111)Chloes Sicht (Lesenacht):
Heute ist Ella 67 Tage verschwunden. Zwei verdammte Monate, eine Woche und vier Tage! Und noch immer weiß ich nicht, ob es ihr gut geht. Genauso wenig wie die anderen. Doch es scheint, als ob sie alle akzeptieren würden, dass Ella nicht mehr wiederkommt. Dabei wissen sie das doch gar nicht!
Aber ich verstehe, weshalb sie es tun. Es ist ihre Art zu trauern. Sie wollen früher mit allem abschließen, um dann weiterleben zu können. Manche würden sich in ihre Arbeit stürzen. Andere hingegen verfallen in eine tiefe Trauer. Letzten Endes hat aber jeder seinen eigenen Weg und diesen muss man einfach akzeptieren.
Dennoch denke ich, dass die Entscheidung meiner Familie falsch war. Allein schon wegen meiner Mutter. Sie wissen alle, dass sie damit am wenigsten klar kommt und dennoch haben sie praktisch vor vollendete Tatsachen gestellt! Denn sie wurde nicht gefragt, was sie von alledem hält. Nein, sie haben einen Entschluss gefasst und meine Mutter soll sich diesem beugen.
Und das ist verdammt nochmal nicht okay! Meine Mutter hätte ein Mitspracherecht haben müssen! Schließlich ist Ella ihre Tochter und als Mutter hat sie meiner Meinung nach, dass größte Recht zu sagen, ob die Suche nach meiner Schwester beendet wird oder nicht. Auch meine Vater hat ein Recht darauf, jedoch hat er dieses verwirkt! Zumindest, wenn man meine Mutter fragt.
Seitdem herrscht ziemlich dicke Luft zwischen den beiden. Um es genau auszudrücken: Mom weigert sich mit ihm zu reden, lässt sich von ihm nicht anfassen und hat ihn aus ihrem gemeinsamen Bett verbannt. Und als er die eine Nacht nicht gehen wollte, ist sie einfach für diese und die nächste Nacht verschwunden. Danach hat es Dad nicht mehr gewagt, sich ihrem gemeinsamen Bett auch nur zu nähern.
Seine Angst, dass Mom etwas zu stoßen konnte, war einfach zu groß. Schließlich läuft da draußen irgendein Irrer herum. Zusätzlich macht sich mein Vater auch noch um Moms psychische Gesundheit Gedanken. Auch was den Rest unserer Familie angeht.... Sie meidet alle. Kontinuierlich.
Die Einzige, welche sie noch an sich heranlässt, bin ich. Auch ich habe schon versucht mit ihr zu reden, doch sie hat abgeblockt. Und ich habe es akzeptiert . Sie vermisst Ella auf eine Art und Weise, wie wir alle es niemals könnten. Natürlich fehlt mir meine Schwester, aber meinen Mom hat sie neun Monate in ihrem Bauch gehabt. Dadurch entsteht einfach eine ganz andere Bindung, als sie irgendjemand jemals aus unserer Familie haben könnte. Außer Mom und Oma.
Doch da herrscht auch dicke Luft. Aber dies ist eine andere Geschichte. Auch jetzt bin ich wieder bei ihr. Schon seit ein paar Minuten versuche ich ihr zu erklären, wie es mir momentan geht. Denn sie hat mir versprochen, dass sie immer für mich da sein wird, egal wie sie sich gerade fühlt.
Dennoch will ich sie im Moment nicht belasten. Das fühlt sich einfach nicht richtig an. Vor allem, wenn ich sie mir so anschaue. Ihr Gesicht zieren dunkle, tiefe Augenringe und ihre Haut ist noch blasser als sonst. Ihr Haar hat seinen Glanz verloren und zum jetzigen Zeitpunkt erinnert mich nichts mehr an meine stolze, selbstbewusste Mom.
Nein, die Frau , welche neben mir sitzt, ist nur noch ein Schatten ihres einstigen Selbst. Sie leidet nicht nur unter Ellas Verschwinden, sondern auch aufgrund der Trennung von meinem Dad. Obwohl sie diese ja selbst angeleiert hat. Das muss sich ändern! Doch im Moment habe ich keine Kraft dazu, etwas für die Beziehung meiner Eltern zu tun.
