..~Elementargeister~..

.....Eneas.....

Breit grinsend sitzt mir mein Bruder Dastan gegenüber und stopft sich wild kauend, noch mehr von dem Essen in den Mund. "Erzähl mir doch bitte noch einmal, wie der kleine Zwerg das nun wieder geschafft hat und warum" gackert er mit halb gefülltem Mund. Augenrollend wende ich mich von ihm ab und visiere Prudence an, die zwei Tische weiter mit Shiva und diesen anderen beiden Jungs ihr Mittagessen verbringt. Sie ist noch immer sauer auf mich, das sehe ich ihr sofort an. Wenn nicht diese Tatsache dann, das sie sich alles mögliche in den Mund schiebt und wild gestikulierend ihren Freunden von meiner Verfehlung, ihr gegenüber erzählt. Wieviel kann diese kleine zierliche Person eigentlich essen? Sie hat schon doppelt so viel gegessen wie mein Bruder und das will schon was heißen. Dastan ist ein Fresssack feinster Sorte und mini Prudence macht ihm gerade ordentlich Konkurrenz. 

"Ausziehen Shiva. Ich sollte mich ausziehen. Dieser Wolf hat sie nicht mehr alle. Ist er heiß? Ja. Macht er mich in gewisser Weise verrückt? Ja. Weiß ich wieso? Nicht auch nur ein bisschen. Nur weil ich dem Training mit ihm zugestimmt habe, heißt es nicht, das er seine perversitäten ausleben kann. Ich war so wütend. Ich spürte wieder diese Wut in mir. Weißt du was ich meine? Wie das letzte mal. Als würde mein Blut kochen. Da habe ich ihm eine gedonnert. Jetzt rennt der perverse mit einem fetten......."! 

"Dein Veilchen leuchtet bis zum Mond Enni" holt mich Talas mit seiner tiefen Stimme aus meinem kleinen Lauschangriff heraus. Genervt drehe ich mich zu ihm herum. Dastan platzt bald vor lachen und der älteste von uns grient auch vor sich hin. Ich quittierte es ihnen nur mit einem Schulterzucken. "Naja morgen ist es eh nicht mehr zu sehen. Das ist doch das gute. Mal was anderes, kannst du mir verraten, warum dich der Zwerg so vermöbelt hat......schon wieder" witzelt Talas, wobei er es eigentlich schon wissen sollte.

"Ich habe ihr nur vorgeschlagen, die Elemente wirklich zu spüren. Vielleicht ist dabei das Wort ausziehen gefallen" knurre ich etwas mürrisch. Seufzend schüttelt mein Bruder den Kopf. "Ich erwarte das von deinem bekloppten Bruder, aber nicht von dir. Seitdem du Prudence begegnet bist, verhältst du dich wie ein Triebgesteuerter Welpe. Ich weiß sie erinnert dich an Palila, aber du solltest diese alten Gefühle nicht auf Prudence projizieren. Das würde euch beide irgendwann nur verletzen und das sage ich dir ja nicht zum ersten mal. Wenn du allerdings wahres Interesse an Prudence hast, solltest du ihr das auch zeigen. Zumal der Zwerg dir nicht abgeneigt ist". Jetzt grient er wieder und ich komme nicht drum herum und schaue wieder zum Tisch an dem Prudence und die anderen sitzen.

Ich frage mich schon länger, warum wir Wölfe so empfänglich für emotionale Bindungen sind? Wenn ich da an Dastan denke. Es ist bei ihm so extrem schnell gegangen, was niemand von uns erwartet hätte. 

Die eine Liebe. Vielleicht war Palila gar nicht die eine wahre Liebe für mich. Wohlmöglich ist es Prudence. Eigentlich glaube ich nicht daran. Doch wieso reagiere ich so extrem auf diese Frau? An der Seele meiner verstorbenen Liebe kann es nicht liegen. Das wäre nur Täuschung und das weiß ich auch. Kann gut möglich sein, das wir uns begegnen sollten. Damit ich den Geist des verlorenen abwerfen kann und mit beidem zugleich konfrontiert werde. 

