..~Eneas Entscheidung~..

.....Eneas.....
Müde und abgekämpft schaue ich auf Prudence herab. Ich musste ihre Freunde vorhin erst einmal nach ihrem Namen fragen, ich kann sie ja schließlich nicht Palila nennen. Denn das ist sie nicht, sie ist ein ganz anderer Mensch, das muss ich immer mehr feststellen. Der Leiter der Akademie lässt mich noch ein bisschen hier bei ihr sitzen. Die Krankenstation liegt ruhig und fast verlassen. Ihre Freunde sind auch heil wieder angekommen. Talas und Dastan konnten sie beschützen, wie sie mir aber erzählt haben, war das kein leichtes unterfangen, sie konnten auch nur gegen die beiden Vampire bestehen, weil sie wie ich von dem Sonnenaufgang vor schlimmeren bewahrt wurden. In den letzten Jahren scheinen alle drei Vampire enorm an Kraft und Fähigkeiten zugenommen zu haben. Das macht es mir nicht einfacher. Zudem war ich in meinem Inneren von Hass und Wut zerfressen. Noch immer bin ich es, aber mein Kopf muss klar bleiben, denn sonst kann ich sie nicht beschützen.

Nagash hat seine Telepathischen Kräfte weit ausbauen können, er hat also eine neue Altersstufe erreicht. Ich war gelähmt, wirklich gelähmt, noch bevor ich es überhaupt realisieren konnte. So schnell, noch bevor er sich gezeigt hatte. Es hat mich so viel meiner Kraft gekostet, mich aus dieser unsichtbaren Umklammerung zu befreien, das ich mich kaum konzentrieren konnte.

Ich wollte meine Rache, ich will sie noch immer und ich werde sie bekommen. Dazu muss ich aber meine Vollmondfähigkeit weiter ausbauen. Ich muss sie perfekt beherrschen können, selbst bei Neumond. Sie ist mein einziger Trumpf. Ich will es nicht nur für mich, auch für Prudence. Nagash hat sie gesehen, er weiß irgendetwas stimmt nicht. Jetzt steht sie ganz oben auf seiner Liste und wird nicht eher Ruhe geben, bis er sie hat. Noch einmal will ich nicht versagen. Ich muss sie beschützen. Er wird nicht aufgeben und ich auch nicht. Ich weiß nicht wie lange er sich Fern halten wird, ich habe ihm den Arm abgerissen. Ich weiß in seinem Alter wird er sich regenerieren, aber die Dauer kann ich nicht einschätzen.

Nicht nur er wird Fragen haben. Selbst ich habe sie. Wie konnte sich Prudence aus seiner telepathischen Kraft befreien? Mir kam es so vor, als würde sie für einen winzigen Moment bläulich leuchten. War das vielleicht die Kraft ihres Ringes?

Ich schließe meine Augen, atme ihren zarten Duft ein. Nein, der anfängliche Duft von Palila mag noch da sein, aber sie hat doch ihren eigenen Geruch. Alles was an Ähnlichkeit besteht wird vermutlich wirklich nur durch die Seele hervorgerufen, die sie in sich trägt. Jedoch kann es nicht das Aussehen beeinflussen. Sie sieht ihr wohl so unglaublich ähnlich, weil sie aus derselben Familie stammt. Soll ich es ihr erzählen, warum ich mich ihr gegenüber so merkwürdig verhalte? Wird sie es verstehen können? Ich weiß es nicht, denn ich habe das Gefühl, das alles was ich mache, oder sage falsch sein wird.

Mit meiner Hand streiche ich über ihre kleinen zarten Finger. Mein Blick fällt auf ihren Ring. Eine Heilerin, ich glaube kaum, das sie mit dieser besonderen Kraft zufrieden ist. Aber sie hat mich damit gerettet. Meine Wunden mögen schneller als bei Menschen heilen, aber Nagash hat mich schwer erwischt und es hörte nicht auf zu bluten. Automatisch fällt mein Blick auf mein zerrissenes Hemd, die Wunde ist verschwunden. Prudence hat alles an Heilkraft gegeben. Dabei ist sie in einen Schlaf gefallen. Ich kenne die Sagen um diese besonderen Ringe. Sie holen sich die Kraft aus den Körpern ihrer Träger. Bei einer Heilerin entzieht der Ring ihr einen Teil ihrer Lebensenergie. Zwar wird die nach einer Ruhephase regeneriert, aber dadurch wird sie schwach und wird Ohnmächtig.

