Kapitel 56

Ein Nachmittag auf dem Markt 

Die Sonne stand hoch am Himmel, als Seonghwa zusammen mit Hongjoong den Marktplatz betrat. Es war ein warmer Nachmittag, die Luft erfüllt von den verlockenden Düften frisch gebackenen Brotes, gebratenem Fleisch und exotischen Gewürzen. Die Marktstände waren farbenfroh dekoriert, voll beladen mit Waren aus allen Teilen des Königreichs und darüber hinaus. Es herrschte ein lebhaftes Treiben, Händler riefen lautstark ihre Angebote aus, und überall konnte man das Lachen und Plaudern der Menschen hören. Seonghwa hatte nicht erwartet, dass Hongjoong so aufgeregt sein würde. Doch kaum hatten sie den Marktplatz betreten, verwandelte sich sein Freund in ein neugieriges Kind, das alles gleichzeitig sehen wollte. Mit leuchtenden Augen zog er Seonghwa von einem Stand zum nächsten, seine Begeisterung war ansteckend. „Seonghwa, schau dir das an!" rief Hongjoong und blieb vor einem Stand stehen, der mit funkelndem Schmuck ausgestellt war. Der Händler zeigte ihnen filigrane Ketten und Ringe, die in der Sonne glänzten. „Ist das nicht wunderschön?" Hongjoong griff nach einer silbernen Kette mit einem kleinen Anhänger in Form eines Blattes. „Die erinnert mich an den Garten deiner Eltern." Seonghwa lächelte sanft. „Das tut sie," stimmte er zu, während er Hongjoong dabei beobachtete, wie er die Kette vorsichtig wieder zurücklegte. Es war faszinierend zu sehen, wie sehr Hongjoong in den einfachen Dingen aufging. Er schien die Welt mit einem frischen Blick zu betrachten, als wäre jeder Stand, jeder Gegenstand, eine neue Entdeckung. Sie setzten ihren Spaziergang fort, und Seonghwa konnte nicht anders, als seine Augen immer wieder auf Hongjoong zu richten. Es war selten, dass er ihn so unbeschwert und glücklich sah, und dieser Anblick wärmte sein Herz. Hongjoong schien heute jeden Moment zu genießen, und Seonghwa war froh, dass er diesen Nachmittag mit ihm verbringen durfte. „Seonghwa, komm, das musst du sehen!" Hongjoong zog ihn jetzt zu einem Stand, der exotische Früchte verkaufte. Die Farben der Früchte waren leuchtend, fast unwirklich. Hongjoong hielt eine Frucht in die Höhe, die wie eine Mischung aus Orange und Rubinrot aussah. „Ich habe so etwas noch nie gesehen. Glaubst du, sie schmeckt so gut, wie sie aussieht?" Seonghwa lachte leise und kaufte zwei der Früchte, bevor er eine Hongjoong reichte. „Lass es uns herausfinden." Gemeinsam bissen sie in die Frucht, und ihre Gesichter hellten sich auf, als der süße, erfrischende Geschmack ihre Zungen traf. „Das ist unglaublich!" Hongjoong schloss für einen Moment die Augen, um den Geschmack zu genießen. „Ich wünschte, wir könnten so etwas öfter essen." „Vielleicht sollten wir den Händler fragen, woher er sie hat," schlug Seonghwa vor und war insgeheim glücklich darüber, dass er Hongjoong eine Freude machen konnte. Während sie weiter über den Markt schlenderten, zeigte Hongjoong auf einen Stand mit handgefertigten Spielsachen. Er blieb stehen und sah sich die kunstvoll geschnitzten Holzfiguren an, die an einer Leine hingen und im Wind schwangen. „Diese Figuren erinnern mich an meine Kindheit," sagte Hongjoong leise, während er eine der Figuren in die Hand nahm und sanft darüberstrich. Seonghwa trat näher und betrachtete die Figur, ein kleines Pferd, das liebevoll bemalt war. „Hattest du so etwas, als du klein warst?" Hongjoong nickte. „Meine Mutter hat mir einmal so ein Pferd geschenkt, als ich noch ein Kind war. Es war eines meiner liebsten Spielzeuge." Ein Hauch von Wehmut schlich sich in seine Stimme, und Seonghwa spürte, wie stark die Erinnerungen an seine Mutter Hongjoong beeinflussten. Er legte eine Hand auf Hongjoong's Schulter. „Du solltest es mitnehmen. Es wird dich immer an sie erinnern." Hongjoong sah auf, ein dankbares Lächeln auf den Lippen. „Das werde ich," sagte er, bevor er dem Händler einige Münzen reichte und die kleine Figur behutsam in seine Tasche steckte. Seonghwa beobachtete ihn mit einer Mischung aus Bewunderung und Zuneigung. Es war nicht nur Hongjoong's kindliche Freude, die ihn beeindruckte, sondern auch die Tiefe seiner Gefühle und die Art, wie er seine Erinnerungen schätzte. Dieser Nachmittag war für Seonghwa nicht nur ein einfacher Ausflug auf den Markt, sondern ein Blick in das Herz und die Seele seines Freundes. Sie setzten ihren Spaziergang fort, und Hongjoong entdeckte immer wieder neue Dinge, die ihn faszinierten. Ein Stand mit duftenden Seifen, die in allen Farben des Regenbogens leuchteten, hielt ihn genauso in Atem wie ein alter Buchhändler, der seltene Manuskripte und Schriften anbot. Seonghwa konnte nicht anders, als über Hongjoong's Begeisterung zu schmunzeln. Schließlich erreichten sie den Stand einer alten Frau, die wunderschöne Blumenkränze verkaufte. Hongjoong war sofort verzaubert von den kunstvoll geflochtenen Kränzen und konnte sich nicht entscheiden, welchen er nehmen sollte. Nach einigem Überlegen wählte er einen Kranz aus weißen und violetten Blumen, der ihm besonders gefiel. „Für dich, Seonghwa," sagte Hongjoong und setzte ihm den Kranz vorsichtig auf den Kopf. „Er passt perfekt zu dir." Seonghwa fühlte sich überwältigt von dieser Geste. Er hob eine Hand, um den Kranz zu berühren, und spürte die weichen Blütenblätter unter seinen Fingern. „Danke, Hongjoong," sagte er leise, seine Stimme voller Emotionen. „Das bedeutet mir viel." Hongjoong lächelte ihn an, seine Augen strahlten vor Freude. „Du bist mir wichtig, Seonghwa. Ich wollte dir einfach zeigen, wie sehr ich das zu schätzen weiß." Seonghwa sah Hongjoong in die Augen und spürte eine Wärme in seiner Brust, die ihn durchströmte. Dieser Moment, einfach und unscheinbar, war für ihn von großer Bedeutung. Es war eine Bestätigung dessen, was er schon lange fühlte – eine tiefe, unausgesprochene Bindung zwischen ihnen, die immer stärker wurde. Sie verbrachten den Rest des Nachmittags damit, durch die Stände zu schlendern und die einfache Freude an ihrer Gesellschaft zu genießen. Als die Sonne begann, sich dem Horizont zu neigen, und der Markt langsam ruhiger wurde, machten sie sich schließlich auf den Rückweg zum Schloss. Seonghwa sah noch einmal auf den Blumenkranz, den Hongjoong ihm gegeben hatte, und spürte, wie sein Herz sich mit Dankbarkeit und Zuneigung füllte. Dieser Tag hatte ihm gezeigt, wie besonders ihre Verbindung war, und er wusste, dass er diese Momente für immer in seinem Herzen bewahren würde.

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