Talas hat recht. Prudence zeigt auch Interesse an mir. Ich spüre es bis in jede Faser meines Körpers. Auch bleibt mir ihre Erregung nicht verborgen, wenn wir uns nah sind. Sie hat auf mich aber auch dieselbe Anziehungskraft. Allein ihr sommerlicher Duft benebelt mich immer aufs neue. Sie sagte zu mir, ich rieche für sie nach einem Herbstmorgen. Für mich ist sie der Sommerabend. Anders kann ich es gar nicht beschreiben. Wenn ich ihre Duftnote erhasche, erinnert es mich sofort an einen schönen Abend im Sommer. Den ich sitzend auf einer Blumenwiese verbringe. 

Trotz der Anziehung haben wir etwas zu tun. Eine Menge sogar. Sie muss körperlich stärker werden. Ich will wissen mit welchem Element sie im Einklang ist. Bei dem Saphir in ihrem Ring und der daraus entstandenen Heilkraft müsste es eigentlich die Luft sein. Merethos allerdings sagte, das sie keine Verbindung zu ihrem Element aufbauen kann. Sie kann ja nicht einmal die Aura eines Vampirs erspähen oder spüren. Dann denke ich das sie es bei uns Wölfen auch nicht kann. Wie hat sie es nur geschafft, in die Akademie aufgenommen zu werden? Vor allem wieso wurde sie von dem Element ausgewählt, wenn sie keine Verbindung aufbauen kann? Auch Jäger entstammen aus besonderen Familien, nicht jeder Mensch ist dazu prädestiniert einer zu sein. Jedenfalls nicht jene, die von den Elementen erwählt werden. Es muss eine Verbindung bestehen.

Ich weiß gar nicht wo genau wir anfangen sollen. Nagash könnte sich schon morgen vollkommen regeneriert haben und dann wird er sie jagen. Ob Aponi seinen Aufenthaltsort herausfinden konnte? 

Ein entferntes aufheulen erregt unsere Aufmerksamkeit gleichermaßen. Gerade habe ich noch an ihn gedacht. Aponi ist auf dem Weg hier her. Ich hoffe er hat gute Neuigkeiten für uns. Wie auf Kommando springen meine Brüder und ich auf und wollen hinaus auf das Gelände. Ich gehe aber nicht, bevor ich der kleinen gesagt habe, dass ich später auf sie warte. 

Mit vollem Mund stiert sie mich an, als ich an ihrem Tisch ankomme. "Nach dem Mittag draußen am großen Tor. Wir verlassen zum trainieren das Gelände. In künstlichen Ebenen kannst du keine Verbindung zu den Elementen herstellen. Lass mich nicht zu lange warten" sage ich bestimmend und drehe mich um. Hinter mir höre ich Prudence aufschnauben. Um ihr meinen Standpunkt zu verdeutlichen drehe ich mich abermals zu ihr und fixiere sie mit meinem <Ich-dulde-keinen-Widerstand> Blick. Mit ihren leuchtend blauen Augen guckt sie mich verschreckt an und schluckt ihr Essen runter. Jedoch sagt sie kein Ton und nickt nur zustimmend. Gut so.


Die Unterredung mit Aponi hat doch etwas länger gedauert, als ich erwartet hatte. Bedauerlicherweise hatte unser bester Späher keine guten Neuigkeiten. Wo ist Nagash und seine stinkende Meute nur abgeblieben? Er kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben. Talas hat ihm aufgetragen, den Radius der Suche zu erweitern. Irgendwo muss dieser verdammte Vampir doch sein.

Prudence wartet tatsächlich schon am Tor auf mich und ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, ist sie mies gelaunt. Sie läuft auf und ab und murmelt etwas vom dämonischen Wolf. Hahaha ja sie mag mich sehr.

Als sie mich erblickt, stemmt sie ihre Hände an die Hüfte und plappert sofort drauf los. "Na wer kommt denn auch mal angestiefelt? Du wolltest das wir uns hier treffen und lässt mich fast eine Stunde warten. Für wen hältst du dich eigentlich? Was bin ich? Dein persönlicher kleiner Trottel? Ich habe nicht darum gebeten mit dir zu trainieren, also....." " Schluss jetzt mit dem gemeckere, in meinen Ohren piept es schon" fahre ich ihr wüst über den Mund. Der Zwerg presst die Lippen angestrengt aufeinander und sieht mich aus zornig funkelnden Augen an. Irgendwie ja niedlich. 

