..~Der Wolf~..
.....Prudence.....
Der Griff in meinem Haar verstärkt sich. In mir breitet sich eine unbändige Angst aus. So eine grauenvolle Aura habe ich noch nie spüren können. Es fühlt sich an, als würde diese Kraft durch mich hindurch gleiten und mich zum Boden drücken. Ich kann den Vampir nicht sehen, da er noch immer hinter mir steht. Meine Freunde höre ich fluchen, aber sie halten sich anscheinend zurück. Selbst Eneas und die anderen Wölfe stehen da wie erstarrt.
"Jetzt sage mir doch mal wie du das geschafft hast, das würde mich brennend interessieren" höre ich wieder seine dunkle Stimme an meinem Ohr. Mein gesamter Körper zittert wie Espenlaub, ich bekomme ihn nicht unter Kontrolle. Panisch schaue ich zu Eneas, doch er rührt sich noch immer nicht. "Ich weiß nicht was sie meinen" antworte ich leicht gequält. Hinter mir hallt sein finsteres Gelächter "Sie? Du bist aber höflich. Dumm aber höflich" kreischt er schon fast. Mit einem Ruck dreht er mich zu sich herum. Dabei reißt er mir fast meine Haare samt Kopfhaut herunter. Ein Schmerzensschrei dringt aus meinem Mund, Tränen steigen mir in die Augen. Ich versuche zu verstehen, warum mir niemand helfen will. Wie sind doch in der Überzahl, doch keiner von den anderen bewegt sich.
Ich schaue jetzt in zwei leuchtend blaue Augen, die leicht verwirrt, aber auch amüsiert zu mir herunter blicken. "Bist du geschrumpft? Was bist du nur für ein kleines niedliches Käferchen" raunt er kehlig und kommt mir mit seinem Gesicht immer näher, ohne seinen Griff zu lockern.
"Prudence, Prudence" höre ich wieder diese leise sanfte Stimme. Verwirrt und ängstlich starre ich ihn an.
"Prudence, Prudence. Ich beschütze uns". Woher kommt nur diese Stimme?
Lachend guckt er mich an. "Bist du stumm" fragt er höhnisch. "Sicherlich nicht" würge ich meine Worte heraus. Wieder lacht er schon fast brüllend los. "Aber putzig ist sie". Er zieht die Luft ein. "Und wie du duftest. Sinnlich und betörend. Dein Blut will von mir gekostet werden. Deine leckeren Lippen wollen geküsst werden" raunt er mir zu. Ich winde mich, versuche mich aus seinem Griff zu befreien, doch alles scheint zwecklos. Er kommt mit seinem Gesicht immer näher an meines heran. Sein Atem weht über meine Wange. Wieder treten Tränen in meine Augen. Tränen der Angst und der Verzweiflung.
"Wage es nicht du Schmierlappen" knurrt hinter uns Eneas ungehalten. Ich kann Überraschung in den Augen des Vampirs entdecken "Eneas, du überrascht mich immer wieder aufs neue. Du hast einen Teil meiner Kontrolle lösen können. Auch du scheinst stärker geworden zu sein. Das wird dir aber nichts nützen. Wie schon damals werde ich als Sieger hervor gehen und du wirst mit angucken müssen, wie ich das zerstöre was du liebst". Jetzt lacht er, auch höre ich seine Begleiter irre auflachen.
Er dreht mich unsanft zu Eneas herum. Die Augen von Eneas glühen gefährlich auf. Langsam schaue ich mich um. Auch die anderen beiden scheinen wütend, denn ich kann allmählich ihren Kräfteanstieg wahr nehmen. Meine Freunde rühren sich noch immer nicht. Ich kann sehen wie Tränen aus Shivas Augen treten. Sie sind wirklich alle wie erstarrt. Was sagte er eben noch? Kontrolle? Gibt es das denn? Das der Vampir derartige Fähigkeiten hat?
"Ich warne dich nur ein einziges mal Nagash, lass sie los, sonst werde ich dich zerfleischen". Gefährlich dringen diese Worte aus Eneas Mund. Der Vampir lacht wieder nur. Ich bin in meiner Angst gefangen und kann kaum etwas entgegenbringen. So etwas hatte ich bisher noch nie. Mir ist vorher auch noch niemals so ein Vampir begegnet.
Plötzlich spüre ich einen Druck auf meiner Brust. Es ist als würde mich jemand zerquetschen. Meine Atmung wird schneller, weil meine Luft weniger wird. Der schmerz wird unerträglich. Ich schreie auf.
