..~Unter einer Bedingung~..
.....Prudence.....
Die Luft ist warm, die Sonne glitzert hell. Es duftet nach Blumen. Meine Hand sucht seine. Ich kann sie nicht finden, darum öffne ich meine Augen. Augenblicklich schaue ich in zwei türkis blaue Augen. In ihnen liegt so viel Wärme. Wärmer als alles was ich bisher jemals in einem Blick deuten konnte. Es ist die Wärme der Liebe, die diese Augen strahlen lässt.
Meine Hand geht zu seinem Gesicht. Ich streichle seine Wange. Er drückt sein Gesicht in meine Hand. Lange schaue ich in sein glückliches Gesicht. Mir fällt auf, das die drei kleinen Narben unter seinem rechten Auge verschwunden sind. Was hat er getan? Ein Blick an ihm vorbei, ich sehe das Wasser was aus dem Baum heraus läuft. Nochmals nehme ich die schöne Luft in mich auf. Hier duftet es so überaus schön. Es ist sehr ruhig, nur das zwitschern der Vögel dringt in meine Ohren. Mein Blick schweift umher. Wir sind an unserem Lieblingsplatz. Weit außerhalb der Stadt hat er diesen Platz entdeckt. Hier sind wir allein. Nur er und ich.
"Ich liebe dich Enni". Meine Stimme klingt verändert. Er nimmt meine Hand in seine. Küsst sie. "Du weißt gar nicht, wie sehr ich dich liebe". In seinen Worten liegt so viel Sehnsucht. Ich lächle. Mein Herz ist erfüllt mit so vielen Gefühlen und Emotionen. Meine Finger zeichnen die Konturen seiner Lippen nach. Diese vollen seidigen Lippen. Er lächelt und redet zu mir. Seine Worte dringen aber nicht zu mir durch. Vor meinen Augen versinkt alles in einen Nebel.
Ich kneife meine Augen zusammen. Will den Klängen der zwitschernden Vögel lauschen. Doch sie sind verstummt. Als ich meine Augen öffne, ist es plötzlich dunkel um mich herum. Wie ein Schlag trifft es mich. Jäh ist die schöne Umgebung verschwunden. Meine liebenden Gefühle sind dem puren Schmerz gewichen. Ich habe das Gefühl erdrückt und zerrissen zu werden.
Tränen fließen unentwegt aus meinen Augen. Um mich herum ist es so schrecklich laut. Schreie, so viele Schreie. Die Luft ist erfüllt mit beißendem Rauch. Ein gequältes husten dringt aus meiner Lunge. Es ist nur ein Röcheln. Der Schmerz beim husten ist unerträglich.
Unerwartet trifft mich ein harter Schlag. Mein schmerzender Körper prallt gegen einen Widerstand. Meine Augen brennen, ich kann kaum etwas sehen. Vor mir erscheint eine Gestalt. Meine Hand hebt sich automatisch. Wer ist es? Ich kann ihn nicht erkennen. Ein neuer Schmerz ereilt mich. Es zerreißt mich von innen heraus. Ich schreie. Das Blut spritzt aus meinem Mund heraus.
Ein Lachen durchbricht meinen Schrei. "Ich sagte dir, das meine Rache dich zerstören wird. Es ist deine Schuld. Du hättest das dir gegebene nicht verschmähen dürfen. Jetzt wirst du sterben". Ich erkenne seine Stimme. Nagash.
Ich kann mich nicht wehren. Er ist zu stark für mich. Alles weicht aus meinem Körper. Ich kann es spüren. Mein immer schwächer werdender Herzschlag dröhnt in meinen Ohren. Seine Zähne bohren sich wieder und wieder in mein Fleisch. Lass mich endlich sterben. Ich halte das nicht mehr aus.
Aus der Ferne vernehme ich das aufheulen der Wölfe. Er kommt. Er wird mich retten. Ich schreie seinen Namen. "ENEAS". Mehr kann mein Körper nicht aufbringen. Der Vampir lässt abrupt von mir ab.
