Kapitel 61
"Du willst mir helfen, mich in einen Fisch zu verwandeln?"
"So in etwa."
"Warum?"
"Warum? Warum nicht ?"
"Hör auf, mir meine Fragen mit Gegenfragen zu beantworten."
Er grinst. "Es funktioniert nicht, oder?"
"Lass das!" Ich versetze seinem Kinn einen kleinen Schlag.
Er lacht. "In Ordnung."
"Aber was ich zu sagen versuche, ist - der Grund, warum du seit Raffs Tod so großes Interesse an mir hast.... der Grund, warum du hierhergekommen bist, warum du dich an meiner Schule angemeldet und mich an den Strand eingeladen hast.... Du wolltest einfach nur herausfinden, ob ich eine von euch bin?"
Natürlich, du Dummkopf. Wann hat dich schon jemals jemand wie Hicks beachtet? Wann hat es überhaupt jemals jemanden wie Hicks gegeben?
Trotzdem, es überrascht mich, wie sehr es schmerzt, als er nickt. Ich bin sein kleines Wissenschaftsprojekt.
Die ganze Zeit über, als ich dachte, er flirtet mit mir, hat er in Wirklichkeit nur versucht, mich hier herauszulocken, um seine Theorie zu prüfen.
Wenn Dummheit eine Krankheit wäre, wäre ich inzwischen daran gestorben. Aber zumindest weiß ich jetzt, woran ich bin - in Bezug auf seine Gefühle für mich.
Doch in Bezug auf seine Absichten im Allgemeinen habe ich keinen Schimmer. Was passiert, wenn ich mich tatsächlich in einen Fisch verwandeln kann?
Denkt er, ich werde meiner Mom einen Abschiedskuss geben, meine guten Noten - die ganzen Stipendien - die Toilette runterspülen, damit ich mit den Delfinen schwimmen kann?
Er sagt, er ist ein Mitglied der Königsfamilie. Natürlich weiß ich nicht genau, was das bedeutet, aber ich kann es mir schon denken - dass ich nichts weiter als ein Untertan für ihn bin, jemand, den er herumkommandieren kann.
Er hat schließlich gesagt, dass ich ihm gehorchen muss. Aber wenn er ein Royal ist, warum kommt er dann höchstpersönlich hierher? Warum schickt er nicht jemand weniger Wichtiges? Ich wette, der amerikanische Präsident geht nicht persönlich in fremde Länder, um sich auf die Suche nach verschwundenen Amerikanern zu machen, die vielleicht nicht einmal Amerikaner sind. Aber würde er mir überhaupt die Wahrheit sagen? Er hat mich bereits einmal getäuscht und Interesse an mir geheuchelt, um mich hierherzulocken. Er hat mir ins Gesicht gelogen, als es um seine Mutter ging. Er hat sogar meine Mom angelogen. Welche Lügen würde er noch auftischen, um zu kriegen, was er will?
Nein, ich kann ihm nicht vertrauen.
Trotzdem will ich die Wahrheit erfahren und sei es nur für mich selbst. Ich habe nicht vor, in eine große Muschelschale vor der Küste von Jersey zu ziehen oder so - aber ich kann nicht leugnen, dass ich anders bin. Was könnte es schaden, noch etwas mehr Zeit mit Hicks zu verbringen, damit er mir hilft, das alles genauer herauszufinden?
Und wenn er mich für so eine Art Bauernfisch hält, der ihm Gehorsam schuldet? Warum sollte ich ihn nicht genauso ausnutzen wie er mich - um zu bekommen, was ich will?
Das Problem dabei ist nur, dass das, was ich will, ist, dass er mich in seinen Armen hält und sich Sorgen macht, wenn ich keinen Ton mehr sage.
*Erzählersicht*
Vom Fenstersitz beobachtet Hicks, wie sich Astrid im Fernsehsessel regt.
Sie hat die ganze Nacht vor sich hin gemurmmelt, aber wegen Fischbeins Geschnarche hat er nicht verstanden, was sie sagt.
Sie sind lange aufgeblieben und Hicks und Fischbein haben abwechselnd ihre Fragen beantwortet. Wie haben sie sie gefunden? Wo leben sie?
Wie viele von ihnen gibt es? Ihre Gefühle standen ihr ins Gesicht geschrieben, während ihr Ausdruck zwischen Überraschung, Faszination und Schock wechselte.
Sie war überrascht, als er ihr erzählte, dass Dr. Grobian sie im Gulfarium entdeckt hat - die eigenartige Reaktion der Meerestiere erwähnte er nicht.