"Nagash" schreit Eneas. Ich sehe wie er sich langsam bewegt, als würde das hier alles in Zeitlupe passieren. Ich bekomme keine Luft mehr. Der Druck verstärkt sich, der Vampir lacht und lacht. Ich weine, ich will noch nicht sterben.
"Prudence, ich werde dich beschützen" höre ich wieder diese leise Stimme. "Dann mache es doch endlich" kreische ich.
Er lässt mich los, stellt sich vor mich. Seine Hände dirigieren mich in die Höhe. Er berührt mich nicht einmal. Sein Gesicht ist zu einer düsteren Fratze verformt. Ich kann nicht mehr. Spüre das warme Blut, das mir aus meiner Nase und sogar aus meinen Augen dringt. Oder sind das nur meine tränen?
Eneas versucht sich zu befreien, seine Bewegungen werden zügiger. Er brüllt gefährlich. Auf einmal wird mir ganz warm. Eine wohlige Wärme breitet sich in mir aus. Der Schmerz verschwindet. Augenblicklich verstummt das irre lachen des Vampirs. Er sieht mich geschockt an. "Was zum Teufel ist das? Wie machst du das" ruft er mir zu.
"Talas, Dastan! Jetzt" schreit Eneas und ich sehe nur noch wie die Wölfe sich aus der Kontrolle befreien und sich auf die Vampire stürzen.
Ich falle zu Boden, doch pralle ich nicht auf. Eneas hat mich gefangen und sieht mich besorgt an. "Wir müssen schnell weg" sagt er und rennt plötzlich los. Mein Blick wandert zurück und ich sehe das sich auch meine Freunde wieder bewegen können. "Wehe du beschützt sie nicht richtig, dann kannst du was erleben" ruft Payne ihm hinterher.
"Das wird dir nichts bringen Eneas". Ich höre die grausige Stimme dieses Vampirs und klammere mich voller Angst an Eneas fest. Was bin ich nur für eine jämmerliche Jägerin? Ich konnte nichts tun. War so eingenommen von seiner Kraft, von seiner grausamen Erscheinung, das ich mich am liebsten vor Angst verkrochen hätte. Meine Freunde kämpfen gerade gegen diese Vampire und was mache ich? Ich laufe davon.
Nein das geht nicht, so bin ich nicht. Ich zapple herum "Bitte lass mich runter, ich muss zu meinen Freunden". Eneas verstärkt seinen Griff an mir und verschnellert sein Tempo. Die Bäume des Waldes sausen an uns vorbei. "Das kann ich nicht. Er würde dich töten. Das muss ich verhindern und dich zur Akademie bringen. Dort beschützt dich der Schutz Zauber. Deinen Freunden geschieht nichts, solange sie auf meine Brüder hören. Vertraue mir" redet er auf mich ein, ohne den Blick abzuwenden, der stur geradeaus geht.
Was soll ich nur tun?
Wieso passiert das alles?
Kennt der Vampir mich?
Er hatte so gesprochen, als wären wir uns schon einmal begegnet.
"Du bist zu langsam Wolf. Gleich habe ich euch". Die Stimme des Vampirs hallt wie ein Echo durch den gesamten Wald. Mir kommt es so vor, als würde er überall sein. "Verdammter, ich bin so nicht schnell genug" murrt Eneas. Bevor ich irgendetwas sagen kann, schmeißt er mich in die Luft. Ich quieke erschrocken los. Wie kann er nur so eine Kraft haben, das er mich zwischen den Bäumen so hoch schleudert? Unter mir entsteht ein heller Wind. Ich habe Wind noch nie in so einer Form gesehen.
Der Wind erfasst mich. Schreiend werde ich umher geschleudert. Jetzt falle ich. Mein Blick geht zum Boden und mir fallen fast meine Augen heraus. Ein riesiger Wolf springt mir entgegen. Ich lande auf ihm, jedoch kann ich mich nicht halten und purzle herunter. Unsanft lande ich auf dem dreckigen Waldboden. Ich stoße mir meinen Kopf an einem umgefallenen Baum an. Als ich meine Augen öffne, sehe ich den wuchtigen Körper des Wolfes vor mir. Instinktiv krabble ich einige Meter von ihm fort. "Habe keine Angst. Ich bin keine Bedrohung für dich" brummt mich der Wolf mit der Stimme von Eneas an. Seine Augen sind dieselben. Meine Angst verfliegt. Ich strecke meine Hand neugierig zu ihm aus. Er ist so unbeschreiblich schön. Dieser Grau-schwarze Wolf senkt seinen Kopf, legt seine Ohren ein bisschen an und hält still, während ich ihn berühre.