"Komm jetzt, es hat leider etwas länger gedauert als ich erwartet hatte. So etwas passiert schon mal, wenn man auf der Suche nach Vampiren ist, solltest du doch am besten wissen" versuche ich rasch zu erklären. Prudence nickt einsichtig und kommt mir nun entgegen. Je näher wir uns kommen, desto intensiver wird ihr Geruch. Ihr Duft umhüllt mich, als würde ich mich in einem sommerlichen Kokon befinden. Ich atme tief ein und schließe für einen Moment die Augen.

Ihr leichtes Kichern holt mich zurück in die Realität. Ich gucke sie verdutzt an. Was findet sie denn so witzig? "Was ist denn" grummle ich etwas. Ihre Wangen färben sich ein, was ihr ohnehin schon niedliches Gesicht nur noch bezaubernder wirken lässt. Sie zeigt mit dem Finger auf mich, ihre Augen strahlen. "Deine Wolfsohren" piepst sie und sofort schnellt meine Hand nach oben. Auf meinem Kopf ertaste ich tatsächlich meine Wolfsohren, das ist ja wieder einmal peinlich. Das hatte ich noch nie unter Kontrolle. Bei Palila nicht und bei Prudence auch nicht. 

Sie holt ihren Hologleiter aus ihrer Armmanschette und springt auf. Erwartend sieht sie mich an "Was ist denn jetzt, wo wollen wir hin" fragt sie. Kurz überlege ich, wo ich eigentlich mit ihr hin wollte. Stimmt, jetzt fällt es mir wieder ein. "Folge mir einfach, so weit entfernt ist es nicht" erwidere ich, bevor mich der Wind der Verwandlung umhüllt und ich Sekunden später als Wolf vor ihr stehe. Bevor ich reagieren kann, spüre ich ihre kleinen Hände, die zaghaft über mein Fell streicheln. Stumm sieht sie mich an und ja ich muss zugeben, ich genieße erneut ihre Berührung, selbst wenn sie für meine Wolfsgestalt ist.

"Du bist ein so wunderschönes Wesen" wispert sie leise. Wenn Wölfe rot anlaufen könnten, dann wäre das gerade jetzt der Fall. Ein unbeschreiblich angenehmes Gefühl umgibt mich, jedoch ist das hier nicht der richtige Zeitpunkt und schon gar nicht der richtige Ort. Ohne das ich etwas sage, löst sie unsere kleine Verbindung und entfernt sich mit gebührenden Abstand von mir. Nicht weiter darauf eingehend laufe ich los.

.....Prudence.....

Eneas läuft vor mir her, um mir zu zeigen wo er mit mir trainieren will. Als ob das was bringt. Ich weiß selbst, das ich ein hoffnungsloser Fall bin und stelle mir nahezu täglich die Frage, was ich hier überhaupt mache? Hätte ich mein Team nicht, würde ich wohlmöglich schon längst Tod sein. So oft haben sie mir helfen müssen. Ich kann mit den Schwertern umgehen, da kommt niemand an mich heran. Aber das war es dann auch schon. Ich mache es zwar nicht gerne, aber ich muss dem Wolf recht geben. Er sagte ich sei eine Niete und ein hoffnungsloser Fall. Weshalb macht er sich dann die Mühe? Warum machen sich alle anderen so viel Mühe mit mir? Ohne mich in ihrem Team wären sie doch besser dran.

Wie elegant er in seiner Wolfsgestalt ist. Ein großer imposanter Wolf, der eine wunderschöne Eleganz ausstrahlt. Ich fühle mich sehr oft von Eneas angezogen, obwohl ich das gar nicht will. Er macht mich wahnsinnig und ich würde ihn am liebsten den ganzen Tag verprügeln wollen. Bisher hat es noch niemand geschafft, diese unmögliche Seite von mir heraus zu kitzeln. Nur er und doch fühle ich mich in seiner Nähe wohl. 