Sie schien fasziniert, als er ihr erklärte, dass die meisten Syrena für alle Augen sichtbar auf dem Grund der Meere leben - natürlich wären sie für menschliche Augen nur sichtbar, wenn Menschen so tief tauchen könnten - und dass die königliche Familie in Felshöhlen wohnt. Gefesselt hat sie gelauscht, dass Poseidon und Triton Syrena aus Fleisch und Blut waren, die ersten Gerenäle ihrer Art und nicht irgendwelche Götter, zu denen menschliche Legenden sie gemacht haben. Dann Entsetzen, als Fischbein schätzte, dass sich die Bevölkerung beider Reiche zusammen auf über zwanzigtausend beläuft.
Hicks' Antworten wurden immer knapper, je mehr sie sich mit ihren Fragen dem eigentlichen Grund näherte, wegen dem er hergekommen ist - und wieder einmal war er seinem Instinkt dankbar, Heidrun nichts zu erzählen. Er war - ist - nicht bereits, mit Astrid über Grom zu sprechen.
Selbst Fischbein hat von der großen Frage abgelenkt, die sich hinter all den kleinen verbarg - warum?
Astrid hat die Verschwörung gewittert und manchmal dieselbe Frage auf verschiedene Arten gestellt.
Nach einer Weile konnte er von ihrem Gesichtsausdruck ablesen, dass sie sich geschlagen gab und das meiste einfach hinnahm.
Doch in ihren Augen stand immer noch Unglaube. Und wer könnte ihr das übel nehmen? Ihr Leben hat sich in der letzten Nacht verändert. Und er wäre ein Narr, wenn er nicht zugeben würde, dass sich seines ebenfalls verändert hat. Als er sah, wie sie sich unter diese Fische gemischt hat, war sein Schicksal besiegelt.
Es ist undenkbar, dass Astrid keine direkte Nachfahrin Poseidons ist. Es ist undenkbar, dass sie jemals die Seine werden kann. Und er sollte sich besser jetzt schon daran gewöhnen.
Er sieht zu dem Einzelbett hinüber, in dem Heidrun schläft; sie ahnt nicht, dass sie im Arm ihres Gefährten liegt, der ihr ins Ohr schnauft wie eine verletzte Leopardenrobbe. Hicks schüttelt den Kopf. Wenn Heidrun aufwacht, wird sie dafür sorgen, dass Fischbein nie wieder durch die Nase atmen kann.
"Die letzte Nacht hat es also wirklich gegeben." Astrids Worte schrecken ihn auf. Die einzige Regung, die sie zeigt, ist ein schläfriges Lächeln.
"Guten Morgen", flüstert er und deutet mit dem Kopf auf Heidrun und Fischbein.
Astrids Augen weiten sich und sie nickt. Sie schiebt die Bettdecke von sich und lässt sie auf den Boden gleiten. Hicks hat gestern Nacht in Rapunzels Schubladen gestöbert und einen Pyjama für sie gefunden, in dem sie schlafen konnte, während ihre Kleider trockneten. Als sie sich jetzt in dem Pyjama für sie gefunden, in dem sie schlafen konnte, während ihre Kleider trockneten.
Als sie sich jetzt in dem Pyjama streckt, bemerkt Hicks, dass sie viel größer als Punzi ist - das Tanktop schließt nicht ganz mit dem Bund ihrer Hosen ab - und viel kurviger.
Der Anblick, wie sich der Stoff um Astrids Rundungen spannt, zwingt ihn, darüber nachzudenken, wie er sich heute konzentrieren soll. Weibliche Syrena sind stark und muskulös, aber Astrid hat die lange Zeit in Menschengestalt einen etwas weicheren Körperbau beschert - und er ist überrascht, wie sehr ihm das gefällt.
Astrid knurrt der Magen und sie errötet. Er begreift, wie sehr er auch das mag. Grinsend zeigt er auf die Leiter, die nach unten in den Flur führt. Das oberste Stockwerk, in dem sie die vergangene Nacht verbracht haben, lässt sich nur kletternderweise verlassen oder betreten.
Sie nickt und steigt ohne ein Wort hinunter. Hicks zwingt sich mit aller Gewalt, sich von dem verlockenden Anblick loszureißen, als sie die letzte Stufe der Leiter erreicht hat. Er folgt ihr mit zusammengebissenen Zähnen.
Sobald sie im Flur sind, tauschen sie ein wissendes Lächeln - Fischbein ist so gut wie tot.
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