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Nach dem Aufräumen verabschieden sich Zachary und Rose und Special Agent Primes bringt Fiona wieder nach Hause. Ich frage mich, warum sie nicht bei Darren im Zimmer schläft.
Die Familie ist doch religiös, wahrscheinlich warten die beiden bis nach der Hochzeit, bis sie in einem Zimmer schlafen.
Aber rummachen und kuscheln ist okay, oder was?
Ganz ruhig, du bist schon ganz grün.
Ich bin ruhig, okay?
Die Ruhe in Person ...
»Welcher Film soll's heute sein?«, fragt Seth in die Runde und wartet auf Vorschläge.
Wir sitzen alle, bis auf Mr. und Mrs. Primes, im großen Fernsehraum und wollen einen Film anschauen. Und ja, die Primes haben im Keller einen Fernsehraum. Anscheinend ist das bei den jüngeren Primes Tradition, am Sonntagabend einen Kinoabend zu veranstalten.
»Wie ein einziger Tag«, schlägt Emily vor und bekommt sofort von Ryan, Seth und Noah einen lauten Seufzer zu hören.
Im Gegensatz zu den Jungs halte ich mich raus und sage nichts dazu.
»Transformers«, kommt es von Noah. Wieder ein Seufzer.
»Den haben wir schon zu oft angeschaut«, meint Seth und schlägt daraufhin gleich einen Film vor: »Wie wär's mit Terminator?«
»Ist das dein Ernst-«, fängt Noah an.
»The Dark Knight«, unterbricht Ryan die kommende Diskus-sion seiner Brüder.
Somit hat jeder im Raum seinen Wunschfilm vorgeschlagen, natürlich außer mir, denn ich misch mich da lieber nicht ein. Ich bin ja nur ein Gast.
»Welchen Film willst du anschauen?«, fragt mich Ryan zu meiner Überraschung.
»Ich?«, ich zeige mit dem Finger auf mich, wobei er lächelnd nickt. »Nein, entscheidet ihr das. Ich schaue alles mit«, winke ich ebenfalls lächelnd ab.
»Komm schon, sag, was du anschauen möchtest und wir
machen deine Entscheidung runter«, sagt Seth lachend. Ich stimme in sein Lachen mit ein. Er ist komisch. Ich mag es, wenn man humorvoll ist und nicht immer alles im Leben ernst nimmt.
Das kommt gerade von dir?
»Spaß beiseite, welchen Film möchtest du anschauen?«, meint er, immer noch lachend.
»Ich mag alle Filme«, versuche ich mich rauszureden.
»Macey«, kommt es von Ryan. Ich schenke ihm einen fragenden Blick, woraufhin er weiterredet. »Du gehörst jetzt zu uns und damit du in unsere Gang aufgenommen werden kannst, musst du einen Film aussuchen.«
Ein kleines Schmunzeln liegt auf meinen Lippen.
Hat er gerade Gang gesagt?
»Und wir urteilen dann über deine Entscheidung«, lacht Seth
wieder.
Wir stimmen alle mit ein und er bekommt von Emily einen Stups in die Seite.
»Na gut«, gebe ich schließlich auf. »Was haltet ihr von Shutter Island?«
Emily, Noah, Ryan und sogar Seth reißen die Augen auf.
»Du magst diesen Film?«, kommt es gleichzeitig schockiert und genervt von Noah.
»Ja, das ist mein Lieblingsfilm«, gebe ich schulterzuckend
zurück. Was ist los mit denen? Ist doch nur ein Film.
Wie Seth gesagt hat, machen sie jetzt deine Entscheidung runter.
»Dein Lieblingsfilm?«, fragt nun Ryan.
Ich kneife die Augen zusammen. »Ja, der Film ist genial. Er wirft viele offene Fragen auf und hat ein ungewisses Ende. Ist Daniels nun ein US-Marshal oder Patient Nr. 67? Hat seine Frau sich und ihre Kinder umgebracht? Gab es die Begegnung mit der Ärztin, oder war dies nur Halluzination? Glaubt er seinem
›Partner‹ am Ende oder nicht? Und, und, und. Außerdem ist der Film mit Leonardo DiCaprio belegt. Ich meine, besser kann der Film nicht sein.«
Emily reißt wieder die Augen auf. »Oh mein Gott, sie ist die weibliche Version von Darren.«
»Was?«, frage ich verwirrt.
»Darren 2.0«, erwidert Noah. Die Zwillinge schauen sich an und lachen.
Ich verstehe nichts.
»Das glaub ich jetzt nicht«, meint nun Seth gespielt verzweifelt.
»Ich sage doch, der Film ist genial«, höre ich plötzlich eine tiefe Stimme.
Leicht erschrocken drehe ich mich um und sehe Darren mit
einem großen Grinsen im Gesicht, am Treppenabsatz stehen. Mit langsamen Schritten kommt er auf uns zu und bleibt neben der riesigen schwarzen Couch, auf der wir alle sitzen, stehen.
Mit seinen wunderschönen meerblauen Augen schaut er in meine haselnussbraunen und sagt: »Was ist schlimmer? Leben wie ein Monster –«
Mit einem wissenden Ton beende ich seinen Satz: »Oder
sterben als guter Mann?«
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