Nein, erst einmal muss ich mich jetzt um mein eigenes Wohlbefinden kümmern, denn ansonsten gehe ich kaputt. Und das will ich nicht zulassen! Aber genau wegen all diesen Gründen werde ich weder Dad, Mom oder noch sonst irgendwem von meinen Sorgen oder Problemen erzählen. Nein, dass muss ich alleine durchstehen. Ich will sie nicht belasten. Sie alle haben momentan ihre eigenen Probleme. Da muss ich ihnen nicht auch noch meine aufhalsen.
,,Mom?" Sie dreht langsam ihren Kopf zu mir und blickt mich stumm an. Und obwohl sie so kaputt aussieht, spiegelt sich ihre riesige Liebe für mich, in ihren Augen. Mir wird ganz warm ums Herz. Vielleicht ist sie doch nicht so kaputt, wie ich dachte. Hoffen tue ich es auf jedenfalls. ,,Mom, ich gehe noch eine Runde schwimmen. Bis zum Abendessen bin ich wieder da. Wäre das okay?"
Nachdenklich wiegt sie den Kopf hin und her. ,,Solange du dich irgendwo im Palast aufhältst oder in der Nähe bleibst, habe ich nichts dagegen." ,,In Ordnung, Mom. Wir sehen uns." Mit diesen Worten umarme ich sie noch einmal fest. Danach lasse ich mich vom Felsen ins Meer gleiten.
Kaum, dass ich unter Wasser bin, schließen sich meine Beine zu einer langen, wunderschönen Haifischflosse zusammen. Gut, dass ich einen kirschroten Rock und ein mitternachtsblaues Top anhabe. Alles andere hätte jetzt ziemlich unpraktisch sein können. Denn ich stehe nicht so auf zerrissene Kleider.
Schneller, als andere es jemals könnten, presche ich durch meine Welt. Den Widerstand des Meeres spüre ich kaum. Dieses Gefühl, wenn ich durchs Wasser gleite, ist einfach der reinste Wahnsinn! Heute jedoch habe ich ein Ziel, wo ich hin will: Mein Zimmer. Da ich momentan kaum dort bin, wird mich niemand in diesem vermuten.
Und das Einzige, was ich momentan brauche, ist viel Ruhe, damit ich meine wirren Gedanken zu Papier bringen kann. Eine halbe Stunde später sitze ich auf meinem Bett mit einem Stift in der Hand und einem Blatt Papier auf dem Schoß. Und dann fließen meine inneren Gefühle nur so aus mir heraus und mein Geist entleert sich völlig...
Ertrinken
Ich bekomme kaum noch Luft,
sinke weiter nach unten,
getragen von den Wellen des Lebens
gleite ich immer tiefer hinab.
Die Luft schwindet langsam,
wird immer weniger,
meine Bewegungen werden träger,
kraftloser.
Sinke auf den Grund hinab,
verweile dort,
sehe kein Licht mehr,
schließe langsam meine Augen.
Wasser dringt sanft in meine Lunge ein,
verdrängt alle Luft
und ich bemerke:
Bald ist Schluss!
Wow...Es ist einfach nur befreiend. Ich wusste gar nicht, dass es mir so dreckig geht! Aber es ist tatsächlich so. Das alles, belastet mich einfach nur noch. Unter dem Druck der Gesellschaft breche ich regelrecht zusammen. Egal, ob ich mich in den schützenden vier Wänden meines Zimmers befinde oder irgendwo anders in den königlichen Höhlen, immer habe ich das Gefühl, dass mich zehntausend Augenpaare beobachten!
Jedoch bemerken es weder Mom noch Dad oder sonst irgendwer aus meiner Familie. Übelnehmen tue ich es ihnen jedoch nicht. Wir alle haben momentan mit unseren inneren Dämonen zu kämpfen und ich bin ja selbst Schuld, wenn ich nichts sage oder nicht über meine Gefühle spreche.
Ich bin einfach nicht für die Rolle als Thronfolgerin gemacht. Natürlich wird noch mindestens ein Jahrhundert vergehen, ehe ich überhaupt daran denken muss, dass ich den Thron besteige, schließlich können wir an die 300 Jahre und in extremen Fällen auch älter werden und dennoch...allein der Gedanke löst in mir den reinen Brechreiz aus.