Ich bin so fasziniert von seiner Erscheinung, das ich alles um mich herum vergesse. "Du bist so unfassbar schön" nuschle ich beeindruckt. "Findest du" fragt er. Ich nicke und lasse meine Hände durch sein Fell gleiten. Er ist weich und warm. Seine blauen Augen strahlen etwas vertrautes aus. Wie schauen uns an.
"Gleich habe ich euch" kreischt die dunkle hysterische Stimme des Vampirs durch den Wald. Ich erschrecke. Auch Eneas wird sich unserer Situation wieder bewusst. "Schnell spring auf, ich muss dich zur Akademie bringen" knurrt die Stimme von Eneas. Ich mache was er sagt und springe auf seinen gewaltigen Körper. Voller Panik klammere ich mich an ihm fest, während er in einem Schwindel erregenden Tempo durch den Wald hetzt.
Eneas ist sogar schneller als unsere Laniify, wie schnell mag denn erst dieser Vampir sein? Unter seinem großen Körper knackt das Unterholz des Waldes. Geschickt weicht er den Bäumen aus, die unseren weg kreuzen. Ich bin von diesem Wolf so überrascht. Geschichten die ich gehört habe sind gar nichts dagegen, wenn man ihm erst einmal gegenüber steht.
Meine Gedanken kreisen um meine Freunde. Wieso müssen sie dort bleiben, während er mich fort bringt? Geht es ihnen gut?
"Denkst du, das meine Freunde dort heil heraus kommen" frage ich Eneas. Er schnauft hörbar "Meine Brüder werden sie beschützen, mache dir um sie keine Sorgen. Für mich hast du Vorrang, da dich die Telephatische Kraft von Nagash getroffen hat. Du bist zu geschwächt, als das du noch kämpfen kannst und außerdem würdest du keine 5 Minuten gegen ihn bestehen können" brummt er.
Von so einer Kraft höre ich zwar nicht zum ersten mal, aber gesehen wie ein Vampir nur mit seinen Gedanken jemanden geschadet hat, habe ich bisher nicht. Es war grauenvoll und noch immer spüre ich diesen Druck auf mir.
Um uns herum verdichtet sich der Wald. Eneas hat seine Mühe sich bei der Geschwindigkeit zwischen den Bäumen hindurch zu winden. Von weitem kann ich die Lichter der Akademie erkennen, bald haben wir es geschafft. Ich greife fester in sein Fell hinein und klammere mich an seinen breiten Hals. Er ist so warm. Seine Wärme und seine Nähe lösen etwas in mir aus. Ich weiß nicht was es ist.
"Wir sind fast da" ruft er mir zu. "Aber noch zu langsam" höre ich plötzlich dicht hinter mir die Stimme des Vampirs. Bevor Eneas reagieren kann, gibt es einen Ruck und ich werde von ihm herunter geschleudert. Schreiend fliege ich einige Meter nach vorne. Mein Aufprall auf dem Boden ist schmerzhaft und raubt mir für einen Moment alle Sinne.
Benommen liege ich zusammen gekrümmt zwischen hohen Bäumen und Farnen. Mein Kopf dröhnt schrecklich. In meinem Mund sammelt sich dem Geschmack zu urteilen mein eigenes Blut. Jeder Knochen im Leib tut mir weh. Auf meinen Ohren lastet ein überdruck, habe ich das Gefühl.
"Du musst auf das Gelände der Akademie". Eneas gehetzte Stimme durchbricht die Stille, die mich bis gerade noch umgeben hatte. Jetzt höre ich wieder was um mich herum passiert.
Auf einen Schlag öffne ich meine Augen. Erst sehe ich verschwommen, doch nach und nach bilden sich immer mehr Umrisse vor meinen Augen. Zwei Gestalten kämpfen mit einander. Ich reibe mir meine Augen und kann jetzt deutlich erkennen, wie Eneas gegen diesen Vampir kämpft. Ich glaube ich sollte lieber sagen er versucht es, denn diese unsichtbare Kraft macht es ihm nicht einfach.
Mit einem gezielten Schlag trifft der Vampir Eneas. Er jault markerschütternd auf und sein großer Körper knallt gegen einen Baum. Es gibt ein lautes knacken und der Baum hinter ihm gibt nach und kippt einfach so um. Eneas bleibt regungslos liegen.
