Kapitel 33
Die Pflichten einer Königin
Die Sonne stand bereits tief am Himmel, als Baekhyun sich von seinen Beratern verabschiedete und durch die breiten Flure des Schlosses schritt. Der Tag war lang gewesen, gefüllt mit Besprechungen, Entscheidungen und den vielen kleinen Aufgaben, die eine Königin des Reiches zu erfüllen hatte. Baekhyun seufzte leise, während er in sein privates Gemach ging, um sich auf das bevorstehende Abendessen vorzubereiten. Obwohl die Verantwortung auf seinen Schultern oft erdrückend sein konnte, fühlte er sich auch erfüllt. Es war nicht nur die Macht, die er innehatte, sondern das Vertrauen, das ihm vom Volk und seiner Familie entgegengebracht wurde. Heute hatte er lange Gespräche mit den Verwaltern der verschiedenen Provinzen geführt, um sicherzustellen, dass die Ernte rechtzeitig eingebracht würde und die Wintervorräte gesichert waren. Sein diplomatisches Geschick und seine Fähigkeit, Menschen zu verstehen und zu führen, hatten ihm viel Respekt eingebracht, und das wusste er zu schätzen. Als er seine Gemächer betrat, warteten bereits zwei Diener auf ihn, um ihn für das Abendessen umzukleiden. In ruhiger Effizienz lösten sie die Schnüre seines Tagesgewandes und halfen ihm, das schwere Brokat gegen ein elegantes Abendgewand aus Seide zu tauschen, das in dunklen Blau- und Goldtönen gehalten war. Der Stoff schmiegte sich angenehm an seine Haut, und Baekhyun genoss den Moment der Ruhe, während sie ihm beim Anlegen der Schmuckstücke halfen, die zu seiner Position als Königin gehörten. Nachdem die Diener sich zurückgezogen hatten, warf Baekhyun einen letzten Blick in den Spiegel. Das Spiegelbild zeigte einen Mann von ruhiger Würde und Entschlossenheit, doch auch die Spuren der Erschöpfung waren nicht zu übersehen. Er strich eine lose Haarsträhne zurück und schenkte sich ein kurzes, aber ermutigendes Lächeln. Dann machte er sich auf den Weg zum Speisesaal. Als er den großen Saal betrat, saßen Chanyeol, Seonghwa und Hongjoong bereits am Tisch. Die Atmosphäre war entspannt, die Gespräche leise, doch die Anwesenheit seiner Familie erfüllte den Raum mit einer wohltuenden Wärme. Baekhyun setzte sich neben Chanyeol, der ihm ein sanftes Lächeln zuwarf, das Baekhyun erwiderte. „Der Tag war lang, aber produktiv," sagte Baekhyun, als er sich bequem in seinem Stuhl niederließ. „Wie ist es euch ergangen?" „Wir hatten heute ein gutes Training," antwortete Seonghwa und warf einen anerkennenden Blick in Hongjoong's Richtung. „Hongjoong hat uns alle überrascht." Hongjoong, der bescheiden seinen Blick gesenkt hielt, errötete leicht und wagte es kaum, Baekhyun in die Augen zu sehen. „Ich habe nur mein Bestes gegeben," murmelte er. Baekhyun nickte anerkennend. „Das ist alles, was wir von dir erwarten können. Und es scheint, als wäre dein Bestes beeindruckend genug." Sein Ton war sanft, voller Zuneigung und Aufmunterung. Es war offensichtlich, dass er sich über Hongjoong's Fortschritte freute. Das Abendessen verlief angenehm, und die Gespräche drehten sich um die Ereignisse des Tages, als Hongjoong plötzlich das Wort ergriff. „Majestät, ich wollte fragen... ob ich vielleicht in die Stadt gehen dürfte? Es ist schon eine Weile her, seitdem ich das letzte Mal draußen war, und ich... ich würde gerne etwas frische Luft schnappen." Baekhyun legte sein Besteck zur Seite und sah Hongjoong aufmerksam an. Er bemerkte das leichte Zögern in seiner Stimme, die Unsicherheit, die aus den Augen des Jüngeren sprach. Ein kurzer Blick zu Seonghwa verriet Baekhyun, dass auch dieser die Frage seines Freundes unterstützte. Es war ein kleiner Wunsch, aber einer, der viel bedeutete, besonders nach allem, was Hongjoong in den letzten Wochen durchgemacht hatte. „Natürlich darfst du," sagte Baekhyun schließlich, seine Stimme warm und einladend. „Frische Luft und ein wenig Abwechslung werden dir guttun. Wenn du möchtest, könnte ich dich begleiten. Ein Spaziergang durch die Stadt könnte auch mir nicht schaden." Hongjoong's Augen weiteten sich überrascht, und dann schlich sich ein vorsichtiges Lächeln auf seine Lippen. „Das... das wäre schön. Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr mich begleitet." Baekhyun nickte zufrieden. „Dann ist es beschlossen. Wir werden nach dem Abendessen in die Stadt gehen. Es wird uns beiden guttun, die frische Luft zu genießen und das Treiben auf den Straßen zu beobachten." Der Rest des Abendessens verging in angenehmer Vorfreude. Baekhyun war froh, diese Gelegenheit nutzen zu können, um Hongjoong näher kennenzulernen und ihm zu zeigen, dass er in dieser Familie wirklich willkommen war. Nachdem das Essen beendet war und die Teller abgeräumt wurden, erhoben sich Baekhyun und Hongjoong, um sich auf den Weg in die Stadt zu machen. Die kühle Abendluft empfing sie, als sie die Tore des Schlosses hinter sich ließen. Die Stadt war in warmes, goldenes Licht getaucht, und die Geräusche des Nachtmarktes erfüllten die Straßen. Baekhyun führte Hongjoong durch die belebten Gassen, vorbei an Marktständen und kleinen Läden, die ihre Waren anboten. Es war eine Welt voller Farben und Düfte, die Hongjoong's Augen zum Leuchten brachten. Baekhyun beobachtete ihn aus dem Augenwinkel und konnte nicht anders, als zu lächeln. Hongjoong wirkte entspannter, fast glücklich, als er die Stadt entdeckte, die ihm nun vielleicht ein wenig mehr wie ein Zuhause vorkam. Die Last der vergangenen Tage schien für einen Moment von seinen Schultern genommen zu sein, und Baekhyun war froh, dass er dazu beitragen konnte. „Es ist wunderschön hier," sagte Hongjoong leise, als sie an einem kleinen Brunnen anhielten, um das Treiben auf dem Marktplatz zu beobachten. „Ich habe die Stadt so lebendig noch nie erlebt." Baekhyun nickte und legte eine Hand auf Hongjoong's Schulter. „Es ist ein Teil deines neuen Zuhauses, Hongjoong. Diese Menschen hier sind dein Volk, und sie werden dich genauso in ihr Herz schließen, wie sie es mit mir und Seonghwa getan haben." Hongjoong sah Baekhyun an, seine Augen waren voller Dankbarkeit. „Danke, Majestät," flüsterte er, seine Stimme kaum mehr als ein Hauch. „Ich werde mein Bestes tun, um diese Familie nicht zu enttäuschen." Baekhyun zog ihn in eine kurze, aber herzliche Umarmung. „Du enttäuschst uns nie, Hongjoong. Du bist ein Teil von uns, und das wird sich nicht ändern." Er ließ ihn los und führte ihn weiter durch die Gassen, während die Nacht um sie herum langsam dunkler wurde. Als sie schließlich zum Schloss zurückkehrten, war Baekhyun erleichtert zu sehen, wie sich Hongjoong's Gesichtszüge entspannten und eine Ruhe ausstrahlten, die zuvor gefehlt hatte. Es war ein kleiner, aber wichtiger Schritt, und Baekhyun war entschlossen, Hongjoong weiterhin auf diesem Weg zu unterstützen. Zurück im Schloss trennten sich ihre Wege, und Baekhyun begab sich zu seinem Gemach, wo Chanyeol bereits auf ihn wartete. Er schlüpfte in seine Nachtgewänder und legte sich an die Seite seines Mannes, der ihn sanft in die Arme nahm. Während er langsam in den Schlaf glitt, dachte Baekhyun an den Tag und war zufrieden. Zufrieden mit den kleinen Schritten, die sie alle zusammen gemacht hatten, und zuversichtlich, dass die Zukunft für Hongjoong und ihre Familie weiterhin hell sein würde.
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