Diese Wärme die in meinen Körper eindrang. Es war eine reine, schöne Energie. Es hüllte mich ein, wärmte mich und tat mir gut. Ich hätte bestimmender sein sollen, mich dagegen wehren sollen, aber sie wollte nicht hören. Schmunzelnd betrachte ich sie, das ist eine Eigenschaft die sie mit Palila gemeinsam hat. Ansonsten sind sich die beiden kaum ähnlich. Den Gerechtigkeitssinn, den haben beide. Sturheit zählt wohl auch dazu. Die Schönheit in ihren Augen.

Jetzt geht meine Hand wie von selbst zu ihrem Gesicht, berühre sie zaghaft. Ich habe Palila mehr als alles andere geliebt. Es wäre nicht gut in der Nähe von Prudence zu sein. Mein Herz wird schwer wenn ich sie ansehe. Eigentlich müsste ich mich Fern halten, aber ich kann es nicht. Er wird nicht aufgeben, bis er sie hat, das ist es was ich verhindern muss. Sie wird sich bestimmt nicht verkriechen, auch wenn sie panische Angst hat. Darum muss ich hier sein. Auch wegen der Menschen in Windrip, den anderen Jägern. Ich werde mit meinem Vater darüber sprechen und wieder her kommen. Vielleicht bekomme ich ein paar der Wölfe aus unserem Rudel mit. Je mehr desto besser. Wir können auch hier trainieren.

„Schiebe deine Ohren rein, weißt du eigentlich wie dämlich du aussiehst" giftet mich mein großer Bruder von der Tür zum Krankenzimmer aus an. Ich spüre auf meinem Kopf meine Wolfsohren, wie sie aufgeregt herum wackeln. Es ist nur bei ihr, bei niemand anderem sonst. Ich kann meinen Wolf nicht ganz kontrollieren. Mürrisch schaue ich zu meinen Brüdern, die sich jetzt fast gleichzeitig durch die Tür drücken. „Ihr wisst das ich es bei ihr nicht unter Kontrolle halten kann, sie kommen und gehen wie sie es wollen" zische ich sie an. Dastan grinst hämisch „Ich weiß, das ist doch das lustige an dir. Dein Wolf gehorcht einer Frau, oder anders gesagt er verzehrt sich nach ihr". Seufzend legt Talas seine Hand auf meine Schulter „Ich kann es an deinem Gesichtsausdruck erkennen, wir werden wohl einige Zeit hier unter den Jägern verbringen, was" sagt er und ich nicke ihm zustimmend zu. „Ja ich kann sie nicht einfach alleine lassen, auch wenn es vielleicht für sie und mich besser wäre. Vielleicht ist es das letzte was ich nun doch noch für Palila tun kann. Sie und ihre Seele beschützen, damit sie in Zukunft in Frieden Leben kann"!

.....Prudence.....
Alles ist in schwarz getaucht. Ich kann nichts erkennen. Dunkelheit umgibt mich kontinuierlich. Meine Atmung ist schwach. Ich fühle mich matt, mein Körper ist schwer, ich liege. Wo liege ich? Warum liege ich hier? Es dringen Laute an meine Ohren. Kampfgeschrei, Schreie von Frauen, Kindern. Ich versuche mich zu erheben, einen Blick für min Umgebung zu bekommen. Es bleibt dunkel. In der Luft liegt der Geruch von vergossenem Blut. Die Schreie werden immer schrecklicher. Ich kann nicht helfen. Was passiert hier nur?

Ein Licht, ich kann etwas sehen. Bruchstücke, alles passiert abgehackt. Ich laufe, laufe um mein Leben. Ich spüre hinter mir eine grausame Kraft. Sie wird mich einholen. Panisch renne ich. Wieder liege ich auf dem Boden. Über mir ist jemand. Ein Druck lastet auf mir. Schmerzen überrollen mich. Ich kann nicht atmen, nicht schreien. Ich fühle mich so schwach und müde. Stille. Nur ein Lachen durchbricht diese Stille. Ich habe dieses Lachen schon einmal gehört. „Stirb endlich"!! Ich erkenne diese Stimme. Es ist dieser Vampir.

