Kapitel 87

Hicks und ich beobachten, wie Dr. Grobian die Bilder neu ordnet: Dr. Grobians eigene Röntgenbilder, meine, dann Hicks'. "Ist das wirklich möglich?", fragt er schließlich und späht über den Rand seiner Brillengläser zu uns herüber, während sich seine Augenbrauen vor Antspannung zusammenziehen wie zwei Raupen, die sich küssen.

Hicks steht auf und verschränkt die Arme, während er den Kopf in Richtung des erleuchteten Bildschirms neigt. "Ich schätze, ich kann Ihnen nicht folgen, Dr. Grobian. Was sehen Sie?"
Dr. Grobian sieht mich an und seine Aufregung lässt ihn um Jahre jünger erscheinen.

Ich schüttele den Kopf, außerstande, irgendetwas Sinnvolles von mir zu geben. Dr. Grobian zögert nicht länger. "Das erste Bild, meines ist das eines Menschen. Das letzte, Hicks', ist das eines Syrena. Das hier in der Mitte ist Astrids. Es ist offensichtlich. So offensichtlich, dass ich mich schäme, weil ich es erst jetzt sehe. Sie ist definitiv nicht menschlich. Aber sie ist auch keine Syrena."

Es gefällt mir gar nicht, wie das klingt. Dr. Grobian denkt wohl, dass er sich klar genug ausgedrückt hat; er sieht uns beide an, als würden wir ein Geschenk auspacken, das er uns unter den Weihnachtsbaum gelegt hat. Er kann unsere Reaktion kaum erwarten.

Hicks rettet uns. "Dr. Grobian, Sie wissen, dass ich bei solchen Dingen ziemlich schwer von Begriff bin. Könnten Sie es mir zuliebe noch einmal idiotensicher erklären?"
Ich mag es nicht, wenn Hicks mich beeindruckt. Kaum habe ich ihn insgeheim als versnobtes Königskind abgestempelt, kommt er ganz bescheiden daher, und ich kann wieder von vorne anfangen.

Dr. Grobian lacht leise. "Natürlich, mein Junge. Astrid ist weder Mensch noch einen Syrena. Sie scheint beides zu sein. Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob das überhaupt möglich ist. Die DNA der Syrena ist ganz anders als die menschliche DNA."

Hicks weicht zurück und setzt sich wieder hin. Ich würde das Gleiche tun, aber ich sitze ja schon. Wir beäugen den Leuchtkasten mit finsterer Miene. Mein Blick muss jetzt genauso stur sein wie der von Hicks normalerweise. Dann sehe ich es. Die drei scharfen Bilder vermischen sich zu einen einzigen unscharfen.

Menschliche Knochen und Syrena-Knochen verschmelzen miteinander, bis nur noch ein Bild auf dem Schirm ist: meins. Eine Kombination aus den beiden anderen.
"Es ist möglich", sagt Hicks leise.

Dr. Grobian lehnt sich an die Wand und glüht vor Neugier. "Das hat es schon früher gegeben", sagt er und verschränkt die Finger, wahrscheinlich um nicht herunzufuchteln. "Du hast davon gehört, nicht wahr?"

Hicks nickt. Er dreht sich zu mir um. "Das war der Hauptgrund für den Großen Krieg. Der Grund, warum wir zwei Hoheitsgebiete haben", erklärt er mir. "Vor Tausenden von Jahren hat Poseidon beschlossen, zusammen mit den Menschen an Land zu leben. Es war damals nicht verboten, wurde aber nicht gern gesehen. Die Menschen huldigen ihn als einem ihrer Götter, opferten ihm Tiere und stellten lächerlich geschönte Statuen von ihn auf, mit ihm ans Festland gekommen waren. Tartessos nannten sie die Stadt."

