Kapitel 38
Gebrochene Sterne
Hongjoong stand am Fenster des prächtig erleuchteten Ballsaals und starrte hinaus in die stille, klare Nacht. Der Himmel war übersät mit Sternen, die wie kleine Diamanten auf schwarzem Samt funkelten. Es war ein Anblick, der normalerweise Frieden in sein Herz brachte, doch heute Abend konnte er diesen Frieden nicht finden. Sein Herz war schwer, und seine Gedanken wanderten zu den schmerzhaften Erinnerungen, die er zu verdrängen versuchte. Die Festlichkeiten um ihn herum, das Lachen, die Musik – all das fühlte sich wie ein ferner Traum an, etwas, das zu einem anderen Leben gehörte. Ein Leben, in dem seine Mutter noch bei ihm war, in dem seine Familie ganz war. Jetzt jedoch fühlte sich alles zerrissen an, als wären die Sterne am Himmel nur eine Erinnerung an das, was verloren gegangen war. Plötzlich hörte er hinter sich das vertraute Klacken von Absätzen auf dem Marmor. Die Schritte klangen entschlossen und schnell, und bevor er sich umdrehen konnte, traf ihn eine heftige Ohrfeige, die seine Wange brennen ließ. Der Schock durchfuhr ihn wie ein Blitz, und er stolperte zurück, seine Augen weiteten sich vor Schmerz und Überraschung. „Solar..." Hongjoong murmelte den Namen seiner Schwester, doch bevor er weitersprechen konnte, wurde er erneut von ihren Worten getroffen – schärfer als jede Ohrfeige „Wie kannst du es wagen, hier zu stehen, als wäre nichts geschehen!" fauchte Solar, ihre Augen funkelten vor Zorn und Schmerz. „Du bist schuld am Tod unserer Mutter! Hättest du einfach deinen Mund gehalten, wäre sie noch am Leben!" Hongjoong fühlte, wie sein Herz sich zusammenzog, als die Worte seiner Schwester ihn wie Dolche trafen. Er wollte etwas sagen, wollte ihr erklären, dass er es nicht gewollt hatte, dass er alles getan hatte, um sie zu schützen, doch die Worte blieben ihm im Hals stecken. In diesem Moment flog plötzlich ein Glas durch die Luft und zerschellte an seiner Schulter. Die Scherben schnitten scharf in seine Haut, und er konnte den Schmerz spüren, der sich durch seinen Körper zog. Reflexartig schloss er die Augen, um sich vor den Glassplittern zu schützen. Der Schmerz war überwältigend, doch der Schmerz in seinem Herzen war noch größer. „Doyoung..." flüsterte Hongjoong kaum hörbar, als er die Stimme seines älteren Bruders erkannte. Doch Doyoung's Gesicht war kalt und hart, erfüllt von demselben Schmerz und Zorn, der auch Solar erfüllte. „Du bist eine Schande für unsere Familie," spie Doyoung aus, als er auf Hongjoong zuschritt, die Wut in seinen Augen brennend. „Du verdienst es nicht, unseren Namen zu tragen." Hongjoong fühlte, wie die Welt um ihn herum schwankte. Die Worte seiner Geschwister zogen ihm den Boden unter den Füßen weg, und die Tränen, die er so verzweifelt zurückgehalten hatte, drängten sich nun in seine Augen. Der Schmerz in seiner Brust wurde unerträglich, und er spürte, wie seine Kräfte ihn verließen. Die Wunde an seiner Schulter brannte, und das Blut sickerte langsam durch den Stoff seiner Kleidung. Er fühlte, wie sein Körper nachgab, und er begann nach vorne zu kippen, doch bevor er den Boden erreichte, spürte er plötzlich starke Arme, die ihn auffingen. Seonghwa. Hongjoong öffnete schwach die Augen und blickte in Seonghwa's Gesicht, das vor Besorgnis und Entschlossenheit strahlte. Der Prinz hielt ihn fest in seinen Armen, als wäre er das kostbarste Gut der Welt, das es zu schützen galt. „Alles wird gut, Hongjoong," flüsterte Seonghwa, seine Stimme war sanft und beruhigend. „Ich bin hier. Du bist nicht allein." Hongjoong konnte nicht sprechen, aber er ließ sich in Seonghwa's Arme fallen, die ihn sicher und fest umschlossen. Der Schmerz in seiner Schulter war jetzt nur noch ein fernes Pochen, übertönt von der überwältigenden Erschöpfung, die ihn überkam. Seonghwa drehte sich um und richtete seinen harten Blick auf Solar und Doyoung, die nun von ihrer eigenen Wut überwältigt dastanden. Ohne ein Wort zu sagen, brachte er Hongjoong aus dem Ballsaal, hinaus aus der Schusslinie ihrer Anschuldigungen und ihres Zorns. Hongjoong fühlte sich, als würde er schweben, sicher und geborgen in Seonghwa's Armen, während die Welt um ihn herum verblasste. Die Sterne am Himmel waren nun nicht mehr ferne Erinnerungen, sondern Begleiter in der Dunkelheit, die ihm den Weg nach Hause zeigten – ein Zuhause, das er in Seonghwa's Armen fand.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top