Kapitel 49
Da ich keine Beule an der Birne habe, bin ich ein wenig beleidigt, beschließe aber, darüber hinwegzusehen.
"Danke, Mrs Poindexter. Sieht schlimmer aus, als es ist. Ich bin nur ein wenig empfindlich."
"Ja ich würde sagen, die Tür hat das meiste abbekommen", sagt eine Stimme neben mir.
Hicks trägt sich unter mir in die Liste für unentschuldigtes Zuspätkommen ein. Als sein Arm meinen streift, fühlt es sich an, als würde sich mein Blut in kochendes Wasser verwandeln.
Ich drehe mich zu ihm um.
Meine Träume werden ihm wirklich nicht gerecht.
Lange, schwarze Wimpern, markellose Haut, gemeißeltes Kinn wie ein italienisches Model, Lippen wie - um Gottes willen, Haltung bewahren, du Schwachkopf. Er hat dich gerade verarscht.
Ich verschränke die Arme vor der Brust und recke das Kinn nach vorne. "Du musst es ja wissen", sage ich.
Er grinst, entreißt mir meinen Rucksack und geht hinaus. Ich bemühe mich, seinen Duft zu ignorieren, als sich die Tür hinter ihm schließt, und sehe zu Mrs Pindexter hinüber.
Die kichert nur, zuckt die Achseln und tut so, als würde sie Akten sortieren. Nachricht angekommen: Dein Problem, aber ein großartiges.
Hat er mit seinem Charme etwa auch schon das Personal um den Verstand gebracht ?
Wenn er anfangen würde, den Kindern das Lunchgeld zu stehlen, würde sie dann auch noch kichern ?
Ich knurre mit zusammengebissenen Zähnen und stampfe aus dem Büro.
Hicks wartet vor der Tür auf mich und ich stoße fast mit ihm zusammen. Er lacht in sich hinein und fängt meinen Arm ab.
"Das wird langsam zur Gewohnheit, was ?"
Nachdem ich wieder festen Halt unter den Füßen habe - das heißt, nachdem Hicks mir halt gegeben hat -, ramme ich meinen Finger in seine Brust und treibe ihn gegen die Wand, was nur dazu führt, dass er noch breiter grinst.
"Du.... nervst.....", zische ich ihn an.
"Ist mir aufgefallen. Ich werde daran arbeiten."
"Dann fang doch schon mal damit an und gib mir meinen Rucksack."
"Nein."
"Nein ?"
"Richtig - nein. Ich trage ihn für dich. Das ist das Mindeste, was ich tun kann."
"Na schön, dagegen kann ich nichts sagen, oder ?"
Ich versuche, an den Rucksack heranzukommen, aber er wehrt mich ab.
"Hicks, ich will nicht, dass du ihn trägst. Jetzt hör auf. Ich komme zu spät in den Unterricht."
"Ich auch, erinnerst du dich ?"
Oh ja, richtig. Er hat mich abgelenkt.
"Und überhaupt muss ich noch mal zurück ins Sekretariat."
"Kein Problem. Ich werde hier auf dich warten, dann bringe ich dich zu deinem Kurs."
Ich kneife mir in den Nasenrücken.
"Darum geht es ja gerade. Ich ändere meinen Stundenplan. Ich werde nicht länger in deinen Kursen sein. Du solltest wirklich einfach gehen. Sonst verstößt du ernsthaft gegen Regel Numero uno."
Er verschränkt die Arme vor der Brust.
"Warum änderst du deinen Stundenplan ? Meinetwegen ?"
"Nein."
"Lügnerin."
"Vielleicht."
"Astrid....."
"Hör mal, ich will nicht dass du das persönlich nimmst.
Es ist nur so, dass.... nun ja, immer wenn ich in deiner Nähe bin, passiert etwas Schlimmes."
Er zieht eine Augenbraue hoch.
"Bist du dir sicher, dass das an mir liegt ? Ich meine, aus meiner Perspektive sah es aus, als hätten deine Flipflops...."