Ob Tante Margaret vielleicht doch recht mit dem hatte, was sie mir vor Jahren mal erzählte? Das einige übernatürliche Wesen wie er eines ist, ein Gegenstück besitzen. Ich hatte das immer für quatsch gehalten. Aber Shiva und Dastan sind doch auch so schnell zusammen gekommen. Sie erzählte, das seine Vollmondfähigkeit mit dem Feuerelement zusammen hängt. Shiva's Element ist auch Feuer. Vielleicht gehören sie einfach zusammen. Ich frage mich ob und was für ein Element zu Eneas gehört. Er hat mir bisher nichts darüber verraten. Der Wolf schuldet mir sowieso noch eine Erklärung, denn er spuckte große Töne zu meinen, woher ich diese Albträume habe. 

Er wird langsamer und erst jetzt nehme ich unsere Umgebung erst richtig wahr. Wir steuern auf einen kleinen Bach zu, der sich hier im Wald auf einer kleinen Grün bewachsenen Lichtung befindet. Komisch, mir kommt hier nichts bekannt vor. Die Bäume besitzen ein anderes aussehen, als die unseren. Sie scheinen sehr alt, knorrig und teilweise sogar krank zu sein. Wie kann es denn in so einem Wald eine so schöne Lichtung geben? Die Sonne scheint durch die hohen Tannen hindurch, direkt auf den fließenden Bach. Das Wasser glitzert im Sonnenschein so friedlich. Kleine Tierchen finden dort eine Zuflucht vor diesem merkwürdigen Wald. Die Luft ist erfüllt mit allerlei sommerlichen Gerüchen, Blumen, sogar das Harz der Bäume vermischt sich darin. Wenn ich es nicht mit eigenen Augen sehen würde, dann hat es wohlmöglich sogar etwas magisches. Ob das vielleicht einer dieser Orte ist, wo sich die Elemente bündeln?

"Wir sind da. Wie du sehen kannst, gehört dieser Wald schon zu unserem Territorium. Du befindest dich auf der Elementar Lichtung. Hier solltest selbst du dein Element spüren und zu ihm Kontakt aufnehmen können" erklärt mir der Wolf mit einem muffigen Unterton. Ja wie nett er wieder ist. Ein Blick auf meine Armmanschette verrät mir, das wir um die sechzig Kilometer von der Akademie entfernt sind. Wie bitte was? War ich denn so lange in meinen Gedanken versunken? Verdammt ich sollte besser aufpassen.

Ich springe von meinem Laniify und gehe zu Eneas. Dieser warme Wind prescht mir wieder entgegen, was zu bedeuten hat, das er sich zurück verwandelt. Vor mir steht nun wieder der Mann, mit den stechend türkis-blauen Augen, die mich in ihren Bann ziehen. Er deutet mit seiner Hand auf den Boden, neben dem plätschernden Wasser des Baches. "Setz dich bitte. Wir beginnen zuerst damit, dein Element zu rufen. Danach bringe ich dir bei, wie du eine Aura spüren und erfassen kannst. Das hoffe ich zumindest" murmelt er den letzten Satz. Ohne darauf zu reagieren, gehe ich an ihm vorbei und lasse mich auf den teils mit Moos bedeckten Boden nieder. "Wenn du jetzt wieder sagst, ich soll mich ausziehen, dann bist du die längste Zeit ein Mann gewesen" zische ich ihn an. Eneas baut sich schmunzelnd vor mir auf. "Ach wirklich? Nein ich lehne dankend ab, das blaue Auge reicht mir" meint er und zeigt mit seinem Finger in sein Gesicht. Ja seine Selbstheilung hat bereits begonnen, darum wirkt es nicht mehr so stark. 

"Was muss ich jetzt machen"? Er kniet sich zu mir herunter und blickt mich gespannt an. "Eigentlich müsste dein Element die Luft sein. Aber da du eine Heilerin bist, ist es auch möglich, das Wasser dein Element sein könnte. Konzentriere dich einfach auf deine Umgebung. Schließe deine Augen. Schalte alles um dich herum ab. Mich, die Geräusche, versuche eine Verbindung im Geiste mit der Natur und deinem Element aufzubauen. Berühre das Wasser, den Boden. Spüre es. Es wird......"!