Keuchend und hastig nach Luft schnappend reiße ich meine Augen auf. Ein Traum. Wieder und wieder dieser Traum. Bin ich es die in diesem Traum stirbt? Bisher konnte ich nie erkennen, wer derjenige war, der so brutal das Leben eines anderen beendet. Bis jetzt. Spielt mir meine Angst wegen diesem Vampir einen Streich? Warum habe ich derartige träume? Ich habe sie nicht erst seit gestern, aber dieser war schlimmer. Ich konnte mehr sehen, mehr fühlen und darum steigt die Furcht in mir hoch.

Langsam bekomme ich den Blick für mein Umfeld. Wie es aussieht liege ich in einem Zimmer auf der Krankenstation unserer Akademie. Ich sehe mich um, habe das Gefühl nicht alleine zu sein. Aber niemand ist hier, ich bin allein. Wie lange bin ich schon hier? Was ist passiert?

In meinem Kopf herrscht das totale Chaos. Ich erinnere mich an diesen Vampir. Er ist stark, zu stark für mich, das habe ich sofort gespürt. Es ist so viel geschehen. Ich hatte das Gefühl das er mich kennt, aber das kann nicht sein. Es war das erste mal das ich einem so mächtigen Vampir begegnet bin, ich könnte mich daran erinnern. Es kommt mir so vor, als wäre es genau dasselbe wie bei diesem Wolf. Er nannte mich bei unserem ersten Treffen Palila.

Palila, eine Frau von der mir meine Großmutter oft erzählt hat. Die Geschichte von Eneas und Palila, wie sie vor über 50 Jahren von einem bösen Vampir getötet wurde. Ich dachte es war wirklich nur eine Geschichte, aber die letzten Wochen haben mir gezeigt, das alles wahr ist. Eneas existiert wirklich, diese türkis blauen Augen. Palila hat es gegeben und was mich am meisten verwundert hat, nein eher bestürzt, das die zu meiner Familie gehörte. Niemand hatte mir je dieses Detail verraten und ich stelle mir die Frage wieso nicht? Dann hat es diesen grausamen Vampir auch gegeben und wenn ich all die Vorkommnisse zusammen trage, dann befürchte ich, das es dieser Vampir war, der mich angegriffen hat.

Wenn ich wie Palila aussehe, dachte er wie Eneas das ich sie bin. In letzter Zeit scheint alles verworren. So viel passiert was ich mir nicht erklären kann. Meine immer wiederkehrenden Träume, die Begegnung mit den Wölfen, der Vampir und diese Stimme die ich immer wieder hören kann. Werde ich verrückt? Meine Großmutter sagte immer das Tante Margaret besonders wäre. War sie vielleicht Geistig verwirrt und ich werde auch krank? Ich höre diese Stimme immer wieder, aber sie scheint mir nicht böse. Im Gegenteil, ich glaube sogar das etwas mich befreit hat. Oder war es nur die magische Kraft meines Ringes?

Ich raufe mir die Haare und habe keine Erklärung. Jemand muss mich aufklären.

Wie lange bin ich eigentlich schon hier auf der Station? Und wie geht es meinen Freunden? "Verdammt, wo sind sie" rufe ich laut und strample die Decke von meinen Beinen. In mir breiten sich Sorgen aus. Was ist wenn sie schwer verwundet wurden? Ich mache mir hier über so viele Dinge meine Gedanken, dabei habe ich meine Freunde ganz vergessen. Der blöde Wolf hat mich einfach fort gebracht und sie dort gelassen. Hektisch laufe ich zur Tür und wieder muss ich an Eneas denken. Konnte ich ihn vollständig heilen? Wie mag es ihm gehen?