Ja, ich liebe mein Leben als Prinzessin und ich bin es wirklich gerne, ehrlich, aber ich habe nicht die Eigenschaften, um ein Volk regieren zu können. Außerdem würde ich es nie mit meinem ganzen Herzen tun. Denn dieses gehört etwas anderem. Die Botanik ist und bleibt meine große Leidenschaft und ich weiß, dass ich nie etwas anderes werden will. Nein, denn das würde mich nicht vollkommen ausfüllen.
Und meiner Ansicht nach, muss man etwas, wozu man sich ein Leben lang verpflichtet, aus tiefster Seele lieben. Bei Ella hingegen weiß ich, dass sie für die Rolle als Nachfolgerin meiner Eltern und Großeltern perfekt ist. Sie liebt unser Volk mit einer Passion, welche ich nie verstehen werde, ist diplomatisch, immer freundlich und höflich, kann ihre Gefühle vor allen verstecken, hat aber auch die Kraft, wenn es sein muss durchzugreifen und ist sehr willensstark.
Ella ist und bleibt nach unseren Eltern einfach die beste Partie für den Thron. Da sie momentan jedoch nicht da ist, richtet sich das volle Augenmerk auf mich... Denn allen ist klar, dass nach meiner Oma und meinem Onkel, meine Eltern die Aufgabe übernehmen werden, über das Volk der Syrena zu herrschen.
Aber wer danach kommt, ist zu jetzigen Zeitpunkt noch unklar. Und das beunruhigt nun einmal einige. Wir Syrena kennen es einfach nicht anders. Irgendeinen Herrscher gab es schon immer. Genauer gesagt, seitdem es uns gibt. Andererseits weiß ich tief in meinem Inneren, dass ich mich meinem Erbe beugen würde, aber allein dies zu denken, ist schon sehr schmerzhaft, da das bedeuten würde, dass Ella nie mehr wiederkommen würde.
Aber ich sollte aufhören mir so viele Gedanken zu machen. Nein, jetzt habe ich mir erst einmal alles von der Seele geschrieben und ich werde unter all diesem Druck nicht zusammenbrechen. Komme, was da wolle! Vielleicht sehe ich nicht so aus, aber wenn ich will, besitze auch ich Kampfgeist. Und gerade diesen brauche ich jetzt, um all das durchzustehen.
Ja, vielleicht sollte ich mich jemanden anvertrauen und das werde ich, aber keinem aus meiner Familie. Erst einmal werde ich jetzt zu Alea schwimmen und auch noch einmal mit ihr reden. Sie hat mich in der letzten Zeit ganz schön unterstützt und dafür bin ich ihr einfach unglaublich dankbar! Danach werde ich mich um meine Eltern kümmern. Sie brauchen einander und gehen ohne den anderen kaputt. Genau das, werde ich aber unter keinen Umständen zulassen!
Hey!👋🏻
Herzlich Willkommen zur dritten Lesenacht dieses Buches! Ich hoffe euch werden dieses und die folgenden Kapitel gefallen!😆
Geht es euch allen gut?😬
Wie fandet ihr das Gedicht?🙈
Findet ihr es gerecht, wie sich Emma und Galen in Bezug auf Chloe verhalten oder findet ihr, dass sie ihre Kleine im Stich lassen?😰
Glaubt ihr Chloe wird an dem ganzen Druck zerbrechen?😶
Findet ihr es richtig, dass Chloe ihrer Familie nichts von ihren Problemen erzählt?🤔
Wann denkt ihr, wird sich das Verhältnis zwischen Galen und Emma wieder bessern und wird es das überhaupt?🤨
Denkt ihr, dass Emma noch an allem zerbrechen wird?😧
Lasst mir eure Meinung da! Ich würde mich wirklich sehr darüber freuen! 😇Ich habe heute Abend auch noch eine Überraschung für euch, die den ein oder anderen sehr freuen dürfte. Ihr könnt ja mal Vermutungen aufstellen!😊
Danke übrigens für die 4386 Reads und auch für die 917 Reads! ❤OMG!😱 Bald haben wir die 1000 Sterne erreicht! Vielen, vielen Dank!❤❤❤
Bis später!😉
Liebe Grüße
Eure Weltenwandlerin🌍🌎🌏
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