Ich halte meine Augen geschlossen. Seine Worte werden immer leiser, als würde er sich von mir entfernen. Meine Hand gleitet durch das warme Wasser. Unter meiner anderen Hand spüre ich das weiche Moos. Es ist plötzlich ganz still. Kein Ton dringt zu mir durch. Ich habe alles um mich herum ausgeblendet. Wärme erfüllt mich. Mein Körper fühlt sich federleicht an, als würde ich auf einer Wolke sitzen. 

Wieviel Zeit bisher wohl vergangen ist? Ich kann es nicht deuten, denn dort wo sich mein Geist derzeitig befindet, ist nichts. Hier fällt alles von mir ab. Nur hier kann ich mich gänzlich fallen lassen, niemand wird urteilen. Ich fühle mich gut, sogar glücklich. Schmerz und Trauer gibt es hier nicht. Vielleicht ist es möglich, länger hier zu bleiben, im vollkommenen Nichts. Ein wenig Schlaf täte mir gut. Ohne schlechte Träume. 

Ein Flüstern ist zu hören. War es wirklich da, oder habe ich es mir nur eingebildet? "Prudence"! Da war es wieder. Es ist so leise. "Wer ist da"? Mein Ruf hallt im Nichts wieder. Das Flüstern nimmt zu. Immer wieder höre ich jemand meinen Namen rufen. Langsam öffne ich meine Augen. Ich sehe nur eine undurchdringliche Schwärze. Wo ist Eneas? Der Wald, der Bach? Alles ist verschwunden.

"Prudence"!

Hinter mir ertönt eine Stimme. Ich drehe mich herum und entdecke eine weiß schimmernde Gestalt. "Hallo Prudence. Schön dich zu sehen"! 

Es ist eine Frau, ihre Stimme kommt mir so bekannt vor. "Wer bist du"?

Sie ist von einem fluoreszierenden Licht umgeben, das es mir unmöglich macht, ihr Gesicht zu erkennen. Ich kann nur einen kleinen Teil ihres Mundes sehen, der mich sanft anlächelt.

"Ich beschütze dich seit vielen Jahren. Oft habe ich versucht, mit dir Kontakt aufzunehmen. Bis vor kurzem war es mir aber nicht möglich. Ich kann es spüren Prudence. Meine Kraft versiegt. Die Blockade wird schwächer. Bald wird jeder erfahren..........". 

Sie verschwindet. "Was wird jeder erfahren? Wovon redest du? Hallo"! Weg ist sie. Wer war das nur? Was wollte sie mir mitteilen? Ob sie das Flüstern ist, was ich in letzter Zeit oft gehört habe? Oder werde ich jetzt verrückt? Drehe ich wohlmöglich durch? 

Ein erneutes Flüstern erregt meine Aufmerksamkeit. Es ist mehr ein kichern. Nein, nicht nur eines. Da sind mehrere. Es entsteht ein Wirrwarr an Stimmen. Leise, aber dennoch schrille Stimmen. 

Ich drehe mich mehrmals im Kreis, kann aber niemand entdecken. Da, direkt vor mir erscheinen vier bunte fliegende Lichter. Ein Singsang ertönt. Es ist eine wunderschöne Melodie. So etwas habe ich noch nie gehört. Die bunten Lichter schwirren um mich herum. Sie werden langsamer. Jetzt kann ich sie erkennen. Es sind kleine geflügelte Wesen, die an winzige Elfen erinnern. Ich habe ein einziges mal eine Zeichnung von ihnen gesehen. Niemand glaubt daran, das es sie wirklich gibt. "Ihr seid Elementargeister" rufe ich ihnen zu. 