Kopfschüttelnd lasse ich diesen Gedanken verschwinden. Es wird ihm sicher gut gehen, selbst wenn er viel Blut verloren hat. Meine Heilungskraft ist sehr effektiv. Jetzt sollte ich mir mehr Gedanken um meine Freunde machen. Was bin ich nur für eine Freundin? Ich lasse sie dort einfach zurück, keiner von ihnen hätte mich zurück gelassen.

Gehetzt drücke ich mit voller Kraft die Tür auf und stoße überraschend auf einen Widerstand. "Boah das tut weh" höre ich die lachende Stimme von Payne. Vor mir liegt Zane, der jammernd sein Gesicht hält. Freudig beide wohl behalten zu sehen falle ich Payne um den Hals. "Euch geht es gut, ich bin so froh. Wo ist Shiva" frage ich und umarme Payne. "Toll ihm geht es gut, ich habe eine Tür an den Kopf bekommen und liege hier unten" meckert Zane und rappelt sich stöhnend auf.

"Prue, du zerdrückst mich, lasse mir etwas Luft" lacht Payne. Ich lasse ihn los und gucke ihn zerknirscht an "Entschuldige, aber ich habe mir Sorgen gemacht" gebe ich kleinlaut zu. Zane baut sich jetzt vor mir auf "Es geht dir wieder gut? Alles noch dran" fragt er und ich nicke ihm zu. Besorgt schaue ich von einem zum anderen "Euch ist nichts weiter passiert? Wie geht es Shiva" frage ich noch einmal. Payne zieht scharf die Luft ein. "Ja alles ist gut. Die beiden Wölfe haben die meiste Arbeit erledigt. Und das müssen wir dir noch erzählen. Sie haben sich in ihre Wolfsgestalt verwandelt. Die beiden sind so unglaublich" sprudelt es aus Payne's Mund, was mich nun überrascht, denn er war nie gut auf Wölfe zu sprechen. Zane verzieht murrend sein Gesicht "Ja auch wenn sie wirklich überragend sind, soll der eine seine patscher von Shiva lassen" brummt er ungehalten. Ich weiß zwar nicht was los ist, aber Eifersucht ist und bleibt Eifersucht. Wenn ich mir Zane so anschaue, hat er doch mehr Gefühle für Shiva als er uns bisher immer erzählt hat.

"Wo ist sie denn jetzt" frage ich nach. "Bei Merethos. Zane und ich sollten nach schauen ob es dir schon besser geht, er will mit dir reden" antwortet Payne mir und greift nach meinem Ärmel. Erst jetzt fällt mir auf das ich meinen Kampfanzug noch immer trage.

Bei Merethos angekommen gucke ich durch die geöffnete Tür und kann sofort Eneas, seine Brüder und Shiva entdecken. Ich lasse Zane und Payne stehen und renne zu Shiva. Freudig sie zu sehen umarme ich sie. "Ich bin froh dich zu sehen, geht es dir wirklich gut" flüstere ich ihr zu. Sie sieht mich strahlend an "Natürlich, alles ist gut. Dastan hat mich beschützt" grinste sie weiter. Mein Blick fällt auf den jungen Mann mit den schwarzen Haaren. Er lächelt Shiva gerade zurückhaltend an, was mir schon komisch vorkommt, denn gestern haute er noch einen dämlichen Spruch raus.

"Mädchen, ihr könnt später in Ruhe reden" mischt sich Merethos ein. Er wirkt meiner Meinung nach sehr angespannt, als er mir mit einem Handzeichen zu verstehen gibt, das ich mich setzen soll. "Shiva gehe bitte zu den Jungs, ich möchte mit Prudence und den Wölfen alleine sprechen" sagt er zu meiner Freundin, die nickend den Raum verlässt. Mein Blick geht zu Eneas, der mich mit seinen türkis blauen Augen fixiert. Mir wird ein bisschen unwohl dabei. Eigentlich wollte ich ihn fragen wie es ihm geht, aber gerade jetzt mag ich ihn nicht einmal ansehen.

Merethos sieht mich lächelnd an, während er hinter seinem Schreibtisch Platz nimmt. "Prudence, es gibt da einiges was ich, nein wir dir erzählen müssen" meint er und binnen Sekunden verändert sich sein lächeln und er wirkt ernst und besorgt.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top