Ich halte mir erschrocken die Hand vor den Mund. "Eneas" piepse ich leise. "Na hat dein stinkender Wolf mit dem Baum geknutscht" gackert der Vampir belustigt und ehe ich auch nur aufstehen kann ist er bei mir. Er packt mich an meinem Anzug und hieft mich mit einer Leichtigkeit zu sich hoch. Aug in Aug sehen wir uns an. Er belustigt und ich wohl eher verängstigt. "So und nun zu uns beiden meine süße. Wie hast du meine Kraft vorhin außer Gefecht gesetzt? Wer bist du wirklich" fragt er und ein kalter Schauer läuft meinen Rücken hinab. Ich antworte ihm nicht. Seine Mundwinkel zucken amüsiert. Plötzlich leckt er mir genüsslich über meine Wange. Ich schreie auf, hinter ihm verdunkelt ein riesiger Schatten die Sicht. "Bhäää bist du ekelhaft". Eneas finstere Stimme hallt durch den halben Wald. Ich sehe sein gewaltiges aufgerissenes Maul, wie er den Vampir packt und schon werde ich los gelassen und falle zurück auf den Boden.
Ich versuche so schnell ich kann aufzustehen und sehe, wie die beiden jetzt mit ihrer körperlichen Kraft gegeneinander kämpfen. Sie sind schnell, der Vampir hat gegen Eneas den Vorteil das er wendiger und flinker ist. Aber Eneas setzt ihn mit einem gewaltigen Biss ordentlich zu. Er hat ihm den linken Arm abgebissen. Der Vampir schreit gequält auf. Wut entflammt in seinen glühenden Augen. Plötzlich ist er verschwunden, wir hören nur sein gehässiges lachen. Blitzschnell schießt er hervor und stürzt sich auf Eneas.
Der Wolf heult schmerzvoll auf. Ich sehe wie sich ein schwall Blut über sein Fell ergießt. Der Vampir hat ihn schlimm erwischt. Eneas bleibt schwer schnaufend liegen. Ruckartig dreht sich der Vampir zu mir herum. Sein ganzes Gesicht ist voller Blut, seine langen Zähne stehen hervor. Er guckt mich gierig an. Zitternd greife ich nach hinten, ziehe meine Schwerter.
Seine Rechte Hand erhebend geht er langsam auf mich zu. "Ich benötige dein Blut" röchelt er finster. Wieder spüre ich diesen enormen Druck. Als würde ich in einer Presse liegen. Schnaufend steht er mittlerweile vor mir. Da lässt die Kraft nach und er sieht mich entgeistert an. Seine Augen weiten sich, schnell wirbelt er herum. Jedoch liegt Eneas noch immer dort. Sein Blick geht aber gen Himmel "Verdammter Scheiß" meckert er.
Hinter ihm sehe ich am Horizont zwischen den Bäumen die Sonne aufgehen. Eneas kommt wieder auf die Beine und knurrt ihn gefährlich an. Sein Blick geht zwischen mir und Eneas hin und her "Das war nicht das letzte mal" brüllt er und erhebt sich in die Luft.
Ich kann gar nicht so schnell gucken wie der Vampir verschwunden ist. "Unser glück, das seine Kräfte mit dem Sonnenlicht schwinden" sagt Eneas benommen und sackt vor meinen Augen zusammen. "Oh nein" rufe ich und renne zu ihm. Eine Menge Blut tritt aus seiner klaffenden Wunde.
Ein warmer Windstoß erfasst mich und Eneas liegt nun in seiner Menschlichen Gestalt vor mir. Sein Hemd ist zerfetzt und an seinem Bauch ist alles voller Blut. Ich glaube über die Tatsache wie er das macht, das er jetzt angekleidet ist, sollte ich mir später Gedanken machen. Erstmal muss ich ihm helfen.
Ich reiße sein Hemd ganz auf und lege meine Hände auf seine Wunde. Mein Blick geht noch einmal zum Himmel, das sollte an Tageslicht ausreichend sein. Mein Ring leuchtet auf, aus meinem Körper heraus strömt warme Kraft in meine Hände. Eneas sieht mich mit großen Augen an "Was machst du da" fragt er. Ich lächle "Dich heilen. Wenigstens etwas was ich kann" erwidere ich. Ich spüre wie meine eigenen Kräfte schwinden, solange ich ihn heile. Aber noch ist die Wunde zu groß, also muss ich weiter machen. "Es reicht, das genügt. Du kippst gleich um, ich kann spüren wie deine Kraft schwindet" meckert er. Ich stoße seine Hand von mir und mache unbeirrt weiter. Ein lächeln gleitet über meine Lippen, als ich sehe wie sich die Wunde schließt. Mein Körper erzittert. Kälte schießt durch meine Adern. Meine Augen flackern, als ich meine Heilung beendet habe. Ich schaue in Eneas blaue Augen, bevor ich von einem schwarzen Nebel umringt werde.
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