-36-

»Und das ist unsere Atemschutzwerkstatt«, beendet Ryan die Führung durch die Feuerwache.

Während er ein paar Schritte nach vorne macht, um mir etwas zu zeigen, schnappe ich mir eine Atemschutzmaske und setze sie mir auf. Er sieht mich von der Seite an und fängt an, loszulachen.

»Das steht dir. Vielleicht solltest du bei uns anfangen, statt in der Firma meines Dads zu arbeiten«, schlägt er lächelnd vor.

»Zurzeit arbeite ich nicht, also wo kann ich meine Bewerbung abgeben«, witzle ich und versuche, die Maske herunter zu
nehmen, doch sie will anscheinend nicht so, wie ich will.

»Die Maske will dich nicht gehen lassen, also ist deine Bewerbung hiermit überflüssig. Du kannst gleich anfangen.«

Er kommt auf mich zu und versucht sachte, mir die Maske abzusetzen, was ihm auch sofort gelingt. Nachdem er sie weglegt, dreht er sich wieder zu mir. Seine Hand wandert nach oben und kommt meinem Gesicht gefährlich nahe.

Woah! Jungchen, was soll das hier werden?

Schnell mache ich einen Schritt nach hinten und lächle ihn
entschuldigend an.

»Du hast da einen Schmierfleck ... von der Maske«, meint er und deutet auf meine linke Wange.

Ich wische sie mir ab. »D-Danke.«

Beschämt schaut er weg und murmelt: »Nichts zu danken.«

»Ryan!«, schreit plötzlich jemand, und wir drehen uns beide abrupt zu der Menge um, die auf uns zukommt.

Vier Männer und eine Frau, wie ich auf die Schnelle zählen kann. Sie begrüßen sich und Ryan stellt mich allen vor. Die Kollegin, von der er am Frühstückstisch geredet hat, hat anscheinend heute Geburtstag.

Josie ist ungefähr so groß wie ich, hat blonde Haare und ein
bezauberndes Lächeln, mit dem sie gerade Ryan ansieht.

»Hey, ich bin 23 geworden, bekomme ich keine Umarmung?« Ihre Augen glänzen förmlich, während sie ihn fast schon anhimmelt.

Irgendetwas sagt mir, dass sie auf Ryan steht.

Kurz sieht er zu mir rüber, bevor er sich wieder zu Josie dreht und sie in eine herzliche Umarmung zieht.

Und irgendwas sagt mir, dass Ryan auf dich steht.

Nein, tut er nicht!

»Alles Gute«, spreche ich meine Glückwünsche aus und
strecke ihr die Hand hin, die sie komplett ignoriert und mich stattdessen umarmt.

Etwas steif lege auch ich meine Arme um sie. Ich mag Um-armungen immer noch nicht so sehr. Zwar fällt es mir leichter als früher, Menschen zu umarmen, aber trotzdem mache ich es
ungern.

Nach mehreren kleinen Plaudereien und zwei Softdrinks stehe ich etwas abseits von allen und frage mich, ob Josie sich nicht unwohl fühlt als einzige Frau zwischen fünf Männern.

»Und?«, kommt es unerwartet von der Seite.

Ich drehe mich zu der Person um, die mich gerade fast zu Tode erschreckt hat.

Wenn man vom Teufel spricht.

Überrascht ziehe ich die Augenbrauen nach oben. »Und was?«, frage ich höflich nach.

Sie lächelt mich freundlich an und entblößt dabei ihre strahlend weißen Zähne.

»Du und Ryan, huh?« Josie versucht, es beiläufig klingeln zu lassen, und nimmt einen Schluck von ihrem Softdrink, aber ich erkenne Eifersucht, wenn ich sie sehe. Ich bin geübt darin, da ich immer eifersüchtig bin, wenn ich Darren und Fiona zusammen sehe.

Ich lächle sie warm an und erkenne selber einen Hauch Mitleid in meinem Lächeln. »Nein, da ist nichts zwischen Ryan und mir. Rein gar nichts«, erläutere ich ihr die Wahrheit.

Sie lässt einen kaum hörbaren Laut aus. »Und warum hat er dich mitgebracht?«, fragt sie weiter, wartet aber nicht auf meine Antwort. »Tut mir leid, so meinte ich das nicht. Ich mei –«

Diesmal unterbreche ich sie, indem ich ihr schnell antworte.

»Ich bin eine Bekannte von Ryans Bruder, Darren. Und da er in einer anderen Stadt ist, hat mich Ryan zur Ablenkung mitgenommen, damit ich nicht alleine bin.«

Wieder strahlt sie mich an und zieht mich erneut in eine
warme Umarmung, die ich sofort erwidere, bis sie von einem ihrer Kollegen gerufen wird. Sie entschuldigt sich nochmal, geht zu den anderen rüber und lässt mich mit einer Frage alleine zurück.

Wann wird Darren wieder kommen?

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top