert sein muss, denn andernfalls hättest du ihre Schmerzen nicht gespürt, denn das Band, was euch verbindet, übermittelt nur die stärksten und intensivsten Emotionen. Also, krieg dich ein Maila und steh auf! So hilfst du ihr auch nicht!" 

Und tatsächlich... Ihre ruppigen Worte holen mich aus meinem tranceartigen Zustand zurück in die Realität... Schneller als es sanfte Gesten vermutlich geschafft hätten.

„Oma..., sie.... Ich... Es tut mir leid." Nachdenklich schaut sie mich noch kurz an, bevor sie sich wieder erhebt, ihr beiges kurzes Kleid glatt streicht und dann fast tonlos meint: „Ich weiß nicht, wofür du dich entschuldigst. Für das, was jetzt passiert ist, kannst du genauso wenig etwas, wie ich. 

Ja, wir hätten sie nicht allein gehen lassen sollen, aber es ist nicht unsere Schuld, dass ihr scheinbar irgendetwas zugestoßen ist. Dafür kann nur die betreffende Person etwas und ich schwöre dir eines, Maila...

Wenn ich diese in die Finger kriege, wird sie sich wünschen, meine Schülerin nie auch nur krumm abgesehen zu haben. Denn ich habe damals nicht nur Adara ein Versprechen gegeben, sondern auch mir und ich werde es nicht brechen." Ihr Blick könnte ganze Königreiche unter sich begraben, denn er lodert nur so vor unterdrückter Wut. 

Oh, wehe dem, der Ella etwas angetan hat.. Wenn Oma jemandem im Visier hat, sollte man um sein Leben rennen, denn für die, die sie liebt bzw. die ihr etwas bedeuten, geht sie durchs Feuer.  Und auch ich habe mit diesem Verrückten noch eine Rechnung offen. 

Keiner, aber auch wirklich keiner, vergreift sich in irgendeiner Art und Weise an meiner Seelenschwester! Nicht einmal ein irrer Psychopath! Ich werde ihm die Hölle heiß machen! 

Hey!👋🏻

Geht es euch allen gut? 🙈 Falls irgendwann einmal Redebedarf bestehen sollte... Schreibt mich ruhig an. 😊

Ich weiß, es kam jetzt länger nichts und es tut mir wirklich leid... 😶Aber ich bin momentan schulisch sehr eingebunden und habe zudem noch mit einer Schreibblockade zu kämpfen gehabt und mein Privatleben geht leider vor...😅

So... Als Entschädigung gibt es hier ein extra langes Kapitel. Über 4500 Wörter... Puhh...😂

Ich hoffe, ihr konntet es genießen!😌

Na? Hat irgendwer mit der Sicht gerechnet?😏 Moonshine-56 Du hattest da ja einige Vermutungen.😁 Überrascht?🤔

Tja, ihr kennt mich mittlerweile... Ich baue gerne Spannung auf.😁

Aber keine Sorge.. Im nächsten Kapitel erfahrt ihr, was Ella passiert ist. Zumindest zu gewissen Teilen.😆

Wie hat euch das Kapitel gefallen?🤨

Wie fandet ihr Mailas Verhalten?🤔

So... Ich kann euch leider nicht sagen, wann das nächste Kapitel kommt, da ich es erst noch schreiben muss und so etwas kann leider dauern... 😐Auch weiß ich nicht, wie sich meine Schule wieder auf mein Schreiben auswirken wird.. 😶Aber jetzt bin ich erst einmal wieder im Homeschooling. Wohoo...😖 Aber es wird kommen.😌 Und sorry, dass ihr gerade jetzt warten müsst...😓

Votet und kommentiert fleißig! Eure Rückmeldungen und Sterne motivieren einen wirklich. Ihr wisst gar nicht , was ihr mir immer für eine Freude bereitet.❤☺

Übrigens möchte ich mich noch für über 7320 Reads bedanken! Und natürlich für die zahlreichen Sterne und auch die  Kommentare. OMG! DANKE! ❤😍 Ihr wisst, ich bin in so erwas nicht gut, von daher halte ich mich ausnahmsweise mal kurz.... Danke, für all eure wundervolle Unterstützung in den letzten (mitterweile fast anderthalb Jahren) Monaten. Ohne euch, hätte ich nie das aus "Blue Secrets-Wandel zwischen den Welten" machen können, was es jetzt ist. Vielen, vielen Dank.🤧

Und mein Dank gilt auch all jene, die "BSWzdW" in ihre Leselisten aufgenommen haben. ❤

Danke, hundeschatten für dein Lekroriat und das du jetzt schon so lange mit mir durch die Höhen und Tiefen dieses Buches gehst. ❤😌 Ohne dich, wäre dieses Buch vielleicht im Papierkorb gelandet.😉😅

Fühlt euch alle gedrückt.❤😊

Habt eine schöne Woche und passt auf euch auf!😉

Bleibt alle gesund.😌

Liebe Grüße

Eure Weltenwandlerin🌏🌎🌍

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