"Prudence. Prudence? Aufwachen. Prudence, bitte wach auf".
Hustend reiße ich meine Augen auf. Mein gesamter Körper zittert, mein Herz rast. Meine Arme umschließen einen warmen Körper. Ich vergrabe meinen Kopf an einer starken muskulösen Brust. Der Duft eines Herbstmorgens dringt in meine Nase. Wir haben doch Sommer. Wieso duftet es nach Herbst?
"Alles ist gut Prudence. Du hattest einen Alptraum". Die dunkle Stimme von Eneas dringt sanft in mein Ohr. Moment mal........Eneas?
Verwirrt blinzle ich. Aus dem Augenwinkel heraus erkenne ich die Einrichtung meines Zimmers. Ich winde mich aus seinen Armen. Es ist tatsächlich Eneas. "Was machst du in meinem Zimmer" frage ich krächzend. Meine Stimme ist brüchig. Sein Blick hat etwas verletzliches und tröstendes zugleich. Mit seinem Daumen wischt er mir meine Tränen weg, die sich langsam ihren Weg über meine Wange bahnten. "Du hast nach mir gerufen" antwortet er leise.
Seine Anwesenheit spendet mir Geborgenheit. Die Wärme die er ausstrahlt ist unglaublich beruhigend. Wir sehen uns Wortlos an. Wieso habe ich gerade nach ihm gerufen? Ob es etwas mit meinen Träumen auf sich hat? Ich erschaudere bei dem Gedanken an meinen immer wiederkehrenden Traum. So grausam und so brutal.
Der Anfang fühlte sich so schön an und es war das erste mal das ich so etwas geträumt habe. Warum nur habe ich derartige Träume von Eneas? Gerade von ihm. Als wäre ich ein kleines verliebtes Mädchen, das von ihrem Schwarm träumt. Nein, ich werde das Gefühl nicht los, das es gar nicht meine Träume sind. Diese Vertrautheit war greifbar. Auch diese Schmerzen, als ich Nagash in meinen Träumen sah. Ich spürte einfach alles.
Er sieht mich fragend an. "Ist alles okay bei dir? Magst du mir erzählen was du geträumt hast"? Ein Schauer frisst sich durch meinen Körper und ich schüttle verneinend mit dem Kopf.
Ich blicke ihn eine Zeitlang ruhig an. Wieso spendet seine Anwesenheit mir soviel Geborgenheit? Er sitzt hier mitten in der Nacht auf meinem Bett und ich habe nichts besseres zu tun als seine Hand zu halten und ihn anzustarren.
Mein zittern ist verschwunden, auch meine Angst. Ein lauter Seufzer dringt aus meinem Mund. "Ich glaube du solltest jetzt besser gehen". Er nickt schweigend und lässt meine Hand los. Ich schaue ihm nach, als er fast aus der Tür raus ist rufe ich ihm noch zu. "Eneas"? Mit einem fragenden Blick dreht er seinen Kopf in meine Richtung. "Danke" kommt es wispernd aus meinem Mund. Ein leichtes Lächeln breitet sich auf seinen Lippen aus, ehe er hinaus geht und die Tür schließt.
An Schlaf ist gar nicht mehr zu denken. Stark seufzend liege ich in meinem Bett und gaffe die Zimmerdecke an. Irgendwie ist in den letzten Wochen mein Leben komplett auf den Kopf gestellt worden.
Diese Träume rauben mir meinen Schlaf, dabei benötige ich den am dringendsten. Ohne Schlaf bin ich ungenießbar und zu leicht reizbar. Dabei bin ich doch eigentlich ruhig und ja auch schüchtern. Ich falle nicht sonderlich aus der Reihe. Aber sobald Eneas in der Nähe ist, möchte ich am liebsten ausrasten. Er macht kaum etwas, aber wenn, dann könnte ich durchdrehen. Und mit so einem soll ich trainieren. Phöööö.
