Kapitel 37

Vorbereitung auf den Sommerball 

Baekhyun saß regungslos auf dem samtenen Hocker in seinen luxuriösen Gemächern, während die geschickten Hände der Diener ihn für den bevorstehenden Sommerball herrichteten. Es war ein Ritual, das ihm vertraut war, und doch fühlte es sich jedes Mal aufs Neue besonders an. Der Sommerball war ein Highlight der gesellschaftlichen Saison, und Baekhyun wusste, dass seine Anwesenheit, wie immer, mit großer Aufmerksamkeit bedacht werden würde. Sein langes, seidiges Haar wurde sorgfältig gewaschen und dann zu einer kunstvollen Hochsteckfrisur geflochten, verziert mit zarten Blumen, die die Wärme und Farbenpracht des Sommers widerspiegelten. Die Diener arbeiteten schweigend, jeder von ihnen kannte Baekhyun's Vorlieben und Abneigungen in- und auswendig. Nach der Haarpflege wurde ihm ein leichtes, elegantes Gewand angelegt, das perfekt zum Anlass passte –in einem sanften Cremeweiß, dass seine Anmut und königliche Präsenz unterstrich. Die goldenen Stickereien und die sanft schimmernden Perlen auf dem Stoff fingen das Licht ein und ließen ihn erstrahlen wie ein Stern. Als die letzten Handgriffe erledigt waren, sah Baekhyun sich im Spiegel an und nickte zufrieden. Doch bevor er den Speisesaal aufsuchen würde, wo das Abendessen vor dem Ball stattfand, gab es noch etwas, das ihm am Herzen lag. Er erinnerte sich daran, wie er kürzlich von einem der Diener erfahren hatte, dass Hongjoong, der junge Adelige, der nun Teil ihrer Familie war, vor solchen großen Anlässen stets von seiner Mutter Kyungsoo die Haare gemacht bekommen hatte. Dieses Ritual, diese liebevolle Geste, war nun etwas, das nie wieder geschehen würde. Baekhyun spürte, wie sein Herz sich bei dem Gedanken zusammenzog. Der Verlust, den Hongjoong erlitten hatte, war etwas, das Baekhyun nur allzu gut nachempfinden konnte. Er beschloss, heute etwas für Hongjoong zu tun, dass ihm vielleicht ein kleines Stückchen dieses Trostes zurückgeben konnte. Baekhyun erhob sich, seine Bewegungen fließend und ruhig, und machte sich auf den Weg zu Hongjoong's Gemächern. Er fand den jungen Mann, der schon in seine feine Kleidung gekleidet war, aber noch mit seinen Haaren beschäftigt war. Hongjoong stand vor dem Spiegel und kämpfte damit, die widerspenstigen Strähnen zu bändigen. Es war offensichtlich, dass seine Gedanken nicht ganz bei der Sache waren. „Hongjoong," rief Baekhyun sanft, als er eintrat. Der Junge wandte sich zu ihm um, überrascht, aber seine Augen leuchteten auf, als er die Königin erblickte. „Majestät," sagte Hongjoong und verbeugte sich leicht, doch Baekhyun winkte ab. „Nenn mich Baekhyun, mein Lieber. Ich habe heute ein wenig Zeit und dachte, vielleicht könnte ich dir bei deinen Haaren helfen. Deine Mutter hat das früher immer für dich getan, nicht wahr?" Baekhyun sprach mit sanfter Stimme, in der eine Mischung aus Verständnis und Mitgefühl mitschwang. Hongjoong schluckte, seine Augen wurden leicht feucht bei der Erwähnung seiner Mutter, aber er nickte. „Ja, das hat sie..." antwortete er leise, ein bittersüßes Lächeln auf den Lippen. „Dann lass mich heute in ihre Fußstapfen treten," sagte Baekhyun und trat näher. „Es wäre mir eine Ehre." Hongjoong nickte, zu bewegt, um mehr zu sagen, und ließ sich auf den Stuhl vor dem Spiegel nieder. Baekhyun nahm den Kamm in die Hand und begann, Hongjoong's Haare sanft zu kämmen. Er arbeitete geduldig, formte die weichen Strähnen zu einer eleganten Frisur, die perfekt zu Hongjoong's Gesicht passte und seine jugendliche Anmut betonte. Dabei sprach Baekhyun leise und beruhigend, erzählte kleine Geschichten und Erinnerungen, um Hongjoong zu trösten und abzulenken. Als die Frisur fertig war, trat Baekhyun einen Schritt zurück und betrachtete sein Werk. Doch es fehlte noch etwas. Mit einem sanften Lächeln griff er nach einer kleinen Krone, die auf dem Tisch bereitlag – ein filigraner Kranz aus Gold, verziert mit zarten, grünen Blättern, die den Glanz und die Frische des Sommers symbolisierten. „Du siehst wundervoll aus, Hongjoong," sagte Baekhyun, während er die Krone vorsichtig auf das Haar des jungen Mannes setzte. „Wie ein wahrer Prinz des Sommers." Hongjoong sah sein Spiegelbild an, und ein sanftes Lächeln erhellte sein Gesicht. „Danke, Baekhyun... es bedeutet mir sehr viel." Baekhyun legte ihm die Hand auf die Schulter. „Du bist Teil dieser Familie, Hongjoong. Wir werden immer füreinander da sein." Gemeinsam verließen sie dann die Gemächer und machten sich auf den Weg in den Speisesaal, wo bereits alle versammelt waren. Es war eine Atmosphäre von Vorfreude und festlicher Stimmung, und als Baekhyun mit Hongjoong an seiner Seite den Saal betrat, wurden sie herzlich begrüßt. Das Abendessen war reichlich und köstlich, doch in Baekhyun's Gedanken war immer wieder das Bild von Hongjoong's Gesicht, als er ihm die Krone aufgesetzt hatte. Es erfüllte ihn mit einer tiefen Zufriedenheit, dass er dem Jungen, der so viel verloren hatte, ein kleines Stückchen Trost geben konnte. Nachdem das Essen beendet war, begaben sich alle in den prächtigen Ballsaal, der in warmem Kerzenlicht erstrahlte. Die Musik setzte ein, und der Sommerball begann, doch in Baekhyun's Herz herrschte vor allem Dankbarkeit und das stille Versprechen, weiterhin über seine Familie zu wachen – eine Familie, die nun auch Hongjoong fest umfasste.

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