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Vier Tage ist es her, dass Jasper, Darren und ich Helena und
Mandy vom Flughafen abgeholt haben.

Vier Tage ist es her, dass ich die zwei, plus Jasper, nicht mehr gesehen habe.

Seit vier Tagen bin ich wieder bei den Primes in Winchester.

Ich gehe in die Küche, entdecke aber niemanden.

Die Zwillinge müssten in der Schule sein, und Mrs. Primes – Abigail hat gestern gemeint, dass sie etwas zu erledigen hat und mit Mr. Primes – Anthony nach D.C. fährt.

Wenn das ganze hier vorbei ist, und ich wieder ein einiger-maßen normales Leben führen kann, dann wird mich Mr. Primes bestimmt feuern. Immerhin habe ich nur eine Woche in seiner Firma gearbeitet.

Mit einem leisen Seufzer will ich den Kühlschrank öffnen, doch etwas in meinem Blickwinkel gewinnt meine Aufmerksamkeit.

Jemand schwimmt im Pool.

Darren.

Ja, es ist tatsächlich Darren. Sofort beschleunigt sich mein Herzschlag bei seinem Anblick. Ich schaue, nein, ich starre regelrecht aus dem Fenster und kann einfach nicht wegsehen.

Ohne Vorwarnung räuspert sich jemand hinter mir. Beschämt schaue ich weg und tue so, als ob ich beschäftigt wäre. Seth nimmt die Situation lachend auf, während ich peinlich berührt dastehe und ihn mit roten Wangen ansehe.

»Spioniert da etwa jemand einem vergebenen Mann hinterher?«

Erwischt!

»W-Was? N-Nein, ich habe mich nur gefragt, wer bei diesem Wetter schwimmen geht.«

Lachend, schüttelt er den Kopf.

»W-Wirklich«, versuche ich es noch einmal.

»Du bist eine grottenschlechte Lügnerin«, meint er und geht zum Kühlschrank, wobei er, bevor er ihn öffnet, sich umdreht und mit dem Finger auf mich zeigt. »Aber das ist eine gute Charaktereigenschaft. Das heißt nämlich, dass du ein ehrlicher Mensch bist.«

Ich gebe es auf, schnappe mir eine Tasse und gieße heißes Wasser rein, nachdem ich einen English Breakfast Teebeutel hineinlege.

»Du wirkst traurig«, kommt es plötzlich von Seth.

Ein gespieltes Lächeln liegt auf meinen Lippen, als ich den Kopf schüttle.

»Die Familie ist immer füreinander da, von der Wiege bis zur Bahre, auf Gedeih und Verderb. Du gehörst zur Familie, auch wenn wir nicht dasselbe Blut haben und wenn jemand sich in meiner Familie unwohl fühlt, bemerke ich das.«

Die Tränen steigen mir in die Augen bei seiner zuckersüßen Aussage. »Ich – Ich will einfach nur wieder mein Leben zurück-haben, arbeiten gehen und bei meiner Familie sein. Ich dachte, wenn meine Familie wieder da ist, kann ich zurück, aber Agent

Primes sieht das anders.« Ich zucke gespielt gleichgültig mit den Schultern und versuche, so gut es geht, meine traurige Miene zu verstecken.

»Das wird schon wieder«, versucht er mich zu trösten und legt seine Hand auf meine Schulter.

In diesem Moment kommt ein nasser Darren, der sich mit
einem Handtuch seine Haare trocken rubbelt, in die Küche.

Seine Augen fixieren Seths Hand auf meiner Schulter, und er sieht Seth mit einer gehobenen Augenbraue an. Dieser nimmt sie sofort weg.

Langsam sieht Darren von ihm zu mir. »Miss Collins, wir
müssen heute die Papiere zusammen durchgehen.«

Fragend sehe ich ihn an, doch er geht an mir vorbei und schenkt sich Kaffee ein.

»Ich muss gehen. Die Uni wartet auf mich.« Schon sind wir
alleine in der Küche.

»Warum bist du immer so ernst, wenn jemand anderes im Raum ist und nennst mich Miss Collins?« Keine Antwort.

»Wenn – wenn du bei deiner Familie bist, bist du ganz anders. Ich meine, ich weiß fast alles über dich, deine Familie und deine Arbeit und trotzdem – trotzdem –«

»Du weißt nicht alles über mich«, unterbricht er mich und beugt sich für seinen nächsten Satz zu mir runter, sodass er ihn in mein Ohr flüstern kann.

»Im Gegensatz zu mir. Ich weiß alles über dich, Miss Shaw

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