Ich gebe ja zu, das er sich Sorgen gemacht hat meinetwegen, ist schon irgendwie niedlich. Auch das er sofort bei mir war, als ich ihn in meinem Traumwahn gerufen habe. Trotzdem bringt er mich zur Weißglut. Vorgestern war so ein Moment. In mir brannte die Wut auf ihn. Ich spürte eine unglaubliche Kraft, die sich dann in diesem einen Schlag entladen hatte. Woher ich diese Kraft genommen habe, weiß ich leider nicht. Es hat mich auch mehr schockiert als alles andere. Noch nie konnte ich einen so enorm starken Schlag ausführen. Um ehrlich zu sein hat es mich sogar geängstigt.
Ich schaue auf meine Hände, die ich in die Luft strecke. Woher kam das nur? Die Brüder von Eneas hatten mich angesehen, als wäre ich ein verstoßener, der eine Blume im Po stecken hat. Sie konnten es kaum glauben. Wobei ich konnte es mir ja selbst nicht erklären. Merethos hatte mir auch Löcher in den Bauch gefragt. Ja selbst Shiva, Zane und Payne quatschten Pausenlos auf mich ein.
Ach meine Freunde, ich weiß sie machen sich ihre Gedanken und sie wollen nur helfen. Aber wenn ich selbst nicht weiß wobei, ist es für mich schwierig. Sie haben alle drei ihre Freude daran mit Dastan und Talas zu trainieren. Vor allem Shiva, das entgeht niemandem hier. Sie hat anscheinend einen besonderen Draht zu Dastan wie mir scheint. Zane gefällt das gar nicht, gestern haben die beiden sich auch deswegen gestritten. Aber er kann sie ja nicht zwingen ihn zu lieben. Für Shiva war es mit Zane von Anfang an eher etwas zwangloses. Sie wollte nichts festes. Doch bei Zane sieht es da schon anders aus.
Ich weiß es gibt nur einen Grund warum Eneas und seine Brüder hier sind. Merethos hat es mir nicht nur einmal erklärt. Eneas nervte mich gestern den ganzen Tag. Überall wo ich hinging war er auch. Als wir theoretischen Unterricht hatten, saß er die ganze Zeit vorm Fenster. Ich fühlte mich schrecklich beobachtet. Nicht nur von ihm, auch von all den anderen. Ich habe schon kapiert, das ein Training mit ihm nur Vorteile hätte. Aber er macht das nicht meinetwegen, sondern weil er Palila in mir sieht. Wenn ich ihr nicht so ähnlich wäre, dann wäre ich ihm doch total egal. Dabei ist diese Ähnlichkeit aber vollkommen unmöglich.
..~ω~....~ω~....~ω~....~ω~..
Gähnend sitze ich im Unterricht und höre dem Professor nur mit einem Ohr zu. "Heute ist unser Thema die Inquisition. Die Zeit der Inquisition war eine der düstersten Kapitel des Mittelalters. Sie prägt, auch noch bis heute die Meinung vieler Menschen, wenn sie auf das Thema "Kirche" angesprochen werden. Die meisten denken jedoch bei diesem Begriff, an die Hexenverfolgung. Dies war jedoch nur ein Kapitel in der Geschichte der Inqusition. Gegründet wurde die Inquisition offiziell Anfang des 13. Jahrhunderts, sowohl von der kirchelichen, als auch von den weltlichen Mächten........".
"Man ist das lahm, was sollen wir nur mit dem kram"? brummten mir Shiva's Worte genervt in mein Ohr. Ich zucke nur gelangweilt mit den Schultern "Wissen was wir nicht benötigen, wenn wir einem Vampir den Kopf abschlagen. Ich habe echt keine Ahnung" erwidere ich und gähne. Shiva wackelt verschwörerisch mit ihren Augenbrauen "Ich kann mir gut vorstellen warum du so müde bist. Du bist mir ja eine. Willst nicht mit dem schönen Wolf trainieren, aber Nachts sehe ich ihn aus deinem Zimmer schleichen. Wie kam es dazu"?