"Worüber haben wir uns überhaupt gestritten ? Wir haben uns doch gestritten, oder ?"
"Du.... du erinnerst dich nicht ?"
Ich schüttele den Kopf. "Dr. Morton sagte, ich könnte einen kurzzeitigen Gedächtnisverlust erlitten haben. Ich erinnere mich aber daran, dass ich sauer auf dich war."
Er sieht mich an, als wäre ich eine Kriminelle.
"Du behauptest also, dass du dich an nichts, was ich gesagt habe, erinnerst. An nichts, was du gesagt hast."
Die Art, wie ich die Arme verschränke, erinnert much an meine Muttern "Genau so ist es, jawohl."
"Schwörst du es ?"
"Wenn du es mir schon nicht verraten willst, dann gib mir jetzt wenigstens meinen Rucksack zurück. Ich habe eine Gehirnerschütterung, keinr gebrochenen Arme. Ich brauche keine Hilfe."
Sein Lächeln ist reif für die Titelseite jeder einzelnen Zeitschrift dieses Landes.
"Wir haben darüber gestritten, an welchen Strand wir gehen. Wir wollten nach der Schule noch schwimmen."
"Lügner." Mit einem große L. Schwimmen - Ertrinken - steht auf meiner To-do-Lisze irgendwo hinter Stachelschweine gebären.
"Wobei, warte. Du hast recht. Wir haben darüber gestritten, wann die Titanic wirkluch gesunken ist. Wir waren uns schon einig, zum Scheimmen zu mir nach Hause zu gehen."
Da geht mir ein Licht auf, allerdings nicht die Art von Licht, die mir aufgehen würde, wenn das die Wahrheit wäre.
Ich erinnere mich nicht daran, überhaupt über den Strabd gesprochen zu haben, aber ich erinnere mich, dass ich die Frage nach der Titanic in Mr Pinners Kurs beantwortet habe.
Nicht einmal Hicks, der mit seinem Lächeln meinen gesunden Menschenverstand blockiert, hätte mich dazu überreden können, ins Wasser zu gehen, oder ?
"Das..... das glaube ich nicht", beschließe ich, noch während ich es ausspreche.
"Wegen so etwas würde ich nicht ausflippen. Egal ob es sich um ein historisches Datum oder eine aktuelle Verabredung handelt."
Er zuckt die Achseln. "Mich hat deine Reaktion auch überrascht."
Ich ziehe eine Du-willst-mich-wohl-veräppeln-Braue hoch.
"Warum sollte man wegen eines Datums streiten ? Man könnte es doch einfach googeln.
"Stimmt. Man könnte es im World Wide Weg recherchieren. Aber hast du dich schon mal gefragt, wessen Web das so genau ist ?"
"Was ?"
"Also, ich meine, hast du je darüber nachgedacht, dass du immer nur die Antworten findest, die du finden sollst ?"
Ich schüttele den Kopf.
"Nein. Darauf fall ich nicht rein. Du versuchst bloß, mich abzulenken. Worüber haben wir wirklich gestritten ?"
"Was denkst du, worüber wir gestritten haben ?"
"Lass das. Du beantwortest meine Fragen mit Gegenfragen."
Und er ist wirklich verdammt gut darin. Irgendwie bin ich von mir selbst beeindruckt, weil ich es bemerkt habe, und zwar trotz Gehirnerschütterung.
Es wirkt ebenfalls beeindruckt.
"Bist du auch ganz sicher, dass du dich nicht erinnerst ? Dein Verstand scheint zu funktionieren."
"Weißr du, was ? Vergiss es einfach. Was auch immer es war, ich verzeihe dir. Undjetzt gib mir meinen Rucksack, damit ich ins Sekretariat zurückgeheb kannn Wir sind sowiso erledigt, wenn wir hier noch länger rumstehen."
"Wenn du mir wirkluch verzeihen würdest, müsstest du nicht mehr ins Sekretariat."
Er verschränkt seinen Gruff um den Gurt meines Rucksacks.
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