Ich werde ganz aufgeregt, mein Herz klopft zu stark. Wieder ertönt dieser Singsang. Die Melodie zieht mich in ihren Bann. Ich kann erkennen, das sie von dem dunkelblauen Elementargeist kommt. Augenblicklich ist meine Aufregung verschwunden. Ich fühle mich frei von allem. "Warst du das? Hast du mir meine Aufregung genommen" frage ich und das kleine Wesen, das vor mir herum flattert nickt mir herzlich zu.

"Du musst ruhig bleiben Prudence". Die piepsige Stimme ist aber niedlich. Nun, eine normale Stimme wäre für so ein kleines zierliches Wesen etwas merkwürdig. "Was wollt ihr von mir" frage ich nun. 

Alle vier fliegen um meinen Kopf herum. Das gelbe von ihnen setzt sich auf meine Schulter und flüstert sehr leise. "Die Seelenblockade ist schwach. Wir können uns nun gänzlich mit dir vereinen"!

Der kleine Elementargeist fliegt wieder mit den anderen um mich herum. "Was bedeutet das alles"? Meine Frage klingt plötzlich ganz komisch, als könnte ich unter Wasser reden.

Plötzlich fällt mir auf, sobald ich atme, steigen kleine bläschen auf. Ich befinde mich tatsächlich unter Wasser? Es fühlt sich aber nicht danach an. Der kleine dunkelblaue Geist flattert direkt vor meinem Gesicht herum. Es lächelt und verschwindet vor meinen Augen. "Warte"!

Ein starker Wind kommt auf. Mein Haar wirbelt herum. Ich kann fast nichts sehen, aber das Wasser um mich herum ist einem gewaltigen Tornado gewichen. Ich stehe mittendrin. Was geht hier nur vor sich?

Das kleine hellblaue Wesen fliegt langsam auf mich zu. Auch dieses lächelt friedlich. "Setze deine Kraft bedacht ein" wispert es, bevor auch dieses verschwindet. Ich verstehe nicht ganz.

Der Tornado verschwindet. Es ist wieder ganz still. Ein grünes Glimmen umgibt mich. Kleine Ranken wachsen aus dem nichts. Unter mir erhebt sich ein Baum und katapultiert mich nach oben. Das Geäst raschelt laut. Ein angenehmer Duft breitet sich aus. Der kleine grüne Elementargeist fliegt durch die Rosenranken hindurch. "Der Blitz wird die Einsamkeit in dir erhellen". Das war es, was hat das zu bedeuten? Auch dieser kleine Geist verschwindet gänzlich.

Eine Hitze breitet sich aus. Ich schaue nach unten, der Baum auf dem ich sitze verbrennt. Rasend schnell verschlingen lodernde Flammen das Holz. Ich falle und schreie. Die Hitze erfasst mich. Ich befinde mich direkt in den knisternden Flammen. Jedoch verbrenne ich nicht, es schmerzt nicht einmal. Es ist lediglich warm. Angenehm warm. Der kleine rote Geist schwirrt vor mir herum. Hin und her, auf und ab. "Versuche deine Herkunftsstärke mit uns zu verbinden. Bringe es unter Kontrolle"! Er lacht beherzt, bis sein Lachen im Nichts verschwindet und er gleich mit. 

Was war das alles? Haben die kleinen Elementargeister etwas mit mir gemacht? Von was für einer Seelenblockade haben sie gesprochen, und was hat der Blitz für eine Bedeutung für mich? 

Ich habe so viele Fragen, aber niemand ist hier um sie mir zu beantworten. 

Aus meinem inneren heraus pulsiert auf einmal etwas. Es wird immer stärker. Mein Körper hält dem nicht lange Stand. Ein drückender Schmerz erfasst mich. Ich halte es nicht aus. "ENEAS! ES ZERREIßT MICH"! Ich schreie so laut ich kann. Mein Schreien wird lauter, je schmerzhafter es wird. Tränen steigen mir in die Augen. Was ist das nur?

"Prudence"! Ich höre seine Stimme. Wo ist er?

"Prudence komm zu dir"!

Ich bin so müde. Meine Sicht wird schlechter. Nebel umgibt mich und meinen vor Schmerz gepeinigten Körper. Seine Stimme wirkt ganz dumpf, bis ich nichts mehr höre. Am besten ich schließe meine Augen.

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