Augenblicklich laufe ich Rot an, denn meine Wangen fühlen sich heiß an. Ich starre stur auf meinen Block vor mir "Ich weiß gar nicht was du meinst" nuschle ich ihr zu. Shiva rückt näher an mich heran. "Und ob du das weißt. Du platzt ja gleich. Ich habe ihn die letzten beiden Nächte aus deinem Zimmer schleichen sehen, als ich ähm.....als ich......". Totenstille. Weiter redet sie nicht und ich schaue auf, direkt in ihr zerknautschtes Gesicht. Sie presst ihre Lippen schmal zusammen und ich weiß sofort was los ist. "Du warst bei ihm, habe ich recht? Bei Dastan" kommt es quietschend aus meinem Mund.
"Denke nicht schlecht von mir Prue, das würde ich nicht ertragen" flüstert sie. Eindringlich betrachte ich sie. Ihre Augen glänzen, ihre Wangen sind leicht gerötet. Sie lächelt verlegen, das hat bei ihr nur einen Grund. Warum sollte ich schlecht über sie denken. Wenn etwas passiert, dann passiert es nun einmal. Ich lege meine Hand auf ihre. "Ich wäre die letzte, die schlecht denken würde. Es ist nur etwas schnell passiert". Shiva macht große Augen und wedelt mit ihrer Hand ziemlich aufgeregt herum. "Nein, wir haben nicht das getan. Himmel nein. Ich war bei ihm, das stimmt. Ja es ist sogar zu einem Kuss gekommen. Glaube mir, dieser Mann kann küssen, da ist bei mir jede Lampe angesprungen. Aber deswegen war ich nicht bei ihm. Er hat mir einiges über sich als Wolf erzählt. Über seine Vollmondfähigkeit und er hat mich auch über dich ausgefragt".
"Wie jetzt? Vollmondfähigkeit? Die gibt es wirklich? Und wieso fragt er dich über mich aus? Ich bin kein Geist, der kann mich schon selbst fragen" grummle ich lauter. Shiva hält sich den Finger vor ihren Mund. "Sshht nicht so laut. Ich will nicht schon wieder eine Abmahnung bekommen" raunt sie und zeigt nach vorne.
"Die Hexenprozesse dauerten bis ins 18. Jahrhundert an. Jedoch gibt es sogar in unserer Neuzeit noch immer Opfer vom Hexenaberglauben" rattert der Professor seinen Text monoton herunter.
Plötzlich dämmerte mir etwas anderes. Hatte sie nicht eben gesagt, Eneas wäre die letzten beiden Nächte aus meinem Zimmer gekommen? Dieser elende....
Ich packe meine beste Freundin an ihren Oberarmen, sie sieht mich erschrocken an. "Du sagtest gerade was davon, das Eneas die letzten beiden Nächte aus meinem Zimmer kam. Meinst du nicht nur letzte Nacht" hakte ich nach. Jetzt hatte sie wieder dieses verschmitzte und verschwörerische Grinsen auf ihren Lippen. Sie legt sich eine Strähne ihres blonden Haars hinter ihr Ohr und flüstert weiter. "Genau, da war ja noch was. Nein ich habe ihn nicht nur letzte Nacht, sondern auch die Nacht davor aus deinem Zimmer schleichen sehen. Willst du mir da vielleicht etwas genaueres erzählen" quiekt sie. Mein Puls beschleunigt sich rasant. Aufgeregt will ich gleich alles abstreiten was sie sich in ihrem Kopf schon ausmalt. Aber ich komme gar nicht dazu, denn ich werde lautstark unterbrochen.
