Chapter 4
Harry starrt mich immer noch an. "Okay, ganz betrinken oder nur probieren? Ich bin fürs erste." Mein Blick scheint ihn zu belustigen. Nach einigen Sekunden erwidere ich ein "Geht klar, also her mit der Flasche!" Ich schreite zu meinem Schrank und hole den Vodka heraus. Ein schöner Anfang mit dem Austauschschüler, der bald dein Lieblingsshampoo und deinen Flauschbademantel kennenlernen wird. Erstmal betrinken, da wärmt man sich ja bekanntlich schnell auf! Ich drehe den Deckel der Flasche auf und nehme einen grossen Schluck. Das Zeug brennt verdammt hart in meiner Kehle, aber ich ignoriere den Schmerz. Ich reiche den Alkohol an Harry und auch er setzt seine Lippen an den Glasrand, während ich sein Profil dabei betrachte. Ich muss zugeben, er sieht gut aus. Seine gerade Nase, die hohen Wangenknochen... Warte was? Ich muss aufhören, so über ihn zu denken. Er ist ein arrogantes Arschloch und dazu noch ein schleimender Kotzbeutel. Schön ausgedrückt.
Nach einer halben Stunde ist die Flasche schon halbleer, und obwohl ich mir geschworen habe nicht zum Kotzen überzugehen, muss ich zugeben dass mir langsam übel wird. Harry sieht das wohl anders. Er liegt auf meinem Bett und streckt die Arme aus, ein Grinsen auf den Lippen. Wenn ich mir das länger anschaue sieht es schon ziemlich dumm aus.
"Harry? Kann ich dir was sagen?" Meine Stimme lallt durchs Zimmer und kommt schliesslich bei dem Briten an. Dieser dreht den Kopf in meine Richtung, seine grünen Augen glitzern verdächtig. "Klar, was ist?" Brüchig ertönt seine raue Stimme und verstärkt meinen Verdacht dass er kurz vor dem Weinen ist. Bitte nicht! "Mein Vater hat eine Überdosis genommen. Mausetot wie Scheisse." Ich lächle matt. "Und wieso? Hm, er hat mir die Nase gebrochen. Schuldgefühle fressen Meschen ja bekanntlich auf. War auch gut so." Obwohl ich die ganze Zeit heiter geklungen habe, rollt jetzt eine einzelne heisse Träne meine Wange hinab. Unhörbar fällt sie auf den Teppich auf dem ich sitze und verschwindet im weichen Polster. Das bemerkt auch Harry und reisst die Augen auf. "Weinst du?" Sein Murmeln ist kaum zu hören, aber es ist klar zu verstehen für mich. Ich wende mich ab, damit er meine mittlerweile durchnässten Wangen nicht sieht. Egal, wie sehr ich es drehe und wende, Harry bleibt immer noch der arrogante, selbstverliebte Junge aus England. Ich darf und werde ihn nie anders sehen. "Cam, rede mit mir." Seine raue Stimme holt mich aus meiner Starre, bringt mich aber beinahe zur Weissglut: Dieses Arschloch soll sich nicht in meine Vergangenheit einmischen! Ich greife die Flasche und richte mich auf. "So, fertig. Geh pennen. Morgen müssen wir früh raus." Ein verblüffter Blick von ihm, eine zu Biden fallende Träne von mir, und schon liege ich im Bett. Ich mache mir ausnahmsweise mal die Mühe, mein Schlafshirt anzuziehen. Heute gebe ich einen Scheiss darauf, ob mein Gast meine Kehrseite sieht, morgen hat der es eh vergessen. Ich vielleicht auch.
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