"Atlantis?", haucht Dr. Grobian, eine Hand auf der Brust.
Hicks nickt. "So nannten einige Menschen die Stadt am Anfang." Er dreht sich wieder zu mir um. "Poseidon genoss es, mit den Menschen zu leben. Gestattete seinen Anhängern, sich mit ihnen zu verbinden. Auch Poseidon selbst wähkte sich eine menschliche Gefährtin. Gegen den Wunsch seines Bruders Triton. Triton war der Meinung, dass Menschen giftig und zerstörerisch seien und dass es unnatürlich sei, sich mit ihnen zu paaren. Zum Zeichen seiner Missbilligung teilte er das Territorium in zwei Bereiche auf:

Tritons Hoheitsgebiet wurde zur Heimat jener, die Menschsn nicht billigten, Poseidons Hoheitsgebiet zur Heimat derer, die anderer Meinung waren. Poseidon ignorierte seinen Bruder und machte weiter, wie er es für richtig hielt; er nutzte seine Gabe, un die wachsende Bevölkerung von Tartessos mit Nahrung zu versorgen. Unglücklicherweise gehörte die menschliche Gefährtin, die er wählte, jemand anderem. Einem menschlichen König."

"Welchem menschlichen König?", fragt Dr. Milligan. Er hebt seinen umgekippten Metallhocker auf und klopft ihn ab, als hätte er, seit er das letzte Mal daraufgesessen ist, Staubflusen angezogen.

Hicks zuckt die Achseln. "Ich weiß es nicht." Sein Gesicht zeigt ein schiefes Lächeln, als er sich wieder zu mir umdreht. "Es ist mir auch egal. Wir von Triton neigen dazu, Menschen nicht zu mögen."

"Keine optimale Einstellung für einen Botschafter", stelle ich fest. "Aber keine Sorge. Ich werde es Dr. Grobian nicht erzählen. Oder Heidrun."
Hicks grinst. "Wie auch immer, dieser menschliche König schickte seine halbe Armee, um seinen 'Besitz' zurückzuholen. Er gewann die Unterstützung der anderen Königreiche, nachdem er Geschichten über Versklavung und widernatürliche Unzucht mit Menschen verbreitet hatte.

Als die Krieger eintrafen, töteten sie jeden, der ihnen über den Weg lief, sogar einige von Poseidons halb menschlichen Kindern. Um dem Gemetzel ein Ende zu bereiten, erbag Poseidon Tritons Hilfe gegen due Menschen. Triton stimmte unter der Bedingung zu, dass Poseidon seine Stadt aufgab und versprach, in Zukunft wieder als Syrena zu leben. Poseidon war einverstanden.

Mithilfe seiner Gabe erschuf Triton riesige Wellen, welche die Stadt, die Halbblüter und die menschlichen Heere zerstörten. Es gab keine Überlebenden. Danach verbündeten sich die Generäle gegen die Menschen. Die Fortpflanzung mit ihnen wurde verboten, die Kinder aus solchen Verbindungen als Abartigkeiten gesehen."

Bei dem Wort 'Abartigkeit' zögert Hicks. Wahrscheinlich weil er weiß, dass es eine direkte Beleidigung ist, falls ich wirklich ein Halbblut bin. Aber irgendwie bin ich nicht beleidigt. So, wie er die Geschichte erzählt hat, klingt sie wei ein offizieller Vortrag und nicht nach seinen eigenen Worten. Mir kommt der Gedanke, dass er vielleicht selbst nicht daran glaubt oder dass er zumindest Teile der Geschichte nicht glaubt.

Außerdem lässte der Blick, den er mir gerade eben zuwirft, nicht darauf schließen, dass er mich für eine 'Abart' hält.
"Ich habe gedacht, dass der Krieg zwischen den Königreichen ausgefochten wurde", sage ich, "nicht gegen die Menschen."

Hicks schüttelte den Kopf. "Wir haben niemals gegeneinander Krieg geführt. Jedenfalls keinen blutigen." Eine unbekannte Regung flackert über seine Züge und ist sofort wieder verschwunden.
"Also, das ist die Gabe von Triton? Das Meer zu kontrollieren?" frage ich.

- - - - - - - - - H I C C S T R I D - - - - - - - -

HELLO IT' ME AGAIN😅😂

Wie geht es euch?
Meine Knieprellung wird nicht wirklich gut, da ich arbeiten muss, Krankenstand kann ich nicht gehen, da wir zu wenig Personal haben😅
Aber ja who cares😂

Was glaubt ihr was die Gabe von Triton ist?🤔

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