"Guckt da. Ich glaube es ja nicht. Noch nie habe ich einen Wolf in seiner Gestalt gesehen. Er sitzt hier einfach vor unserem Fenster und starrt Prudence an" kreischt Lilian. Alle werden sofort unruhig und stürmen von ihren Plätzen. Ich drehe meinen Kopf automatisch mit und erblicke Eneas, der wie gestern vor diesem Fenster herum steht und mich anstiert. Nur mit dem Unterschied, das er dieses mal tatsächlich in seiner Wolfsgestalt ist. Sofort reden alle wild durcheinander und kleben schon fast an den alten Fenstern.
Eneas und ich gucken uns stur in die Augen. Vor zwei Tagen sagte er ja, er werde nicht aufgeben und mich überall nerven. Der macht das echt. Wo sind wir denn hier?
"Er ist so groß. So schön" japsen einige gleichzeitig. Der Professor klatscht laut in seine Hände. "Ich bitte um Ruhe. Prudence, gestern habe ich ja nichts weiter dazu gesagt. Aber jetzt wird es zu unruhig und wenn ich ehrlich bin es nervt mich. Er ist nur deinetwegen da draußen. Bitte klärt das schnell" brabbelt er mich an. Seufzend knalle ich meinen Kopf auf den Tisch. "Na Super"!
.....Eneas.....
Ich fühle mich gerade etwas zu beobachtet. Alle kleben an den Fenstern und begaffen mich. Ich hasse es, aber ich weiß das es Wirkung gezeigt hat. Nur das wollte ich erreichen. Prudence muss doch verstehen, das sie nicht alleine trainieren kann und es ihr nichts bringt. Sie weigert sich vehement mit mir zu trainieren, also hänge ich an ihr wie Klebstoff. So etwas mache ich normal nicht, denn ich fühle mich schon wie ein kleiner Hund. Aber Prudence ist so verbohrt wie ein kleines Mädchen. Ich will sie keinesfalls zwingen, aber sie soll es wenigstens versuchen.
Sie ist aus dem Unterrichtsraum verschwunden, also wird sie hier gleich auftauchen. Natürlich habe ich alles hören können, was dort drinnen gesprochen wurde. Ich habe auch ihre Unterhaltung mit Shiva mitbekommen. Manchmal ist mein gutes Gehör schon echt klasse. Aber jetzt weiß sie, das ich auch vorletzte Nacht bei ihr im Zimmer war. Ob sie mir glaubt, das ich nur da war, weil sie auch in der Nacht nach mir rief? Es ist die Wahrheit, nichts weiter.
Das ist es wovon Pavati sprach. Die Seele von Palila verbindet sich mit der von Prudence und zeigt ihr Dinge, die Palila erlebt hat und vor allem erleben musste. Ich kann mir nicht vorstellen wie grausam einiges sein muss. Prudence redet nicht darüber, jedenfalls nicht mit mir. Dastan hat aus Shiva auch nicht viel heraus bekommen können. Sie weiß zwar von den Alpträumen, aber Prudence scheint nicht ins Detail gegangen zu sein, als sie ihrer Freundin davon erzählte. Aber seitdem sie auf mich und Nagash traf, treten diese Träume wohl häufiger auf. Ich habe es bisher jede Nacht mitbekommen. Darum bin ich auch sofort bei ihr, sobald sie mich ruft. Ich mache mir Sorgen, das sie es nicht aushalten kann.
Davon mal abgesehen weiß ich nicht ob ich das aushalten kann, ständig in ihrer Nähe zu sein. Ich möchte für sie da sein, ihr helfen, sie trainieren und vor allem sie beschützen. Jedoch ist ihre Ähnlichkeit zu Palila stark und mein Herz begehrt sie, meine alte Liebe. Talas ist der Meinung, das dies der Grund ist, wieso ich als Wolf ihr gehorche wie ein kleiner Welpe. Weil ich mich mit allem was ich habe so sehr nach ihr sehne, das es bis in meine letzte Faser hineinreicht. Eigentlich sollte ich nicht hier sein, aber ich kann Prudence nicht alleine lassen.
Oh sie ist wütend. Ich spüre es und so dumm es sich anhört, sie ist gruselig. Wütend stampft sie auf mich zu. Jetzt sehe ich sie auch. Ja ihr Gesichtsausdruck schreit mich schon an. Da kann ich mich ja auf was gefasst machen.
Die putzige mini Jägerin bleibt vor mir stehen. Aus ihren Augen sprüht die Wut. "Eneas, egal was du damit erreichen willst, lass es bleiben. Es nervt mich und wegen dir und deinem Auftreten bekomme ich nur Ärger. Ach und könntest du dich bitte zurück verwandeln wenn ich dich anschreie"?
Ich komme ihrer Bitte nach und verwandle mich umgehend. Mein Wind weht ihr ins Gesicht. Ihr langes Haar tanzt ihr um die Nase, sie schiebt es rasch beiseite. Jetzt stehe ich ihr normal gegenüber. Das kurze Shirt was sie über ihrer engen schwarzen Hose trägt weht noch etwas vom Wind. In ihren Augen spiegelt sich kurz etwas verlangendes habe ich das Gefühl. Doch das vergeht schnell und schon sprühen sie wieder vor Zorn.
Prudence tippt mir ihren kleinen Finger auf meine Brust. "So und jetzt wirst du zu deinen Brüdern gehen und mich in Ruhe lassen. Ich will und werde nicht mit dir trainieren, nur weil alle der Meinung sind, das ich nichts alleine auf die Reihe bekomme. Du brauchst nichts zu tun um dein Gewissen wegen Palila zu erleichtern. Ich weiß du wolltest sie beschützen, aber ich bin kein Ersatz. Ich mag nicht dafür her halten müssen. Ich fühle mich wie eine schlechte Zweitbesetzung und werde jetzt immer mit ihr verglichen. Das nervt mich, denn ich bin nicht sie. Verstehe mich nicht falsch, ich kann deinen Schmerz über diesen Verlust sehr gut nachvollziehen. Aber ich bin Prudence, niemand anderer sonst".
Bei jedem Satz hat sie mir ihren Finger auf meine Brust gedrückt. Prudence ist wirklich niedlich, klein, garstig und legt sich ohne mit der Wimper zu zucken mit mir an, obwohl sie weiß das sie unterlegen ist. "Ach und noch was, könntest du mir vielleicht sagen, warum du auch vorletzte Nacht in meinem Zimmer gewesen bist" schnauft sie weiter.
Mein Blick gleitet über ihre Schulter nach hinten zur Fenster front. Dort tummeln sich noch immer alle anderen und beobachten uns. "Hey, hier bin ich" faucht sie mich an und schnippt mit ihren Fingern herum. Ich seufze kurz, eigentlich habe ich keine Lust mich mit ihr zu zanken, aber sie ist ständig so angriffslustig. "Ich war vorletzte Nacht in deinem Zimmer, weil du in dieser Nacht auch nach mir gerufen hattest. Du bist allerdings nicht aufgewacht, also bin ich etwas bei dir geblieben. Glaubst du, wenn du mich rufst, das ich einfach so in meinem Bett liegen bleibe? Ich weiß von deinen Träumen, sie werden schlimmer. Prudence wir können einander helfen. Nicht nur im Kampf, auch in anderen Dingen. Ich weiß du bist nicht Palila, aber eure Ähnlichkeit ist enorm. Natürlich bringt es mich zum nachdenken, aber ich habe nicht nur deswegen beschlossen hier zu bleiben, sondern um dir zu helfen". Ich rede wieder einmal auf sie ein. Dabei fällt mein Blick auf ihr Amulett. Sollte ich ihr vielleicht erzählen woher ihre Träume stammen? Wäre es dann einfacher für sie?
Prudence kommt ein Stück näher, sie kneift ihre Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, stellt sich auf ihre Zehenspitzen und grummelt herum. "Woher weißt du das meine Träume schlimmer werden? Hat Dastan es dir erzählt? Hängt er sich deswegen so an Shiva? Ich warne euch, wenn dein Bruder mit ihr spielt, dann werde ich ihn höchst persönlich kastrieren, ist das klar"?
Ich komme nicht umher und schmunzle ein bisschen. Wie groß mag Prudence sein, so um die 1,65 m? Ich bin 1,87 m und doppelt so breit gebaut wie sie. Bei meinem Bruder sieht es ähnlich aus. Sie scheut wirklich nicht davor zurück ihr Versprechen wahr zu machen. Gut ich werde sie etwas locken.
"Dastan hat damit rein gar nichts zu tun. Es gibt einen anderen Grund woher ich es weiß". Prudence steht jetzt unmittelbar vor mir und hebt ihren Kopf an, um mich weiterhin anzusehen. "Woher? Was sind das für Träume" zischt sie mich an. Jetzt habe ich sie. Ich grinse breit. "Das verrate ich dir, sobald wir erfolgreich trainieren" erwidere ich. Wütend blitzen ihre blauen Augen wild auf. "Pfffff das nennt man Erpressung du kuschel wuschel" keift sie los. Ich lasse ein dunkles Knurren aus meinen Lungen dröhnen. "Ich bin weder kuschelig noch wuschelig, merke dir das mal"! Ein schiefes Lächeln breitet sich auf ihren Lippen aus. "Ach ist das so? Deine Wolfsohren auf deinem Kopf sind aber niedlich kuschelig und wuschelig" gackert sie los. Erst jetzt bemerke ich, das es mir schon wieder passiert ist.
Wir beide gucken uns drohend in die Augen. Keiner wendet den Blick ab, jedoch kann ich erkennen, das sie am nachdenken ist. Prudence zieht die Luft ein und prustet sie gleich wieder seufzend aus. "Gut, oh du großer böser Wolf. Trainiere mich. Aber im Gegenzug dessen möchte ich alles wissen. Angefangen von meinen Träumen, von denen du mehr weißt, als ich selbst" schlägt sie vor. Endlich. Erleichtert lächle ich sie an und will ihre Hand nehmen. Mit großen Augen weicht sie etwas von mir zurück. Was ist denn jetzt? Wird sie Rot in ihrem süßen Gesicht? "Nicht so schnell. Bevor es dazu kommt, habe ich eine Bedingung". "Die da wäre" frage ich. Jetzt grinst sie so diabolisch, wie ich es bei niemanden je zuvor gesehen habe. "Du musst auf meinem Laniify gleiten können, erst dann trainiere ich mit dir" wieder gackert sie belustigt.
"Was soll denn der quatsch? Du weißt das kann ich nicht und es dauert sicherlich eine Ewigkeit, bis ich es beherrsche" fahre ich sie ungehalten an. Sie zuckt nur lässig mit ihren Achseln "Das ist mir doch egal". Schnaufend ergebe ich mich und nicke ihr zu. Freudig wie ein Bär tippt sie kurz auf ihrer Armmanschette herum und vor uns erscheint der blöde Hologleiter.
"Nicht hier, ich will mich nicht vor den anderen blamieren" knurre ich. "Du kannst ihn mit nehmen. Ich gehe derweil solange in den Unterricht" sagt sie und will tatsächlich gehen. Kurzerhand greife ich mir das freche Weibsbild und hebe sie ohne mühe auf meine Schulter. Sie schreit und zappelt wild herum. Doch das macht mir nichts aus. Ich renne los. "Ich habe Unterricht, lass mich sofort runter" kreischt sie. Ich lache nur "Inquisition? Voll langweilig man. Jetzt gibt es Action. Ich gleite schneller auf deinem Hologleiter als dir lieb ist"!
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